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Offener Wettbewerb | 09/2016

Deutscher Bundestag – Innenhof, Schadowstraße 04

1. Preis / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 12.000 EUR

Andreas Tremp, Landschaftsarchitekt BSLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aussen und Innen
Im alltäglichen Lärm der Stadt empfängt der steinerne, leere Vorplatz mit seinen grossformatigen Granitplatten Nutzerinnen und Besucher des Bundestags und führt sie in das Gebäudeinnere. Im Innenhof empfängt sie das Rauschen der Bäume, das leise Plätschern des Brunnens, das Knirschen des Kies auf der wassergebundenen Decke und das sanfte Schimmern der bemoosten, offenen Pflastersteinfugen.

Sonne und Schatten
Die grosskronigen Bäume beschatten Teile des Hofes und lassen andernorts Sonnenlicht bis auf den Boden durch, periphere Bereiche des Hofes zeigen sich je nach Tageszeit im Schatten der Gebäude, der Bäume oder in der heissen Sonne. Auch der abgesenkte Garten zeigt sich im Wechselspiel von tageszeitlichem Sonnenstand. Das Rasenfeld lädt entsprechend zum Sonnenbad oder bietet kühle Schattenplätze an.

Wald und Garten
Waldkiefern, Stiel- und Traubeneichen zitieren fragmenthaft eine denkbare Waldgesellschaft der Berliner Region, in diesem Fall den Traubeneichen-Kiefernwald. Dicht gepflanzt, bilden sie mit ihren rötlichbraunen und dunkelgrauen Stämmen einen Säulenwald mit grünem, im Wind schwankendem Dach. Dazwischen finden PKW-Stellplätze, Bewegungsflächen für die Feuerwehr, Müllcontainer, Räume für Anlieferungen, Abluft- und Zuluftkamine, Fluchttreppen, gedeckte und ungedeckte Fahrradstellplätze, Raucherbereiche und die beschattete Aussenbestuhlung der Kantine ihren Platz.
Der quadratische Brunnen aus Naturstein begleitet mit seinem leisen Plätschern Gespräche in der Pause und beim Mittagessen und schafft in der Hitze des Sommers erfrischende Kühle.
Im Bereich der intensivsten Hofnutzung, neben der Aussenbestuhlung der Kantine und nahe beim Raucherbereich, „spiegeln“ runde Ausschnitte von Waldbodenvegetation mit Nabelmieren, Preiselbeeren, Adlerfarn, Schattenblume und Waldgräsern das Baumdach.
Die notwendigen Kanäle für Zu- und Abluft sind in je einem Kamin zusammengefasst, wobei der Kamin für die Zuluft sich nach oben schlundartig erweitert. Der Abluftkamin mit dem Raucherdach steht breit auf dem Boden, verjüngt sich fabrikschlotartig nach oben und erinnert etwas an einen märchenhaften Kohlenmeiler im Wald.
Die wassergebundene Decke entwässert sich mit 3 bis 3.5 Prozent kuppeldachartig vom Zentrum zu den Hofrändern und schafft so die notwendige Aufbauhöhe über der Energiezentrale, deren Oberkante wohl zwischen 70 und 100 cm unter dem Erdgeschoss liegen wird. Zudem fassen breite, barrierefrei geschwungene und 15 cm Höhe überwindende gepflasterte Aufbordungen die wassergebundene Decke an ihren Rändern.
Der alte Eschenahorn im versenkten Garten bleibt erhalten, während die übrigen Bäume dem Abbruch des Parkdecks wohl zum Opfer fallen werden. Zwei Tulpenmagnolien gesellen sich neu zum krummen Eschenahorn und bilden ein Ensemble im Rasenfeld. Weisse Narzissen läuten hier den Frühling ein. Gartenhortensien begleiten die Gebäudefassaden, gekieste Wege führen zu den Eingängen. Die Absenkung des Hofniveaus ermöglicht eine barrierefreie Verbindung in der Südwestecke, eine Rampe führt vom Hofausgang Dorotheenstrasse barrierefrei in den Hof. Sitzmauern mit rauer, grob sandgestrahlter Oberfläche überwinden die Höhenunterschiede zwischen Hof und Garten.

Kunst
Kunst im Aussenraum ist überall und in vielerlei Ausprägung vorstellbar. Der Brunnen oder die Zu- und Abluftkamine lassen sich bildhauerisch überformen, ihre Oberflächen lassen sich bearbeiten oder gestalterisch hervorheben. Eine Skulptur im abgesenkten Garten ist ebenso denkbar wie Konzeptkunst im weitesten Sinne.

Materialien
Die Tordurchfahrt und die stark beanspruchten Anlieferungen für Küche, IT - Bereiche und die Vorfahrt zum Foyer sind asphaltiert, während die mehrheitlich Fussgängern und Radfahrern vorbehaltenen Bereiche sowie die Vorfahrt zum Foyer und die PKW Stellplätze mit kleinformatigem Natursteinpflaster mit offenen Fugen belegt sind.
Baumpflanzungen liegen in der wassergebundenen, mit feinem Kies abgestreuten Decke.
Der Vorplatz vor dem Haupteingang ist mit grossformatigen Granitplatten belegt.
Die Gartenwege entlang den Gebäuden Dorotheen- und Schadowstrasse weisen eine wassergebundene Decke auf.
Die Sitzmauern sind betoniert und grob sandgestrahlt.
Der Fahrradunterstand besteht aus einer einfachen, ab Werk erhältlichen, schlichten und zeitlosen Metallkonstruktion mit Wellblechdach.

Nachhaltigkeit
Langlebige und ökologisch wertvolle Baumarten, krankheitsresistente Ziersträucher und Rasenflächen, robuste, mehrheitlich wasserdurchlässige Beläge gewährleisten günstig und einfach durchzuführende Pflegeleistungen.
Die dichte und intensive Bepflanzung mit Grossbäumen bindet Kohlenstoff und trägt zur Sauerstoffproduktion bei, hält Feuchtigkeit im Boden und schafft ein ausgeglichenes Innenhofklima.
Alle Bereiche im Innenhof sind barrierefrei zugänglich.
Verschiedene für den Innenhof unerlässliche Elemente weisen Mehrfachnutzungen auf und minimieren den Versiegelungsgrad des Innenhofes:
Die Türme für Aussenluftansaugung sind zu einem Element zusammengefasst, das zugleich 16 Fahrradstellplätze und eine Fluchttreppe integriert. Das Dach für die Raucher ist mit dem Turm für die Fortluft kombiniert und das Baumdach gewährleistet den Aussensitzplätzen ausreichende Beschattung. Alle PKW Stellplätze befinden sich über der Energiezentrale in unmittelbarer Nähe zum Foyer.