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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2011

Besucherzentrum im Bereich des Niederwalddenkmals bei Rüdesheim am Rhein

Anerkennung

kaestle ocker roeder Architekten BDA

Architektur

Dmitry Boykov, db-arch studio

Visualisierung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Besucherzentrum am Niederwalddenkmal

Der Landschaftsraum Mittelrheintal, UNESCO-Weltkulturerbe, bewegt und berührt die Menschen.
Als Ort der Sagen und Mythen übt er bis heute eine große Anziehungskraft aus. Künstler wie Goethe, Beethoven und Brentano konnten sich seinem Zauber nicht entziehen und stärkten den geschichtlichen, kulturellen und landschaftlichen Mythos der Rheinromantik.
Ebenso ließen sich im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche Reiche und Schöne entlang des Rheintals nieder und bauten eine Vielzahl von Burgen und Schlössern.

Im Niederwald ließ Graf von Ostein in den Jahren 1770-1790 einen nach ihm benannten Park anlegen. In den Wald wurden Spazierpfade gelegt, an exponierten Stellen laden Kleinbauwerke als „Parkrequisiten“ zum Verweilen und Schauen ein. Gezielt wurde der Wald in Form von Waldschneisen ausgelichtet, um romantische Ausblicke auf das Mittelrheintal zu ermöglichen.

Nach dem Krieg gegen Frankreich 1870-71 wurde in den Jahren 1877-83 das Niederwalddenkmal erbaut, eine Demonstration der Deutschen Einigkeit unter Preußischer Führung von Kaiser Wilhelm dem Ersten („Lieb` Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein...“). Die Germania als Zeichen von symbolischer Kraft, wachend über den Frieden mit Frankreich.

Das neue Besucherzentrum nimmt in seiner baukörperlichen Ausformulierung geschichtliche Bezüge, Merkmale des Landschaftsraums und Blickachsen auf.
Es will zeichenhaft und bescheiden zugleich sein.
Als Findling ordnet sich das Gebäude in die vorhandenen historischen Kleinarchitekturen ein, führt die punktuelle bauliche Struktur fort und ist Teil der Promenade.
Die Geometrie leitet sich als abstrahierte Silhouette von Burgen und Schlössern ab. Sichtbezüge bestehen über visuelle Achsen und Schneisen zum Niederwalddenkmal und zum Landschaftsraum des Mittelrheintals. Gleichzeitig wird die Idee des Osteinschen Parks fortgeführt.
Das Gebäude will die vorhandenen Bezüge, den Kontext nach innen und nach außen vereinen, es ist gleichermaßen Tor und Weg, trägt zu unvermittelter Begegnung und Kontaktaufnahme mit der dramatischen Natur bei.

Die Materialität des Gebäudes nimmt Bezug zu den vorhandenen Steinarchitekturen und wird als einfacher, brettgeschalter Sichtbeton vorgeschlagen.
Die Auskragungen sind durch die als raumhohe Träger ausgebildeten Seitenwände statisch unkompliziert herzustellen. Ein thermisch getrennter Anschluss der Decken ist über Schubdornen bzw. Isokörbe möglich.
Die Nutzung lässt eine einfache und bauphysikalisch unbedenkliche Innendämmung aus Foamglas zu, die ohne eine zusätzliche Dampfsperre auskommt. Alternativ ist auch eine Innendämmung aus dampfdiffusionsoffener Zellulose vorstellbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

In einem selbstbewussten skulpturalen Projekt wird das Programm vom Verfasser als dreigeschossige Bauplastik umgesetzt. Das zeichenhafte Gebäude bezieht sich auf Landschafts- und Raumachsen und versteht sich als weitere, moderne Setzung im Kontext der vorhandenen historischen Kleinarchitekturen. Ob die im Erläuterungsbericht vom Verfasser formulierten Argumente - Zeichenhafthaftigkeit versus Bescheidenheit,
Raumbezug versus Geschichtsbezug - tatsächlich umgesetzt werden können, wird auch in Hinblick auf eine mögliche Konkurrenz der Höhenentwicklung zum
Germania-Monument kontrovers diskutiert. Die turmartige Struktur verteilt die geforderten Funktionsbereiche auf drei unterschiedlichen Ebenen. Im Untergeschoss angeordnete WC-Anlagen erscheinen im Ganzjahresbetrieb schlüssig nutzbar; das großzügige
Entree mit zugeordnetem Café im Zwischenniveau ist vernünftig von den unterschiedlichen Niveaus des Freiraums zu erreichen; ob der Ausstellungsbereich mit Shop im darüber liegenden Geschoss ausreichende Attraktivität entwickeln können, wird in Frage gestellt.
Eingangsebene

Eingangsebene

Ausstellungsebene / Untergeschoss

Ausstellungsebene / Untergeschoss

Teilschnitt 1.20

Teilschnitt 1.20

Modell

Modell