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Award / Auszeichnung | 10/2016

Otto Linne Preis 2016 - Preis für urbane Landschaftsarchitektur

MUT ZUR BRÜCKE – ERLEBEN WAS VERBINDET

ein 1. Preis

Jacqueline Franz

Student*in Landschaftsarchitektur

Madeleine Bürkle

Student*in Landschaftsarchitektur

Alissa Beer

Student*in Design

Rebecca Braunegger

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

MUT ZUR BRÜCKE – Erleben was verbindet

Raumkonzept
Der vorliegende Entwurf beschäftigt sich mit dem östlichen Gebiet Hamburgs und konzentriert sich auf das Gebiet am Tiefstackkanal. Schwerpunkt hierbei ist die Entwicklung und Erweiterung der bestehenden innerstädtischen Grünzüge und den umliegenden Grünflächen. Die bestehende Industrie wird beibehalten sowie die Neubaupotenziale für das Gewerbe aus dem Masterplan berücksichtigt.
Auf Grund zahlreicher Verkehrsachsen durch Bahngleise und Straßen vor Ort, herrscht eine starke Zerschneidung des Gebietes. Durch die zusätzlich zunehmende Verkehrsdichte kommt es zur Verinselung und Verschlechterung der noch vorhandenen Lebensräume für Pflanzen und Tiere.
Dieser Entwurf hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vorhandenen und untergeordneten Grünflächen so zu entwickeln und zu ergänzen, dass diesem Problem entgegenwirkt und ein spannendes Gesamtwerk mit neuem Höhepunkt entsteht. Durch den neuen Übergang gelingt eine attraktive Einbettung des Ostens in das innerstädtische Gesamtbild. Der Höhepunkt des gesamten Gebietes ist die neue Grünbrücke und Überquerung mit angrenzender Promenade.

Verbindungen/ Fokusraum
Die Bedeutung der Qualität des Freiraumes spielt für Hamburg eine bedeutende Rolle, denn das Maß der Lebensqualität und das Image der Freien Hansestadt hängen traditionell davon ab. Es ist sehr wichtig, dass die hochwertigen und attraktiven Freiräume über die Innenstadt und HafenCity hinaus weitergeführt werden.
Durch die neue Grünbrücke werden mehrere Verbindungen geschaffen, die für den Bereich des Tiefstacks von hoher Bedeutung sind. So wird mit dem Übergang generell der Osten (von Horn zu Hamm über den Tiefstack) über Rothenburgsort , bis hin zur HafenCity miteinander verbunden.

Zusätzlich werden die wichtigen Grünflächen von Hamburg durch eine weiter Grünfläche ergänzt. (HafenCity- Planten & Bloomen- Alsterpark- Stadtpark Winterhude- Wandsbecker Gehölze, Horner Rennbahn Freizeitpark- Kleingärtenanlage Hamm- NEUER ÖKOKNOTENPUNKT- bis zum Elbpark.)
Durch diese Ergänzung entsteht gleichzeitig die wichtigste Verbindung die aus dem Entwurf hervorgeht – die Schaffung eines neuen Biotopverbundes.

Ökologischer Knotenpunkt:
Durch das anhaltende Wachstum der Siedlungen mit dem stetigen Flächenverbrauch, wirkt die neue Grünbrücke als ökologischer Knotenpunkt dem Rückgang an naturnahen Flächen entgegen. Es werden vorhandene Einzelbiotope und der bestehende Biotopverbund durch einen weiteren Biotopverbund ergänzt und damit ein Raum für nachhaltige Naturentwicklung geschaffen.
Die Grünbrücke bildet ein Gesamtkonzept für die Entwicklung von Stadt und Landschaft im Hamburger Osten, denn durch den Übergang werden nicht nur neue Lebensräume für
Pflanzen und Tiere jeglicher Art erschaffen, sondern es wirkt sich ebenso auf die
Stadtökologie und das Kleinklima aus.

Vegetation:
Als Leitstruktur können Bäume, sowie auch Kraut- oder Grasflächen angedacht sein.
Außerdem können viele verschiedene Arten von Stauden oder Sträucher auf dieser Fläche Raum finden.
Als Grundlage für den Übergang dient der Wall, der weiter ausgebildet und in Hügel
weitergeführt wird. Die Hügel liegen zwischen den Gleisen und der Straße und werden auf
der anderen Seite der Ausschlägerallee weiter modelliert. Die Grünbrücke wird auf den
Hügeln und dem Wall aufgebaut. Als Grundlage für die Modellierung kann der Müll, der
gegenüberliegenden Müllverwertungsanlage, oder der Aushub der zu bauenden Mastergebäude, als Baustoff verwendet werden und so für ausreichend Material zum Aufschütten zur Verfügung stehen. Somit wird kein neues Baumaterial verwendet und ein zusätzlicher Innovationsschritt für die Zukunft geschaffen.

Tierarten:
Diese bestimmte Raumsequenz ermöglicht vielen Tierarten auf bis zu 80m Breite den sicheren Übergang über die Gleise und die Straße, somit wird Wildunfällen und Tierverluste entgegengewirkt. --> erhalten der Biologischen Vielfalt. Arten wie Dachse, Igel, Hasen, Marder, Fledermäuse, Käfer, Schnecken, Spinnen etc. finden hier einen neuen Lebensraum.

Die Kreuzungssituation
Hat man einmal den Mut zur Brücke gefunden, bietet sich eine Vielfalt an Potenzialen mit
innovativen Ideen. Es ergibt sich ein gänzlich neuer Mehrwert unter anderem auch für die
dort lebenden und arbeitenden Menschen. Durch neue Rad und Gehwege, welche neben der Grünbrücke entlang führen, erwartet die Besucher ein großartiges Natur- und
Topographieerlebnis. Ein spannender Wallanstieg führt über die attraktiv gestaltete Bahntrasse des Tiefstackkanales bis auf die andere Seite nach Rothenburgsort.
Somit entsteht nicht nur eine ökologisch wertvolle Gestaltung, sondern auch ein zentraler
Treff- und Ankerpunkt im weiteren Sinne. Ganz im Sinne von „lost in transition“, kann man sich im neuen Übergang verlieren und sich vollständig auf die Natur einlassen, um neue Wege kennenzulernen.

Der Entwurf gibt dem Osten von Hamburg dadurch eine völlig neue Identität, worauf man
stolz sein kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben sichtbar eine Aufgabenstellung und Lösung gefunden, die der Intention des Otto Linne Preises entspricht. Der vor ¬ liegende Beitrag „Mut zur Brücke“ hat das Preisgericht in seinen inhaltlichen wie ästhetischen Ansätzen überzeugt. Die Verfasser haben sich eingehend und umfassend mit dem Wettbewerbsgebiet befasst. Sie haben dabei einen wichtigen Ansatzpunkt für die weitere Entwicklung des Gebiets identifiziert und ins Zentrum eines integrativen Vorschlages gestellt: Ansprüche der Stadtbevölkerung und Erfordernisse des Naturschutzes werden auf selbstverständliche Weise vermittelt. In ihrer Analyse haben die Verfasser die Bedeutung vorhandener Grünstrukturen und ¬Verbindungen, den Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz und die Biotopverknüpfungen herausgearbeitet, Defizite aufgedeckt und eine adäquate Problemlösung entwickelt. Die vorgeschlagene Idee der „Grünen Brücken“ erscheint dem Preisgericht als eine folgerichtige und weitblickende Maßnahme, die auch in der Lage ist, wichtige Impulse für die Entwicklung der Stadträume an der Billwerder Bucht und den Anschluss an die Entwicklungsachse der HafenCity zu geben. Für die Umsetzung ihrer Idee haben die Verfasser eine gelungene Darstellung und eine ansprechende Grafik gefunden, in der Herleitung und Gestaltung gut verknüpft wurden. Der Beitrag hat sich damit im Bewerberfeld hervorgehoben.