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Einladungswettbewerb | 09/2016

Leuchtenberg, Neubau eines Wohnquartiers

2. Rang

LK | Architekten - Regina Leipertz, Martin Kostulski

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ziel der Freiraumgestaltung für den Wettbewerb Leuchtenberg in Neuss ist es, das Plangebiet mit den Grünstrukturen der Umgebung zu verknüpfen, den verkehrlich belasteten Bereich des Alexianerplatzes einer attraktiven Gestaltung zuzuführen und Aufenthaltsqualitäten für die zukünftigen Bewohner des geplanten Wohnquartiers sowie für Besucher zu schaffen.
Als südlicher Stadteingang, Trittstein in die Stadtquartiere Hammfeld und Augustienerviertel sowie Verkehrsknotenpunkt kommt dem Alexianerplatz eine besondere Bedeutung zu. Auch die geplante Wohnbebauung für den Wettbewerb Leuchtenberg formuliert eine klare Adresse am Alexianerplatz. Der Entwurf sieht deshalb eine Gestaltung mit vier neunen und über den Straßenraum hinweg miteinander kommunizierenden Plätzen vor, die den Anforderungen, die mit einer solchen Bedeutung im Stadtgefüge einhergehen, gerecht werden kann. Wichtigste verbindende Gestaltungsmittel sind ein einheitlicher, heller Belag aus Betonsteinpflaster, Reihen aus rosa blühenden Kirschbäumen sowie große Boomerang-Bänke, die die Plätze zu den viel befahrenen Straßenräumen abschirmen. Bestehende Freiraumgestaltungen und -planungen, wie die Streifenpflanzungen des zukünftigen Augustienerviertels, werden in den Entwurf integriert, wodurch die vier Plätze eine Differenzierung erfahren und unterschiedliche Nutzungszonen entstehen. Mit einem großen Fontänenfeld greift der im Plangebiet gelegen Platz das Bodendenkmal Nordkanal in abstrahiertet Form auf. Zudem wird die Richtung des Nordkanals durch die Kirschbaumreihen betont wodurch gleichzeitig Anknüpfungen zum Scheibendamm - und damit zum Rheinpark und zum Rhein -sowie in Richtung Innenstadt geschaffen werden. Durch die spielerische Inszenierung des Themas Wasser und durch Außengastronomie des geplanten Cafés erfährt der Platz eine Belebung. Eine spätere Integration der angedachten Straßenbahnhaltestelle ist bei beiden alternativen Straßenbahnführungen möglich.
Mit einem großen, einladenden Durchgang schafft die Wohnbebauung eine Verbindung zwischen dem Alexianerplatz und der grünen Quartiersmitte. Die identitätsstiftende Mitte versteht sich als formale Fortführung des angrenzenden und in sich geschlossenen Klostergartens. Sie besteht aus einer durch einen Baumrahmen gefassten offenen Wiese mit großen Spielbereichen sowie einem zentralen Aufenthaltsbereich und Treffpunkt mit Bäumen und Rundbänken, der gleichzeitig als öffentliche und qualitätsvolle Durchwegung dient. Zudem befinden sich hier mit Hecken gefasste und den Erdgeschosszonen zugeordnete Privatgärten. Durch Treppe - und barrierefrei auch durch eine Rampe - kann der tiefer gelegene Bereich der Besucherstellplätze erreicht werden, wodurch gleichzeitig auch eine Anbindung in Richtung Rennbahnpark ermöglicht wird.
Fahrradstellplätze sind dezentral Nahe den Gebäudeeingängen, im Bereich der Besucherstellplätze und auch unter den Bäumen auf dem Alexianerplatz angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Versuch eine architektonische Haltung zu definieren, die sowohl identitätsschaffend für die Bewohner sein soll, eine harmonische Eingliederung in den städtebaulichen Kontext schafft und zugleich die erforderliche Qualität der Grundrisse liefert, ist leider nicht vollständig gelungen. Mit ihrer großzügigen Öffnung zum Alexianerplatz wirkt die Bauform sympathisch und offen. Unterschiedlich akzentuierte Freiräume reagieren auf die Umgebung (Ecke/Auflösung) – teilweise jedoch zu sehr losgelöst von den Nachbarschaften und im Fall des Nordkanals nur als banales Zitat. Die Möglichkeit der Durchwegung des Innenraums über den Platzanschluss wird positiv bewertet. Auch die auf die Nachbarschaft reagierende Höhenentwicklung wird positiv gesehen. Das Verhalten gegenüber dem Hospiz erscheint zwar im Volumen angemessen, es wäre jedoch wünschenswert die Ausrichtung der Wohnungen in diesem Bereich zu überprüfen. Durch den nach Westen offenen Innenhof wird der Freiraum des Klostergartens sinnvoll und ungestört von Einblicken weitergeführt. Sehr kritisch sind die viel zu formalen Grundrisslösungen, die die eigentliche Problematik der Lage und der Emissionen nicht lösen können. Auch fehlt die architektonische Konsequenz bei der Gestaltung der Fassade zum Alexianerplatz und Hammfelddamm, hier stimmen Geste und dahinterliegende Nutzungen nicht überein. Zur eigentlich sympathischen städtebaulichen Form der Gesamtkubatur passen Hülle und Nutzung so noch nicht. Die Gliederung der Fassade zum Innenhof ist besser gelöst, aber noch viel zu schematisch. Das Thema der Anlieferung und Entsorgung wurde nicht ausreichend bedacht. Die zahlreichen positiven Ansätzen können jedoch in der Gesamtbeurteilung die teilweise erheblichen Schwächen nicht überwiegen.