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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Neubau Flugfeldklinikum

Eingangssituation des geplanten Flugfeldklinikums

Eingangssituation des geplanten Flugfeldklinikums

3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Nickl & Partner

Architektur

Erläuterungstext

Das Baufeld des Neubaus Flugfeldklinikum ist aufgrund seiner historischen Entwicklung von teils stark kontrastierenden Strukturen gekennzeichnet: Grünzug im Norden, Gewerbe im Süden, Verkehrsknotenpunkt im Westen und geplante Mischnutzung im Osten. Innerhalb dieser sehr heterogenen Gemengelage gilt es, die Potenziale des Entwicklungsgebietes zu nutzen, um einen attraktiven Klinikstandort zu schaffen. Der vorliegende Entwurf schlägt ein Konzept vor, dem ein effizienter, klar strukturierter Baukörper zugrunde liegt, dessen harmonische Setzung im städtebaulichen Kontext verschiedene einladende Platzsituationen schafft. Einzelne, gezielt gesetzte Hochpunkte strukturieren das Ensemble und verleihen ihm Sichtbarkeit und Ausbildung einer „Adresse“, die dem sozialen Auftrag eines Klinikums für die Städte Böblingen und Sindelfingen gerecht wird.

Das Gesamtvolumen des neuen Klinikums setzt sich aus Modulen zusammen, welche in Größe und Höhenentwicklung der umgebenden Bebauung angepasst sind. So entsteht ein Baukörper, der trotz seiner Flächeneffizienz das Bild einer aufgelockerten Bebauung vermittelt und mittels einer Reihe von Innenhöfen und Gärten ideale Belichtungsbedingungen, hohe Aufenthaltsqualität und eine gute Durchlüftung ermöglicht.

Der Klinikplatz vor dem Haupteingang im süd-östlichen Bereich des Baufelds wird zentrale Anlaufstelle für Besucher und Beschäftigte des Klinikums, wie auch für Schüler und Studenten sein. Ein als Hochpunkt ausgebildetes Verwaltungsgebäude schottet ihn gegen Verkehrslärm von der Calwer Straße ab und markiert gleichzeitig die Eingangssituation des Klinikareals. Nach Norden und Osten wird der Platz von dem Erweiterungsbau des Klinikums, sowie dem Gebäude für Schule und Strahlentherapie eingerahmt. Im Westen und Nordwesten befinden sich der Klinikhaupteingang und das leicht herausgeschobene Volumen der Dialyse. So entsteht ein geschützter und lebendiger Quartiersplatz, der als zentraler Treffpunkt und Aufenthaltsort dienen kann.

In der Höhenentwicklung passen sich die Volumen des Klinikums der Geschossigkeit der umgebenden Bauten an. Darüber hinaus ragen neben dem Solitär des Verwaltungsgebäudes lediglich zwei Kuben der Pflegestationen, welche als einzelne, auskragende „Häuser“ auf den unteren Geschossen des Klinikums positioniert werden. Diese zwei Pflegekuben liegen im nördlichen Baufeldbereich und orientieren sich somit zur „Grünen Mitte“. Lärmemissionen der Calwer Straße können somit für die Bettenzimmer reduziert werden.

Der Entwurf verfolgt Prinzipien einer effizienten und zukunftsorientierten Krankenhausplanung. Die wichtigsten übergeordneten Prinzipien sind hierbei:
- Der Patient steht im Mittelpunkt
- Mitarbeiterfreundliches Design für effizientes Arbeiten
- Natürliches Tageslicht
- Kurze Wege und einfache Orientierung
- Wartezonen am Tageslicht
- Flexibler Grundaufbau
- Austauschbarkeit von Untersuchungs- und Behandlungs- (UB-)Räumen mit Büroräumen
- Bedarfsgerechte Kapazitätsanpassung
- Effiziente Betriebsorganisation
- Räumliche Nähe von Kernprozessen/Schnittstellen auf einer Ebene
- Optimale Wegeführung zu Notaufnahme, Helikopterlandeplatz, OP’s und Pflege-/Intensivpflege
- Wegetrennung innerhalb des Gebäudes
- Modularer Aufbau mit Möglichkeit zur Erweiterung

Die modulare Grundstruktur und offene Wegeführung des Entwurfs erlaubt eine unproblematische Erweiterung am nord-östlichen Rand des Baufeldes. Als rechteckiges, rund um einen Innenhof konzipiertes Gebäude fügt es sich harmonisch in die Stadtstruktur ein.

Die Gestaltung der Hülle unterstreicht die sich dem Maßstab der umliegenden Gebäude anpassenden städtebaulichen Intention des neuen Flugfeldklinikums.
Das Gestaltungskonzept der Fassade reflektiert die Gliederung des Baukörpers in seine verschiedenen Funktionsbereiche und unterstützt seinen offenen Charakter. Prägendes Element der Sockelfassade ist die in verschiedenen Neigungen strukturierte Kalksteinbekleidung. Die zurückversetzte Fensterebene mit außenliegenden Sonnenschutzjalousien verleiht der Fassade zusätzlich tiefe und unterstreicht das kompakte, ruhige Erscheinungsbild des Gebäudes. Durch Licht und Schatten sowie in Abhängigkeit von der Neigung der Natursteinflächen verändert sich die Hülle facettenreich.
In den oberen Etagen des Gebäudes, in den Patientenhäusern, gestaltet sich die Hülle besonders öffnend, es entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität. Die zwischen den Panoramafenstern liegende Holzbekleidung mit ihrem alternierenden Rhythmus steht in Analogie zur Sockelfassade und stärkt somit die Einheit des Gesamtbildes der Außenhülle. Es wird ein Fassadenbild erzeugt, das gleichzeitig Introvertiertheit ermöglicht und Ausblicke schafft. In ihrer ruhigen, soliden Präsenz hat die Fassade des neuen Flugfeldklinikums einen einzigartigen Widererkennungswert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die modulare Ausbindung des Baukörpers wird begrüßt. Positiv sind auch Lage und Größe des der Stadt zugewandten Haupteingangs mit großzügigem Vorplatz, der durch das als Hochpunkt ausgebildete Verwaltungsgebäude eine eindeutige Adressbildung erhält.

Kennzeichen des Entwurfs sind eine gegliederte und vergleichsweise niedrige Bebauung entlang der Calwerstraße sowie zwei großvolumige auf den dreigeschossigen Sockel aufgesetzte, viergeschossige Bettenhäuser zur Parkseite hin.

[…] Das Bemühen um zumindest optische Außenbezüge über die gestuften Innenhöfe der Pflegebereiche wird anerkannt, wenngleich deren Größe zumindest in den Untergeschossen an der unteren Grenze liegt. Die zur Grünen Mitte orientierte Terrasse über dem zweiten Obergeschoss bietet einen guten Ersatz für den fehlenden Patientengarten.

[…] Insgesamt stellt die Arbeit einen interessanten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Ihre Stärke liegt in der Erschließung öffentlicher Räume und derer Verknüpfungen, während die unausgewogene Verteilung der Baumassen städtebaulich weniger überzeugt.

[…] Insgesamt wird der Entwurf den verkehrlichen Anforderungen der Auslobung nur teilweise gerecht, kann aber optimiert werden.
Lageplan

Lageplan

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Die Pflegekuben von der "Grünen Mitte" aus gesehen

Die Pflegekuben von der "Grünen Mitte" aus gesehen

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd