modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Gebäudeintegriertes Dachgewächshaus und Verwaltungsgebäude am Altmarkt

Blick von Marktstraße/Altmarkt

Blick von Marktstraße/Altmarkt

2. Rundgang

Meier-Ebbers Architekten und Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

1) Entwurfsbeschreibung

Städtebauliche Situation
Am Beginn des Entwurfsprozesses stand die Auseinandersetzung mit den örtlichen Gegebenheiten. Der Grundrisszuschnitt weist eine nahezu quadratische Grundfläche auf, welche den Kopf des entsprechenden Baublocks bildet und führt sich in einem schmal zulaufenden Annex entlang der Friedrich-Karl-Straße fort. Bei einer grenzständigen Bauweise ergäbe sich zu den direkt angrenzenden Nachbarn eine fensterlose Brandwand von durchaus beachtlicher Höhe. Diese Brandwand ist vom Altmarkt aus stark ersichtlich und stört das schützenswerte Gesamtensemble beträchtlich – von den Beeinträchtigungen der direkt angrenzenden Nachbarn ganz zu schweigen.

Grundstücksorganisation
Aufgrund der städtebaulich schwierigen Situation mit großem nachbarschaftsrechtlichem Konfliktpotential, schlagen wir vor, eine Teilung des Grundstücks vorzunehmen und lediglich den Kopfbereich des Grundstücks mit dem Jobcenter/Dachgarten zu bebauen und das schmal zulaufende Grundstücksstück losgelöst von diesem Projekt zu entwickeln. Hier sind mehrere Optionen denkbar: Das Restgrundstück könnte entweder den Nachbarn zum Verkauf angeboten werden, damit diese ihr Grundstück zur anderen Straßenseite hin entwickeln können. Alternativ könnte ein Teil der Nachbargrundstücke hinzugekauft und das neue Grundstück – mit dann vorhandenen Lichtrechten – mit einem, an das Jobcenter angrenzenden Bauwerk, entwickelt werden.

Baukörper
In den Plangrafiken und dem Modell ist an dieser Stelle ein Platzhalter eingefügt, der bitte nicht mit einem konkreten Entwurfsvorschlag zu verwechseln ist.

Gebäudestruktur
Unser, sich auf den vorderen Grundstücksabschnitt beschränkender, Entwurf für das Jobcenter nimmt auf den drei zur Straße orientierten Hauptseiten die Fluchten der angrenzenden Bebauung auf. Zum Blockinnenbereich entsteht ein Innenhof mit Südausrichtung, der eine gute Belichtung des Jobcenter gewährleistet. Der Baukörper ist klar gegliedert und verzichtet genau wie die übrigen Gebäude am Altmarkt auf Rückspringe. Lediglich zur angrenzenden Nachbarbebauung wird aus Gründen des Denkmalschutzes oberhalb des dritten OG mit den oberen Geschossen abgerückt und eine Dachterrasse geschaffen. Das Gebäude ist im Wesentlichen spiegelsymmetrisch aufgebaut und verfügt über vier zentrale Aussteifungskerne, von denen die unbelichteten inneren beiden vornehmlich Neben- und Technikräume aufnehmen. Die an der Fassade liegenden Kerne nehmen die vertikale Erschließung auf.

Erschließung
Die Hauptorientierung des Gebäudes richtet sich zum Altmarkt/Marktstraße. Zum Altmarkt hin orientieren sich die Eingänge zur Gastronomie und der Zugang zum Aufzug für den Dachgarten. Der Besucheraufzug für den Dachgarten dient gleichzeitig als Lastenaufzug und zeigt sich prominent an der Fassade als vertikal aufstrebende Fuge. Über den Aufzug können nicht nur vorangemeldete Besuchergruppen die Produktion besichtigen, sondern es besteht die Möglichkeit, während den Öffnungszeiten auf den Umgang um das Dachgewächshaus zu gelangen und von außen störungsfrei die Produktion im Inneren zu betrachten und den Blick über die Dächer Oberhausens schweifen zu lassen. Der Eingang des Jobcenters liegt auf der Fassadenseite, die zur Marktstraße orientiert ist und zeigt sich prominent als Eingangsportal, welches im Straßenraum von der Bestandsbaumgruppe flankierend eingefasst wird. Auf der Gebäudeseite Friedrich-Karl-Straße befinden sich der Nebeneingang für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Stellplatz für das Dienstfahrzeug im Gebäude.

Organisation Regelgeschoss
Ziel der Organisation des Regelgeschosses war es, die belichteten Fassadenflächen vorrangig mit Büros zu belegen. Mit Ausnahme der Treppenkerne und dem Aufzug für den Dachgarten ist dies auch gelungen. Die Teeküchen sind so an der Südfassade platziert, dass auch diese Räume natürlich belichtet sind. Nicht belichtet sind die Sanitäranlagen und Nebenräume, die sich in den zentralen Funktionskernen befinden, sowie der Materialraum. Mit Ausnahme der Kerne sind alle Wände in den Geschossen leichte Systemwände und können nach Belieben des Mieters auf die sich ändernde Personalsituation angepasst werden.

Die offene und freundliche Atmosphäre, die den Kunden bereitet werden soll, setzt sich auch in den Fluren fort. Wichtigstes Element hierbei ist die Galerie im 1. und 3. Obergeschoss, welche sich in der Mittelzone des Dreispänners befindet, an dem auch der Kundenaufzug liegt. Beim Verlassen des Aufzugs soll eine möglichst leichte Orientierung im Gebäude ermöglicht werden. Deswegen ist die Mittelzone immer offen und mit Lounge-artigem Charakter bzw. mit verglasten Räumen ausformuliert. Außerdem belichten die Austritte auf die Rankgerüste mit den Rankpflanzen die Mittelzone zusätzlich. Neben dem architektonischen Element der geschossverbindenden Galerien wird versucht, mit Durchstößen der Flure zu den Fassaden viel Licht in die Flure zu holen. Zusätzlich zu den Fenstern an den Stirnseiten der Flure sind die an der Fassade liegenden Treppenhäuser beidseitig verglast, sodass auch dort Licht in die Stichflure einfallen kann. Für weiteren Lichteinfall soll die Ausbildung der Bürotüren sorgen. Vorgesehen ist ein opaker Türflügel, der von einem transparenten Oberlicht und einem in transluzenten Seitenlicht gerahmt wird.

Organisation Erdgeschoss
Im Erdgeschoss sind wir dem vom Leiter des Jobcenters ausdrücklich geäußerten Wunsch nachgekommen, eine offene, transparente, freundliche und einladende Eventfläche vorzusehen. Zentrales Element nach dem Betreten der doppelgeschossigen Eingangszone ist die vierseitig zugängliche Kundentheke. Diese stellt die zentrale Anlaufstelle für die Kunden dar. Hinter der Kundentheke organisiert sich der der Wartebereich, welcher sich in direktem Bezug zum gestalteten Innenhof befindet und über hohe Aufenthaltsqualität verfügt. Die Kundenbetreuer der Bereiche „Markt“ und „Leistung“ sind prominent in den Flanken des Gebäudes angeordnet, sodass diese leicht vom Wartebereich aus zugänglich sind und mit ihrem offenen Charakter Blickbeziehungen im gesamten Gebäude zulassen. Die Arbeitsplätze besitzen Einzelzellencharakter sind aber bewusst offen gehalten, um auch hier den Wünschen des Jobcenters in Bezug auf das Motto „Arbeit sichtbar machen“ gerecht zu werden. Die Erdgeschossfläche kann sehr flexibel bespielt werden und bietet viele Bereiche und Wandflächen, die zur Ausstellung des Themas „Arbeit“ genutzt werden können. Es ist sogar denkbar die Fläche als flexible Veranstaltungsfläche nutzbar zu machen, falls es im Interesse des Nutzers ist , neben dem Multifunktionsraum für 100 Personen im 5. OG noch über eine Eventfläche für bis zu 300 Personen im Erdgeschoss zu verfügen, die sich hervorragen mit dem Innenhof zusammenschalten lässt.

Materialien (Travertin, hell, geschliffen)
Die Fassade soll ein wertiges, aber unaufdringliches Erscheinungsbild erhalten. Der helle Naturstein hat eine puristische Ausstrahlung und wirkt dennoch edel. Der Travertin soll nach dem Schliff in seiner natürlichen, offenporigen Struktur belassen werden, um den authentischen Charakter zu betonen. Auch bei der Innenraumgestaltung soll das Material in Boden, Treppen, Fensterbänke und die Ausstattung der Sanitärräume in Form hell-
beiger Platten Verwendung finden.

2) Energiekonzept

Anders als das Jobcenter, das nachhaltig wirtschaftlich betrieben werden muss, bietet das Dachgewächshaus das Potential ein experimentelleres Energiekonzept zuzulassen. Der innovative Projektansatz besteht unserer Auffassung nach in der Schaffung von Synergien zwischen den teils zuwiderlaufenden Ansätzen. Für das Dachgewächshaus kommt ein Blockheizkraftwerk mit einer Laufleistung von 8-9 Monaten pro Jahr zum Einsatz. Die Abwärme kann vollständig in die Versorgung der Produktionsfläche gespeist werden. Das CO2, in der Regel nur klimaschädliches Abfallprodukt der Energieerzeugung kann zur CO2-Düngung der Pflanzen herangezogen und dort verbraucht werden. Ähnliche Systeme haben sich in der Gewächshausbaupraxis bereits bewährt. Der erzeugte Strom wird im Nachtfall komplett vom Pflanzlicht in der Produktion verbraucht. Da das Pflanzlich am Tag nicht oder nur begrenzt zum Einsatz kommt, die Wärme aber nach wie vor abgenommen werden kann, bietet es sich hier an, den Strom in das Netz des Jobcenters einzuspeisen, um die elektrische Grundlast unterhalb der Stromversorgerpreise beziehen und im Betrieb Einsparungen realisieren zu können. Das Jobcenter wird konventionell mit Fernwärme versorgt und passiv gekühlt.


Winterfall
Im Jobcenter kommt in den Büros eine Kombination aus einer individuell regelbaren Fußbodenheizung mit Fensterlüftung zum Einsatz. Der Steuerung der Behaglichkeit des einzelnen Nutzers wird eine größere Bedeutung beigemessen als die Chance, durch eine aufwändige und kostenintensive zentrale Lüftungsanlage marginale Betriebskosteneinsparungen erzielen zu können. Lediglich die Besprechungsräume werden mit dezentralen Klimageräten ausgestattet und beziehen über die Südfassade ihre Zuluft, welche im Register konditioniert wird. Besonderer Wert wurde auf den Einsatz passiver Elemente gesetzt. Die begrünte Südfassade, welche im Winter die Energieeinträge im Sommer abmildert, erlaubt im Winter das Einbringen solarer Gewinne. Zur Behaglichkeit tragen außerdem die im 1. und 3. OG vorhandenen Galerien bei, da diese größere korrespondierende Luftmassen mit vorteilhafteren thermischen Eigenschaften erlauben. Das Dachgewächshaus kann durch den Einsatz von Isolierglas in den Außenwänden und den verwendeten Energieschirm in der Dachebene erhebliche Einsparungen realisieren.

Sommerfall
Im Sommerfall kommt im Jobcenter eine Betonkernaktivierung der Geschossdecken zum Einsatz, um in Verbindung mit der Fensterlüftung in den Büros die Temperaturen an allen Tagen innerhalb der gesetzlichen Normen zu halten. Auch hier soll eine passive Technologie zum Einsatz kommen. Statt die Fernwärme mit einer Absorptionskältemaschine aufwändig und kostenintensiv zur Kühlung heranzuziehen, soll die Betonkernaktivierung in den Wasserkreislauf mit eingebunden werden. Es ist geplant, das gesamte auf der Dachfläche anfallende Regenwasser in einem unterirdischen, 300m³ großen Betonspeicher bei 10°C zu speichern. Das Kühlmedium wird durch den Tank geführt und auf etwa 12°C Vorlauftemperatur heruntergekühlt. Das Regenwasser wird nachgelagert in verschiedenen Filterstufen aufbereitet und in den Gebäudekreislauf integriert und abschließend zur Bewässerung der Südfassade und des Innenhofs verwendet, um dort zu versickern. Im Dachgarten wird im Sommer die warme Luft durch die Dachklappen abgeführt. Energieeinträge werden durch einen Tageslichtschirm gemindert. Kühlung erfolgt indirekt durch eine Nebelanlage.


3) Freiraumkonzept

Das Freiraumkonzept des neuen Jobcenters Oberhausen leitet sich aus der Formensprache des klassischen Kulturpflanzenanbaus ab und verknüpft diese mit der Hochbauarchitektur und der besonderen stadträumlichen Lage des Gebäudes im Stadtzentrum.

Kulturpflanzen als Leitmotiv
Das Thema des Anbaus der Kulturpflanzen wird vom Dachgewächshaus bis zum Innenhof gestalterisch interpretiert. Grundlegendes Gestaltungsprinzip ist hier die Linearität. Sie schafft eine klare Gliederung des Raums und kreiert unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten.

Innenhof
Der Innenhof zeichnet sich durch eine Höhenstaffelung im linearen Rhythmus vom Eingangsbereich gen Süden aus. Oberflächen aus klein- und großformatigem Pflaster rhythmisieren den überdachten Eingangsbereich, der gemeinsam mit dem Foyer für Veranstaltungen genutzt werden kann. Rasenfugen bilden einen Übergang zu den stärkeren Vegetationselementen. Sitzbänke an halbhohen Pflanzbeeten schaffen unter kleinkronigen Bäumen Aufenthaltsqualität im lichten Schatten und bieten den Mitarbeitern Treffpunkte und Orte zum Verweilen. Die Unterpflanzung mit strukturbildenden Gräsern bietet durch die Jahreszeiten eine attraktive Kulisse. Eine Sitzbank über die gesamte Breite des Innenhofs, begleitend mit einer Hecke überpflanzt, bildet dessen räumlichen Abschluss. Die Möglichkeit einer Bewirtung im Innenhof ist gegeben.

Die Dachterrasse
Im 4. OG werden Rhythmus, Linearität und Materialität aus dem Innenhof wieder aufgenommen. Die Dachterrasse wird als attraktive Aufenthaltsfläche mit einem erhöhten Blühaspekt versehen. Mit der Aus- und Einsicht nach Osten stellt sie eine visuelle Schnittstelle zum Altmarkt dar.

Die Fassadenbegrünung
Lineare Kletterpflanzen beranken die Südfassade des Innenhofs und beschatten die dortigen Terrassen und Büros. Neben den positiven Auswirkungen auf das Gebäudeklima entstehen hierdurch angenehme Pausenräume im Freien.

Der Außenraum
Zur unmittelbaren Eingliederung des Gebäudes in die Innenstadt schließt der öffentliche Raum im Fassadenbereich direkt an der Gebäudekante an. Verstärkt wird der Charakter Zugänglichkeit durch einen Pflasterteppich, der aus dem Foyer des Jobcenters in den öffentlichen Raum gezogen wird und als Entrée-Bereich wirkt.

Erweiterter Betrachtungsraum:
An der Gebäudeflanke zur Friedrich-Karl-Straße wird ein breiterer Bürgersteig mit Fahrradparkern und linearer Baumpflanzung vorgesehen. Im Zuge der Baumaßnahmen sind in Absprache mit der Stadt Oberhausen weitere Verbesserungsmaßnahmen des Gebäudeumfelds vorzusehen. Hier sind in den bestehenden Parkbuchten Behindertenparkplätze ohne großen Aufwand zu realisieren. Der Bürgersteig bietet Platz für ca. 30 Fahrräder; auch die Zufahrt des im Gebäude liegenden Stellplatze befindet sich an dieser Stelle.


4) Technische Gebäudeausrüstung

Abwasser-, Wasseranlagen
Das anfallende Regenwasser und Grauwasser der Handwaschbecken wird in einem Erdspeicher gesammelt und aufbereitet. Ein 20m³ Zwischenspeicher im Untergeschoss dient zum einen der Versorgung der WC-Anlagen und mittels nachgeschalteter Bio- und Feinfilter aufbereitet, der Versorgung des Gewächshauses. Zusätzlich wird der Zwischenspeicher über eine Grauwassernutzungsanlage nachgespeist, an die das aus den Waschtischen anfallende Schmutzwasser angeschlossen ist. Um eine Versorgungsicherheit zu gewährleisten, wird das System bei Bedarf über einen Trinkwasseranschluss nachgespeist.

Wärmeversorgungsanlagen
Die Grundversorgung des Gebäudes mit Wärme erfolgt über einen vorhandenen Fernwärmeanschluss. Es ist eine Fußbodenheizung zur Wärmeverteilung im Jobcenter angedacht. Die Beheizung, elektrische Versorgung und CO2 Düngung des Dachgartens ist über ein Blockheizkraftwerk geplant. Das Blockheizkraftwerk versorgt über Tag parallel das Jobcenter mit Strom.

Lüftungstechnische Anlagen
Die Besprechungsräume werden über Zwischendeckengeräte mit Wärmerückgewinnung Be-/ Entlüftet und zusätzlich gekühlt. Das gesamte Gebäude wird über Bauteilaktivierung gekühlt. Die Kühlleistung wird einem 300 m³ Regenwasser-Erdspeicher entzogen.

Elektrotechnische Anlage
Das gesamte Gebäude wird über KNX, einem programmierbaren Bus zur Gebäudeautomation gesteuert. Hierbei werden alle Büroräume über Präsenzmelder mit Konstantlichtregelung gesteuert. Alle Störmeldungen werden zentral erfasst und weitergeleitet. Über die Visualisierung kann der Haustechniker die Beleuchtung in den Fluren, Treppenhäusern und Räumen sowie den elektrisch betriebenen Sonnenschutz, Lüftungsanlagen Heizungsanlagen zentral schalten. Die Anlage ist sehr flexibel und kann bei Umbauten durch Programmierung ohne großen Aufwand geändert werden. Die gesamte Beleuchtung im Gebäude wird mit energieeffizienten LED Leuchten realisiert.

Gebäudeautomation
Zur Steuerung und Regelung wird eine moderne und kommunikationsfähige DDC Technik eingesetzt. Permanent werden alle angeschlossenen Systemkomponenten überwacht. Die Anlage kann bei Bedarf über entsprechende Nothandbedienungen gefahren werden. Betriebs- und Störmeldungen werden über entsprechende Meldekarten angezeigt. Die Abgänge der Fußbodenheizung erhalten Sicherheitstemperaturwächter. Die Regelung erfolgt witterungsgeführt mit Raumtemperaturüberwachung. Außerhalb der Nutzungszeiten werden die Heizkreise abgeschaltet bzw. mit abgesenkten Vorlauftemperaturen betrieben. Bei öffnen der Fenster werden ebenfalls die Heizkreise abgeschaltet. Die Lüftungsanlage wird über frequenzgeregelte Motorsteuerungen gesteuert. Die Ansteuerung erfolgt über Luftqualitätsfühler. Alle motorbetätigten Brandschutzklappen mit Testbetrieb. Alle im Gebäude anfallenden Störmeldungen werden auf die GLT aufgeschaltet.


5) Dachgarten

Erfahrbarkeit
Das Dachgewächshaus ist für die Oberhausener Bürger offen
• zu sehen, wie Gemüse und Obst in Gewächshäusern ganzjährig professionell kultiviert werden kann
• zu lernen, wie Pflanzen in Kulturerde wachsen und wie sie sich in Nährlösung verhalten
• zu erkennen, dass aus Grauwasser und CO2-haltigen Abgasen eine Nährlösung für Algen in einem Photobioreaktor wird
Das Dachgewächshaus mit einem außenliegenden Aussichtsgang ist jederzeit begehbar, kann durch Gruppenführungen im Inneren erkundet und für Schüler, Studenten und Volkshochschulteilnehmer in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung (F&E) zur Wissensquelle werden.

Orientierung
Das Ziel, einen flexibel nutzbaren und stützenfreien Raum zu erzeugen, wird durch ein Rahmentragwerk erreicht, das zugleich die Aussteifung übernimmt und das Gefälle ausbildet. Die eingesetzte Gewächshaustechnik entspricht dem aktuellen Stand der Technik. In den senkrechten Fassaden kommen herkömmliche Solarglas-Doppelverglasungen zum Einsatz. Im Dach soll eine Glas-Folien-Kombination nach unten beschriebener Bauart zum Einsatz kommen.
Der Nord-Süd-Querschnitt des Gewächshauses entspricht einem auf der Seite liegenden Prisma mit viereckiger Grundfläche. Die nach Süden weisende Seite hat einen Winkel von 75° gegen die Horizontale, damit das einfallende direkte Sonnenlicht in der lichtarmen Winterzeit möglichst ohne Reflexionsverluste in das Gewächshaus eintreten kann. Bei Bedarf liefern LED-Leuchten zusätzliches Assimilationslicht in allen Abteilungen. Seitliche Verdunklungen verhindern störende Licht-Emission in die Umgebung.

Grundrissorganisation
In der ersten Produktionsabteilung werden (exotische) Salate und Kräuter in Rinnentischen mit Nährlösungszulauf kultiviert. Der Rinnenabstand ist variabel und wächst mit der Größe der Pflanze. So ist ein optimaler Standraum für die Pflanzen bei maximaler Platzausnutzung erreichbar. In der zweiten Abteilung werden seltene Tomatensorten, Paprika, Erd- und Himbeeren in längs aufgebauten Rinnen mit Substratsäcken und Pflanzgefäßen als Kulturfolge angebaut. Die Wasser- und Düngerversorgung erfolgt mit aufgedüngtem Wasser im Kreislauf über Tropfsysteme. In der F&E-Abteilung werden verschiedene Nährlösungsapplikationen in Rinnentischen und einem Trogtisch (einem Becken mit schwimmenden Pflanzgefäßen) vorhanden sein, die für unterschiedliche Experimente und pflanzenangepasste Verfahren nutzbar sind. In einem Photobioreaktor können Versuche zur Herstellung von Algen zur Energiegewinnung oder als Nahrungsergänzungsmittel vorgenommen oder die Suche nach geeigneten Algen zur Dekontamination von Wasser durchgeführt werden. Vor der F&E-Abteilung befinden sich die Arbeitsplätze für die Versuchsvorbereitung und die Analyse-Geräte, sowie ein LED-belichteter Klimaschrank für weitere Versuche zur Keimung und Jungpflanzenproduktion. Vor den Produktionsabteilungen wird die Düngestation und die Steuerungs- und Reglungstechnik installiert. Hier werden auch die erzeugten Pflanzen marktfertig verpackt.

Gewächshaustechnik
Eine computergesteuerte, automatische Düngestation liefert die Nährlösungen für die Versuche und die Produktion. Um die Kreislauf-Nährlösungen durch Düngerzugabe nicht mit zu viel Salzen zu befrachten, muss ein Teil ständig abgeführt werden. Diese Nährlösung wird zusammen mit dem gefilterten Grauwasser zur Bewässerung und Düngung der Nutzpflanzen vor der Südfassade des darunterliegenden Stockwerks benutzt. In den Sommermonaten besteht die Gefahr, dass zu viel Sonnenstrahlung auf die Blätter trifft. Daher kann die Strahlungslast der Sonne mit den beiden zur winterlichen Energieeinsparung eingebauten Schirme gezielt und angepasst reduziert werden. Fein verstäubtes Wasser von Hochdruckdüsen am Lüftungsklappenrahmen hilft zusätzlich die Innentemperatur zu senken.

Integration Gebäudetechnik
Die Photosynthese der Pflanzen und Algen benötigt Kohlendioxid. Zur Erhöhung der Wachstumsrate wird die CO2-Konzentration der Gewächshausluft auf bis zu 900 µmol/mol durch CO2 aus dem Abgas eines BHKWs angereichert. Diese Konzentration ist weder für Pflanzen noch Menschen schädlich. Das Gewächshaus soll möglichst lange im Frühjahr und Herbst geschlossen bleiben, damit diese CO2-Düngung wirksam wird. Aber auch im gelüfteten Zustand im Sommer wird eine geringere Konzentration zugeführt, um eine zu starke Abnahme der Photosynthese zu verhindern. Dieses Gewächshaus ist praktisch ein „Labor-Betrieb“, d.h. es muss hygienisch sauber gehalten werden, um Pflanzenkrankheiten vorzubeugen.

Einsatz von Nützlingen
Es lässt sich bei gelüftetem Zustand jedoch nicht verhindern, dass Schadinsekten eintreten. Diese werden mit ausgesetzten Nützlingen wie Raubmilben, Schlupfwespen, Maikäferlarven, Pheromonfallen usw. biologisch bekämpft, so dass dort ein natürliches Gleichgewicht entsteht. Damit in der Frucht- und Obst-Abteilung die Beeren und Tomaten bestäubt werden können, ziehen Hummelvölker ein, die diese Arbeit verrichte. Die Bestäuber können den Nektar der Blüten nur sehen und finden, wenn eine Bedachung aus UV-durchlässigem Glas eingebaut wird. Bei UV-haltigem Licht bleiben die Hummeln im Gewächshaus und entweichen nicht durch geöffnete Lüftungen ins Sonnenlicht.
Blick Forschungsbereich Dachgewächshaus

Blick Forschungsbereich Dachgewächshaus

Schwarzplan M 1:2000

Schwarzplan M 1:2000

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Schnittisometrie M 1:200

Schnittisometrie M 1:200

Schnittisometrie M 1:200

Schnittisometrie M 1:200