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Nicht offener architektonischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil nach RPW 2013 und VOF 2009 | 10/2016

Historische Mitte

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Anerkennung

Preisgeld: 29.000 EUR

Peter Kulka Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der Roncalli-Platz – die „gute Stube“ Kölns ist bisher unvollendet. Auch wenn die Topographie Kölns nicht dramatisch ist, hat sich im Laufe der Stadtentwicklung dieser Hügel, auf dem der hohe Dom städtebaulich markant auf die „Höhe“ gesetzt ist, ins Bewusstsein der Stadt eingeprägt. Die Höhenlinie entlang der Hohe Straße endet an der Westfassade des Domes und mündet heute in die Domplatte. Eine topographische Besonderheit wurde die immer bewusst in die Stadtgestaltung einbezogen wurde, so zum Beispiel auch am Alter Markt durch die Rathaustreppen. Im Bereich des heutigen Roncalli-Platzes stand im Mittelalter der sogenannte Hof mit dem bischöflichen Palast als markantes Forum.

Es besteht heute die Chance, an die großen Traditionen der Vergangenheit anzuknüpfen und ein städtebauliches Gefüge zu schaffen, das auf die spannende Ausgangssituation eingeht und bestimmt durch bestehende Topographie, sowie bereits vorhandene Straßen und Plätze neue städtebauliche Qualitäten schafft.

Dabei ist es wichtig, hinsichtlich der sich immer weiter ausbreitenden Domplatte, eindeutige Grenzen und Übergänge neu zu definieren. Die natürliche Topographie der benachbarten Straßenzüge wie zum Beispiel Am Hof und die Lage des Platzes auf der Höhe mit seiner Beziehung bis runter zum Rhein spielen dabei eine große Rolle. Unter Berücksichtigung der gewachsenen Struktur schlagen wir eine Gliederung des Gebäudeensembles an der Südseite der Straße am Hof mit zwei separaten Baukörpern vor. Dadurch wird dieser städtische Raum von der Hohe Straße kommend, über den Platz am Heinzelmännchenbrunnen hinweg, unter Einbeziehung des Roncalliplatzes, bis zum Kurt-Hackenberg-Platz neu gefasst. Sowohl zum Roncalliplatz als auch zur Straße Am Hof gibt es eine klare Adressbildung für Kurienhaus und Stadtmuseum. Darüber hinaus werden die Eigenständigkeit der Institutionen und die Vielfalt des Ortes betont. Die Verwaltungen von RGM und KSM bilden ein Volumen mit dem Stadtmuseum und orientieren sich deutlich zum Kurt-Hackenberg-Platz. Dabei legen wir Wert darauf, dass diese neue Zweigliederung sowohl die topographischen Bezüge widerspiegelt, als auch zu den vorhandenen Gebäuden eine qualitätvolle städtebauliche Beziehung aufbaut. Wichtigster Bezug ist das flache Bauvolumen des Römisch-Germanischen-Museums. Die Baukörper des vorliegenden Entwurfes bilden durch die direkte Nachbarschaft mit ihm eine städtebauliche Einheit. Ihre klaren Kubaturen, die abgestimmte Höhenentwicklung und die sehr gezielte Setzung lassen eine Ensemblewirkung der beiden neuen Gebäude mit dem Baukörper des RGM entstehen. Deutlich wird diese Wirkung vor allem beim Blick vom Domplatz aus auf den Roncalliplatz. Das nördlich vom Hohen Dom flankierte, zweigeschossige RGM erhält durch den länglichen und höheren Baukörper des neuen Stadtmuseums einen Hintergrund im Süden. Das kleinste der drei Gebäude, das Kurienhaus der Hohen Domkirche liegt dem Stadtmuseum vorgelagert und überragt dieses wiederum um ein Geschoss. Dabei schiebt es sich vollständig von Osten auf den Domplatz vor und entwickelt so eine besondere Beziehung zum Südportal des Kölner Doms.

Durch die Anordnung der drei Baukörper ergibt sich am Kreuzungspunkt der neu entstehenden Durchgänge im Südosten des Roncalliplatzes eine besondere städtebauliche Situation. Inhaltlich wird diese wichtige Wegekreuzung mit den symbiotisch genutzten Funktionen der drei Institutionen belegt. Das neue Foyer liegt auf der Ecke des mittleren Baukörpers, flankiert vom Museumscafé im Erdgeschoss des RGM, sowie der theologischen Buchhandlung mit Zugang zum Museumsshop im Erdgeschoss des Kurienhauses.

Durch das Ablösen des Kurienhauses entsteht eine Gasse zwischen Kurienhaus und dem Kölner Stadtmuseum, die eine zusätzliche Wegeverbindung zwischen Domplatte und der Straße Am Hof ausbildet. In der Verlängerung dieser Gasse liegt erdgeschossig die unterschnittene Eingangssituation des Römisch-Germanischen Museums. Durch die Aufnahme dieser Fluchten bildet sich eine weitere besondere Vorplatzsituation der drei Institutionen aus. Zwischen dem RGM und dem KSM liegt weiterhin die historisch nachempfundene römische Hafenstraße. Der Raum zwischen den beiden Häusern wird dabei auf Ebene der Domplatte geschlossen. Das römische Pflaster der Hafenstraße liegt in einem, über eine breite Freitreppe erschlossenem Tiefhof, welcher in die Gasse eingelassen ist. Besucher können das historisch wertvolle Straßenstück öffentlich besichtigen. Am Ende des Hofes liegt der Eingang zur Ausstellung und Grabungsstätte des römischen Hafentors, welches von hier aus besichtigt werden kann. Oberhalb dieses Zugangs endet die Domplatte in einer breiten Freitreppe zum Kurt-Hackenberg-Platz. Die erst kürzlich errichtete Treppe in Nord-Süd Richtung könnte, falls gewünscht auch beibehalten werden.

Der Kurt-Hackenberg-Platz wird durch das neue, klare Volumen des städtischen Gebäudes deutlich definiert. In seiner Höhe orientiert sich das Volumen an der Höhe des Museum Ludwig. Dadurch werden die Raumkanten des Platzes klarer, die gesamte Proportionierung von Bebauung zu Platzfläche wird stimmiger und der Blick auf den Hohen Dom bleibt über das flache RGM hinweg weiterhin unverbaut. Durch die Anordnung der halböffentlichen Bibliothek von KSM und RGM auf Ebene Kurt-Hackenberg-Platz erfährt dieser zudem die dringend benötigte Aufwertung. Die Aufweitung der Straße Am Hof zum Kurt-Hackenberg- Platz hin kompensiert den Höhenunterschied zwischen dem neuen Gebäude und den flacheren Gebäuden auf der südlichen Straßenseite. Durch die Staffelung der zwei Gebäude in Höhe und Breite passen sich die Volumen an Ihre Umgebung an. Der Topologie des Ortes folgend flachen sich die Gebäude von West nach Ost ab. Das Stadtmuseum springt zudem entlang der Straße Am Hof hinter dem Kurienhaus vor. Beim Blick zum Kurt-Hackenberg-Platz ergibt sich so eine städtebauliche Dreistaffelung mit dem Hotel Mondial.

Die Via Culturalis vom Gürzenich bis zum Südportal des Domes wird offen gehalten. Aus der Straße Unter Goldschmied kommend richtet sich der Blick der Besucher auch weiterhin uneingeschränkt auf die Südseite von Kölns wichtigstem Wahrzeichen, flankiert vom Domhotel im Westen und dem neuen Kurienhaus im Osten. Der Roncalliplatz wird so mehr denn je zum Höhepunkt der Via Culturalis.

Hochbaulicher Entwurf
Die Aufteilung der unterschiedlichen Nutzungen in zwei unabhängige Gebäude wird zusätzlich durch die differenzierte Behandlung der Baukörper in Grundriss, Schnitt und Ansicht behandelt. Das Kurienhaus mit seiner weitestgehend kleinteiligen Raumstruktur besetzt den Solitär auf dem Roncalliplatz, die Werkstätten und Verwaltungen von Kölner Stadtmuseum und Römisch-Germanischem Museum liegen zum Kurt-Hackenberg-Platz orientiert und dazwischen die Ausstellungsräume des Kölner Stadtmuseums. Synergetisch genutzte Bereiche verteilen sich über alle Bauteile. Das RGM wird an zwei Stellen mit dem Neubau verbunden. Eine öffentliche Verbindung der beiden Museen befindet sich in der Ebene -1 zwischen Kurienhaus und KSM. Hier wird es den Besuchern möglich gemacht, beide Museen über ein Foyer zu erreichen und sämtliche Nebenräume wie etwa die Garderoben synergetisch zu nutzen. Die zweite Verbindung liegt auf der Ebene -3 des Verwaltungsteils und macht es Mitarbeitern des Hauses möglich, wettergeschützt zwischen den Häusern zu verkehren.

Die Realteilbarkeit der Häuser wurde durch die Trennung der Häuser vereinfacht. Unterirdisch gehören die Flächen unterhalb der Museumsgasse zum Kurienhaus. Das Grundstück der Hohen Domkirche zu Köln beschreibt ebenfalls diese Fläche. Im Zweifelsfall könnten entlang dieser Grundstücksgrenze alle Räume voneinander separiert und den jeweiligen Eigentümern zugeschrieben werden. Das Kurienhaus steht etwa an der Stelle des Vorgängerbaus. Lediglich im Westen rückt das Haus um etwa vier Meter weiter auf den Domplatz. Die baulichen Eingriffe in die Tiefgarage können so sehr gering gehalten werden und sind in den Kostenrahmen einkalkuliert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitbild: ‘Neue Qualitäten durch Vernetzung‘
Die einfache Gliederung des Gebäudevolumens in ein solitäres Kurienhaus und einen längsgestreckten Hauptkörper entlang der Strasse Am Hof wird positiv bewertet.
Der Entwurf reagiert mit der Freistellung des Kurienhauses und der Zusammenfassung aller übrigen Nutzungen in einem Gebäude sehr gut auf die gewünschte Realteilbarkeit kirchlicher und städtischer Funktionen.
Die Eingänge im Gebäudezwischenraum zwischen Kurienhaus und Museumstrakt des Römisch-Germanischen Museum liegen jedoch zu versteckt, obwohl erkennbar ist, dass sie in Kontinuität zur westlichen Museumsfassade platziert sind.
Kritisch gesehen wird auch die massive achtgeschossige Fassadenfront zum Kurt-Hackenberg-Platz. Die hier platzierte wissenschaftliche Bibliothek trägt nur bedingt zu dessen Belebung bei. Bedauert wird, dass außer dem Hauptzugang zum Kurienhaus an der Straße Am Hof kein Austausch zwischen Gebäude und Stadtraum stattfindet. Auf der Ostseite des Roncalliplatzes führt das Kurienhaus die Via Culturalis stadträumlich gut zur Domplatte. Der Entwurf bringt die Funktionen der einzelnen Gebäude über die Wahl der Fassaden und Materialien auf deutliche Weise zum Ausdruck.
Das Kurienhaus ist durch eine Fassade aus vorfabrizierten Betonfertigteil-Spitzbögen charakterisiert, welche die Beziehung zum gotischen Dom sucht. Das Stadtmuseum lebt vom Wechsel großzügig geöffneter und geschlossener Flächen, die durch ein horizontales Muster gegliedert sind. Die großen Panoramafenster inszenieren an ausgewählten Orten schöne Sichtbeziehungen zu den umliegenden Stadträumen. Die Verwaltungsräume der beiden Museen sind zum Kurt Hackenberg-Platz orientiert und finden hier ihren Ausdruck in einer eher als bürotypisch empfundenen Fassade.
Gewürdigt wird, dass die Aufteilung des Gebäudeensembles in drei Einheiten zu klaren und effizienten Grundrissen führt. Allerdings bedürfen einzelne Raumeinheiten einer Nachbesserung. Insbesondere das Foyer des Stadtmuseums ist deutlich zu eng bemessen. Auch die Vorschläge zur Neugestaltung des bestehenden Römisch-Germanischen Museums werden kritisch gesehen, da der unterirdische Verbindungsgang in der Wegeachse zwischen Kurienhaus und dem neuen Museumstrakt einen zusätzlichen Treppenaufgang in das Foyer erfordert. Die Räume der Museumsverwaltung sind hingegen sehr klar definiert.
Im Resümee wird festgehalten, dass das Stadtmuseum im Abgleich mit dem Gebäude der Kurie deutlich zu wenig präsent ist. Zur Domseite wird es vom Kurienhaus mit seiner
gotisierenden Fassade verdeckt, zum Kurt-Hackenberg-Platz erweckt es den Anschein eines Verwaltungsgebäudes.
Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

Entwurf Anerkennung, © Peter Kulka Architekten, Köln

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