modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 09/2016

Deutscher Bundestag – Innenhof, Schadowstraße 04

4. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Philosophische Einordnung

„Ganzes und Nichtganzes, Zusammengehendes und Auseinanderstrebendes, Einklang und Missklang, aus Allem Eins und aus Einem Alles.“
Panta rhei, Heraklit, 520 v. Chr. - 460 v. Chr.

Heraklits Flusslehre steht für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist das Werden des Ganzen, nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Doch hinter und zugleich in dem unauf-höhrlichen Fluss steht die Einheit: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit.


Landschaftsarchitektur als künsterische Interpretation

Die fast „zenartig“ abstrahierte Klarheit der Bodenzeichnug entspringt einer „Kunst am Bau Arbeit“ mit bereits erwähntem philosopischen Hintergrund. Die zielorientierte Umsetzung durch die Landschafts- architektur ermöglicht eine stille, erlebbare und überraschende Dynamik der Aussenraumsituation. Respektvoll und trotzdem poetisch fördert die präsente Bewegung von Material und Form den Dialog zwischen der Bodenzeichnung und der gewünschten Aufenthaltsqualität im Hof. Der Innenhof als identitätsstiftender Ort. „Panta rhei“, subtile Inspiraton für Politik in Deutschland und die Gemeinschaft unserer Welt.
Städtebauliche Herleitung

Die Freiraumtypologie des bedeutenden Stadtblocks mit seinen indentitätsstiftenden Innenhöfen wird auch an der Schadowstrasse 4 weitergeführt. Eine auf die wesentlichen Wegbeziehungen sowie Aufenthaltsqualitäten abgestimmte Freiraumzonierung interpretiert den Hof sowohl als attraktiven Aufenthaltsort, wie auch als repräsentatives Gesamtensemble für den Blick aus höher liegenden Stockwerken.
Die Zugehörigkeit von Alt- und Neubau wird in einer bewegten Bodenzeichnung miteinander verbunden. Zudem schafft diese in ihren still fliessenden Bewegungen ein sich ergänzendes Gegenüber zur klaren Architektursprache.
Die entlang des Gebäudes Dorotheenstrasse 93 gesetzte Mauerkante zoniert den neuen Raum und überwindet die unterschiedlichen Eingangshöhen. Der Geländesprung kaschiert die prägnante Erscheinung der erforderlichen Radständer, ordnet die zugewiesenen PKW – Stellplätze und verleiht der oberen Hofebene die angemessene Proportion.

Kunstraum

Im Ansatz vorhanden und doch nicht abschliessend definiert versteht sich der Innenhof als wandelbarer Kunstraum. Die Flusslehre von Heraklit als Thema lässt mannigfaltigen Spielraum für poetische Interpretationen und kunstvolle Ergänzungen der Aussenanlage. Unterstützt und genährt vom Gedankengut des stetigen Wandels.


Materialkonzept
Die präsente Bewegung der Bodenzeichnung aus drei farbabgestuften Natursteinbändern und die daran angegliederten Grünstrukturen werden durch einen parallel und orthogonal zur Fassade verlegten Pflasterteppich zu einer Einheit verwoben. Transparente Hochstammbäume in wogenden Gräserkissen sowie locker eingestreute mobile Bestuhlung, schaffen ein ruhiges und zugleich sich stetig wandelndes Ganzes.
Die Belagswahl und die Grünflächengliederung zonieren den Raum und ermöglichen einen reibungslosen Ablauf der technischen Erfordernisse für Andienung, Vorfahrt und Verkehr.
Der Pflasterbelag mit offen begrünten sowie geschlossenen Fugen ermöglicht die auf die Nutzung abgestimmte Entwässerung der Belagsflächen. Sämtliche Radien und Belagsaufbauten sind auf die normgerechte Verkehrsführung abgestimmt und die schwellenlose Gebäudeerschliessung entspricht den planerischen Vorgaben.
Die leicht gewölbten Gräserkissen sowie die auf die Unterkellerung abgestimmte Pflanzenwahl gewährleisten die nachhaltige Begrünung der Energiezentrale. Die erforderlichen Aufbauten für Fort- und Zuluft der Energiezentrale sind aus Sicht der Freiraumgestaltung flexibel anordenbare Bestandteile des Freiraums. Ihre Präsenz ist in der starken Kraft des Konzeptes vernachlässig- und akzeptierbar.