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Einladungswettbewerb | 08/2016

Paul-Gerhardt-Allee WA 3

Quartiersplatz

Quartiersplatz

4. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

w|g|p Oliver Glück Architektur und Stadtplanung GmbH

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das im B-Plan für das Baugebiet vorgegebene städtebauliche Konzept mit Höhenstaffelung als quartierprägendes Gestaltungsmerkmal wird aufgegriffen und in der horizontalen dreidimensionalen Gliederung fortgeschrieben. Durch maßvolle Verschiebung der Grundrisse und Vor- und Rückspringe von Gebäudeteilen werden ineinander verschachtelte Häuser herausgearbeitet, die als einzelne Einheit und auch als Teil eines Ganzen gesehen werden können. Die in der Architektursprache durch Materialität und Fassadengliederung verwandten „Bausteine“ sollen als lebendiges Ensemble die Identifikation der Bürger mit ihrem Wohnort unterstützen.

Reflexion Außenlärm
Das besondere Augenmerk gilt dabei dem Bezug zum baulichen Gegenüber bzw. zum öffentlichen Raum:
- die Berduxstraße im Abschnitt WA6 und WA3 wird durch die gestaffelten Gebäudevolumina rhythmisiert. Innerhalb des Straßenraums bilden sich mit dem vis-à-vis kleinmaßstäbliche Bezugsräume
- der 7-geschossige Hochpunkt im Südwesten der Hofbebauung gibt dem öffentlichen Quartiersplatz halt
- das Entree zum Baugebiet vom öffentlichen Grünzug im Norden und von der zur Peter- Anders-Straße wird mit dem im Nordosten sechsgeschossig vorspringenden Gebäudekopf als Blickfang betont und markiert gleichzeitig das Quartiersende.

Erschließung
Hauseingänge befinden sich an den Vor- und Rückspringen der Gebäude bzw. sind übersichtlich nach den Durchgängen im Hof gut auffindbar angeordnet. Zusätzlich schaffen durchgesteckte Treppenhäuser mit Lift die Voraussetzung für die barrierefreie Teilhabe aller Bewohner (Inklusion) an der inneren und äußeren Erschließung der Neubauanlage. Die beiden Tiefgaragen sind unabhängig voneinander im Sinne der Gebäudeteilung konzipiert und mit eigenen Zufahrtsrampen von der Berduxstraße her erschlossen.

Nutzungen
1. Freifinanzierter Wohnungsbau (Teilfläche BLS)
Im freifinanzierten Gebäudeteil sind im EG, 1. OG und 2. OG gestapelte zum Hofraum und nach Außen orientierte bzw. durchgesteckte , kleine Wohnungen untergebracht. Ab dem 3. OG wird jeweils eine nach innen orientierte 2-Zimmer-Wohnung „aufgelöst“, so dass sich aus dem bisherigen 4 - Spänner ein 3
-Spännertyp mit in der Mehrzahl 2 - bis 4 -Zi.-Wohnungen ergibt, welche alle von außen im Osten und Süden feuerwehrtechnisch erreicht werden können.
Dadurch kann die Hofversiegelung stark reduziert werden. Durch die Höhenversprünge ergeben sich für die angrenzenden Wohnungen großzügige Dachterrassen. Die obersten Wohnungen erhalten teilweise über interne Treppen erreichbare Dachgärten. Fahrräder und Müll sind im UG untergebracht.

Module und deren Anordnungen
2. Geförderter Wohnungsbau (Teilfläche Berdux)
Im Südwesten des WA3 werden nach vorgegebenem Schlüssel EOF-Wohnungen im Wohnungsmix gestapelt. Sonderwohnungen (z.B. 5-Zi.-Whg.) befinden sich in den Obergeschossen. Im Erdgeschoss wird zum internen Platz (K-122) hin, ebenerdig erreichbar, ein kleines Café und zum Hof hin ein Gemeinschaftsraum als Bewohnertreff für das Quartier vorgeschlagen. Im zurückliegenden Teil befindet sich ein Fahrradraum und ein Müllraum. Im Anschluss an den Kopfbau nach Osten hin springt die Wohnnutzung an der Südfassade gegenüber den gemeinschaftlich bzw. öffentlich genutzten Bereichen zurück.
allgemein:
Ein aufgeschlossenes, großzügiges Entree soll den „ersten Eindruck“ der Häuser prägen. Alle erdgeschossigen Wohnungen liegen zur Gewährleistung der Privatheit im Hochparterre ca. 80 cm über dem Außenraum. Die privaten Freiflächen der Wohnungen, Balkone und Terrassen öffnen sich zum halboffenen Gartenhof. Andere WE-Freiräume sind über Loggien leicht separiert (Blickschutz), bilden eine Grenze zwischen öffentlichen und privaten Bereichen und lassen im Sinne des „Gender Mainstreaming“ eine diskrete und geschützte Wohnsituation für Jung und Alt der verschiedensten Nutzergruppen zu.

Fassade
Gestaltung:
In der Außenwahrnehmung des Gebäudeblocks des WA3 am Rande des Baugebietes zur Bahn hin und als Zielpunkt diverser Blickachsen aus dem neuen Stadtquartier und dem angrenzenden Grünraum wird an den Außenfassaden ein „kräftiges“ Fassadenmaterial mit Wiedererkennungswert vorgeschlagen. Dabei wird die Charakteristik der durch leichte Vor- und Rücksprünge gegliederten Außenfassade durch die Verwendung eines einheitlichen Materials wieder körperhaft zusammengebunden. Dabei machen subtile Wechsel im Fassadenraster bzw. in der Befensterung, wie zum Beispiel am Quartiersplatz
gelegenen Kopfbau, die besondere städtebauliche Situation aufmerksam. Die aus den kubischen Baukörpern „ausgestanzten“ Öffnungen für Durchgänge, Loggien und Fenster, hell und knapp gerahmt und in die zurücksitzenden Leibungsflächen geführt, geben im Zusammenspiel mit der Klinker-Vorsatzschale der geschlossenen Flächen dem Gebäude das charakteristische, unverwechselbare Aussehen. Zusätzlich dienen die hellen Leibungsflächen der Lichtreflektion in die Öffnungstiefen an Loggien und Durchgängen. Hauseingänge werden durch metallische Einfassungen aufgewertet. Die hell verputzten Hoffassaden geben im Wechselspiel mit der intensiven Hofbegrünung ein angenehmes
Wohnambiente.
Materialität:
Außenfassaden: gemauerte Vorsatzschale aus Klinkerhalbziegeln (hell-tonig), Mineralwolle-Zwischenlage, Dämmung aus Kalziumsilikat, massive Tragwand bzw. Tragstruktur.
Hoffassaden: Kratzputz mit horizontaler Putzstruktur im warmen Grauton, einfache Armierung, Kalziumsilikat-Dämmung. Knappe, hell abgesetzte Putzfaschen an Fassadenöffnungen mit 2-3 cm Ansichtsbreite, in die Leibung hineingehend.

Wirtschaftlichkeit
Das vorgeschlagene Bebauungskonzept hat als Charakteristikum die Wiederholung von baulichen
Elementen bei einer klaren, kubischen Baukörperstruktur. Die Wohngebäude werden als Massivbau
in einer wirtschaftlichen Grundstruktur in Schottenbauweise ausgeführt. Die Grundrisse nahezu
gleicher Wohnungstypen werden gestapelt und die Nasszellen für back-to-back-Installation angeordnet.
Dadurch können die Installationsstränge reduziert bzw. gebündelt ausgeführt werden. Die kompakte
Baukörperausbildung zusammen mit einem energieeffizienten Wärmedämmverbundsystem, im
Verein mit der kontrollierten Wohnraumlüftung, bildet eine wichtige Voraussetzung zur Erreichung des geforderten Energiestandards.

Energie und Nachhaltigkeit
Einsparung von Energie ist Hauptbestandteil des Energiekonzeptes. Low-impact- design-Philosophie
für das Energiekonzept und die Ausführung der technischen Ausrüstung, sowie passive Maßnahmen
unterstützen die Strategien für Lüftung und Heizung wie z.B.: kontrollierte Wohnraumlüftung
mit Wärmerückgewinnung. Günstiger Heizenergiebedarf (Fernheizung) durch ausgezeichnete
Dämmung (WDVS) und 3-fach -Verglasung , außenliegende Verschattungselemente zur Minimierung
des Wärmeeintrags im Sommer und Steuerung der solaren Energieeinträge im Winter, hohe
Gebäudedichtheit kombiniert mit hocheffizienten Lüftungsanlagen. Wärmerückgewinnung durch
Reduzierung des Lüftungswärmeverlustes. Freie Raumkonditionierung durch Querlüftung in den
Übergangszeiten, Photovoltaikelemente auf den Dächern (u.a. für die Speisung im Car-Sharing
genutzter Elekromobile), hoher Tageslichtanteil zur Reduzierung von künstlicher Beleuchtung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Konzeption greift die städtebaulichen Vorgaben auf und entwickelt mit schlüssig gesetzten Vor- und
Rücksprüngen einzelne Häuser, die sich über die Hochpunkte miteinander verzahnen. Die Gliederung der
Fassade entlang der Berduxstraße korrespondiert gekonnt mit der benachbarten Bebauung und lässt
Aufenthaltsqualität entstehen.
Die Idee einer Parzellierung bleibt erkennbar, zeigt allerdings in manchen Fassadendetails gewisse Brüche.
Die Erschließung im Westen erfolgt konsequent vom Straßenraum aus, der östliche Blockrand wird vom
Hof aus erreicht, der über drei gut situierte öffentliche Zugänge mit dem angrenzenden Fußwegenetz
schlüssig verbunden ist.
Der Innenhof bietet ein differenziertes Angebot an Spiel- und Aufenthaltsflächen sowie eine klare Zonierung
zwischen angemessen dimensionierten privaten Freiflächen und den gemeinschaftlichen Grünflächen.
Der zentrale Bereich ist trotz der notwendigen Feuerwehrumfahrt gut nutzbar und wirkt zusammen
mit der Freifläche vor dem Gemeinschaftsraum einladend.
Die Erdgeschosszone zum öffentlichen Raum hin wird in der Fassade im Bereich der gastronomischen
Nutzung akzentuiert. Die direkt benachbarten privaten Freiflächen der Wohnungen könnten allerdings
Nutzungskonflikte hervorrufen.
Die Erdgeschosswohnungen sind überwiegend als Hochparterre ausgebildet, bei ebenerdiger Situierung
wird eine angemessene Privatsphäre vermisst.
Die Wohnungen verfügen über eine brauchbare Wohnqualität. Sehr viele Wohnungen sind einseitig orientiert.
Die Wohnungen sind klar zoniert, Küchen liegen neben Bädern.
In den Eckbereichen besteht jedoch hinsichtlich Raumproportion und Nutzbarkeit Optimierungsbedarf.
Die Wohnungsgrößen der förderfähigen Wohnungen sind zumeist eingehalten, nur bei 3-Zimmer-
Wohnungen überschritten. Die Barrierefreiheit ist weitgehend eingehalten.
Die 7-spännigen Treppenhäuser sind wirtschaftlich, die innenliegenden Treppenhäuser sollten etwas
Oberlicht erhalten.
Die Westfassade weist eine geringe Gliederung auf, somit kommt es zu verstärkten Reflektionen zum
gegenüberliegenden Wohngebiet. Die Treppenhäuser befinden sich teils im Kern, teils an lärmorientierten
Außenfassaden. Ein Teil der Wohnungen kann nicht über den Hof belüftet werden. Diese können über
sogenannte „Schallschutzloggien“ belüftet werden.
Die Fassaden weisen mit einer Kombination aus gut proportionierten Loggien und Fensterflächen eine
ruhige Anmutung auf.
Die Materialität aus gespaltenem Klinker verleiht eine gewisse Wertigkeit. Allerdings wird die konsequente
Haltung nicht an allen Übergängen durchgehalten.
Die wirtschaftlichen Kriterien, insbesondere Anzahl der Wohnungen, sind optimal erfüllt. Die unterschiedlichen
Wohnungsarten (geförderter Wohnungsbau mit freifinanziertem Wohnungsbau) können allerdings in
der vorgeschlagenen Mischung nicht umgesetzt werden.
Insgesamt stellt die Konzeption eine schlüssige, städtebauliche und freiraumplanerische Lösung für diesen
Ort dar, die allerdings in manchen Bereichen Prägnanz und Konsequenz vermissen lässt.
Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Innenhof

Innenhof

Perspektive Quartier

Perspektive Quartier

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschossplan

Erdgeschossplan

Lageplan

Lageplan

Schnittansicht

Schnittansicht

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Schnittansicht West

Schnittansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnittansicht Ost

Schnittansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Spielflächenverteilung

Spielflächenverteilung

Ansicht West

Ansicht West

Schnittansicht Innenhof

Schnittansicht Innenhof