modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

"Ortsdurchfahrten Hörstein und Wasserlos"

Shared Space

Shared Space

2. Preis

v-architekten GmbH

Architektur

Dirk Melzer Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

SHARED SPACE = Raum für alle

Das Konzept des „Shared Space“ wurde von Verkehrsplanern in Holland entwickelt und wird zur Zeit im Rahmen eines EU-Projektes in sieben europäischen Orten umgesetzt. „Shared Space“ zielt auf eine Gestaltung des öffentlichen Raums, in dem Verkehr, Verweilen und andere räumliche Funktionen miteinander im Gleichgewicht sind. Im Unterschied zu konventionellen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen setzt „Shared Space“ nicht auf restriktive Regeln für den Autoverkehr, sondern will eine freiwillige Verhaltensänderung aller Nutzer des öffentlichen Raumes erreichen, die allerdings durch eine entsprechende Raumgestaltung unterstützt werden muß. Verkehr und Infrastruktur werden in das Raumkonzept integriert und dem lokalen und regionalen Kontext entsprechend ausgebildet.

„Shared Space“ geht davon aus, dass unser Verhalten auf der Straße stärker vom Charakter und der Gestaltung der Umgebung beeinflusst wird, als durch das herkömmliche Instrumentarium aus der Verkehrsplanung. Der Straßenbenutzer sollte durch die Gestaltung der Umgebung von selbst erkennen, wie er sich verhalten sollte.

MASSNAHMEN

Innerhalb der „Shared Space Zone“ (Kernzone) werden möglichst alle Ge- und Verbotsschilder, Ampeln und Straßenmarkierungen entfernt. Es wird bewusst auf klare Vorfahrtsregeln verzichtet, es gilt grundsätzlich „rechts vor links“. Weiterhin werden die Wege nicht mehr nach verschiedenen Nutzungsarten unterschieden. Fuß- und Radwege werden entfernt, es gibt nur noch eine Verkehrsebene. Die gemeinsame und gemeinschaftliche Nutzunge des zur Verfügung stehenden Raumes ist das Ziel. Dem Autofahrer soll bewusst werden, dass er Teil eines sozialen und kulturellen Gefüges ist, dem er sein Fahrverhalten anpassen muß. Der ebenengleiche Raum ohne Schilder fordert zu sozialem Verhalten von Mensch zu Mensch auf. Dies gilt auch für diejenigen, die sich auf der Durchfahrt befinden und diesen Raum nur durchkreuzen. Verkehrsregeln werden beseitigt und durch soziale Regeln ersetzt.


SELBSTERKLÄRENDE RÄUME

Als Voraussetzung und zur Unterstützung des „Shared Space“ – Gedankens werden die räumlichen Eigenheiten in Hörstein und Wasserlos hervorgehoben und „lesbar“ gemacht (Plätze als räumliche Aufweitungen, Buntsandsteinmauern als Umfriedungen, Parkanlagen werden geöffnet).

Der Beginn des inneren Bereiches der Ortsdurchfahrt, in dem das Shared Space Prinzip gilt, wird jeweils durch eine räumliche Aufweitung bzw. Platzanlage deutlich gemacht. Eine leichte Stahlkonstruktion als Rankhilfe bildet als „Weintor“ einen prägnanten Übergang zwischen der „schnelleren“ Vorzone und dem Ortskernbereich. Ortstypische Buntsandsteinmauern dienen der Abgrenzung des öffentlichen und privaten Raumes. Prägnante Bäume oder Baumgruppen und die für Hörstein und Wasserlos als innovatives und besonderes Stadtmöblierungselement geplanten „Weinschirme“ bieten weitere Identifikationspunkte.

Im Vorbereich von Einzelhandelsfunktionen ist geplant, dass Pflaster bis an die jeweiligen Hauskanten heranzuführen um ein Kontinuum bzw. kleinere Platzsituationen zu schaffen. Bestehende oder ggfs. gewünschte Parkplätze werden durch Verbandswechsel optisch kenntlich gemacht.

Mündungsbereiche von Nebenstrassen oder Fußwegen werden ebenfalls durch Verbandswechsel und einen helleren Stein akzentuiert.

Um die Identität und Lesbarkeit des Raumes weiter zu stärken werden sowohl kleinere Elemente wie Bildstöcke oder Wappensteine, als auch die großen Landmarken (Kirche, Krankenhaus, Teehaus, große Bäume etc.) werden als kulturhistorische Elemente herausgearbeitet.


GESTALTUNG ORTSDURCHFAHRT KERNZONE

Das „Shared Space“ Prinzip gilt auch innerhalb der engen Ortsdurchfahrt. Der Plattenbelag der Plätze zieht sich in die Ortsdurchfahrt hinein und signalisiert, dass die Strasse wieder zum Lebensraum der ansässigen Menschen wird. Der Raum für den Autofahrer wird durch das oberflächenbündige Einarbeiten eines 4,50 m breiten Belagstreifen aus Asphalt optisch verkleinert. Durch die jeweils 50 cm breiten gepflasterten und überfahrbaren Randstreifen ist eine Begegnung von zwei Bussen oder LKWs jedoch problemlos möglich.

Damit auch in der Vertikalen das Vernähen der beidseitigen Ortsteile deutlich wird, werden unaufdringlich gestaltete Strassenleuchten im Wechsel beidseits der Fahrbereiche aufgestellt (Lichtraumprofil 6,50 m). Die Lichtaustrittsöffnungen bzw. assymetrischen Reflektoren werden so ausgerichtet, dass in erster Linie die Straßenoberfläche erhellt wird.

An Hauseingängen unmittelbar an der Strasse können Poller im gleichen Gestaltungsduktus der Leuchten aufgestellt werden.

An den Bushaltestellen wird der Fahrbereich um ca. 18 cm abgesenkt, um einen barrierefreien Zustieg zu ermöglichen.

HÄUSER WERFEN SCHATTEN

Innerhalb der Ortsdurchfahrten werden die seitlichen Fluchten der Gebäude und Grundstücke als heller Pflasterstreifen auf den Strassenbelag „projiziert“. Die Häuser werfen quasi „Schatten“. Der Straßenraum wird damit quer zur Hauptbewegungsrichtung gegliedert und die Wiederinbesitznahme des Straßenraumes für die Bewohner symbolisiert.


VORZONE

Der Strassenquerschnitt innerhalb der Vorzone bereitet den Autofahrer auf den „Shared Space“ vor. Hier wird der Fahrbereich auf einer Breite von 6,50 m asphaltiert. Beidseits werden die Radfahrbereiche in einer Breite von 1,0 m optisch mittels einer gestrichelten Fahrbahnmarkierung gekennzeichnet. Auf eine Markierung der Mittellinie wird verzichtet. 60 cm breite bündig eingearbeitete Randstreifen werden im Wechsel als Pflasterstreifen oder Pflanzbeete angelegt und bilden eine Abgrenzung des Fußgängerbereiches. Im Wechsel mit den Säulenleuchten werden in diesem Randstreifen Strassenbäume vorgeschlagen, die den Strassenraum optisch verengen und Atmosphäre schaffen.

An den beiden Ortseingängen zwischen Hörstein und Wasserlos wird vorgeschlagen, die Begrünung zu verdichten, sogenannte grüne Tore auszubilden, in dem ein Pflanzstreifen (in Hörstein schon vorhanden) mit Bäumen in der Mitte der Fahrbahnen angeordnet wird.


WEINSCHIRME

Für die beiden Hauptplätze in Hörstein und Wasserlos wird ein neues gestalterisches Element entwickelt, welches die Identität der beiden Weinorte verdeutlichen soll. In Anlehnung an die sogenannte „Umkehr- oder Raderziehung“ besteht der Weinschirm aus einem Edelstahlrundrohrprofil und einer über Edelstahlseile abgespannten ca. 2 m ausladenden Rankhilfe. Der mit wildem Wein bewachsene Schirm zeigt sich je nach Jahreszeit in unterschiedlicher Färbung und bietet im Sommer angenehmen Schatten. In die Stütze integrierte Strahler beleuchten den Weinschirm bei Nacht von unten und erzeugen eine eigenständige Atmosphäre.


GESTALTUNGSKONZEPT KIRCHPLATZ WASSERLOS

Grundidee ist die Ausbildung eines Platzkontinuums mit einheitlichem ebenengleichen Bodenbelag aus gelbgrauen Granitplatten über den Durchfahrtsbereich und die Glockengasse hinweg („Shared Space“). Der Zugang zur Kirche erfolgt über eine breite großzügige Treppenanlage, die zwischen den beiden Kastanien und der Kirche angeordnet werden, um die vorhandenen voluminösen Kastanien stärker ins Blickfeld zu rücken. Dem leicht erhöhten Vorplatz der Kirche wird auf der anderen Seite des Fahrbereiches ein zweites Plateau gegenübergestellt, welches als Aufenthaltsbereich dient oder Raum für vielfältige Aktivitäten (Weinfest, kleiner Markt etc.) bietet. Brüstungsmauern aus Buntsandstein fassen die Bereiche. Im rückwärtigen Bereich wird ein „Hain“ mit Weinschirmen geplant, der Schatten spendet und den neuen Raum fasst.


GESTALTUNGSKONZEPT PLATZ AN DER UNTEREN PFORTE HÖRSTEIN

Der Platz bildet von Karlstein kommend den Auftakt der inneren Ortsdurchfahrt bzw. Kernzone, die nach dem Prinzip des „Shared Space“ organisiert wird. Dementsprechend wird der gesamte Bereich ebenengleich mit einem Plattenbelag aus gelbgrauen Granitplatten gepflastert.

Räumliche Idee ist es, den Platz optisch mit dem Grünraum des alten Friedhofes zu verzahnen, um so ein längliches Kontinuum zu schaffen, welches nicht nur als Verkehrsraum dient, sondern auch vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten bietet. Die nördliche Friedhofsmauer wird zu einem „Filter“ umgebaut, um den Zugang zum Park durchlässiger zu gestalten und die Wahrnehmung der Parkanlage zu erhöhen. Durch diese Maßnahme wird auch die vorhandene, diesen Bereich räumlich prägende Kastanie noch präsenter.

Der für Kfz vorgesehene Fahrbereich wird durch eine aufgehellte und um 90 ° gedrehte Pflasterung des Rinnenbereiches hervorgehoben. Die vorhandene Einfassung aus Buntsandsteinmauern wird als ortstypisches Element ergänzt und durch das Heranführen des Platzbelages hervorgehoben. Der Zufahrtsbereich im Süden wird mit einer leichten Stahlkonstruktion als Rankhilfe in Form eines „Weintores“ akzentuiert.

Im Bereich der Bushaltestellen wird der Platz mit einer Struktur aus Weinschirmen überspannt. Der Fahrbereich wird im Bereich der Bushaltestellen um 18 cm abgesenkt um einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen. Weitere Funktionen wie Telefonzelle und Infotafel werden im Bereich von überdachten Wartenischen in der beidseitigen Buntsandsteinmauereinfassung integriert.

Die vorhandene Brunnenanlage wird in die neue Gestaltung integriert.


BELEUCHTUNG

Als Beleuchtungselement wird ein sehr zurückhaltend gestaltete modular aufgebaute Säulensystemleuchte (Night Elements) der Fa. Hess vorgeschlagen, mit der sich unterschiedliche Beleuchtungsfunktionen realisieren lassen. Es werden unterschiedliche Reflektoren und Lichtaustrittsöffnungen angeboten, so dass sich die Leuchte sowohl als Strassen-, Platz- oder Fassadenbeleuchtung verwenden lässt.


BELAGSGESTALTUNG / PFLASTER

In der jeweiligen Kernzone der Ortsdurchfahrten wird eine einheitliche Pflasterung aus gesägten gelbgrauen Granitplatten mit länglich schmalem Format vorgeschlagen. Im Rinnenbereich und zur Hervorhebung der vornehmlich zu befahrenden Flächen sowie zur Kenntlichmachung von besonderen Nutzungen vorbehaltenen Zonen (Behindertenparkplatz, Bushaltestelle etc.) wird das Pflaster um 90 ° gedreht und als hellerer Stein sortiert eingebaut.
Shared Space

Shared Space

Lageplan Hörstein

Lageplan Hörstein

Lageplan Hörstein

Lageplan Hörstein

Lageplan Wasserlos

Lageplan Wasserlos

Lageplan Wasserlos

Lageplan Wasserlos

Detailplanung Hörstein / Wasserlos

Detailplanung Hörstein / Wasserlos

Detailplanung Hörstein / Wasserlos

Detailplanung Hörstein / Wasserlos

Strassenprofil Shared Space

Strassenprofil Shared Space

Strassenprofil Shared Space

Strassenprofil Shared Space

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive