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Offener Wettbewerb | 07/2016

Peter-Joseph-Lenné-Preis des Landes Berlin 2016

Platz da für die Triebisch!

Anerkennung / Aufgabe B: Meissen

Christoph Odenthal

Student*in Landschaftsarchitektur

Marcel Götz

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Platz da für die Triebisch!

Die Stadt Meißen ist eine Große Kreisstadt zwischen Dresden und Riesa. Sie liegt direkt an der Elbe und im Mündungsbereich der Triebisch. Das Bearbeitungsgebiet erstreckt sich entlang der Triebisch von der Mündung bis zum ‚Alten Kohlelager‘.
Schon allein die Lage und die offensichtliche Entwicklung der Stadt Meißen entlang der Triebisch zeigen, wie allgegenwertig und sichtbar die Triebisch doch eigentlich in der Stadt sein sollte. Im Gegenteil ist sie jedoch stark verbaut und liegt meist an der Rückseite der Häuserzeilen. Der Mündungsbereich in die Elbe ist kaum sichtbar und das Wasser so gut wie nie zugänglich.
Dies hat mit der städtischen Struktur zu tun. Betrachtet man den Verdichtungsgrad der Stadt Meißen, entlang der Triebisch wird deutlich, dass sich im Altstadtstadtbereich, nahe der Triebischmündung, kaum nennenswerte Freiräume mit Aufenthaltsqualität befinden. Es gibt enge Straßenräume und kaum Stadtbäume. Die meisten Freiflächen sind mit Parkplätzen bebaut und die wenigen Grünflächen entlang der Elbe werden durch starken Verkehrslärm entwertet.
Bewegt man sich weiter Triebisch aufwärts, entwickelt sich langsam ein anderes Stadtbild. Die starken Verdichtungen lockern sich etwas auf und es lassen sich erste Grünräume finden, die teilweise Verbindungen zu den umliegenden Naherholungsgebieten aufweisen, dieses Potential jedoch nur sehr schlecht ausfüllen. Stadtbildprägend für diesen Bereich ist die Meißener Porzellanmanufaktur, die sich Richtung Triebisch leider durch eine Mauer abgrenzt und nur von der anderen Seite wirklich zugänglich ist.
Lässt man die Manufaktur hinter sich lichtet sich das Stadtbild weiter auf und gewinnt einen ländlicheren Eindruck. Mit dem ‚Alten Kohlelager‘ weißt dieser städtische Raum den größten Freiraum an der Triebisch auf.
Auch wenn die Übergänge fließend sind, weisen die drei Räume deutliche Charakteristika auf, die eine Unterteilung in Urban, Midurban und Suburban zulassen. Der Urbane Raum befindet sich um den Mündungsbereich der Triebisch, der Midurbane von dem heutigen Käthe-Kollwitz-Park bis zur Manufaktur und der Suburbane von der S-Bahnhaltestelle Triebischtal bis zum ‚Alten Kohlelager‘.

Das Konzept „Platz da für die Triebisch!“ zur Neugestaltung des Bereichs entlang der Triebisch greift diese Gegebenheiten in der Gestaltung auf und macht sie deutlich.
Im urbanen Raum tritt die Stadt direkt an die Triebisch heran, im Midurbanen korrespondiert sie mit der Stadt und wirken gestalterisch aufeinander ein. Braucht die Stadt Platz, in Form von Parks gibt die Triebisch diesen gerne, umgekehrt bekommt die Triebisch ihren wenn sie Hochwasser führt. Im suburbanen Raum kann die Triebisch sich mit ihrem Wasser sehr weit ausbreiten und wird zum prägenden Element im ländlichen Raum. Zusätzlich werden mit neuen Wegeverbindungen die umliegenden Grünräume miteinander vernetzt und die Triebisch erhält ihre ursprüngliche Funktion als Entwicklungs- und Verbindungsgsachse der Stadt Meißen zurück. Dies spiegelt sich in der axialen Formsprache hin zu den wichtigen Verbindungspunkten wieder.
Im Urbanen Raum wird, mit der Umlegung des Brückenzubringers Richtung Norden, dort wo sich zur Zeit Parkplätze befinden, ein neuer Platz generiert. Dieser macht durch einen Brunnen, welcher der Form der Triebisch nachempfunden ist, bereits auf diesselbe aufmerksam. Die orthogonale Formsprache, die sich aus den Blick- und Wegebeziehungen ableitet, lässt sich hier schon antreffen und führt weiter Richtung Elbe zur Triebischmündung. Die dort erbauten Treppen laden Besucher zum Verweilen ein und machen auf den Mündungsbereich aufmerksam. Eine Fahrradbrücke sorgt für einen barrierefreien Übergang der Fahrradfahrer des Elberadweges.

Ist man am Mündungsbereich angelangt, erblick man schnell den Steg, der die Triebisch im urbanen Raum zugänglich macht. Dieser verbindet auch die beiden neugestalteten ‚Pocketparks‘ die sich auf brachliegenden Baufeldern befinden. Dieser Steg ist ein Bindeglied zum midurbanen Raum, der am heutigen Käthe-Kollwitz-Park, der ebenfalls umgestaltet wurde, beginnt. Anstatt den Park durch eine kaum befahrene Straße von der Triebisch abzugrenzen, wird die Triebisch ein Teil des Parks und prägt ihn deutlich. Die Straße wird entfernt und das Flussbett verbreitert. Anstelle einer Futtermauer entsteht eine sehr flache Böschung. Die Triebisch kann sich dort, im Falle von wechselnden Wasserstände, flexibel bewegen und ist selber Gestalter des neu entstandenen ´Auenparks`. Dem Namen entsprechend lassen sich hier typische Gehölze, wie Pappel, Erle, Weide der Auenbereiche wiederfinden. Anschließend an den Auenpark befindet sich die Porzellan Promenade. Gesäumt mit weiß-rindigen Birken und einem Kleinsteinmuster auf dem Boden, macht sie auf die Jahrhunderte alte Tradition der Porzellanherstellung von Meißen aufmerksam. Auf halber Strecke führt ein neu gestalteter Durchgang zur Porzellanmanufaktur.

An der S-Bahnhaltestelle angekommen, hat man den midurbanen Raum verlassen und betritt den suburbanen Raum. Da dieser Raum durch zahlreiche angrenzende Waldgebiete, die der Naherholung dienen sollen, geprägt ist, wurde sich in der Gestaltung gegen einen klassischen Park entschieden und sich, auf Grund der Tatsache, dass es in dieser Gegend an Freizeit- und Sportmöglichketen mangelt, für ein Natur Bad entschieden. Im nördlichen Bereich befinden sich Beachvolleyballfelder und einen Strandbar ähnlichen Gastronomiebereich. Eingebettet sind diese in ein Kiefern, Birkenwäldchen. Die Verbindung zum ‚Triebischbad‘ bildet ein Wegenetz aus Holzstegen, von denen einige auf einer Liegewiese auslaufen. Andere Wege unterteilen das Triebischbad in zwei Bade- und einen Sumpfzonenbereich. Gespeist wird das Bad durch von der Triebisch abgeleitetes Wasser, welches durch die Sumpfzone gefiltert wird, und nach Passieren der Badebereiche über ein sogenanntes Schlauchwehr zurück in die Triebisch geleitet wird. Im Falle von Hochwasser kann das Triebischbad als Retentionsbecken dienen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gehen von der Gliederung des vorhandenen Raumes aus und setzen sich mit der besonderen Lage im Triebischtal und möglichen Blickbeziehungen auseinander.
Detaillierte Vorschläge werden zur Neugestaltung entlang des Flussraumes gemacht. Im Uferbereich der Triebisch soll von der Mündung bis zum KätheKollwitz-Park eine Steganlage entstehen, die eine treppenartige Öffnung zur Triebisch erhält. Entlang der Wettinstraße wird eine Uferpromenade konzipiert, die im Bereich der Staatlichen Porzellanmanufaktur eine zusätzliche Anbindung erfährt. Damit ist es den Verfassern gelungen, der Triebisch ihre ursprüngliche Funktion als Entwicklungs- und Verbindungsachse zurückzugeben.
Die Jury lobt ferner die luftbildartigen Darstellungen, die die planerischen Vorstellungen gut verdeutlichen. Mut zu eigenen Lösungen beweisen die Verfasser, indem sie anstelle des geforderten Stadtteilparks einen Sportbereich mit Natur-Freibad vorsehen. Es wird nicht allein ein zusätzlicher Retentionsraum geschaffen, sondern ein Badeteich, der von dem gereinigten Flusswasser gespeist wird.
Anerkennung findet die Neugestaltung des Elbemündungsbereichs und die damit verbundene städtebauliche und touristische Aufwertung dieses markanten räumlichen Entrees.
Perspektive Triebischbad

Perspektive Triebischbad

Konzept

Konzept

Entwurf Triebischbad

Entwurf Triebischbad

Pocket-Park Meißen Altstadt

Pocket-Park Meißen Altstadt

Triebischbad

Triebischbad

Blatt 1 - Konzept

Blatt 1 - Konzept

Blatt 2 - Entwurf

Blatt 2 - Entwurf