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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Neubau Studentenwohnanlage in der ehem. Nibelungenkaserne

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 6.333 EUR

MPRDO Mauz Pektor Architekten PartGmbB

Architektur

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICH ARCHITEKTONISCHES KONZEPT

Die nördliche Spange des Technologiecampus Regensburg ist geprägt durch den vorhandenen alten Baumbestand einerseits und die Terrassierung des Geländes andererseits. Die Ausformung der Gebäudevolumen greift die geplante benachbarte Typologie auf. Zwei L-förmige Baukörper bilden einen fließenden Hof. Die unterschiedlichen Gebäudehöhen treten in Dialog mit der vorhandenen Terrassierung und übersetzen diese in differenzierte Baukörper. Der so gebildete Hofbereich formuliert die Mitte des studentischen Wohnens. Der offene, baumbestandene Vorbereich ist Auftakt und Adresse und wird durch ein kräftiges Gebäudevolumen betont. Die nördlich anschließenden Gebäudeteile mit berankten Laubengängen, die auch als Balkone bespielt werden können, lassen die Landschaft durch das Gebäude hindurchfließen und stellen den Bezug zum landschaftlich geprägten Ort her.



NUTZUNGSANORDNUNG UND ERSCHLIESSUNG

Die Anlage ist dezentral organisiert, ohne dabei auf eine Adresse mit zentralen Funktionen (Klingel, Briefkasten) an der Franz-Mayer-Straße zu verzichten. Dort ist auch ein Teil der Gemeinschaftsfunktionen zugeordnet (Mehrzweckraum, Waschsalon, Fahrradraum). Im Kopfbau gruppieren sich Einzelapartments um ein Atrium. Eine große Freitreppe folgt dem bestehenden Gelände und verbindet die Terrassen im Inneren des Gebäudes. Die Mehrzahl der Wohnungen wird direkt vom Hof aus erschlossen. Die Wohngruppen sind mehrheitlich ebenerdig angeordnet, Einzelapartments und Doublette befinden sich in den oberen Geschossen. Sie werden über offene Laubengänge erschlossen und sind zweiseitig orientiert. Die Laubengänge dienen neben der Erschließung auch als den Apartments zugeordnete Außenbereiche. Durch die dadurch mögliche zweiseitige Orientierung der Apartments werden Ausrichtungen (ausschließlich) nach Norden vermieden. Im Zentrum der Anlage ist allseitig orientiert und einsehbar der Gemeinschaftsraum angeordnet. Die Pkw-Stellplätze sind in einer aus dem Erdreich herausragenden, natürlich belüfteten Tiefgarage angeordnet.



FREIANLAGEN

Die Freianlagen greifen das Thema der Terrassierung auf und beziehen sich damit auf das Entwurfskonzept des Gebäudes. So lässt sich der Freiraum in 3 wesentliche Bereiche gliedern: Eingangsbereich mit altem Baumbestand, Innenhof und der Übergang in das angrenzende öffentliche Grün und den Wald im Norden. Dabei wird besonders viel Wert gelegt auf naturnahe Blumenwiesen, die den fließenden Übergang zur Landschaft schaffen und das Gebäude im Norden, Westen und Süden umrahmen. Der erste Höhensprung erfolgt im Bereich der Bestandsbäume. Vorbei am Haupteingang führt eine Stufenanlage den Besucher über die vorhandene Böschung auf das untere Gartenniveau, das zugleich den Übergang in den Innenhof darstellt. Die Topographie wird betont und zur Aufenthaltsfläche erweitert, indem Sitzelemente unter den alten Bäumen zum Verweilen einladen. Diese sind nur punktuell verankert, sodass der Eingriff in den Wurzelbereich minimal bleibt. In dem unteren Garten setzt sich die Blumenwiese als Rasenfläche fort, die durchzogen wird von einigen Plattenbändern, die sich zum allseits zugängigen Mehrzweckraum und Innenhof hin zunehmend verdichten. Der Innenhof selbst ist geprägt von amorphen Formen, die einerseits als Gräserbeete zu den privaten Zimmern im EG abschirmen, andererseits in Form von Rieselflächen Aufenthaltszonen unter kleinen Bäumen definieren. Die Gräserbeete liegen erhöht, sodass ihre Randbereiche, mit Holzdecks versehen, Sitz- und Liegeflächen für die Bewohner bieten. Weiterhin erlauben die in den Rieselflächen freistehenden (und durch Anker gesicherten) Stühle das Sitzen in Gruppen oder alleine. Die übrigen Flächen, die als Zuwegungen zu den Eingängen dienen, sind aus Plattenbelag, sodass Winterdienst möglich ist und ein Hineintragen losen Materials ins Gebäude verhindert wird. Die Fassaden des Innenhofs werden berankt und bieten zu jeder Jahreszeit ansprechende Facetten (Blüte des Blauregens, Herbstfärbung des Wilden Weins, immergrünes Laub des Efeus). Den Vorgaben der Gestaltungsleitlinien folgend kommen als Gehölze Carpinus betulus ‚Quercifolia‘ (Übergang Landschaft), sowie Acer rubrum ‚Scanlon‘ und Amelanchier lamarckii (Innenhof) zum Einsatz. Die Gräserbeete sind äußerst pflegeleicht und zeichnen sich auch im Winter durch einen hohen Zierwert aus. Der Rückschnitt erfolgt im Frühjahr. In der Übergangsphase bis zum erneuten Austrieb werten Frühlingsgeophyten die Pflanzbeete mit bunten Farbtupfern auf. Die das Gebäude umgebenden extensiven Blumenwiesen sind äußerst pflegeleicht (2x pro Jahr mähen) und werten das Gelände ökologisch auf. Im Norden bildet eine weitere Stufenanlage den zweiten Höhensprung ab und gibt den Blick frei auf den angrenzenden Wald. Eine in die Blumenwiese eingebettete Terrasse lädt auch hier zum Verweilen ein, wo locker eingestreute Bäume den Übergang zum angrenzenden Wald herstellen.
Alle Dachflächen werden mit extensiven Gründächern aus Sedum-, Kraut- und Gräserarten begrünt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei Baukörper in Winkelform gruppieren sich auf spannende Weise um einen gemeinsamen Hof und schaffen eine meanderförmige Durchwegung von der erhaltenswerten Baumgruppe im Süden zum öffentlichen Park im Norden.

Die Adressbildung wird, durch Breite und Höhe deutlich hervorgehoben, durch einen dritten dominanten Baukörper (Kopfbau) im Südwesten in Verlängerung des westlichen Gebäudes geschaffen. Der Zugang zum Gebäudekomplex wird durch diesen markanten Kopfbau im Südwesten und der erhaltenswerte Baumgruppe im Südosten eindeutig markiert.

Das nach Norden abfallende Gelände wird geschickt für zusätzliche Wohnflächen genutzt. Es ergeben sich somit vier bis fünf geschossige Bauteile. Stellplätze und Verkehrswege zur Tiefgarage sind im Osten des Grundstücks angeordnet in Nachbarschaft zum öffentlichen Parkplatz. Somit werden die Freianlagen von weiteren Verkehrserschließungen freigehalten.

Die Fassaden der Baukörper nach außen wirken durch ihre einheitlichen, stringenten und quadratischen Fensterformate sehr geschlossen und etwas abweisend. Die Raumqualität in den Wohneinheiten wirkt durch die hohen Brüstungen nicht überzeugend.
Hierzu stehen die offenen begrünten Fassaden der Laubengänge, zum Innenhof orientiert, in kontrastreichem Dialog. Baukörper und Freiräume erhalten durch ihre Anordnung eine spannungsreife Atmosphäre.

Die Anforderungen des Raumprogramms (Anzahl der Wohnplätze) wurden auf Kosten der Zimmergröße übererfüllt. Nordzimmer werden durch zusätzliche Verglasung zum Laubengang im Innenhof belichtet. Störende Sichtbeziehungen zwischen den Wohneinheiten werden geschickt vermieden. Sämtliche Gemeinschaftsflächen werden zentral auf der Nullebene in einem Gemeinschafts-/Mehrzweckraum zusammengefasst – eine differenzierte Verteilung wird vermisst.

Es wird begrüßt dass die Fahrradabstellanlage und Abstellräume zentral im südlichen Kopfbau angeordnet werden. Die Stellplätze in der Tiefgarage sind ausreichend dimensioniert und können natürlich be- und entlüftet werden.
Die Wirtschaftlichkeit des Konzeptes liegt aufgrund der einhüftigen Laubengangerschließung im Vergleich der Arbeiten leicht im ungünstigen Bereich.

Sympathisch erscheint der im südlichen Bereich formulierte, sich zum Gemeinschaftsraum hin abstaffelnde Freibereich. Die sonstigen Freiräume wirken bedingt durch die Baukörperanordnung teilweise kaum nutzbar und in ihrer Gestaltung lediglich visuell interessant.
Die für die dem Innenhof zugewandten Fassaden angebotene flächige Begrünung schafft eine angenehme Atmosphäre, wird aber in Herstellung und Unterhalt - auch aufgrund der mit der Tiefgarage unterbauten Pflanzfläche - hohe Kosten verursachen.

Die offenen Laubengänge und die einseitig gereihten Apartments sind mit erhöhtem Aufwand an Außendämmung verbunden. Die Ergänzung des vorgeschlagenen BHKWs mit einer Nutzung einer regenerativen Energiequelle wäre zur Verbesserun der CO2-Bilanz zu empfehlen.
Diagramme

Diagramme

Ebene 0

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Ebene 1

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Ebene 3

Ebene 3

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt CC

Schnitt CC

Konstruktion

Konstruktion