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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Realisierung eines Neubaus einer Grundschule, einer Sporthalle und einer Kindertagesstätte

Grundschule im Europaviertel

Grundschule im Europaviertel

Anerkennung

o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang

Architektur

KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Projektteam
Jan-Henrik Hafke, Joachim Raab, Marcel Balsen, Claudia Rothe, Conny Baumeister, Max Nohé


Leitidee
Die Stadt Frankfurt am Main plant den Neubau einer Grundschule mit Kindertagesstätte und Turnhalle im innerstädtischen Wohnquartier Europaviertel. Die Grundschule und die Kita sind prägende Orte der Kindheit – Schüler und Kinder verbringen einen Großteil ihres Tages in und mit der Schule. Es gilt, über die elementaren Anforderungen hinaus durch spezifische, vielfältige Räume Angebote und Aufent-haltsqualitäten im Kita- und Schulalltag des Kindes zu schaffen. Schul- und Betreuungsräume sollten nicht nur zum Lernen anregen und zum Lehren inspirieren. Sie sollten vielmehr zum gemeinsamen `Lebenlernen´ beitragen. Die Europaschule bietet zukünftig als Ganztagesschule mit Inklusionspädagogik den vielfältigen Lehr-, Lern- und Betreuungsschwerpunkten sowie Schülerinteressen und Nutzerinter-vallen Raum zur Entfaltung. Es gilt, das umfängliche Raumprogramm in einem dem baulichen Kontext angemessenen Baukörper auf kleinem Grundstück zu organisieren. Hierbei werden die einzelnen Funktionen durch die Gliederung des Bauvolumens ablesbar.

Stadt, Annäherung und Freiraum
Der kubische Baukörper ist als Höhen gestaffeltes, zwei- bis viergeschossiges Volumen mit zwei Seitenflügeln konzipiert und besetzt die südwestliche Gebäudeecke an der Ecke Pariser Straße/Maastrichter Ring. So wird die Maßstäblichket der umgebenden Bebauung widergespiegelt. Jedoch ist das Volumen leicht eingerückt, um die Besonderheit der Schule im Quartier zu unterstützen Der Kindergartenflügel ist zweigeschossig, der größtenteils eingeschossige Sporthallenflügel nimmt diese Höhe auf. Beide Flügel bilden zusammen mit dem Mittelteil des Gebäudes als U-Form einen geschützten Schulhof mit Orientierung zum Gleisfeldpark.

Annäherung
Der Haupteingang sowie die separaten Zugängen zu Kita und Sportbereich befinden sich westlich entlang des Maastrichter Rings. Ein großzügiger Vorbereich fasst die Eingänge zu einem Vorplatz mit Kiss and Ride Zone, Stellplätzen und Fahrradstellplatzen zusammen. Die baumüberstandene Stellplatzanlage für 16 PKW ist vom Maastrichter Ring aus erschlossen und schirmt den Sportbereich von der benach-barten Wohnnutzung ab. Vor dem Haupteingang der Schule wird eine Parkbucht für Kurzparker vorgeschlagen. Links und rechts des Ein-gangs sind 70 überdachte Fahrradstellplätze angeordnet.

Freiraum
Den Schul- und Kitafreiflächen kommt als Sozialraum und als Ort des informellen Lernens eine besondere Bedeutung zu. Sie erfahren daher eine starke teilräumliche Ausdifferenzierung mit Angeboten für alle Altersklassen und individuell gestaltbaren Räumen. Die Lage und Ausrichtung des Gebäudes ermöglichen dabei vielfältige Bezüge zum benachbarten Gleisfeldpark, dessen Gestalt- und Funktionsprinzipien des aufgelösten Baumrasters und der verinselten Funktionsflächen auf die zu planenden Freiflächen übertragen werden.
Der Schulhof bildet die zentrale Kommunikations- und Bewegungs-fläche mit vielfältigen Aufenthalts-, Spiel- und Sportangeboten. Die Funktionsfläche der Verkehrserziehung und der Außenbereich der Mensa gliedern den Raum. Große Sandflächen mit Spielgeräten und freiem Material für mobile Baustellen vervollständigen das Angebot auch im Bereich der Kita. Der Schulgarten mit Schülerbeeten ist als Teil der naturnahen Pflanzflächen in den Randbereichen ausgebildet, die durch ein untergeordnetes Wegesystem erschlossen sind. Hier ist auch der Ruhe- und Rückzugsbereich verortet. Die Einfriedung der Freiflächen erlaubt es, alle Teilbereiche mit mobilen Sitz-, Spiel- und Liegeelementen auszustatten. Die Sportflächen befinden sich nördlich der Turnhalle. Die Ballspielfelder sind miteinander kombiniert, die 50m-Bahn dient als Anlauf für den Weitsprung.

Typologie, Erschließung und Funktion
Die tragende Entwurfsidee für den neuen Baukörper ist die Komposition der Funktionsbereiche als zusammenhängendes bauliches Volumen. Dies ermöglicht Synergien in der Funktion und eine wirtschaftliche, kompakte Bauweise. Über die Höhengliederung und Ausdifferenzierung bleiben die einzelnen Bereiche – Kita, Sporthalle, Ganztagesbereich und Schule ablesbar und damit Identität stiftende Orte für die unterschiedlichen Alters- und Nutzergruppen.

Ganztagesbereich
In der Mitte des Gebäudes liegt im Erdgeschoss der Ganztagesbe-reich mit Mensa, Mehrzweckraum (zweigeschossig, zusammenge-schaltet auch Aula), Eingangshalle (auch Foyer Aula), Ganztagesräu-men und die Schulverwaltung im ersten Obergeschoss. Der Bereich ist beidseitig eingerückt, um einerseits einen überdachten Eingang und andererseits geschützte Pausenhofbereiche zu bilden. Die Ein-gangshalle ist die Schnittstelle zwischen Vorplatz und Hof. Der Ganz-tagesbereich ist als offener Raum mit vielfältigen räumlichen Bezü-gen ausgebildet. Prägendes Orientierungs- und Gestaltungselemente in der Halle ist die Treppe, die als doppelläufige Anlage den Ganzta-gesbereich mit der Verwaltung und den Unterrichtsräumen verknüpft.

Unterrichtsbereich
Die Klassen- und Fachklassenräume befinden sich im 2. und 3. Ober-geschoss und bilden eine „Brücke“ mit spezifischer Raumorganisation und Erschließung. Die räumliche Organisation ist geprägt von den Klassenpaaren, die sich jeweils einen Gruppenraum und einen Garderobenraum teilen. Weiterhin befinden sich auf einem Geschoss jeweils zwei Jahrgangsgruppen. So generieren je 5 Klassenräume eine den Altersphasen der Schüler angemessene Raumsituation. Die Fachklassen liegen jeweils in den Köpfen der beiden Unterrichtsgeschosse.
Als wichtiges räumliches Element sind die zweigeschossigen Bewegungs- und Begegnungsräumen zu nennen. Über Lufträume mir einliegenden, offenen Treppen wird der räumliche Zusammenhang der beiden Schulgeschosse ermöglicht, Oberlichter im Dach erzeugen eine natürliche Belichtung und eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Möglichkeit, die Klassen zusätzlich von Innen zu belichten, ist gegeben.

Sporthalle
Der Sportbereich beinfindet sich im nördlichen Gebäudeflügel mit direkter Beziehung zum Sportplatz. Intern besteht eine direkte Verbindung zum Ganztagesschulbereich und zur Eingangshalle. Die Nebenräume (Umkleiden, Geräteräume, Sanitärbereiche) sind zwei-geschossig organisiert. Der gesamte Bereich verfügt über einen eigenen Zugang vom Maastrichter Ring aus und kann auf diese Weise autark von Vereinen genutzt werden.

Kita
Die Kita befindet sich im südlichen Gebäudeflügel an der Pariser Straße und ist mit der Schule baulich zusammengefasst. Funktionale Synergien ergeben sich durch die Küche, die zwischen Mensa und Kita liegt und so beide Bereiche andienen kann. Die Kita verfügt ebenfalls über einen eigenen Eingang vom Maastrichter Ring aus und ist zweigeschossig organisiert.
Die Gruppenräume für die 6 Gruppen werden auf zwei Geschosse verteilt und sind Richtung Süden orientiert. Dabei liegen die U3-Gruppen im Erdgeschoss und die Ü3-Gruppen im Obergeschoss. Die kleineren Kinder haben einen eigenen Freibereich, der südlich des Gebäudes liegt und direkt über die Gruppenräume erreicht werden kann. Die älteren Kinder erreichen ihre Spielflächen im Außenbereich über eine Treppe direkt ins Freie, Schnittstellen zum Schulhof der Grundschule sind gegeben.

Materialität, Konstruktion und Gestalt
Die Gestalt der Fassade wird durch die langlebigen, alterungsfähigen Materialien – Ziegelmauerwerk, Sichtbeton und Holz - geprägt. Die unteren beiden Geschosse sind als Mauerwerks-Vorsatzschale, teilweise in Zierverbänden oder Perforationen gestaltet. Die Brücke der Unterrichtsräume verfügt über eine Sichtbetonfassade.
Eine besondere Rolle für den Ausdruck des Hauses kommt der Öffnungs-typologie zu: Die Öffnungen der Lochfassade variieren in Größe, Gestaltung und Format in den unterschiedlichen Funktionsbereichen. So sind Kita, Schule und Sporthalle über eine Lochfassade und den kontinuierlichen Materialeinsatz als eine große, zusammenhängende Einheit ablesbar. Die Öffnungsgestaltung ermöglicht aber doch das Erkennen der einzelnen Raumwelten. Auf diese Weise wird auch den unterschiedlichen Anforderungen der Nutzungsbereiche an die Belichtung und die Innen-Außen-Bezüge Rechnung getragen. Der Ganztages- und Verwaltungsbereich ist leicht eingerückt, offen und einladend materialisiert.

Innenraum
Im Inneren prägen vorzugsweise sichtbare, „natürliche“ und „warme“ Oberflächen aus Beton (Tragstruktur, Decken), Mauerwerk, Holzwerkstoff (Ausbau) und Linoleum (Boden) die Räume. In der Sporthalle und den Hauptnutzungsbereichen ist im Funktionsbereich der Wände eine Holzvertäfelung vorgesehen. Die flächenelastischen Sportböden wie auch die Böden in den Bewegungsbereichen sind in Linoleum ausgeführt.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

EG / 2.OG

EG / 2.OG

Schnitte

Schnitte

Fassadenvertiefung

Fassadenvertiefung