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Einladungswettbewerb | 10/2016

St. Viktor - Alte Propstei

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Hahn Helten Architektur

Architektur

3PLUS FREIRAUMPLANER Kloeters I Müller I Kastner PartGmbB Landschaftsarchitekten + Architekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit dem Ersatzbau für das ehemalige Schwesternwohnheim wird zusammen mit dem Bestand der alten Probstei und der Kapelle eine neue Zentralrendantur für die katholische Kirchengemeinde St. Viktor in Xanten geschaffen. Der Bereich Rheinstraße/ Einmündung Kapitel erfährt mit dieser Maßnahme eine städtebauliche Neufassung und der nord-westliche Zugang zum Herzen Xantens, dem Areal um den Dom St. Viktor, eine seiner besonderen Bedeutung für den historischen Stadtkern angemessene Betonung.

Die beiden denkmalgeschützten Gebäude, die alte Propstei und die Kapelle, werden durch den Neubau zu einem Ensemble aus drei kraftvollen Solitären ergänzt. Der Ersatzbau, der das Grundstück im Nord-Osten voll ausnutzt, nimmt im Süd-Westen die Flucht der bestehenden Kapelle auf und verlängert diese zur Rheinstraße. Dadurch öffnet sich zur ehemaligen Propstei hin eine transparente Fuge, mit der vertikalen Haupterschließung, die schon von der Rheinstraße aus einen Durchblick zum Dom freigibt.

Durch die Verweise auf die Materialsprache der historischen Backsteingebäude und die Öffnungsproportionen, Fensterachsen und Giebelhöhe der ehemaligen Propstei stellt der Neubau den wünschenswerten Dialog zum denkmalgeschützten Bestand her, artikuliert sich aber im Kontrast dazu in seiner klaren, regelhaften Ausbildung als zeitgemäße Architektur. So entsteht ein zeichenhaftes, kraftvolles Ensemble. Ein analog zu ortstypischen Gebäudeköpfen gestalteter Giebel schließt dabei die Zeile der historischen Gebäude der neuen Rendantur und der Marienschule stadtseitig selbstbewusst ab und betont torartig den Zugang zum Domquartier. Mit dem Neubau des „Stadtpalais Domblick“ als Gegenüber und der bepflanzen Abgrenzung zur Fahrbahn hin, entsteht ein gefasster
Vorplatz. Diese Seite des Ensembles bildet das Gesicht zur Öffentlichkeit. Von hier aus kann die Rendantur auf kurzem Wege, und direkt von den Parkplätzen aus (auch barrierefrei) erschlossen werden.

Die gegenüberliegende, dem Dom zugewandte Seite des Ensembles, verweist mit seiner signifikanten historischen Fassade und der Materialisierung in Tuffstein auf die prominente Position im Stadtbild und ihren bedeutenden Bezug zum Domquartier. Folgerichtig verbleibt hier der repräsentative Haupteingang mit dem historischen Zugang zum Treppenhaus der alten Propstei, zusätzlich über den gefassten Hof auch zum neuen Ensemble.

Die transparente Fuge mit der neuen vertikalen Erschließung zieht sich von der Rheinstraße aus zum Hofbereich am Kapitel durch. An dieser Stelle entsteht ein zweiter, untergeordneter Zugang für die Mitarbeiter der Rendantur mit offenen Blickbezügen vom neuen Haupttreppenhaus zur Dom- und zur Stadtseite.

Ein großzügiger Empfangsbereich im Erdgeschoss, der sich in den Geschossen darüber als breiter Flur- und Aufenthaltsbereich mit Blick zum Dom widerspiegelt, schafft den Übergang zwischen dem neuen und dem historischen Erschließungskern. Die Geschoßniveaus des Neubaus orientieren sich an denen des Bestandes, sodass jedes Geschoss eine durchgehende Ebene bildet die alle Räume barrierefrei verbindet. Im Altbau der alten Propstei wie im Neubau sind die Büros der unterschiedlichen Abteilungen auf allen Ebenen flexibel und schemengleich angeordnet. Dabei sind die fünf Abteilungen der Rendantur jeweils eigenständig räumlich zugeordnet. Treppe, Aufzug, Sanitärbereiche und Teeküchen in der Mitte des Neubaus in einem Kern zusammengefasst.

Die historische Kapelle beherbergt das neue Konferenzzentrum. Über einen historischen Zugang wird eine Foyerzone zugänglich, über die drei unterschiedlich große Besprechungsräume erschlossen werden. Der ehemalige Kapellenraum wird durch den Einbau eines L-förmigen Möbelelement zoniert. Mit Servicenutzungen wie Garderobe,
Techniklager und Abstellmöglichkeit dient es beiden Besprechungsräumen. Bei Bedarf können diese zu einer großen Raumeinheit zusammengeschaltet werden. Die über das vorhandene Treppenhaus angebundene Empore kann als besonderer Rückzugsort genutzt werden.

Im 2.OG des Altbaus lassen sich die vorhandenen Räume aufgrund ihrer sehr geringen Kopfhöhe nur mit unverhältnismäßigem Aufwand als bauordnungsrechtlich nutzbare Büroräume realisieren. Deshalb wird vorgeschlagen in diesem Geschoß den gewünschten Sozialbereich unterzubringen. Gleichzeitig verbleibt ein Ausbaupotential für weitere Entwicklungen in der Zukunft. Gleiches gilt für die Dachräume aller drei Gebäude des Ensembles, die als untergeordnete Technik, Service-, Archiv- oder Lagerbereiche ausgebaut werden können.

Der Neubau ist in seiner Ausprägung, Konstruktion und Technik wirtschaftlich konzipiert um neben den funktionalen Möglichkeiten und Wünschen und den städtebaulich architektonischen Erfordernissen auch die ökonomischen Ziele zu berücksichtigen und im folgenden Planungsverlauf weiter zu optimieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der 3-geschossige, im Grundriss konische Gebäudekörper fügt sich in seiner Kubatur in die umgebende denkmalgeschützte Bebauung ein. Der konische Gebäudegrundriss und die Dachform (Satteldach) werden von der Alten Propstei übernommen. Das Gebäude wird nah an die Rheinstraße herangeführt, ohne die Platzaufweitung im Kreuzungsbereich Rheinstraße / Kapitel negativ zu beeinflussen.
Zur Alten Propstei hin gibt es eine zurückspringende breite Gebäudefuge, hinter der sich das Haupttreppenhaus befindet.
Der Haupteingang befindet sich kapitelseits an der Südseite der Alten Propstei, ein weiterer vorhandener Nebeneingang mit Rampenanlage befindet sich an der Seite zur Rheinstraße.
Der Umgang mit der denkmalwerten Bausubstanz der Bestandsbaukörper (Alte Propstei und Kapelle) ist behutsam und zurückhaltend und vermeidet wesentliche Eingriffe.
Die innere Funktionalität ist gegeben und gestaltet sich im guten Verhältnis der Hauptnutzflächen zu den Verkehrs- und Nebennutzflächen wirtschaftlich.
Durch die Übernahme der Geschosshöhen der Alten Propstei ist eine echte Barrierefreiheit auf allen Ebenen gegeben. Der Vorgabe, im Bereich des 2. Obergeschosses der Alten Propstei keine Flächen zum dauerhaften Aufenthalt anzuordnen, kommt der Entwurfsverfasser durch Anordnung von Besprechungsbereichen nach.
Durch die Übernahme der Geschosshöhen entsteht im Vergleich zu den übrigen Beiträgen ein sehr hohes Bauvolumen.
Die Fassadengestaltung als regelmäßig gestaltete Lochfassade mit sehr vielen kleinformatigen Fenstern (ohne Höhendifferenzierung) sowie die Gebäudehöhe ist im Verhältnis zu den Bestandsbauten zu dominant und könnte deutlich zurückhaltender sein.
Insgesamt eine qualitätvolle Arbeit, die aber in den Punkten Bauvolumen und Fassadengestaltung verbesserungswürdig ist.