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Kooperatives Gutachterverfahren | 09/2016

Neues Wohnen an der Oberen Büch

Lageplan

Lageplan

Engere Wahl

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neues Wohnen an der Oberen Büch

In der zweiten Verfahrensphase wurde das Konzept vereinfacht und reduziert, unter Beibehaltung der Idee, innovativen, kontextbasierten Städtebau umzusetzen.

Zu Konzept und Methodik

Das Einplanen eines neuen Stadtquartiers in einen vorhandenen gewachsenen Ort stellt die Frage der Angemessenheit des Einfügens von neuen städtebaulichen Mustern im gewachsenen Bestand.
Nach einer zunächst spielerischen Untersuchung aller möglichen „fremden“ städtebaulichen Ansätze waren wir der Überzeugung, dass ein so bedeutender Eingriff in das Stadtgefüge zunächst einer Würdigung der vorhandenen Muster in dem Ort verlangt. Gebaute Fragmente der Stadt, ganz im Sinne von Christopher Alexander, tragen eine Art „Urbane DNA“, ein Stück Lebensweise des Orts, die sich über Jahre in der Architektur und urbanen Mustern ausgedrückt haben und zum festen und authentischen „Abdruck“ eines Lebensgefühls geworden sind.

Vorhandene Muster: Seilen, Hof, Anger

Es wurde nach „Patterns“ im Bestand gesucht , die Bauflächen belegen könnten, und drei urbane Raumtypologien aus diesen gewählt. Durch die Übernahme vorhandener „Patterns“ versprechen wir uns, die Maßstäblichkeit und die „Atmosphäre“ von schönen Teilen von Buckenhof an diesen neuen Ort zu verpflanzen und indirekt die Maßstäblichkeit und Materialität des Bestands weiter zu führen. Es entsteht so ein irgendwie „bekanntes“ aber dennoch neues Stadtviertel, das sich an die neue Lage und Topographie gut anpaßt.

Eine kontextuelle Neuordnung

Es sind drei Raumsituationen in dem Areal zu erkennen: Jene am Neukreut, wo das Grundstück die größte Tiefe aufweist; jene an der Oberen Büch, gegenüber von den blockigen Mehrfamilienhäusern, und jene an der Ecke, wo sich die Stadt und die neue Bebauung begegnen. Hier wurde ein jeweils anderer Typus sensibel untergebracht, der jeder für sich unterschiedlich auf die direkten Situationen auf dem Areal reagiert:
- an der Neukreut nimmt die Anger die Tiefe des Grundstücks auf und schafft ein sonniges Ensemble mit einer mittig gelegenen, begrünten Gemeinschaftsspielfläche, die den Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie dem Seniorenwohnheim und auch Gemeindezentrum eine integrative, gemeinsame Fläche bietet.
- an der Ecke Neukreut /Obere Büch befindet sich ein Raumcluster in Form eines Hofes, der auf einer Seite einen intimen, ruhigen Quartiersplatz bietet. An der südlichsten Ecke des Hofes wird ein Quartiers-Café angeboten, das nach Süden zur Straßenkreuzung einen Treffpunkt darstellt. Diese Erholungsfläche ist als integratives Angebot an die Nachbarschaft gedacht.
- Entlang der Oberen Büch befindet sich ein dritter „Pattern“, als Seilen konzipiert, der sich mit der umliegenden Landschaft verzahnt und den Blick von dem gegenüberliegenden Mehrfamilienhaus ins Grüne öffnet.

Jeder neuer 'Cluster' gruppiert sich um kleine öffentliche Bereiche, die Wasserflächen erhalten und eine Unterschiedlichkeit der Drei Cluster betont. Diese drei Außenräume sind miteinander und der umliegenden Landschaft verbunden.

Gebäudetypologie, Architektur, Materialien: Keine Fremdkörper, auch wenn „modern“! Eine gemeinsamer Bauduktus soll im Quartier umgesetzt werden: Helle Putz- oder Ziegelflächen und geneigte Dächer sind die Grundlage der Architektursprache, wie sonst üblich im Buckenhof. Öffnungen entstehen in den hellen Flächen als Lochfassaden. Die Lage der Fenster an der äußeren Fassadenkante und eine homogene Gestaltung von Wand und Dachflächen verleihen jedoch der Bebauung eine selbstbewußte Ausstrahlung. Alle Dächer sind nach Norden und nach Süden geneigt, sodass eine optimale Solarausrichtung entstehen kann.

Freiraum

Am Schwabachtal gelegen entsteht an der oberen Büch ein kleines neues Stadtquartier. Geprägt vom dörflichen Charakter und sensibel für diesen Ort entwickelt, setzt dieses neue Quartier auch im Freiraum/bei den Freiflächen neue Maßstäbe. Kleinere Plätze, Wege und Gassen mit Retentionsbecken und Kinderspielbereiche prägen den Raum. Richtung Schwabachtal akzentuieren die Stadtterrassen mittels einer kleinen baulichen Kante den Höhenversprung. Sie bieten Aussicht und Distanz zugleich.
Schmale Pfade durchziehen am Rand die Wiesen- und Obstbaumflächen und verbinden auf sensible Weise die obere Büch mit dem Schwabachtal. Am signifikanten Bestandsgebäude am Bach entsteht ein kleines Auenzentrum.

Zirkulation: Quartiersgarage

Um ein autofreies Quartier zu ermöglichen, werden Autos gesammelt und in einer zentralenTiefgarage untergebracht. Es gibt einen allgemeinen Zugang in der Neukreut, nahe der Kreuzung. Der Hauptzugang erfolgt über eine Treppe, die unmittelbar am Café liegt. Ein zweiter Eingang ist entlang der Oberen Büch vorgesehen, die auch die Rettungswege in der garage gewährleistet.

Wasser

Oberflächenwasser wird geführt über offene sichtbare Bachläufe zu kleinen Retentionsbecken in den einzelne Plätzchen. Dieses versickert dann entsprechend in den Grünflächen.

Nutzung

Es wird eine Mischung aus Wohnungen, Senioren- und Demenzwohnungen sowie und Familienwohnungen angestrebt. Gefördertes Wohnen ist am Quartiershof an der Ecke vorgesehen, aber ist auch überall möglich. Es sind modulare Baublöcke geplant, die verschiedene Programmtypen an verschiedenen Lagen im Projekt ermöglichen.

Energiekonzept

Architektur, Bauphysik und Technik der geplanten Gebäude sind energetisch optimiert. Die Dachflächen der Gebäude weisen eine Südausrichtung auf, sodass eine solare Energieerzeugung in der sonnenreichen Region ermöglicht wird. Das Gebäude ist hochwärmegedämmt und mit Dreifach-Verglasung ausgestattet. Die Wärmeverluste über Transmission durch die Außenhülle werden so minimiert. Der verbleibende Wärmebedarf zur Raumheizung sowie zur Trinkwarmwasserbereitung wird über eine Wärmepumpenanlage je Gebäudeverbund gedeckt, welche über Hybridkollektoren auf den Süddächern der Gebäude sowohl mit Wärme als auch mit Strom versorgt wird. Überschüssige Wärme aus den sonnenreichen Sommermonaten wird mittels Erdsonden im Erdreich gespeichert und in der weniger sonnenreichen Winterzeit genutzt. Durch dieses hohe Temperaturniveau der Wärmequelle und den Betrieb mit regenerativ erzeugtem Strom sind hohe Jahresarbeitszahlen der Wärmepumpe zu erzielen sowie eine energieeffiziente und ökologische Versorgung der Wohngebäude gewährleistet. Überschüssiger PV-Strom dient primär der Eigenverbrauchsdeckung innerhalb der Wohngebäude und führt somit zu weiteren energetischen und ökologischen Bilanzverbesserungen.

Raumklimakonzept

Die Beheizung der Wohnräume erfolgt durch eine Fußbodenheizung. Hierzu werden einzelne Heizkreise ausgehend von einem Fußbodenheizungsverteiler je Wohneinheit vorgesehen. Mittels Raumtemperatur-reglern lassen sich die Räume individuell temperieren. Flächenheizsysteme, wie die Fußbodenheizung sorgen für eine gleichmäßige Wärmeabgabe bei geringen Übertemperaturen zur Raumtemperatur und führen somit zu einem behaglichen Raumklima.
Zur Gewährleistung des hygienischen Mindestluftwechsels und gemäß den Anforderungen der aktuell gültigen EnEV sind die Bäder mindestens mit einer Abluftanlage auszurüsten. Die Nachströmung von Außenluft erfolgt über Nachströmöffnungen in den Fensterelementen. Für eine über den hygienischen Mindestluftwechsel hinausgehende Komfortlüftung sind die Wohngebäude so konzipiert, dass den Bewohnern eine natürliche Querlüftung der Wohnungen über öffenbare Elemente ermöglicht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept entwickelt über drei typlogisch aus dem Ortsbestand hergeleitete Setzungen einen hochinteressanten und sympathischen städtebaulichen Ansatz. Mit den Zeilen, dem Hof und dem Anger entstehen spannende Raumfolgen und soziale Milieus, die eine hohe Qualität für die Bewohner versprechen. Insbesondere der Hof mit den L-förmig verschränkten Mehrfamilienhäusern entwickelt als wohlproportionierter Raum eine maßstäbliche Interaktion mit dem Ort. Der kleine Auftaktplatz wirkt hier sehr angemessen.

Das klare Bekenntnis zum geneigten Dach ist in diesem Konzept– auch unter Berücksichtigung der energetischen Belange – stimmig und gut umgesetzt und unterstützt den Ansatz vorhandene und etablierte Strukturen zu nutzen und neu zu interpretieren. Die denkbare architektonische Ausformulierung lässt sehr interessante Innenräume erwarten. Allerdings wird die rechtliche Umsetzung in der Bauleitplanung als eher schwierig eingeschätzt. [...]