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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Schlossplatz mit Säulesmarkt

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

JOMA Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Schloßplatz
Der zentral gelegene Schloßplatz in Wiesentheid ist von hoher kulturhistorischer und städtebaulicher Bedeutung. Gelegen zwischen Rathaus, Kirche und Schloss war er in früherer Zeit der Marktplatz und das Zentrum Wiesentheids. Die Eingriffe in die Platzfläche sind seither vergleichsweise gering. In den 60er-Jahren wurde der Schloßplatz an die damaligen Bedürfnisse des Straßenverkehrs angepasst. Aufgrund der noch immer durch den Straßenverkehr bestimmten Gestaltung ist der Schloßplatz nicht als zusammenhängende Platzfläche erlebbar und wird seiner Funktion als wichtigster Platz im Ort nicht gerecht.

In Anlehnung an die historische Gestaltung beabsichtigt unser Entwurf den Schloßplatz als zentralen Platz und zukünftiges touristisches Zentrum behutsam neu zu gestalten. Der einstmals durchgängige Pflasterbelag wird wieder hergestellt und bezieht das historische Rathaus mit ein. Die Verkehrsfläche wird auf ein Minimum reduziert. Die Fahrbahnbreite verringert sich und der Verkehr wird höhengleich über den durchgehenden Pflasterbelag geführt.

Ein markanter Großbaum akzentuiert die Platzfläche an der Balthasar-Neumann-Straße. Bezugnehmend auf historisches Bildmaterial wird der Pflasterbelag vor der St. Mauritius-Kirche bis zur Treppenanlage leicht variiert in Reihen verlegt und so in der Platzfläche betont. Das Eingangspodest wird vergrößert. Die Kreuzigungsgruppe südlich der Kirche wird durch einen farblich abgestimmten wassergebundenen Belag hervorgehoben.

Zugunsten einer großzügigen, ungestörten Fläche vor dem früheren Pfarrhaus wird die auf das Rathaus führende Kanzleistraße auf dem Platz parallel zum Schloss geführt.
Zukünftig werden auf dem Schloßplatz keine Parkplätze angeboten. Für Touristenbusse, die üblicherweise über die Kanzleistraße anfahren, entsteht eine Haltestelle gegenüber der St. Mauritius-Kirche. Informationstafeln und Sitzmöglichkeiten bieten Nutzungs- und Aufenthaltsqualität. Die vorhandene Baumreihe wird auf der Platzfläche fortgeführt.

Vier moderne Lichtstelen vor dem Schloss Wiesentheid beleuchten das Zentrum der Platzfläche. Weitere historisch anmutende Leuchten an oder vor Gebäuden erhellen die Peripherie des Schloßplatzes.

Säulesmarkt
Der Säulesmarkt tritt in seiner Wichtigkeit hinter den Schloßplatz zurück. Im Raumgefüge der Stadt ist er mit dem Neßtfellplatz vergleichbar. Das hohe Potenzial durch Sambach, Schloss und Schlosspark ist mit den Notwendigkeiten wie der Bushaltestelle und dem Bedarf nach Parkplätzen gewinnbringend zu kombinieren.

Der erlebbare Bachlauf der Sambach und die Uferwiese sind die Gestaltungsschwerpunkte für den zukünftigen Säulesmarkt. Ufer und Grünfläche bieten ein Gegengewicht zum überwiegend steinernen Schloßplatz.
Der Sambach wird angestaut, verbreitert und naturnah als Erlebnis- und Spielbereich umgestaltet. Sitzstufen führen in die Wasserfläche und können zum Kneippen genutzt werden. Der tieferliegende, umgestaltete Uferbereich geht in die Uferwiese über. Eine Hecke grenzt den neuen Freiraum zur Balthasar-Neumann-Straße hin ab.

Die Fußwegeverbindung vom Mühlenweg her kommend entlang der Schlossparkmauer zum Schloss bleibt erhalten. Ein zweiter Fußweg führt am Ufer entlang zur Balthasar-Neumann-Straße und weiter zum Marienplatz.

Leicht zurückgesetzt von der Durchfahrtsstraße entsteht eine neue Bushaltestelle für den ÖPNV. Westlich der Uferweise werden 11 KFZ-Stellplätze angeboten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des Entwurfs, einen „steinernen Schlossplatz“ und im Gegensatz dazu einen „grünen Säulesmarkt“ zu gestalten, wird begrüßt. Der Schlossplatz wird wieder erkennbar als zentraler Platzraum erlebbar gemacht, wobei sich die Gestaltung an dem historischen Vorbild orientiert. Hierzu wird die Kanzleistraße Richtung Schloss verschoben, wodurch vor dem historischen Pfarrhaus eine großzügige Fläche mit gesteigerter Aufenthaltsqualität bzw. für Veranstaltungen geschaffen wird. Der hierbei vorgesehene Erhalt bzw. die Ergänzung des vorhandenen Muschelkalkpflasters wird positiv gesehen. Die Barrierefreiheit der Gehflächen wird über neu eingefügtes, gesägtes Muschelkalkpflaster erreicht, wobei die Wegebeziehungen noch deutlicher herauszuarbeiten wären. Die Ergänzung der Baumallee Richtung Schloss entlang der Kanzleistraße wird begrüßt. Der Vorschlag der Pflanzung einer Esche an der Einmündung Balthasar-Neumann-Straße, wird kritisch diskutiert.

Das Beparken der Platzfläche bei besonderen Anlässen, wie z.B. bei Gottesdiensten wäre auch ohne weitere Kennzeichnung der Flächen möglich. Allerdings bestünde ohne weitere Überwachung dort auch die Gefahr des Dauerparkens.

Die Umgestaltung des Säulesmarktes zum „grünen Platz“ gelingt mit relativ einfachen Mitteln. Die Erlebbarkeit des Sambachs zum naturnahen Erlebnis- und Spielbereich mit Sitzstufen an der Uferwiese und Kneippmöglichkeiten lässt eine hohe Steigerung der Aufenthaltsqualität erwarten. Mit dem Abschluss des Grünbereichs mit einer Hecke gelingt ein gewisser Schutz dieses Bereichs, lässt aber auch den gewünschten Einblick von der Balthasar-Neumann-Straße aus noch zu. Unter Berücksichtigung, dass in diesem Bereich Stellplätze dringend benötigt werden, wird die vorgeschlagene Lage der 11 Parkplätze im westlichen Bereich auch aufgrund der verkehrlichen Erschließung, als vertretbar erachtet.

Insgesamt eine Arbeit, die viele positive Impulse zur Innenentwicklung bzw. Neugestaltung des Marktes Wiesentheid anbietet.