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Offener Wettbewerb | 01/2017

Neubau des Besucher und Informationszentrums fĂŒr den Deutschen Bundestag

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Anerkennung

Burgos & Garrido Arquitectos

Architektur

FRPO - Rodriguez & Oriol Arquitectos

Architektur, Landschaftsarchitektur

Uberland

Architektur, Landschaftsarchitektur

VWA Verzone Woods Architectes

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Authors: Burgos & Garrido + RodrĂ­guez & Oriol with Uberland and VWA


Zum urbanen und landschaftlichen GefĂŒge, oder die Ästhetik der Auflösung
Die visuelle Wirkung des BIZ auf den historischen Tiergarten wird durch den dichten Baumbestand des Standort stark reduziert. In seinem vollen Volumen wird das GebĂ€ude einzig aus dem direkten Blickwinkel von der Scheidemannstrasse aus erkennbar. Die BlickbezĂŒge zum Reichtags gehen somit von der Nord- und Westfassade aus, wo sich auch der Eingang ins GebĂ€ude befindet. Vom SĂŒden aus bleibt es verborgen hinter den Baumkronen und ist nur teilweise von den Wegen im Tiergarten und dem Simsonwerg aus zu sehen.
Das BIZ verhĂ€lt sich wie ein Pavillon oder ein Follie im Park, ohne den Ehrgeiz, Ordnung, Disziplin oder rĂ€umliche Hierarchie ausstrahlen zu wollen. Seine materielle Eigenschaft der sich Ă€ndernden Farbe, die es wie zufĂ€llig von seiner Umgebung, dem Himmel oder der umgebenden Vegetation annimmt, sowie seine verzerrte Geometrie, die eine direkte und logische Konsequenz der Zeichnung der Wege im Tiergarten ist, machen das GebĂ€ude immer wieder ĂŒberraschend und komplex in seiner Wahrnehmung.
Es zeigt sich nicht klar, und auch seine Form ist nicht eindeutig erkennbar, es verbirgt seine Fassaden hinter den BĂ€umen. Mit seiner polygonalen Geometrie und seinen Spiegelungen vermittelt es einen scheuen, flĂŒchtigen Eindruck, es verbirgt und verhĂŒllt sich, verschwindet und taucht in neuen Facetten wieder hinter den Baumkronen auf. Damit wird es zur Anti-These der mĂ€chtigen PrĂ€senz des Reichstags. Das neue GebĂ€ude will sich im Tiergarten auflösen und unauffĂ€llig bleiben, sodass dem Reichstag die ganze Aufmerksamkeit zuteil wird.

Organisation von Programm und Besucherströme
Das Projekt erfĂŒllt vollstĂ€ndig das umfassende Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen der Ausschreibung und bietet klare Lösungen fĂŒr die Beziehungen der einzelnen Teilbereiche untereinander. Das Programm ist in verschiedene Bereiche eingebettet, sowohl Service- als auch öffentliche Bereiche. Dadurch kann das GebĂ€ude mit großer PrĂ€zision funktionieren.
Eine zentrale Frage war die Vereinfachung der vielen verschiedenen Bewegungsströme, darunter Personal mit verschiedenen TÀtigkeiten sowie unterschiedliche Besuchergruppen die ein- und austreten, die nur das BIZ oder auch den Reichstag besuchen. Die Analyse der Besucherströme hat uns ermöglicht, die vertikalen Verbindungselemente in Form von zwei Treppen formal ausdrucksvoll zu artikulieren.
Eine dieser Treppen ist spiralförmig und verbindet das Foyer im Erdgeschoss mit dem Obergeschoss, wo sich der Plenarsaal, die SeminarrĂ€ume und die Cafeteria befinden. Die zweite ist eine große, doppelte Treppe, die ĂŒber den grosszĂŒgigen Luftraum das Eingangsfoyer mit der Ebene des Tunnelzugangs verbindet. Mit diesen Treppen soll der Bezug zu den besten Treppen der revolutionĂ€ren und expressionistischen Architekturstilrichtungen hergestellt werden. Den Treppen von Bruno Taut und Erich Mendelsohn oder der Treppe in Schloss Hartenfels im Torgau aus dem Jahr 1537, der ersten Wendeltreppe, die ohne MittelsĂ€ule gebaut wurde. Gleichzeitig aber stehen sie auch in Zusammenhang mit den spiralförmigen Rampen in der Kuppel des Reichstags.
Die horizontale Art der Wahrnehmung, mit der die BaumstÀmme im Tiergarten vom Inneren des BIZ aus zu sehen sind, steht im starken Kontrast zur aussergewöhnlichen rÀumlichen Erfahrung welche dem Besucher bei der vertikalen Bewegung im BIZ vermittelt wird.
Das große Foyer im Erdgeschoss steht optisch in Verbindung mit den Außenbereichen und es ist Drehscheibe fĂŒr alle BewegungsablĂ€ufe im BIZ. Im Untergeschoss vor dem Zugang zum Besuchertunnel befindet sich der neutrale und flexible Ausstellungsbereich. Seine offenen Gestalt ermöglicht den uneingeschrĂ€nkten Aufbau von Ausstellungen. Der Zugang zum Tunnel erhĂ€lt natĂŒrliches Licht ĂŒber den Luftraum, der das Foyer im Erdgeschoss mit dem Untergeschoss verbindet.


Die MaterialitÀt des GebÀudes.
Das BIZ ist vollstĂ€ndig mit Glas verkleidet und macht sich seinen materiellen Zustand maximal zu Nutzen. Die GebĂ€udehĂŒlle ist an einigen FlĂ€chen absolut transparent. Dort wird extratransparentes Glas ohne Rahmenelemente montiert, sodass die FassadenflĂ€che verschwindet, das Innere mit dem Äußeren verschmilzt und das BIZ ĂŒber dem Tiergarten zu schweben scheint. Andere Fassadenbereiche, hauptsĂ€chlich der obere Körper, sind mit verschiedenen Arten von Spiegelglas verkleidet, wodurch die BĂ€ume im Tiergarten vervielfĂ€ltigt werden. Dies geschieht jedoch mit unterschiedlicher PrĂ€zision und SchĂ€rfe, manchmal sind die Bilder verschwommen und andere Male sieht man spektakulĂ€re Visionen, welche einen fantastischen Raum schaffen.
Das Glas lĂ€sst das Licht durchdringen oder spiegelt es wieder, man kann ins Innere sehen oder man erhĂ€lt ein vervielfĂ€ltigtes Bild von außen, entweder in voller SchĂ€rfe oder verformt. Auf jeden Fall wird das BIZ von einer horizontalen Linie unterteilt, die gewisse Unterschiede zwischen dem oberen, sich spiegelnden und reflektierenden Körper und dem unteren Teil, aufweist, der unsichtbar zu sein beabsichtigt. Diese widersprĂŒchliche MaterialitĂ€t kommt in verschiedener Weise zum Ausdruck, aber immer unter ausschließlicher Verwendung von Glas als Material.
Jede Facette des GebĂ€udes erhĂ€lt, abhĂ€ngig von der unterschiedlichen Ausleuchtung der Innenbereiche, unterschiedliche Nuancen, die den Eindruck erwecken, dass sich das GebĂ€ude fĂŒr den Passanten auflöst und fragmentiert.
Im Inneren jedoch sieht man die robuste TrĂ€gerstruktur, von eindrucksvollem Maßstab und die Eigenschaft eines öffentlichen GebĂ€udes und einer ĂŒbergeordneten infrastrukturellen Einrichtung vermittelnd. Zudem werden das Innere und das Äußere in gewisser Weise als zwei parallele RealitĂ€ten dargestellt.
Das Dach des BIZ ist von den oberen Etagen des Reichstags sehr gut sichtbar. Bis auf die Stellen, wo die VentilationsgerĂ€te fĂŒr die Klimaanlagen untergebracht sind, wird es komplett begrĂŒnt.

Der Plenarsaal. Eine helle Blase.
Der Plenarsaal wird als lichte Glasblase ohne Rahmenelemente konstruiert, in die von oben Licht eindringt. Über die leichte Vertiefung in der FlĂ€che der Geschossplatte der ersten Etage wird bereits am Eingang im Erdgeschoss die Lage des Plenarsaals im Herzen des GebĂ€udes erfahrbar.
Die Anforderungen des Programms werden dabei strikt eingehalten: FlexibilitĂ€t, abgetrennte Ein- und AusgĂ€nge, ebenso wie die geforderten technischen und akustischen Bedingungen. Mit einem motorbetriebenen Vorhang kann der Raum bei Bedarf komplett abgedunkelt werden und die hohen akustischen Anforderungen erfĂŒllt werden.

Absolute Barrierefreiheit
Das GebÀude ist absolut barrierefrei. Personen mit eingeschrÀnkter MobilitÀt können alle Stockwerke und alle Einrichtungen problemlos erreichen.
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