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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Umgestaltung und Erweiterung des Rheinparks

ein 2. Preis / Zur Überarbeitung aufgefordert

Preisgeld: 22.500 EUR

Fontana Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

HHF Architekten

Architektur

lightsphere GmbH

Lichtplanung

Erläuterungstext

Weil an den Rhein bringen!
Das Rheinufer, die Dimension von Hafen, Industrie, grossflächigen Verkaufshallen und kleinteiligen Wohnstrassen mit stark vorstädtischen Charakter sind die Haupterkennungsmerkmale des Planungsperimeters. Die Umgestaltung des Rheinparks, die Ergänzung des Langsamverkehrsanschlusses zwischen Basel und Weil über das Dreiländereck und den Hafen hinweg und auch die städtebauliche Aufwertung der Umgebung bietet die Chance, die Nähe des Rheins spürbar zu machen und in stadtteilprägende Lebensqualität umzusetzen. Die in sich geschlossene Grünfläche des Rheinparks wird zum offenen, vom Quartier bis zum Rhein hin durchlässigen Uferpark – aufgeräumt und entrümpelt, doch mit unverwechselbaren Spuren seiner ursprünglichen Gestaltung und einem Grossteil des wertvollen Baumbestandes auf seine Geschichte verweisend. Der neue Rheinpark wird künftig seinem Namen gerecht: Er macht das Ufer zum gestalterischen Thema und den Rhein nicht nur wahrnehmbar, sondern auch zum Planschen, Baden und Sonnenbaden zugänglich. Mitten durch diese neue Grünfläche führt die neue, durchgängige Rheinuferpromenade und verbindet Basel und Weil.

Topographie – Eine sanft ansteigende Uferlandschaft
Die Geländemodellierung ist das wichtigste und wirksamste Mittel der Park-Umgestaltung. Sie macht aus Einzelteilen ein Ganzes: Eine offene, sanft ansteigende Uferlandschaft vom Rhein bis zur Colmarer Strasse. Das steile Rheinufer wird partiell abgetragen und als Flachufer mit attraktivem Wasserzugang gestaltet. Der bestehende Hügel, heute ein künstlich wirkender Fremdkörper in der Anlage, wird erhalten und fliessend in die neue Parktopographie integriert, der restliche Park ebenfalls als bewegte Uferlandschaft mit einem natürlicher Ausstrahlung gestaltet.

Vegetation – Der Bestand wird erhalten, ausgelichtet und ergänzt
Der beeindruckende Bestand an alten Bäumen bleibt als grundlegender Wert und Grundstruktur des Parkes weitgehend erhalten. Mit dem Ziel, den Park räumlich zu öffnen, werden die Bäume allerdings etwas aufgeastet oder partiell ausgelichtet.Der Baumbestand entspricht schon heute in gewissen Bereichen einer natürlichen Landschaftstranssekte (Weichholzaue, Hartholzaue, Trockenaue). Diese Struktur wird gestärkt. Zwischen die einheimischen Bäume schieben sich als atmosphärisch starke, vegetative Relikte der alten Anlage Gruppen exotischer Parkbäume wie Tulpenbaum oder Mammutbaum. Als weitere, unverwechselbare Reminiszenz an die Parkgeschichte bleibt eine der formalen Pflanzungen der 90er Jahre erhalten: Das bestehende Paulownien-Geviert wird zum zentralen Treffpunkt mit beschatteten Sitzmöglichkeiten.

Parkbauten – Selektion und Umnutzung
Der grösste Teil der alten Parkbauten und die Parkmauern werden entfernt, um Grosszügigkeit zu schaffen. Signifikante Elemente bleiben erhalten. So werden der Brunnen im Süden und das Wasserbecken im Norden als Anziehungspunkte und Spiel-Orte saniert. Das Wägehäuschen wird am Ende seiner Nutzungsdauer zum Park-Kiosk umfunktioniert und der Abgang zum Wasserwerk durch einen Musikpavillon mit Bühne überdeckt. Dabei bleiben die nötigen Zugänge für das Wasserwerk gewährleistet. Den nördlichen Abschluss des Parks bildet das neue Kulturzentrum mit den angrenzenden Streetsport-Anlagen. Anstelle einer eigentlichen Erweiterung erhält der Park damit eine raumwirksame, ortsspezifische Schnittstelle zum Quartier. Am anderen Ende des Parks erhält das Chinarestaurant, am Übergang zwischen Park und Uferweg, gebäudenah eine attraktive neue Terrasse und hält im Gegenzug künftig den Rheinuferbereich als wichtigen Teil der Langsamverkehrserschliessung frei. Das Gebäude wird so zum uferseitigen Entrée des Parks, ohne dessen Zugänge zu verstellen.

Nutzung – Vielfalt im Park
Die Öffnung des Parks eröffnet auch neue Nutzungsmöglichkeiten, welche Belebung, Durchmischung und soziale Kontrolle stärken. Einerseits kommt mit dem neuen Rheinufer die Möglichkeit zum Schwimmen, Planschen und Sonnenbaden am Rhein hinzu, andererseits stehen im Grünen mit der Sanierung des Wasserbeckens und des Brunnens zwei kinderfreundliche Wasserstellen zur Verfügung. Beliebte Elemente wie der Spielplatz oder die Minigolfanlage saniert und erweitert, veraltete Elemente wie die Minicars und viele der Parkbauten weichen einer offenen, vielfältig nutzbaren Grünfläche. Dem wilden Grillen wird mit offiziellen Grillstellen ein kontrollierbarer Rahmen gesetzt, mit Angeboten wie dem neuen Kulturzentrum, den Sportflächen und dem Musikpavillon kommen neue Möglichkeiten hinzu. Langfristig könnte die Infrastruktur um die Tagesstätte herum einem Ort der sozialen Aktivierung Platz machen.

Erschliessung – Entlang dem Rhein und durch den Park
Kernelement der Erschliessung und der Belebung des Quartiers wie auch des Parks ist die Rheinuferpromenade. Mit der neuen Brücke und dem Anschluss an Basel wird sie zur durchgängigen und attraktiven Route am Wasser. Der südlichste Abschnitt von der neuen Brücke bis zur Dreiländerbrücke wird aufgeweitet und mittels Bepflanzung aufgewertet, bewegt sich aber weiterhin parallel zur Rheinuferböschung, um die nötige Distanz zu den Wohnbauten zu erhalten. Im zweiten Abschnitt rund um die Dreiländerbrücke wird der Weg neu wasserseits unter der Brücke geführt. Rund um die Brücke entsteht eine grosszügige, überblickbare Platzsituation mit klaren Zugängen zur Brücke und zum Park. Der dritte Wegabschnitt im Park folgt der Topographie und mäandriert grosszügig durch die Uferzone. Nördlich des Parks führt der Weg wieder an der bestehenden Böschung entlang und wird ähnlich wie im ersten Abschnitt mit einfachen Mitteln aufgewertet. Den Park erschliesst zudem ein Netz einfacher Kieswege, das sich in die Topographie einfügt, ohne sie zu segmentieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zentrales Gestaltungselement ist der großräumige und in weichen Formen ausformulierte „Strand“. Der Radweg wird zurückverlegt und vom Rhein abgerückt, so dass sich eine weitgehend ungestörte Aufenthaltszone am Rheinufer ergibt. An der Dreiländerbrücke wird der Nord-Süd-Radverkehr in einer angemessenen Form aufgeteilt, so dass eine parallele Nutzung von Fußgängern und Radfahrern möglich erscheint. Das ruhige, organisch geführte Gesamtwegenetz erschließt die Teilbereiche unaufdringlich und lässt einen kontemplativen Aufenthaltscharakter erwarten.

Positiv hervorzuheben ist die großzügige Gestaltung/Geste der Wegebeziehung im Dreiland durch die neue, ausschwingende Wegeverbindung unter der Dreiländerbrücke. Die Wahl des Materials Beton wird in diesem Zusammenhang positiv beurteilt.

Ein aufwertendes Vis-a Vis gegenüber der Stadt Huningue entsteht durch die Kiesbucht.

Durch die angebotenen Nutzungsmöglichkeiten (Parkbühne; Kleinkinderspielpatz, Sportflächen) werden alle Altersgruppen berücksichtigt. Die entsprechenden Flächen werden durch Auslichtungen parallel zum Rhein geschaffen.

Die städtebauliche Vernetzung im Süden wird als wenig gelungen beurteilt, da zu wenig bauliche Akzente gesetzt wurden. Das Gestaltungskonzept lässt sich jedoch so interpretieren, dass dies als bewusster Kontrast zum gegenüberliegenden Rheincenter, als „Einladung“ in den Park, bewusst gesetzt wurde. Die Vernetzung im Norden in der Abfolge „Schusterplatz“ und „Wiegeplatz“ wird als gelungen bewertet.

Die städtebaulichen Kubaturen im Norden passen sich als Blockrandbebauung (mal offen, mal geschlossen) dem Umfeld an. Als Mischnutzung bezeichnet, eröffnen sie Vielfalt und flexible Möglichkeiten. Leider ist die geforderte Ausweisung einer Kinder- sowie einer Jugendeinrichtung nicht dargestellt.

Im Südbereich fügt sich die Planung in die vorhandene Umgebung ein, ohne großartige Akzentuierung.

Eine zurückhaltende Beleuchtung entlang der Promenade und Zugängen wird als angemessen betrachtet. (Lichtstelen), ebenso die subtile Beleuchtung des Hafenkrans. Im gelungenen Kontrast steht die Beleuchtung des wichtigen Eingangsbereich am Wiegehäuschen und der Wasserfläche.

Die Nachhaltigkeit liegt im durchschnittlichen Kostenbereich, dabei sind die Kosten, die sich durch die Erdarbeiten im Bereich der Kiesbucht ergeben werden, noch nicht realistisch einschätzbar. Beton statt Holz wird als wirtschaftliche betrachtet.