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Einladungswettbewerb | 07/2016

Areal Frankfurter Straße 41, Taunusstraße 11, Waldstraße 30

2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

wiegand architekten + planer

Architektur

E+P Engelbach + Partner Planungsgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ausgangslage

Die Grundstücke Frankfurter Straße 41, Taunusstraße 11 und Waldstraße 30 sollen eine Neuordnung erfahren und im Zuge des 2017 in Rüsselsheim stattfindenden Hessentages soll das Gelände zu einem innovativen Wohnquartier entwickelt werden. Die Aufgabenstellung beabsichtigt mit der Unterbringung von Seniorenwohnungen, Studentenwohnungen und Appartements, sowie Pendlerwohnungen eine Anordnung spezieller Wohnformen.

Entwurfsgedanke

Unser Ziel ist es, das Areal mit verschiedenen Gebäudeteilen einer Architektursprache differenziert zu einem Gesamtkomplex mit einem hohen Wiedererkennungswert und unverwechselbarer Identität zu entwickeln.
Dabei gilt es, die Maßstäblichkeit der Umgebung, die Historie des Ortes sowie den Geist des Standortes Rüsselsheim am Main angemessen zu berücksichtigen. Der eingeschlagene Weg der Stadt Rüsselsheim zur Aufwertung der Innenstadtbereiche ( auch unabhängig vom Hessentag ) ist der Richtige. Eine gewisse Aufbruchsstimmung in der Stadt ist trotz der finanziell schwierigen Situation zu spüren. Unser Wettbewerbsbeitrag soll diese Aufbruchsstimmung untermauern.

Die insgesamt 54 Wohneinheiten und 2 Laden- oder Gewerbeeinheiten verteilen sich auf insgesamt
7 Gebäudeteile. Diese sind untereinander so angeordnet, dass eine Durchlässigkeit des Areals ermöglicht wird
und viele verschiedene narrative Elemente des Städtebaus erlebbar gemacht werden.
Die sich dadurch ergebenden Raumsituationen zeichnen sich durch ein breites Spektrum von mehr oder weniger öffentlichen, halböffentlichen bis hin zu intimen Bereichen aus. In den Freibereichen sollen je nach Charakter Angebote für Kommunikation und Austausch der Bewohner gemacht werden. ( Sitzbänke, Grillplätze, Boule )

Das Wohnungsangebot orientiert sich an dem vorgegebenen Raum- und Funktionsprogramm, weist aber eine Vielzahl an unterschiedlichen Raumqualitäten und Wohnungssituationen auf. Es wurde besonderen Wert darauf gelegt, dass fast alle Wohnungen direkten Freiraumbezug bekommen. In wenigen Fällen, wird dieser durch Gemeinschaftsterrassen bzw. Dachterrassen kompensiert und ergänzt.

Der Gemeinschaftsraum ist an einer sich ergebenden halböffentlichen Platzsituation angeordnet und kann bei Bedarf nach außen geöffnet werden und sich dadurch temporär zum sozialen oder auch kulturellen Mittelpunkt des Areals entwickeln.

Erschließung / Ruhender Verkehr

Das Areal wird sowohl von der Frankfurter Straße aus Richtung Innenstadt kommend, sowie über die Taunusstraße erschlossen. Die Tiefgaragen Ein- und Ausfahrt erfolgt über die Taunusstraße. Gemäß beiliegendem Stellplatznachweis beläuft sich der Stellplatzbedarf unter Anwendung der Nummern 1.3 und 1.6 der Anlage 1 zur Stellplatzsatzung auf 37 Stellplätze. Unter Anwendung der Nummer 1.2 auf 68 Stellplätze.
In unserem Entwurf haben wir die 68 Stellplätze nachgewiesen. Eine Verkleinerung der Tiefgarage und damit Verringerung der Investitionssumme ist natürlich möglich. Jedoch erscheint uns im Hinblick auf die Flexibilisierung der Wohnungsvergabe und um auf alle zukünftigen Situationen offen reagieren zu können der Nachweis von 68 Stellplätzen sinnvoll. In der Tiefgarage befinden sich demnach 62 Stellplätze. Die restlichen 6 Stellplätze sind ebenerdig angeordnet. Abstellflächen für Fahrräder sind auf dem Areal ausreichend vorhanden.

Die Tiefgarage soll natürlich be- und entlüftet werden. Dazu tragen neben der Ein- und Ausfahrt 3 große Öffnungen in den Außenbereich bei. Aus diesen Öffnungen sollen Bäume in die Erdgeschossebene hineinragen.
Umgekehrt wird die Tiefgarage dadurch natürlich belichtet.
Die Tiefgarage ist durch die Treppenhäuser des Gebäudeteils 2 und 6 direkt mit den oberen Geschossen verbunden. Im Gebäudeteil 6 ist ein Aufzug über alle Geschosse integriert. Ein weiterer Aufzug, allerdings nur zwischen Tiefgarage und Erdgeschossebene, könnte im bereich des Innenhofs Gebäudeteil 2 errichtet werden.

Brandschutz / Feuerwehr

Das Areal ist sowohl von der Frankfurter Straße als auch von der Taunusstraße her für die Feuerwehr anfahrbar.
Die Feuerwehrdurchfahrten zwischen den Gebäudeteilen entsprechen den Anforderungen.

Konstruktion / Material

Die Anordnung der Gebäudeteile auf dem Areal bedingen eine 45 cm dicke, lastabtragende Decke über der Tiefgarage. Da das Erdgeschossniveau der Gebäudeteile 70 cm über dem natürlichen Geländeniveau liegt, kann der sich ergebende Hohlraum mit wärmedämmendem Schaumglas oder Porenbeton ausgefüllt werden.
Eine Dämmung unter der Tiefgaragendecke kann entfallen.

Für die Gebäude selbst schlagen wir eine Betonkonstruktion vor, dessen Decken- und Bodenplatten aus Normalbeton, die Außenwände jedoch als gedämmte Sandwichelemente in Wärmedämmbeton mit einer Sichtbeton Außenseite bestehen.
Dadurch erhält die Anlage eine gestalterische Homogenität mit Charakter und Sinnlichkeit, welche in einer von Arbeiterhäusern, nicht selten mit Backsteinfassaden geprägten Umgebung seine Berechtigung hat.
Die Fassaden haben einen U-Wert von 0,24 und entsprechen den Anforderungen der EnEV.
Die Betonoberfläche ist robust und nahezu wartungsfrei. Dadurch können spätere Unterhaltungskosten minimiert werden. Durch die Holzlaibungen der Holzfensterelemente wird dieser strenge Ansatz aufgelockert und dem harten Material Beton etwas vermittelndes gegenübergesetzt.
Auf wartungsanfällige außenliegende Sonnenschutzelemente wird gänzlich verzichtet. Die Terrassen und Loggien erhalten durch ihre teilweise Überdeckung eine natürliche Verschattung. Sonstige Fensterelemente können von Innen durch blickdichte Vorhangsysteme verdunkelt werden.

Die Dachflächen sind zum größten Teil extensiv begrünt. Einige Flächen dienen als Gemeinschaftsterrassen oder Sonnendeck. Diese erhalten einen Belag aus unbehandeltem Douglasienholz.

Die Innenräume sind hell verputzt, partiell sind auch Sichtbetonoberflächen vorstellbar. Die Fußbodenbeläge in den Seniorenwohnungen bestehen aus Hochkantlamellenparkett, in den anderen Bereichen ist eine homogene Polyurethanbeschichtung vorgesehen.

Insgesamt wird Wert darauf gelegt, möglichst robuste, langlebige und wartungsarme Materialien und Baustoffe einzusetzen.

Außenanlagen

Die Außenbereiche werden geprägt durch Pflasterflächen, Kies- und Rasenflächen.
Durch die Löcher in der Tiefgaragendecke erstreckt sich grün nach oben, kleinwüchsigere Bäume und Pflanzen können durch die Überdeckung der Tiefgaragendecke zwischen 60 cm und 130 cm nahezu überall angeordnet werden. Bei der Bepflanzung sollen standortgerechte, heimische Arten zum Einsatz kommen.
Die Begrünung der Dachterrassen und wohnungsbezogenen Loggien und Balkone erfolgt nach den individuellen Vorstellungen und Wünschen durch die Bewohner.
Auf dem halböffentlichen Platz im Bereich des Gemeinschaftsraums können wir uns integrierte Wasserdüsen vorstellen, die an heißen Hochsommertagen zur Erfrischung einladen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept greift die Randbedingungen des Grundstücks auf äußerst differenzierte Weise auf und entwickelt daraus eine Raumstruktur von gestaffelten Baukörpern aus sieben Gebäudeteilen. Die Kleinteiligkeit der Baukörper schafft eine überzeugende Vernetzung mit der Umgebung. Diese sind so angeordnet, dass eine Durchlässigkeit zwischen der Taunusstraße und der Frankfurter Straße ermöglicht wird, die das Gelände als begehbare Raumskulptur erlebbar macht. Die sich dadurch ergebenden Raumsituationen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an abgestuften Privatheitsgraden und Raumbezügen aus.

Bei 54 Wohneinheiten ist die Dichte mit einer Zwei- bis Dreigeschossigkeit im Immeren eng an die umgebende Bebauung angepasst. Lediglich im Gebäudeteil an der Taunusstraße und im Haus an der Waldstraße ist der Maßstabssprung nicht mehr vertretbar. Das Konzept bietet eine Vielzahl von Wohnungstypen die je nach Lage unterschiedlich ausgerichtet sind und in der Regel individuelle private Freiräume besitzen. Die Hochparterreebene ist grundsätzlich den Seniorenwohnungen vorbehalten und in den Obergeschossen des Bauteils an der Taunusstraße.

Die eigenständige Architektursprache biedert sich nicht der heterogenen Nachbarbebauung an, sondern schafft ein Quartier mit einer eigenen Identität und individualisierten Fassaden. Die schmalen Baukörper ermöglichen gut benutzbare Grundrisse für unterschiedliche Lebenssituationen. Der vorgeschlagene Wohnungsmix bietet eine gute Mischung für den Standort. Die Materialisierung in Sichtbeton bedarf einer hohen Ausführungsqualität, um eine dauerhafte Akzeptanz zu finden.

Insgesamt bietet die Arbeit einen überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe, die bei einem malerischen Städtebau eine hohe Wohnqualität bietet.