modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2016

Prinz-Eugen-Park WA 3 Ost

Blick in den Hof

Blick in den Hof

Engere Wahl

Lattke Architekten

Architektur

STADT LAND FRITZ

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

LEITMOTIV
„Heute in das Morgen schauen“ - der Neubau der Wohnanlage der Baugenossenschaft des Post und Telegrafenpersonals München im Prinz-Eugen Park bildet einen innovativen Meilenstein in der über 100 Jahre alten Geschichte des Unternehmens.
Die Gebäude bieten Wohnformen der Gegenwart mit hohem Anspruch an das soziale Umfeld, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und Ökologie. Der Vorschlag zeigt das Potenzial einer vorgefertigten Holz- und Holzhybridbauweise auf, die hohe Ausführungsqualität zu einem nachweisbar wirtschaftlichen und bautechnisch sicheren Standard liefert.
Der Entwurf nimmt die städtebaulichen Motive des Quartiers und der Nachbarbebauung auf. Der Raum zwischen den 7-geschossigen Stadthäusern an der Ruth-Drexel-Straße wird Teil einer Abfolge von Plätzen im Straßenverlauf. Der Baukörper steht selbstbewusst im städtebaulichen Dialog zu seinem östlichen Pendant. Der gestaltete Wohnhof bildet als Begegnungsraum einen subtilen Übergang von öffentliche in halb-öffentliche und private Bereiche der Wohnanlage. Das 5-geschossige Gebäude lässt die Unterteilung in drei Abschnitte deutlich ablesbar werden und fördert die individuelle und erkennbare Adressbildung auf die Länge des Wohnhofs, dessen Ende der 3-geschossige Bau bildet. Die drei unterschiedlich hohen Baukörper werden durch Proportion, Materialität und Formensprache zu einer Einheit. Die weiß gestrichene sägeraue Wechselfalzschalung
der Bekleidung und die natur belassene Lärchenschalung setzt Farbakzente und wird zum wertigen Identifikationsmerkmal der Wohnanlage.
Ausgehend von natürlich belichteten Erschließungskernen bieten die kompakten Gebäude eine ausgewogene Mischung an unterschiedlichen Wohnungsgrößen und –formen an. Die auf Treppenhaus und Wohnungstrennwände reduzierte Tragstruktur und die kompakt übereinander liegenden Sanitärkerne erlauben die individuelle Einteilung der einzelnen Wohnungen. Balkone und Loggien bilden die Wohnraumerweiterung in den Park oder Wohnhof. Große Beachtung verdient die barrierefreie Gestaltung der gesamten Anlage. Die Wahrnehmbarkeit der Eingänge, die schwellenlose Begehbarkeit der Übergänge oder die Ablage für Taschen am Briefkasten sind Beispiele für lebenserleichternde Detailgestaltung, die über das Normative hinausgeht.

FREIRAUM
„Verbindungen schaffen – zur Nutzung einladen“ - um dadurch das Gemeinschaftsleben im Wohnquartier zu stärken. Der Innenhof des Wohnquartiers kann unterschiedlichen Nutzergruppen bedürfnisgerechte Aufenthaltsbereiche zur Verfügung stellen. Der Park, die Straße, der Platz und die Gebäudeeingänge sind durch direkte Laufwege miteinander verbunden. Der Hof ist in drei Hauptbereiche gegliedert: der Baumhain im Süden: der großzügige Platz im Übergang vom Wohnquartier zur Straße hin bietet für den Fußgänger- und Radverkehr genügend Platz, sich ungehindert in alle Richtungen zu bewegen oder kurz zu verweilen. Die Baumstellung strukturiert den Platz und bietet eine gute Übersichtlichkeit mit zahlreichen Querungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Der lichte Schatten der Bäume bietet im Sommer ein angenehmes Klima. die Urbanen Gärten in der Mitte: getrennt durch Gartenboxen für Kleingeräte und eine Pergola folgen in der Mitte Gemüsebeete und Flächen für Beerensträucher und Blühstauden. Hier können Gartenparzellen angeboten werden, die von den Bewohnern genutzt werden. der Gemeinschaftspark im Norden: der Park wird charakterisiert von einer Wiesenfläche mit heimischen Bäumen und Sitzmöglichkeiten sowie naturnah gestalteten Spielflächen für Kinder. Damit werden hier etwas ruhigere, der Wohngemeinschaft vorbehaltene Kommunikations- und Erholungsräume angeboten. Die großzügigen Eingangsbereiche sind mit Fahrradstellplätzen für Besucher und mit Sitzmöglichkeiten für die kurze Begegnung der Bewohner ausgestattet. Die Hofgestaltung gewährleistet über die innere Erschließung die Feuerwehrzufahrt. Im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit kommt bei den Belägen teilweise Rasenfugenpflaster zu Einsatz. Die Aufstellfläche zur Mülltonnenabholung wird durch zwei Mauerscheiben im Stil der Einfassungsmauern verdeckt, wodurch die Platznutzung und Platzgestalt am wenigsten beeinträchtigt wird.
Gärten an den Mauern: Durch lineare Sichtöffnungen in den Umgebungsmauern entstehen Licht-Schatten-Spiele und Blickbeziehungen nach außen. Pflanzbeete aus Blühstauden und Gräsern entlang der Mauer bilden kleine private Freiräume, die vor allem beim Blick durchs Fenster vom Gebäudeinneren erlebt werden können.

KONSTRUKTION
Alle Maßnahmen sollen ökologisch und energetisch sinnvoll sein. Es sollen nur Materialien verwendet werden, die mit geringem Energieaufwand und geringer Schadstoffemission hergestellt, eingebaut und auch wieder entsorgt werden können.
Die vorgeschlagene Holztafelbaukonstruktion mit sichtbaren Brettschichtholzdecken im 3-geschossigen Gebäude und den obersten Geschoßdecken der höheren Gebäude lässt den Werkstoff Holz im Bauwerk sinnlich spürbar werden. In der Entscheidung für die Holzbauweise spielen folgende Themen eine wesentliche Rolle: Flächeneffizienz: die nichttragenden Außenwände sind bei gleichem Wärmeschutz dünner als vergleichbare
Massivkonstruktionen.
Qualität: die Produktion der robusten Bauweise erfolgt in Betrieben mit Fremdüberwachung, die Montage basiert auf durchgängig geplanten und erprobten Detaillösungen.
Hierarchie: strikte Systemtrennung von Konstruktion und Haustechnik. Wartungsmöglichkeiten und die Zugänglichkeit der Konstruktion sind Teil des Konzeptes.
Unterhalt: die Fassade erhält einen hochwertigen Anstrich (Silikatfarbe, Wartungsintervall >15 Jahre)
Abfall: Durch die Vorfertigung in der Werkstatt entsteht kein Abfall auf der Baustelle. Das Entsorgungsvolumen wird durch Trennbarkeit der nachwachsenden Rohstoffe minimiert.
Lebenszyklusbetrachtung: Signifikante Einsparung von CO2, Primärenergiebedarf, Versäuerungspotential u.a. über Bau, Betrieb und End of Life sind für vergleichbare Referenzprojekte nachgewiesen (vgl. „Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft“, Kaufmann, Nerdinger 2011).
Wirtschaftlichkeit: Unter Betrachtung der energetischen und ökologischen Ziele reizt die vorgeschlagene Holz- und Holzhybridbauweise die Vorteile der jeweiligen Lösung (Wärme-/Schall-/Brandschutz) voll aus.

ENERGIE
Der kompakte Neubau erfüllt den energieeffizienten Standard KfW55 mit geringen Betriebskosten und robuster Technik.
Hülle: hochwärmegedämmte Gebäudehülle, Uw <0,12 W/m²K mit integriertem Sonnenschutz in Fassadenebene hat positiven Effekt auf winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz.
Heizung: Solarunterstützte Energieerzeugung für Heizung und Warmwasser.
Lüftung: integrierte Wohnraumlüftung zur Sicherstellung des Mindestluftwechsels.
Durch den Ausbau der solaren Nutzung (Photovoltaik) und die Reduktion der Heizwärmeverluste durch Lüftung mit Wärmerückgewinnung kann der Energiestandard optimiert werden (KfW40 oder besser).

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt mit seinem vielfältigen Angebot der verschiedenen Grundrisse. Dies schafft eine Flexibilität der Erfordernisse und Bedürfnisse. Dies unterstützt den Wunsch des Bauherrn nach einer gewissen Flexibilität. Die Gliederung der Hoffassade durch Vor- und Rücksprünge und die dadurch entstehenden Höfe bieten viel Raum für Begegnungen, Kommunikation und kann das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner stärken. Dies entspricht der Wettbewerbsaufgabe der Baugenossenschaft. Die Gemeinschaftsräume und das Mobilitätskonzept verstärken den genossenschaftlichen Gemeinschaftscharakter durch die Lage und die zum Teil zweigeschossige Höhe. Der dreigeschossige Holzbau setzt einen schlüssigen Endpunkt der Anlage. Das Angebot der unterschiedlichen Wohnungsgrößen und der Zimmeranordnungen ist der vielfältig und ausgewogen.
Die Holzfassade schafft eine eigene Identität des Ensembles und ist prägend für die Adressbildung, ist jedoch wenig different. Das Angebot an Gemeinschaftsflächen im Außenbereich ist eher gering, wünschenswert wäre eine Nutzung der großen Dachflächen gewesen. Die ausgeprägte Sockelbildung verbunden mit der Breite der Dachattika nimmt dem Gebäude die wünschenswerte Leichtigkeit.
Die Zonierung und Abfolge des Freiraums mit empfangendem Platz, dichtem, gemeinschaftlichen Gartenkünste offenen verbindendem "Park" ist schlüssig und sinnvoll, wenngleich die Körnigkeit der Elemente, der gestalterische Dialog mit dem Hochbau und der dargestellte Schutz der Privatheit des Wohnens im EG durchaus kritisch hinterfragt werden können.
Übersicht

Übersicht

Grundriße

Grundriße

Ansichten

Ansichten

Fassade

Fassade

Blick von der STraße

Blick von der STraße