modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

MobilitÀtszentrum Busbahnhof

Blick auf den Busbahnhof von Norden

Blick auf den Busbahnhof von Norden

1. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

FG Architekten und SachverstÀndige GmbH

Architektur

IngenieurbĂŒro Schneider & Theisen GmbH

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

Komprimierung des Programms:
Unser Entwurfsziel ist ein möglichst kompaktes MobilitÀtszentrum,
das in seinem durch Verkehr geprÀgten Umfeld als klar umrissener
Ort des Ankommens und Umsteigens erkennbar wird.
Alle BushalteplĂ€tze werden zu einer “verdichteten Packung”
komprimiert. Dies ermöglicht kurze Wege fĂŒr die FußgĂ€nger,
wĂ€hrend die langen AußenrĂ€nder zu Betriebshof und Bahngleisen
ausschließlich vom rollenden Verkehr genutzt werden.
Die Fahrspuren grenzen die Bussteige von der Umgebung ab, der
Geltungsbereich des Busbahnhofs ist eindeutig erkennbar.
KonflikttrĂ€chtige BerĂŒhrungspunkte mit dem baulichen Bestand
werden vermieden und damit die stÀdtebauliche Voraussetzungen
fĂŒr die vorgeschlagene zusammenhĂ€ngende Überdachung geschaffen.
“So kompakt wie möglich”

Einfache VerkehrsfĂŒhrung:
Der Busbahnhof folgt einer einfachen Ordnung aus Einzelsteigen, die
alle in der selben Richtung durchfahren werden.
Durch den Einbahnverkehr werden Komfort und Sicherheit fĂŒr die
FußgĂ€nger gegenĂŒber einer in zwei Richtung befahrenen Anlage
deutlich erhöht. So muß beim Queren der Zufahrten nur in eine
Richtung geblickt werden, die Anlage bleibt leicht verstÀndlich, alle
Busse parken mit Anzeige und FahrertĂŒre in Richtung Bahnhof.
Auf dem dreieckigen GrundstĂŒck sind die Steige so gedreht, daß der
FlĂ€chenverbrauch fĂŒr die Ein- und Ausfahrt minimiert wird.
Die Busse fahren aus Richtung B-19 kommend direkt in den
Busbahnof ein und wenden bei der Abfahrt. Die dafĂŒr erforderliche
FlĂ€che ermöglicht zwischen Bussteigen und Poststraße eine breite,
keilförmige Insel entlang der Straße, die die kĂŒrzest-mögliche
FußgĂ€ngerbindung zur Straße “Im Steinach” herstellt und ausreichend
Platz fĂŒr Informationssysteme bietet.
Die geforderten sechs 18m-Gelenkbusse und vier 15m-Busse
werden auf fĂŒnf Steige verteilt. Es werden eine Dreier-, drei Doppelund
eine Einfachhaltestelle vorgesehen.
Auch der Bus fĂŒr den Schienenersatzverkehr ist durch eine
Haltebucht an der Poststraße in den Busbahnhof integriert. Als
einziger Bus durchfÀhrt er den Busbahnhof bei der Ankunft und steht
nach dem Wendevorgang stadtauswÀrts gewandt.
Der Ortsbus hÀlt an zwei gegenlÀufigen Durchgangshaltestellen in
der Poststraße direkt an der Insel des MobilitĂ€tszentrums bzw. an
der Straßenseite gegenĂŒber.
Der Fernbus hÀlt weiterhin nur wenige Schritte entfernt in der
Straße “Im Steinach”.
“So einfach wie möglich”

FußgĂ€ngerfĂŒhrung und Anbindung Ortsmitte:
Die Wegstrecken fĂŒr FußgĂ€nger werden so kurz und direkt wie
möglich gehalten.
Von den Bahnsteigen kommend erreicht der FußgĂ€nger das
MobilitĂ€tszentrum zunĂ€chst ĂŒber die neu gestaltete und verbreiterte
Treppe/ Rampe am Westausgang des Bahnhofs.
Im Geltungsbereich des Busbahnhofes haben FußgĂ€nger grundsĂ€tzlich
Vorrang, Bodenmarkierungen fĂŒhren ĂŒber die Ausfahrt des
Busbahnhofs auf die Verkehrsinsel.
Nach Information und Fahrscheinkauf leitet eine FußgĂ€ngerfurt an
der Vorderkante der Bussteige entlang zu den Fahrzeugen. Alle
Steige sind hier durch flache Rampen behindertengerecht ausgebildet,
bei der Insel geschieht dies durch Bordsteinabsenkungen.
Die Kanten der Bussteige sind als “Kasseler Sonderbord” ausgefĂŒhrt
und ermöglichen einen behindertengerechten Zustieg in die Busse.
Vom nördlichen Ende der Insel, die die Poststraße begleitet, gelangt
der FußgĂ€nger ĂŒber die Einfahrt des Busbahnhofs zur Straße “Im
Steinach”. Hier fĂŒhren FußgĂ€ngerĂŒberwege ĂŒber die Poststraße,
ebenso wie von der Insel und dem Bahnhofsausgang.
Auf diese Weise sind Bahnhof, MobilitÀtszentrum und
Touristeninformation auf kĂŒrzestem Wege untereinander verknĂŒpft.
An der Westseite des Bahnhofsplatzes befinden sich sechs “Kiss &
Ride” StellplĂ€tze die direkt nach dem Wenden auf dem vorhandenen
Mini-Kreisel angefahren werden können und eine ideale Anbindung
an Bahnhof und MobilitÀtszentrum bieten.

Info-Points:
Alle Informationssysteme fĂŒr Touristen und FahrgĂ€ste werden
zentral auf der Insel des MobilitÀtszentrums zusammengefasst. Auf
diese Weise erhĂ€lt die Insel die ihrer GrĂ¶ĂŸe angemessene
Bedeutung. Fahrgast-Info-Point, allgemeiner Info-Point und Stadtplan
werden zu beiden Seiten einer 11 Meter langen Informationswand
mit Touchscreen, Anzeigen und Übersichtstafeln angeboten.

BodenbelÀge:
Alle Bussteige und der breite Fuß-/ Radweg entlang der Poststraße
sind mit kleinteiligem Steinpflaster belegt. Der etwas großteiligere
Belag des Bahnhofsplatzes wird bis an den Westausgang des
BahnhofsgebĂ€udes gefĂŒhrt, um die Anbindung an die Ortsmitte zu
verdeutlichen und zu stÀrken.
Die Fahrspuren des Busbahnhofs sind ebenso wie die Poststraße und
die Fahrspuren des Parkplatzes asphaltiert, im Bereich des
Busbahnhofes jedoch dunkler gehalten.
Um die Versiegelung des GelÀndes zu minimieren, werden die 100
StellplÀtze des Parkplatzes mit Rasenfugenplatten befestigt.

Raumbildung Poststraße und GrĂŒnkonzept:
FĂŒr die Geometrie des Busbahnhofes ist lediglich eine geringfĂŒgige
Verschiebung der Poststraße auf das “Hochfeichter GrundstĂŒck”
notwendig. Durch den leichten Gegenschwung zur ĂŒbergeordneten
Bogenform gewinnt die Poststraße an rĂ€umlicher Spannung, die
durch die straßenbegleitenden BĂ€ume rĂ€umlich erfahrbar wird. Auf
der gegenĂŒberliegenden Seite fasst das Dach des Busbahnhofs den
Straßenraum.
Die StellplĂ€tze auf dem “Hochfeichter GrundstĂŒck” werden durch
mannshohe Hecken abgeschirmt. DurchgÀnge am Ende der
kammartigen Fahrgassen leiten auf den breiten Fußweg in Richtung
Innenstadt.
Es wird vorgeschlagen, die Poststraße ab der Einfahrt zum Parkplatz
als verkehrsberuhigten GeschÀftsbereich auszuweisen. Dadurch ist
ein gesonderter Radweg nicht notwendig.

GebĂ€ude FlurstĂŒck 837/838:
Die Zufahrt des Busbahnhofes wird funktional durch das bestehende
GebĂ€ude auf FlurstĂŒck Nr. 837 nicht eingeschrĂ€nkt.
Als Ersatzbau wird ein eingeschossiges “ServicegebĂ€ude” fĂŒr das
MobilitĂ€tszentrum vorgeschlagen, das SozialrĂ€ume fĂŒr die Busfahrer
sowie Toilettenanlagen aufnimmt. Das GebÀude erhÀlt eine vertikal
geschalte Holzfassade.

Fassade RVA-GebÀude:
Bei dem vorgeschlagenen Konzept der Bussteige wird die
Problematik der Fassade des bestehenden RVA-GebÀudes als
nachrangig erachtet, da sie durch Busse verdeckt wird und sich damit
nicht im engeren “Erlebnisbereich” des Busbahnhofes befindet.
Optional wird eine hinterleuchtete WerbeflÀche vorgeschlagen. Sie
ist im Abstand von ca. 1,20m vor die bestehende BetonflÀche
gesetzt und bietet damit ausreichend Raum fĂŒr einen Wartungssteg
und die Belichtung der Oberlichter des BestandsgebÀudes.
“Alles unter einem Dach”
Die kompakte Organisation des Busbahnhofs ermöglicht ein
zusammenhÀngendes Dach. Es entsteht ein attraktiver und
wiedererkennbarer Ankunftsort fĂŒr Oberstdorf, der alle Nutzungen
des MobilitÀtszentrums unter einem Dach vereint.
Neben dem zeichenhaften Charakter zÀhlen zu den funktionalen
Vorteilen eines zusammenhÀngenden Daches vor Allem der
Witterungsschutz aller Einrichtungen und der auch ökonomisch
relevante Wegfall des SchneerÀumens im Winter.

Ein Dach mit Ortsbezug:
Zwei Entwurfsentscheidungen stellen den Ortsbezug zum Markt
Oberstdorf her: Vom Busbahnhof aus gesehen ermöglicht das sich
nach Nord-Osten leicht aufwölbende Dach den Blick auf die nahen
Berge. Gleichzeitig verweist die Holzuntersicht des Daches trotz der
modernen Form auf die regionale Bautradition.
Das geschwungene Dach vergrĂ¶ĂŸert fĂŒr den im Busbahnhof
stehenden Betrachter den Blickwinkel nach oben und gibt den Blick
frei auf die im Nordosten stehende Rubihorn-Gruppe.
Die Oberstdorfer Bergwelt wird damit bereits am Ankunftsplatz fĂŒr
den Besucher erlebbar. Zudem erscheint das Dach durch die
optische VerkĂŒrzung kleiner, die natĂŒrliche Belichtung des
Busbahnhofs verbessert sich.
Der höchste Punkt des Daches weist nach Osten in Richtung der
Bahngleise, wo er nur fĂŒr die Ankommenden am Bahnhof eine
gewisse zeichenhafte Fernwirkung hat. Zum Ort hin, zur
Touristeninfo und zur Poststraße bleibt die Silhouette der
Konstruktion niedrig!
Die Holzuntersicht des Daches vermeidet eine allzu technische
Anmutung, die nicht zum Charakter des Ortes passen wĂŒrde. Die
Verwendung des im AllgÀu verwurzelten Baumaterials Holz schafft
hingegen eine warme AtmosphÀre und stÀrkt die AufenthaltsqualitÀt.
“modere Form - traditionellesMaterial”

Geometrie und Tragwerk:
Das Dach folgt einer relativ einfachen Geometrie: Im Grundriss
basiert die in den Kontext eingepasste Form auf einem Polygon mit
kreisförmig gerundeten Ecken und Kanten. Im Schnitt senkrecht zu
den Bussteigen beschreibt das Dach eine Kreisform, es handelt sich
also um eine ZylinderflÀche.
Das Stahltragwerk folgt einer orthogonalen Ordnung aus Haupt- und
NebentrĂ€gern. Alle TrĂ€ger und StĂŒtzen stehen senkrecht und folgen
damit der Schwerkraft. Der gerichtete Rost wird aus Elementen
hergestellt und vor Ort verschweißt. Alle StĂŒtzen sind steif an die
TrÀger angeschlossen und im Boden eingespannt. Durch die relativ
hohe Anzahl ergibt sich die notwendige Aussteifung gegen
Windlasten und eine Redundanz gegenĂŒber AnprallschĂ€den.

Vorfertigung und Konstruktion:
Durch die klare Geometrie sind alle EinzelflÀchen des Daches einfach
gekrĂŒmmte, rechtwinklige Elemente, die sich mit ĂŒberschaubarem
Aufwand konstruieren und vorfertigen lassen. Beispielsweise können
sÀmtliche Leisten der hölzernen Dachuntersicht als gerade Leisten
hergestellt werden.
Ebenso wie die Module des Stahlbaus werden die Dachdeckung und
die Holzdecke im Werk als vorgefertigte Bauteile hergestellt. Daraus
ergeben sich Kosteneinsparungen, eine kurze Montagezeit, und eine
hohe PrÀzision aller Elemente.
Die Dachhaut ist eine Stehfalzdeckung aus Titanzinkblech.
Sie wird getragen von Sandwich-Holzelementen mit einer GrĂ¶ĂŸe von
6,50m x 3,02m.
Zwischen den NebentrÀgern aus Flachstahl spannt die
Unterkonstruktion fĂŒr die Holzdecke. Die Leisten selbst schließen
unterhalb der NebentrÀger mit Fuge aneinander an.
Die HaupttrÀger aus Stahl-Rechteckrohr sind an der Unterseite
sichtbar und gliedern die FlÀche in sieben BÀnder.

Lichtkonzept:
Um eine angenehme Helligkeit unter dem Dach zu gewÀhrleisten
besitzt jedes der Deckenelemente im Inneren Bereich des Daches
ein kreisrundes, verglastes Oberlicht. Unterhalb dieser Öffnungen ist
jede zweite Holzleiste ausgespart, um die DurchlĂ€ssigkeit fĂŒr das
Tageslicht zu erhöhen.
Der Schirm aus Holzleisten funktioniert wie ein großer “Lichtfilter”,
der viel zenitales Licht durchlÀsst und direktes Sonnenlicht
ausblendet. So werden unangenehme hohe Kontraste vermieden, es
entsteht eine milde, gleichmĂ€ĂŸige Helligkeit.
Bei Nacht erfolgt die Beleuchtung ĂŒber an den StĂŒtzen des
Tragwerks kreuzförmig montierte Strahlergruppen. Nach unten
gerichtete Fluter beleuchten direkt die VerkehrsflÀchen. ZusÀtzlich
wird die Decke von nach oben gerichteten Fluten illuminiert, sodaß
die Holzdecke auch Nachts eine warme AtmosphÀre erzeugt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die klare VerkehrsfĂŒhrung aller geforderten 10 Busse im Uhrzeigersinn durch den Busbahnhof ermöglicht eine optimale Organisation des Busverkehrs und stellt eine verkehrssichere Lösung dar. FĂŒr die vom Bahnhof ankommenden Besucher ist ein sicheres Ankommen möglich. Der Zustieg zu den einzelnen Bussteigen erfolgt mit einer direkten Sichtbeziehung zu den haltenden Bussen und gewĂ€hrleistet damit eine gute Orientierung fĂŒr den Fahrgast. Der Vorschlag, die Haltebucht SEV fĂŒr den Ortsbus zu nutzen ist plausibel.

Die Fußwegebeziehung lĂ€ngs der östlichen Poststraße zur Anbindung „Im Steinach“ ĂŒber den großzĂŒgig dimensionierten Bahnsteig-bereich ist ĂŒbersichtlich und gut gelöst. Die Infobox an dieser Stelle ist richtig platziert.

Die vorgeschlagene Dachkonstruktion mit einem einfachem Stahltragewerk, ist nachvollziehbar und der Aufgabe angemessen. Die Überdachung aller Bahnsteige bietet Wetterschutz und damit einen guten Komfort. Lediglich auf der Westseite wird aufgrund der Höhe des Daches ein ausreichender Schutz vor Schlagregen in Frage gestellt. Die dargestellte Holzuntersicht des Daches wird dem Charakter des Ortes gerecht und vermittelt eine positive Anmutung. Das Aufwölben nach Nord-Osten soll den Blick auf die nahen Berge frei geben, Es stellt sich allerdings die Frage, ob die dargestellte Wölbung hierzu ausreichend ist.

Die freie Form hat zufolge das man vom Bahnhof nicht wettergeschĂŒtzt zum Busbahnhof kommt.

Nicht ĂŒberzeugend sind die VorschlĂ€ge fĂŒr die nordöstliche Raumkante. Das vorgeschlagene MobilitĂ€tszentrum ist in dieser Form nicht notwendig. Eine Kaschierung der RVA-Halle mit WerbeflĂ€chen gewĂ€hrleistet nicht zwingend die erforderliche QualitĂ€t zur Aufwertung der Raumkante.

Das Parken westlich der Poststraße ist gut organisiert. Das HochfeichtergrundstĂŒck wird von der Lösung nur geringfĂŒgig tangiert. Die EingrĂŒnung der StellplĂ€tze wird vom Preisgericht begrĂŒĂŸt.
Tourismus: Schnelle Orientierung und Verbindung zum Bahnhof – Materialauswahl fĂŒr das Dach lĂ€sst örtlichen Charakter erkennen.

Insgesamt stellt der Beitrag eine sehr schlĂŒssige und nachvollziehbare Lösung dar, die die funktionalen Bedingungen eines Busbahnhofs vorbildlich erfĂŒllt und gestalterisch eine attraktive Adresse der MobilitĂ€t schafft.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Blick auf den Busbahnhof von SĂŒden

Blick auf den Busbahnhof von SĂŒden

Blick vom Busbahnhof nach Osten

Blick vom Busbahnhof nach Osten

Komprimierung

Komprimierung

Verkehrsfluß

Verkehrsfluß

FußgĂ€ngerbewegungen

FußgĂ€ngerbewegungen

Axonometrie Dach

Axonometrie Dach

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Detailschnitt Dach

Detailschnitt Dach