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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Gestaltung des Energie- und Zukunftsspeichers einschließlich Gastronomie und Freiflächen im Energiepark Heidelberg

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

netzwerkarchitekten GmbH

Architektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ziel
Die Zutaten zur Gestaltung des neuen Energiespeichers bestehen aus wenigen Komponenten:
Ein durch seine Funktion und Statik bestimmter Wassertank mit großem Volumen, eine Aussichtsplattform mit Eventbereich und Gastronomie, Fahrstühle zur Erschließung und Personenrettung, dienende Räume am Fuß des Speichers und eine notwendige Fluchttreppe.
Ziel ist es, das durch seine Masse und Höhe stadtbildprägende Bauwerk in die Silhouette Heidelbergs einzubinden, die Energiewende und damit verbundenen Inhalte zu thematisieren und bewusst zu machen und darüber hinaus ein besonderes räumliches Aufenthaltserlaubnis an diesem besonderen Ort zu entwickeln.

Konzeptidee
Die komplexe vernetzte Vielfalt an Infrastruktureinrichtungen gewährleistet das Funktionieren unserer Gesellschaft. Die unsichtbaren Energieflüsse und Versorgungsnetze, die einen wichtigen Teil dieser Infrastruktur darstellen, werden in Form eines vertikalen Erlebnisweges rund um den Energiespeicher materialisiert und sichtbar gemacht.
Fernwirkung und Städtebau
Aus der Synthese einer funktionalen Fluchttreppe und eines vertikalen Lehrpfades wird eine erlebnisreiche und variantenreiche Treppenkaskade, die zum gestaltprägenden Element wird. Diese Treppenskulptur führt vom Platzniveau bis zur Aussichts- und Gastronomiefläche auf über 50m Höhe. Sie folgt dabei einem quadratischen Grundriss in schrägen und horizontalen Abschnitten. Spielerisch und filigran umspinnt sie das große Volumen des Speichers und wird so zu einer begehbaren Landmarke, von der aus die umgebenden Landschaften und Stadtviertel und das eindrucksvolle Volumen des Speichers aus unterschiedlichen Perspektiven erlebbar werden. Der Weg mündet auf einer Aussichtsplattform in maximaler Höhe.
Das Bauwerk erhält kein austauschbares dekoratives Kleid, sondern der Weg wird zur Gestalt und gleichzeitig zum Sinnbild ansonsten unsichtbarer Energieströme und Versorgungsnetze. Der neue Energiespeicher wird somit zu einem wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiewende.

Freiraum und Einbindung
Der Energiespeicher wird auf dem erdgeschossigen Platzniveau (Ebene 0) errichtet. Hier mündet die neue, alleenartig ausgebildete Zufahrtsstraße auf eine Platzfläche, die sich weich um den Energiespeicher legt. Die streifenförmige Struktur des Plattenbelages ist orthogonal zur Gebäudestruktur ausgerichtet und verknüpft die freien Formen der Wegestruktur im Park mit der orthogonalen Struktur des Bauwerkes. Die Streifen sind durch Kies-, wassergebundene Decke- und Rasenstreifen zusätzlich durchsetzt, so dass sich das umgebende Grün mit den harten Belägen verzahnt. Im Bereich des Zugangs und der Anlieferung kann der Plattenbelag durch einen LKW befahren werden.
Der grüne, baumbestandene Rand des Grundstücks an der Eppelheimer Straße, Ecke Henkel-Teroson Straße wird erhalten und in seiner Wirkung gestärkt. Hier führt eine neu errichtete, barrierefreie Erdrampe als „Lehrpfad“ vom Ebene+1 (Eppelheimer Straße) auf das erdgeschossige Platzniveau am Fuße des Wärmespeichers. Diese Rampe ist ebenfalls mit der Streifenstruktur der Platzfläche ausgestattet. Durch Aufweitungen dieses Weges entstehen kleine „Aktionsplätze“ zum Verweilen, die durch ihre Ausstattung zur körperlichen Betätigung anregen sollen und zur inhaltlichen Erläuterung des Energie- und Zukunftsspeichers beitragen. Die Geländemodulation zu den Grundstücksrändern und bis hin zum Speicher wird mit Rasen begrünt. Eine Treppenrampe führt am Ende dieses Weges auf die Zugangsplattform des adViva Gebäudes (Ebene 1). Hier mündet auch der Steg zum Energiespeicher. Eine feste Treppe bildet die kurze Wegeverbindung wieder herunter zum EG Platzniveau.

Architektur und gestalterische Aussage
Der Eingangsbereich zur Dachfläche des Speichers und zur Gastronomie befindet sich auf Niveau der Zugangsebene des adViva Gebäudes (Ebene 1). Hier werden die Besucher registriert, so dass die Personenzahl auf maximal 200 Personen beschränkt werden kann. Eine Treppe führt vom Platzbereich als Beginn des Erlebnisweges zu diesem Eingangsbereich, ebenso mündet hier der Steg von der Platzfläche des adViva Gebäudes.

Im Eingangsbereich kann der Besucher wählen, ob er den Erlebnisweg um den Speicher herum nach oben wählt oder mit einem der Aufzüge direkt nach oben fährt um beim Herunterlaufen die vielfältige Treppenkaskade zu nutzen. Der Weg wird durch Informationsstationen inhaltlich aufgeladen, so dass mithilfe von Schautafeln die Thematik des Zukunftsspeichers und der Energiewende erläutert werden kann. Er ist die Fortführung des landschaftlichen Lehrpfades auf den Speicher. Auf diesem Weg besteht die Möglichkeit über die sich verzweigenden Kurzschluss-Treppen Wege abzukürzen. Gleichzeitig dienen diese Treppen als Rettungsweg. Der Erlebnisweg kann natürlich ebenso von oben nach unten begangen werden und soll vor allem auch für Neugierige, Familie und Kinder eine spannende Bereicherung darstellen.
Durch das umrunden, das sich annähern und wieder entfernen, verändert sich für den Besucher ständig die Wahrnehmung. Der Speicher selber ist mit einer metallisch wirkenden Trapezblechfassade fein strukturiert und lässt das reine zylindrische Volumen in einem leichten Glanz erstrahlen. Der Treppenerlebnisweg ist als Stahlkonstruktion von dem Dachtragwerk abgehängt. Die gesamte Stahlkonstruktion ist weiß lackiert und wirkt dadurch am Tag optisch leicht und elegant, in der Nacht bietet sie den neutralen Hintergrund zur Inszenierung mit farbigem Licht.
Auf Platzniveau (Ebene 0) findet regengeschützt die Anlieferung an einem der beiden Aufzüge statt. Im Untergeschoss (Ebene -1) befinden sich die Technik, die Warenlagerung und die Personalräume. Der Küchenbereich ist direkt mit den Aufzügen verbunden. Dadurch ist die nahe Anbindung der Gastronomie auf der Spitze des Speichers gewährleistet. Hier befinden sich auf einer Ebene das Bistro und die Eventgastronomie. Sie teilen sich die notwendigen Nebenräume. Bei Nichtbenutzung des Eventbereichs kann trotzdem die Außenterrasse durch die normalen Besucher genutzt werden und ein Umlaufen des Kerns mit Blick in alle Himmelsrichtungen ist möglich.
Bei Nutzung des Eventbereichs kann der entsprechende Terrassenbereich auch exklusiv zugeordnet werden.
Die umlaufende Glasfassade kann im Sommer geöffnet werden. Als äußere Begrenzung ist eine absturzsichernde Verglasung als umlaufender Windschutz angeordnet, der ungehinderte Blicke in alle Richtungen zulässt.

Beleuchtungskonzeption
Die Erschließung des Speichers wird auch während der Dunkelheit zu einem besonderen Erlebnis:
Entlang der fußläufigen Wegführung hinauf zum Dach, begleitet den Besucher ein gleichmäßiger Rhythmus aus zurückhaltenden Lichtlinien mit individuell ansteuerbarer RGBW-LED-Farblichttechnik. Durch diese Lichttechnik sind unterschiedliche Beleuchtungsszenarien programmierbar.
Weiches Licht von tiefblau im Sockelbereich, über immer weißer werdende Blauabstufungen im Mittelbereich, bis hin zu weißem Licht am Ziel transformiert den Raum und thematisiert Wasser und Energie. Beim Belaufen des Treppenweges verändert sich an der Position des Nutzers über Bewegungssensoren die Lichtfarbe zu einem angenehmen neutralen Licht. Hierdurch entsteht in der Nacht durch die Bewegung der Besucher eine kinetische Lichtskulptur. Andere Lichtszenarien könnten die Temperaturdynamik im inneren des Behälters dynamisch abbilden oder bei Firmenveranstaltungen kann eine eventbezogene Farbstimmung inszeniert werden.
Oben angekommen empfängt den abendlichen Besucher ein auf die Nutzung abgestimmtes, zurückhaltendes Beleuchtungsniveau, welches den Ausblick in die nahe und ferne Umgebung nicht beeinträchtigt. Das Nachtbild des Speichers im Energiepark Heidelberg ist ein gleichmäßiges und subtiles – aber gleichzeitig präsentes – Leuchten der den Kern umschließenden Spur in stimmiger Intensität zur Umgebung, welches den Energie- und Zukunftsspeicher weithin sichtbar, als eine Art „Landmark“, eindrucksvoll auch während der Dunkelheit erlebbar macht und Assoziationen zu Energieströmen und Energieverteilungsnetzen erzeugt.

Tragwerk und Montage
Die Stahlkonstruktion für die Aussichts- und Gastronomieflächen gliedert sich in drei Hauptelemente: Die mit radialen Hauptträgern ausgebildete horizontale Ebene über dem Wärmespeicher, den als Diagonalfachwerk ausgebildeten Stützenkranz zur Aufständerung auf dem Schalenrand des Wärmespeichers und der von der Plattform abgehängte Erlebnisweg.
Die mit Trapezblech verkleideten Wangen und Seitenflächen der Treppenkonstruktion des Erlebnisweges sind Fachwerke aus warmgefertigten Hohlprofilen die frei zwischen den Abhängungen spannen. Die Fachwerke der Boden- und Dachebene sind mit Querstäben im Raster der Fachwerknoten gekoppelt. In Querrichtung spannen die Treppenstufen und Podeste aus gekannten oder versteiften Riffelblechen, die über Randwinkel ihre Lasten in die Fachwerke abgeben. Die Dachfläche wird mit Trapezblech ausgebildet. Die direkt in den Achsen der radialen Hauptträger angeordneten Abhängungen sind Zugstabsysteme in S460. Zur horizontalen Lagesicherung ist die Stahlkonstruktion des Erlebnisweges an den Abhängepunkten mit gelenkig angeschlossenen Stahldiagonalen gegen die Stahlschale des Wärmespeichers abgestrebt.
Die Aussichts- und Gastronomieebene wird von radial angeordneten Schweißprofilen über dem Fachwerkstützenkranz aufgespannt. Zwischen den Hauptträgern sind Walzprofile konzentrisch angeordnet über die Trapezblechprofile als tragende Bodenebene spannen. Neben dem flächigen Lastabtrag dienen die Hauptträger der Aufnahme der Lasten aus der stählernen Gebäudekonstruktion des eingehausten Gastronomiebereichs und der Lasten aus den Abhängungen des Erlebnisweges.
Der unter den Hauptträgern angeordnete Stützenkranz mit einem Diagonalfachwerk dient sowohl dem Vertikallastabtrag in die Schale des Wärmespeichers als auch der Aussteifung der Hauptkonstruktion. Zur Lasteinleitung und zur geometrischen Vermittlung des Stützenanschlusses wird der Schalenrand des Behälters mit einem Stahlhohlprofil mit daran angeschlossenen Vertikalsteifen versteift.
Die Montage des weitestgehend vorgefertigten Stahltragwerks erfolgt nach Fertigstellung der Stahlschale des Wärmespeichers vom Boden aus mit zwei Mobilkränen. Nur die Schalenrandversteifung zur Auflagerung des Stützenkranzes wird in den Montageprozess der Behälterschale integriert.
Das klar strukturierte Tragwerk in Verbindung mit dem hohen Vorfertigungsgrad der Stahlkonstruktionen gewährleistet einen wirtschaftlich und zeitlich optimierten Bauablauf.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus der Synthese einer funktionalen Fluchttreppe und eines vertikalen Lehrpfades entsteht eine variantenreiche Treppenkaskade (so schreiben die Verfasser). Die Überlagerung der auf dem Quadrat aufbauenden Skulptur mit dem Zylinder führt zu einem markanten und wieder erkennbaren Turm, dessen Kern und Grund, für jeden erkennbar, der innenliegende Wasserspeicher ist. Durch den Abstand zwischen dem obersten Geschoss und dem gewölbten Deckel des Speichers, entsteht eine dramatische Aussichtsplattform mit dem Bistro und dem Veranstaltungsraum auf einer Ebene. Die Aufteilung dieses wichtigsten Geschosses ist gut nutzbar, allerdings sollten die Aufzüge direkt das beheizte Volumen erschließen können. Der einzigartige Vorteil der Gesamtkonzeption besteht darin, dass es von unten betrachtet, lockend erscheint das oberste Geschoss ersteigen zu wollen. Ob als Auf- oder Abgang bietet die Treppenanlage, neben der Ausstellungsfunktion, spektakuläre Ausblicke auf Heidelberg und die Umgebung. Gleichzeitig entstehen dabei räumlich interessante Bereiche zwischen Gängen und Treppe und dem Zylinder des Speichers. Konstruktiv ist das Bauwerk wie vorgeschlagen möglich und innerhalb des vorgesehenen Kostenrahmens realisierbar. Die Formensprache der Konstruktion sollte in zwei Punkten bei einer Realisierung überdacht werden. In der Animation erscheinen die Aussenflächen der Treppe glatt, was deutlich markanter ist und die Unterkonstruktion der obersten Plattform sollte der Rechtwinkligkeit der Umbauung konsequent folgen. Der vorgeschlagene Tiefhof für die Küche und die angeschlossenen Nebenräume wirkt wenig überzeugend und zu aufwändig. Es könnte überlegt werden, den Zugang inklusive Eingangsbereich und Nebenräumen einfach auf der Ebene O vor den Turm zu legen und in Abstimmung mit den Architekten des Firmengebäudes adViva eine einladende, großzügige und auch barrierefreie Zugangsmöglichkeit von der Eppelheimer Straße zu finden.
Der Energie- und Zukunftsspeicher Heidelberg könnte im städtebaulich ruppigen Umfeld ein spannender und interessanter Treffpunkt werden, der neben wichtigen Erklärungen zu Fragen der Energie einen neuen Gesamtblick auf Heidelberg und die Rheinebene eröffnet.
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