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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Sanierung und Erweiterung kbo-Kinderzentrum

kbo Kinderzentrum - Eingangsbereich

kbo Kinderzentrum - Eingangsbereich

ein 2. Preis

plan|4 architekten

Architektur

HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Realisierungswettbewerb
Umstrukturierung, Modernisierung und Erweiterung
kbo-Kinderzentrum München, Sozialpädiatrisches Zentrum und Fachklinik für Sozialpädiatrie und Entwicklungsrehabilitation

Konzept und Entwurf

Grundlage aller Überlegungen zu Konzept und Entwurf sind der Leitgedanke des interdisziplinären und familienorientierten Arbeitsansatzes des kbo-Kinderzentrums sowie der ausdrückliche Fokus auf das Kind. Die Funktionalität, eine gute Orientierung und gestalterische Aspekte müssen sich an diesen Vorgaben messen lassen und sind danach ausgerichtet.

Weitere Vorgaben ergeben sich aus den städtebaulichen Rahmenbedingungen: Erhalt des Bestands durch eine integrative Umstrukturierung und Erweiterung des Bestands mit Anlehnung an die gegebenen Strukturen und Maßstäblichkeiten.

Der Entwurf sieht dabei bewusst kein formales Verschmelzen, sondern eine „Begegnung“ von Neubau und Bestand vor. Ein harmonisches, freundschaftliches Zusammentreffen, das ohne Brüche funktioniert und dennoch individuellen Unterschieden Raum gibt.

Die Umstrukturierung und Erweiterung der Anlage verlangt eine neue, klar definierte Eingangssituation. Diese wird an der Schnittstelle zwischen Bestand und Neubau situiert und bildet Herzstück und einladenden Mittelpunkt der Gebäudegruppe. Von hier aus werden sternförmig alle Funktionsbereiche erschlossen.

Hier eröffnet sich dem Patienten / Besucher eine zweigeschossige, luftige Halle, die mit zwei Innenhöfen und geschwungenen Theken, Sitzgruppen und den Aufnahmen eine Art Willkommens-Landschaft bildet. Die zwei Innenhöfe können an schönen Tagen genutzt werden und unterstreichen die offene und großzügig helle, lebendige Atmosphäre der Eingangshalle. Vom zentralen kbo- Infopunkt werden Patienten und Besucher über die beiden Aufnahmen (stationär / ambulant) in die jeweiligen Bereiche geleitet.

Die beiden Neubauten sind der Eingangshalle südlich und südwestlich in verschiedenen Winkelformationen angegliedert. Der südliche Neubau beherbergt im Erdgeschoss die zentralen Servicefunktionen sowie die Speiseversorgung für Patienten und Personal. Im 1. Obergeschoss befinden sich die Tageskliniken, darüber die Verwaltung. Der Nachbarbau wird ebenfalls direkt von der Halle aus erschlossen und nimmt im Erdgeschoss allgemeine Funktionen der Pflege und in den Obergeschossen drei Pflegestationen auf.

Alles verbindendes Element ist die Hauptachse, die ausgehend vom Eingang über die zentrale Halle die Neubauten mit dem Bestand und damit Aufnahme, Versorgung und Stationen mit dem Therapiehaus verbindet.

Im Therapiehaus sind im Erdgeschoss Physio- und Musiktherapie untergebracht sowie im Obergeschoss Ergotherapie und Montessori-Therapie. Durch den Rückbau einiger weniger Räume im Erdgeschoss, entlang der Hauptachse, wird das Therapiehaus freigestellt und bekommt eine andere Gewichtung. Es öffnet sich zum Außenraum bzw. der Außenraum wird Teil des Innenraums, was dem Therapiehaus eine neue, solitäre Wertigkeit im Gesamtgefüge gibt.

In den direkt angrenzenden Bestandsflächen ist die Sensomotorik untergebracht, sowie der ärztliche Dienst im Erdgeschoss und der psychologische Dienst im Obergeschoss. Im dritten Obergeschoss des Bestandes befinden sich das Zentrum für Hören und Sprechen, das Zentrum für Frühentwicklung und Kommunikation sowie die Funktionsdiagnostik. Das bestehende dritte Obergeschoss wird in Richtung des Neubaus an der Heiglhofstraße fortgeführt und bildet so den „Rücken“ des Gesamtkomplexes.

Erschließung

Die horizontale Erschließung ist durch die Eingangshalle als neues Zentrum und den Hauptweg zum Therapiehaus sehr einfach gegliedert. Alle weiteren Wege sind hieran angeschlossen und bilden ein ringförmiges Erschließungsnetz, das alle Funktionsbereiche optimal miteinander verbindet und dennoch ausreichend abgrenzt.
Alle Stützpunkte bzw. Sekretariate und Wartebereiche liegen direkt an diesen Wegen oft nahe an den Innenhöfen, die eine leichte Auffindbarkeit der jeweiligen Funktionsbereiche ermöglichen. Das Leitsystem ist auf Kinder und deren intuitiv-spontane Orientierung nach Farben und Formen ausgerichtet.

Die Wege der ambulanten und stationären Patienten sind in weiten Teilen getrennt, um alltägliche Abläufe nicht zu behindern und die Privatsphäre der Stationen zu wahren. Die beiden Neubauten erhalten jeweils einen neuen Haupterschließungskern mit Aufzügen, im Bestand werden die vorgefundenen Strukturen genutzt. Insgesamt wird großer Wert darauf gelegt, möglichst wenige Eingriffe in den Bestand zu tätigen, die Strukturen zu erhalten und zu stärken.

Freianlagen und Innenhöfe

Der sehr besonderen Lage in einer Parklandschaft wird Rechnung getragen, indem in allen Innenbereichen des Gebäudekomplexes sowohl Ausblicke in dieses Grün oder in begrünte Innenhöfe möglich sind. Natur und Licht werden in das Gebäude hineingeholt.
Das Konzept der Freianlagen basiert auf einer konsequenten Weiterentwicklung des Bestands. Viele der vorhandenen Strukturen und wichtigen Wegeverbindungen können sinnvoll in die neue Gesamtgestaltung übernommen werden. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt, kann somit auch ein Stück der „Seele“ des Altbaus und seinen Außenanlagen in die Zukunft transportiert werden.

Die städtebauliche Setzung nimmt Rücksicht auf den wertvollen Baumbestand im Süden. Zwischen der Topographie und dem Neubau entsteht eine spannende Raumsequenz. Das Spiel mit Enge und Weite generiert eine abwechslungsreiche Park- und Erholungslandschaft für die kleinen Patienten. Der Freiraum ist angereichert mit unterschiedlich nutzbaren Teilräumen. Neben großzügigen Spielplätzen findet man genauso Ruhezonen wie z.B. die neu angedachten Heckenzimmer. Abschluss der Parklandschaft bildet die Außenflächen der Cafeteria. Hier bricht die Belagsfläche scheinbar auf und verzahnt sich spannungsvoll mit der Landschaft.

Im Gebäude ergänzen die grünen Innenhöfe das Angebot an nutzbaren Freiflächen und qualitätsvollen Aufenthaltsbereichen. Sie sind wichtiger Baustein für die innenräumliche Atmosphäre, insbesondere im Eingangsbereich.

Entlang der Heiglhofstraße bildet ein großzügiger Platz den Auftakt zum Klinikum. Ein prachtvoller Baumsolitär, gleich einem großen Ausstellungsstück, bespielt die Fläche. Sitzelemente laden zum Verweilen ein.

Die Andienung und Erschließung erfolgt über den südlichen Teil der Heiglhofstraße. Hier liegen die Feuerwehrzufahrt, die erdgeschossige Anlieferung der Küche und die Zufahrt zur Tiefgarage bzw. zum Untergeschoss, in dem Technik- und Lagerflächen untergebracht sind. Es wird vorgeschlagen, die Zufahrtsrampe der bestehenden Tiefgarage auf eigene Flurstücke zu verlegen, um die unterkellerten Bereiche des Bestands langfristig autark erschließen zu können.

Fassade

Die Neubauten gliedern sich in eine lichte Erdgeschosszone und einen zwei- bzw. dreigeschossigen Putzbaukörper. In den Bereichen, die einen Sichtschutz benötigen, sind die unteren Fassadenbereiche mit einer vertikalen Lamellenstruktur aus Holz versehen.

Den leicht zurück versetzten, geschützten Eingangsbereich markiert ein Winkel in der CI-Farbe des kbo Kinderzentrums sowie der dreidimensionaler Schriftzug „kbo“. Im Bereich der Cafeteria, die direkt an die Eingangshalle grenzt, ist durch die raumhohe Verglasung ein sehr schöner Bezug in den Außenbereich gegeben, in dem auch Sitzmöglichkeiten angeboten werden.

Das Gebäude an der Heiglhofstrasse erhält eine großzügig aufgeglaste Fassade in den Bereichen der Tagesklinik und der Verwaltung mit vertikalen Elementen im CI-Grün. Das Fassadenkonzept wird vom Pflege- Baukörper adaptiert, allerdings sind die Brüstungen hier mit einer Höhe von 40 cm kindgerecht ausgebildet und bieten Sitzmöglichkeiten direkt an der Fassade mit Blick in den Garten an. Exemplarisch dargestellt an den 1-Bett-Zimmern sind Balkone und Loggien denkbar, wo sie gewünscht sind. In die Fassadenstruktur integriert sind Lüftungsboxen, die manuell regulierbar sind, und vertikale, farbige Blechelemente in Gelb-, Orange- und Rot-Tönen, die ebenfalls der CI-Farbpalette entnommen sind.

In allen Bereichen besteht die Möglichkeit, über die Innenhöfe, Terrassen oder Loggien den Außenbereich mitzuerleben. Die Bestandsfassade wird in ihrer Struktur erhalten und entsprechend den aktuellen Standards saniert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die gebildeten Baumassen fügen sich von der Geschossigkeit, mit 2-, 3- und 4- Geschossen und den einzeln ablesbaren Baukörpern gut in den Bestand ein. An der Heiglhofstraße wird der bestehende Baukörper 3-geschossig parallel zu Straße fortgeführt; der Altbestand bleibt bis zum Hörsaal bestehen, im Binnenbereich der Parkfläche liegt das 4-geschossige Stations-„Haus“.

An der Nahtstelle zwischen Altbau und Neubau befindet sich der deutlich markierte, neue Eingangsbereich an der Heiglhofstraße. Dieser führt in eine großzügige 2-geschossige Eingangshalle mit reichlich Oberlicht, die eine gute Orientierung in die angedockten Baukörper garantiert: Service / Ambulanz, Pflegestationen, Therapiehaus (im Altbestand). Diese Halle, mit ihren begrünten Lichthöfen und Oberlichtern schafft für die Gesamtanlage Luft, Übersicht und ist klimaunabhängig, ganzjährig für viele Aktivitäten nutzbar.

Die Pflegestationen befinden sich in einem eigenen „Haus“ als erkennbaren Baukörper. Dieses „Haus“ eröffnet die Sicht rundum auf drei Seiten hin zur umliegenden, zusammenhängenden Parkfläche. Die Stationsgrundrisse mit einem, für 4 Geschosse relativ kleinen mittigen Belichtungshof, sind knapp funktional gestaltet und sind im 2., 3. und 4. Stock übereinander gestapelt. Die Flurzonen haben zu wenig Aufenthaltsqualität. Die beiden oberen Geschosse sind nur über die vertikale Erschließung erreichbar, ebenso haben die Stationen keinen direkten Gartenzugang.

Die Anlieferung der Küche und die Tiefgarage sind wirtschaftlich organisiert. Küche und Anlieferung sind funktional in ihrer Lage und Ausbildung. Der Speisesaal ist vom zentralen Eingangsfoyer gut einsehbar und erreichbar, desgleichen aber auch gut von diesem abtrennbar. Der Altbau bleibt in der Struktur annähernd unverändert und wird mit unterschiedlichen Funktionen gefüllt. Die gezeigten Fassaden fallen qualitativ ab, harmonieren nicht mit dem Bestand. Eine abschnittsweise Errichtung der Neubauteile ist im laufenden Betrieb der Klinik gut vorstellbar, die Eingriffe in den Bestand relativ gering.

Die Gebäudekennwerte (GFZ, GR, GF, BGF a) sind überwiegend im oberen Bereich. In der Hauptsache ist dies durch die sehr großzügige, extrem raumhaltige, doppelgeschossige Eingangshalle bedingt.

Das Konzept der Freianlagen bemüht sich, trotz hoher GRZ zusammenhängende Freibereiche auszubilden. Dabei wird versucht über Heckenzimmer Rückzugsräume und im besonnten Bereich über einen Spielplatz differenzierte Angebote zu formulieren. Die Feuerwehrumfahrt wird sinnvoll als Verbindungsweg genutzt. Die erforderlichen Abstände der Feuerwehrumfahrt zur Fassade werden jedoch teilweise nicht eingehalten.

Im Süden des straßenseitigen Gebäudes entstehen durch Situierung von Anlieferung, Einfahrt, TGZufahrt, Feuerwehrzufahrt, PKW-Stellplätze große befestigte Flächenanteile. Insgesamt erscheint die Freiraumsituation durch das 4-geschossige Stationsgebäude bedrängt und die Verschattung der Freianlagen ist groß.

Zusammengefasst hat die Arbeit das Potienzial zu einer Optimierung und stellt eine sinnvolle, realisierbare Planungsvariante dar.
kbo Kinderzentrum - Pflegestation

kbo Kinderzentrum - Pflegestation

kbo Kinderzentrum - Therapiehaus

kbo Kinderzentrum - Therapiehaus