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Einladungswettbewerb | 09/2016

Fischbeker Reethen - Gartenstadt des 21. Jahrhunderts

2. Preis

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STANDORT: Neugraben-Fischbek, Hamburg
FLÄCHE: 70,4 ha
ZEITRAUM: 05/2016–09/2016
NUTZUNG: Wohnen, Freizeit, Gewerbe
LEISTUNG: städtebaulich-landschaftsplanerischer
Realisierungswettbewerb in zwei Phasen
AUSLOBER: IBA Hamburg GmbH,
Am Zollhafen 12, 20539 Hamburg

STADT IM GARTEN
Wie ein eigenständiges Dorf liegt das neue Wohnquartier eingebettet im Landschaftsraum der Süderelbmarsch und ist doch mit seiner Umgebung maximal vernetzt: Ein zentraler Verbindungsweg zwischen Hamburg und Niedersachsen durchzieht diese in Ost-West-Richtung und weitet sich innerhalb des Siedlungskörpers zum identitätsstiftenden, gemeinsamen Garten des neuen Quartiers auf. In dieser Zone ist sinnfällig auch das neue Quartierszentrum verortet. In Nord-Süd-Richtung durchzieht die Reethenbek das Quartier.

Ein durch Gewerbenutzungen ausgebildeter Quartiersrand schafft nach Norden den notwendigen Puffer zu den Bahngleisen und wird ergänzt durch eine weitere Gewerbefläche im Osten. Beide Bereiche sind über eine vom Wohnquartier separierte Erschließung im Osten angebunden.
Der vorhandene Feldweg im Süden markiert die Grenze des Waldsaums. In diesen integriert sich eine eigenständige Wohnsiedlung als »Wohnen im Wald« aus freistehenden Einfamilienhäusern.

Das vorliegende Konzept zeichnet sich durch eine klare, identitätsstiftende und robuste Grundstruktur aus, die auf zukünftige und noch nicht absehbare Entwicklungstendenzen flexibel reagieren kann – dabei aber vielfältige Spielräume in der architektonischen Konkretisierung ermöglicht. Grundprinzip ist eine kleinteilige Mischung von Mehrfamilienhaus- und Reihenhausbebauung, welche sich um gemeinsame Wohn- und Gartenhöfe gruppiert und so überschaubare Nachbarschaften definiert.

Die Höhe der Einfamilienhäuser variiert zwischen 2 und 4 Geschossen – bei einer Regelbreite von 5 Metern, die der Mehrfamilienhäuser als 2- bis 4-Spänner zwischen 3 und 5 Geschossen. Zielsetzung ist ein urbanes Quartier im Sinne des Leitbildes »Mehr Stadt in der Stadt« zugunsten großzügiger und qualitätvoller Freiräume.
Um eine stärkere Verzahnung von Wohnen, Arbeiten und Leben zukünftig zu ermöglichen, werden im Wohn- und Mischgebiet Sockelzonen definiert, die vorzugsweise für Dienstleistungen und »Co-Working-Spaces« genutzt werden können. Für die Reihenhäuser werden Spielregeln für ein späteres Wachsen definiert. Kellerersatzräume sind im Gartenbereich integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf basiert auf einer robusten Grundidee, ausgehend von einem kompakten Wohn- und Arbeitsquartier mit zentral gelegenem Anger. Die geforderten Gewerbenutzungen werden in zwei Gebiete aufgeteilt, ein Gewerbestreifen entlang der S-Bahnlinie und ein Gewerbecluster im südöstlichen Bereich, nahe der Cuxhavener Straße. Die Jury begrüßt diesen klaren Entwurfsansatz grundsätzlich.

Die Anordnung der geforderten Nutzungen wird kontrovers diskutiert, insbesondere die Übergangsbereiche zwischen Gewerbe- und Wohnnutzungen bergen räumliches Konfliktpotential. Auch fällt im Plan und Modell die Darstellung der Gewerbeeinheiten im Südosten als große Produktionshallen auf. An einer so exponierten Gewerbelage kann nur hochwertiges Gewerbe angesiedelt werden, das eine eher städtische Gebäudekonfiguration erwarten ließe. Die Jury hätte die Lage von Schule und Kita eher im südöstlichen Gewerbegebiet erwartet. Die Wohnquartiere im Wäldchen und rund um den Anger befinden sich dahingegen an der „richtigen Stelle“ und lassen vielfältige Wohnnutzungen zu. Der Entwurf enthält eine große Vielfalt an Gebäudetypen, die, mit Ausnahme des Waldquartieres, kompakt und städtisch angeordnet sind. Über den zentralen Anger entsteht eine sehr überzeugende Einbindung in den städtebaulichen und landschaftlichen Kontext zwischen Neu Wulmstorf und Neugraben Fischbek. Der Anger schafft zudem eine sehr eigenständige Adress- und Raumbildung und sorgt für Unverwechselbarkeit im neuen Fischbeker Wohnquartier. Über den Anger und das kompakte Gesamtkonzept sind spannungsreiche Sichtbeziehungen gewährleistet.

Insbesondere die Anschlüsse an die umliegenden Quartiere in Richtung Fischbek und Neu Wulmstorf sind überzeugend gelöst. Die Anbindung in Richtung Süden wird kritisch gewertet, da die Verbindung zum neuen Einzelhandelszentrum an der Cuxhavener Straße durch das Wäldchen optisch abgeschnitten wird. Die geforderten Lärmschutzanforderungen sind erfüllt.

Die öffentlichen Grünräume sind großzügig und klar definiert in Wäldchen, Anger, Moor und Sportanlagen. Das Preisgericht bezweifelt jedoch, dass die zentrale Platzfläche ein lebendiger Quartiersmittelpunkt werden kann, da sie sich mitten im Anger losgelöst von der inneren Erschließung befindet. Damit ist die Platzfläche räumlich unzureichend gefasst und untererschlossen. Die privaten Freiräume sind analog zu den vorgeschlagenen Gebäudetypen sehr vielfältig.

Die Integration in die Landschaft ist insbesondere über den Anger sehr überzeugend gelungen. Bei den Freiraumverbindungen fehlt der direkte Anschluss zur S-Bahnhaltestelle, der beispielsweise über die Panzerrampentrasse sehr einfach herzustellen wäre. Das unaufgeregte, eindeutige Freiraumkonzept wird insgesamt positiv bewertet.

Die Erschließung der Teilbereiche ist separiert, wodurch die Wohngebiete vom Gewerbeverkehr nicht beeinträchtigt werden. Die Jury begrüßt das sehr klare und verkehrssichere Erschließungssystem bezüglich der Gewerbegebiete. Die Wohngebiete werden von einer beidseitig bebauten Ringstraße erschlossen, ein effizientes Erschließungskonzept, bei dem jedoch bedingt durch die Konzentration des MIV die Aufenthaltsqualität der Erschließungsstraße als Wohnadresse berücksichtigt werden muss. Trotz des effizienten Erschließungskonzeptes wird ein relativ hoher Erschließungsaufwand gesehen, nicht zuletzt durch die Erschließung der einzelnen Wohnstraßen und Parkplatzanlagen zwischen Anger und Ringstraße.

Die vorgeschlagene Ausformung der inneren Erschließung funktioniert und erlaubt die Einbindung des neuen Quartieres in das bestehende Wegekonzept.zwischen Wohnen und Gewerbe hinsichtlich ihrer Freiraumqualitäten gesehen, da hier sowohl Wohnnutzung und Gewerbenutzung eine Erschließung teilen. Der ruhende Verkehr wird in den Wohngebieten größtenteils an der internen Ringstraße sowohl in ebenerdigen Stellplatzanlagen als auch in gebauten Sammelgaragen angeordnet. Damit wird die Ringstraße maximal mit Stellplätzen versehen. Kritisch werden vom Preisgericht die zusätzlichen Parkplatzangebote in den Wohnstraßen und den Reihenhäusern gesehen, da die Wohnstraßen dadurch doch eine erhebliche Erschließungsfunktion erhalten. In sich entsteht ein Quartier der kurzen Wege, die fußläufige Anbindung an die S-Bahnhaltestelle Fischbek ist jedoch nicht zufriedenstellend gelöst.

Das Plangebiet wird bezüglich der Geschossflächen hinreichend ausgenutzt und die Bebauungsdichte entspricht den Erwartungen, wenngleich das markante siebengeschossige Eckgebäude am westlichen Ende des Angers als zu hoch erfahren wird. Die Realteilbarkeit der Grundstücke ist gegeben. Die vorgeschlagene Gebäudekonfiguration der Wohngebäude in Mäanderform mit Torgebäuden und Unterbrechungen erzeugt ein spannungsreiches Spiel aufeinander folgender Wohnadressen. Das mäandernde Gefüge prägt die Raumqualität des Entwurfes. Die Struktur wird aber auch als starr und zwingend erfahren; wodurch das Preisgericht die erfolgreiche Vermarktung und damit die konsequente Umsetzbarkeit dieser Struktur an diesem Ort in Hamburg in Frage stellt. Die Arbeit stellt in den Augen des Preisgerichtes insgesamt einen wertvollen und zukunftsorientierten Beitrag zum Thema Gartenstadt des 21. Jahrhunderts dar.
Modell - modellwerk weimar

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Lageplan_Konzept

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Vogelschau

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Pikto_Freiraum

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Lageplan_Vertiefung

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