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Mehrfachbeauftragung | 11/2016

Neustrukturierung Campus Kräherwald mit Schwerpunkt Neubau Schule und Sporthalle

Blick vom Schulhof

Blick vom Schulhof

2. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau – Neuordnung und Integration

Die Neuordnung des Schulcampus der Nikolauspflege am Kräherwald bietet die Chance das äußerst reizvolle Grundstück mit Blick über die Landeshauptstadt Stuttgart optimal für die Belange der Schule zur reorganisieren und gleichzeitig den veränderten städtebaulichen und stadtklimatischen Zielsetzungen Rechnung zu tragen.
städtebauliche Ziele des vorliegenden Entwurfs sind:
- Abschirmung des Grundstücks gegenüber der vielbefahrenen Straße am Kräherwald
- Gliederung und Staffelung der Baumassen entlang der Straße
- Aufwertung der Situation an der Kräherwaldstraße durch attraktiven Hauptzugang
- Schaffung eines geschützten grünen Freiraumes in Campusmitte
- Reduktion der sichtbaren Volumina durch Ausnutzung der Topographie
- Funktionale Optimierung des Schülertransports
- Freistellung des historischen Altbaus als Keimzelle der Nikolauspflege
- Harmonische Einfügung der Neubauten in die Stadtsilhouette
- Schaffung einer barrierefreien Freiraumverknüpfung entlang der Hangkante
- Adressbildung und Öffnung zur Gustav-Siegle-Straße
- Freihaltung der geforderten Frischluftschneisen
- Klare Raumsituation und einfache Orientierung auf dem Campus
Die künftige Weiterentwicklung im Ideenteil sieht die Fortschreibung der oben genannten Ziele vor. Das Gebäude K wird durch einen zweiteiligen höhengestaffelten Neubau ersetzt, dessen flacherer Teil im Hang verborgen ist, um die notwendige Frischluftschneise frei zu schaffen. Von hier aus erfolgt auch der Zugang zum Gebäude. Das bestehende Haus F wird ebenfalls durch einen langrechteckigen Neubau für die Berufliche Bildung ersetzt. Die Tiefgaragenzufahrten können auf der Südseite des Neubaus gebündelt werden, so dass der fußläufige Zugang zum Campus künftig nicht mehr durch Fahrverkehr und Garagenzufahrten beeinträchtigt wird und sich großzügig zur Gustav-Siegle-Straße hin öffnen lässt. Das denkmalgeschützte Haupthaus wird durch Rampen im EG und im UG barrierefrei erschlossen. Die Erweiterung des Schulgebäudes kann mit großer Selbstverständlichkeit über eine Aufstockung des Küchengebäudes und des östlichen Schulbaukörpers innerhalb der vorhandenen städtebaulichen Systematik erfolgen.

Schulgebäude – Funktionalität und Orientierung

Das neue Schulgebäude fügt sich unter Ausnutzung der Topographie optimal in das Grundstück ein. Der Zugang erfolgt von der Straße am Kräherwald über eine kleine Platzsituation, die durch die Rückstaffelung des Neubaus möglich wird, direkt ins Sockelgeschoss des Hauses. Für das Bringen und Abholen der Schüler wird im Gebäudesockel eine wettergeschützte und diskrete Vorfahrt mit direktem Anschluss ans Foyer geschaffen. Zusätzlich puffern einige eingangsnahe Kurzzeitparker die Stoßzeiten des Schülertransports ab. Der überdachte Zugang zur Schule wird vom Verkaufsraum des Schwarzmarkts flankiert und schafft so ein attraktives Gesicht zur Stadtöffentlichkeit an der Straße am Kräherwald.
Mit wenigen Schritten gelangt man vom Eingang zu einer einläufigen Treppe, die hinunter zur multifunktionalen Sporthalle führt. Eine offene Galeriesituation schafft hier eine reizvolle Blickbeziehung vom Eingangsfoyer zur Halle. Topographiebedingt kann die Halle auf der Talseite oberhalb der Prallwand über einen Oberlichtgaden natürlich belichtet werden. Durch die eingangsnahe und abtrennbare Lage ist eine separate Nutzung der Sporthalle ohne weiteres realisierbar. Umkleiden, Gymnastik- und Fitnessraum, sowie die Holzwerkstatt bespielen die übrigen Flächen des Zugangsgeschosses.
Eine großzügige zweiläufige Treppe am Innenhof sowie zwei Aufzüge führen hinauf ins Hofgeschoss der Schule. Hier befindet sich seitlich des Foyers die Aula und Pausenhalle als wichtiger Veranstaltungsbereich, welcher sich zum zentralen Freiraum der Schule hin orientiert. Der Mehrzweckraum, sowie die Räume für Musik und Kunst ergänzen diese gemeinschaftlich genutzten Flächen. Die Lehrküche kann für den Ausschank in der Aula genutzt werden. Der Hort liegt zu ebener Erde und ist separat erschließbar. Durch seine Nähe zu Mehrzweck- und Musikraum können diese außerhalb der Unterrichtszeiten mitbenutzt werden. Die Räume der Verwaltung bilden als kompakte Funktionseinheit den östlichen Abschluss des Erdgeschosses.
Um die Orientierung im Haus zu erleichtern, sind die Altersstufen der Schulen jeweils gebündelt in einem Baukörper untergebracht. So entwickelt sich die Hauptstufe der Schule am Dornbuschweg erdgeschossig im südlichen Baukörper um einen Innenhof. Die Haupttreppe führt entlang dieses Innenhofs hinauf ins 1.Obergeschoss, in dem sich sämtliche Räume der Grundstufen von Betty-Hirsch-Schule und der Schule am Dornbuschweg befinden. Die Anordnung der gesamten Grundstufe auf einer einzigen Etage erleichtert einerseits den Arbeitsalltag für die Lehrer und andererseits die Orientierung für die Schüler. Ein weiterer Treppenlauf führt hinauf zur Hauptstufe der Betty-Hirsch-Schule im 2.Obergeschoss. Die bauliche Erweiterung der Schule ist hier auf der Nordseite möglich.

Bauen für Blinde und multipel behinderte Menschen

Die Anforderungen an ein Schulgebäude für Schüler mit eingeschränktem Sehvermögen und ggf. weiteren körperlichen Einschränkungen unterscheiden sich wesentlich von denen anderer Schulen. Für das Personal bedeutet dies erhöhte Anforderungen an die Funktionalität, für die Schüler gilt es ein Gebäude zu schaffen, welches mehrere Sinne anspricht und insofern eine gewisse Kompensation körperlicher Einschränkungen ermöglicht.
Wesentliche Bausteine des vorgeschlagenen Konzepts sind:
- Funktionale und wettergeschützte Situation für Schülertransport
- klar definierte Zugangssituation + Adresse
- Großzügig bemessene Treppen und Aufzüge in zentraler Lage für funktionale Abläufe
- Durchgängige und geradlinige Flure von ausreichender Breite
- Nischen im Vorfeld der Klassenzimmer als Umkleiden und Stauraum für Rollstühle o.ä.
- Bereichsweises Farbleitsystem im Gebäude zur Unterstützung der Orientierung
- Rechtwinklige Klassenräume mit viel Stauraum in Einbauschränken
- Verwendung haptisch hochwertiger Materialien zur Aktivierung aller Sinne
- Angemessener Verglasungsanteil mit geschlossener Brüstung
- Außenliegender Sonnenschutz und innerer Blendschutzvorhang zur Tageslichtdämpfung
- Orthogonale Gebäudekubatur ermöglicht klar gegliederte Freiräume
- Barrierefreie Freiraumverknüpfung entlang der Hangkante
- Lärmgeschützte Freiraumsituation, Gehör als Kompensation
- Zusätzliche Prallscheibe als Lärmschutz zur Straße am Kräherwald

Material und Konstruktion

Der Neubau erhält eine Fassade aus sandgestrahltem Weißbeton. Die bündig eingelassenen Fenster aus hellrot eloxiertem Aluminium greifen die Farbigkeit der umliegenden Bestandsgebäude subtil auf und überführen diese in eine zeitgemäße Architektursprache. Im Inneren des Hauses entwickelt sich das Materialkonzept aus den Anforderungen an visuellen Kontrast zwischen eher dunkleren Böden (Eichenparkett in Klassenräumen, Werkstein in Verkehrsflächen) und eher hellen Wänden mit bereichsweisem Farbleitsystem. Da die Schüler sich sehr lange im Gebäude aufhalten und häufig in sehr direktem körperlichen Kontakt zu Böden und Wänden treten, müssen die Oberflächen sehr hohe haptische Qualitäten besitzen, dies ist bei der Materialwahl zu bedenken. Der gesamte Neubau erhält vollflächig Akustikdecken zur Gewährleistung einer sehr guten Hörsamkeit. Ziel der gewählten Materialität ist es, ein robustes, wartungsarmes und hochwertiges Umfeld für die Lehrer und Schüler der Nikolauspflege zu schaffen.

Freiraum

Für die Gestaltung der Freibereiche gibt es einerseits objektive und andererseits subjektive Kriterien. Die objektiven Kriterien behandeln eine klare und gut erkennbare Aufteilung der Freibereiche, die möglichst reibungslose Organisation des Erreichens und Verlassens der Schule, das Bereitstellen von ausreichend Freiraum für jeden Schüler, sowie Angebote zum Spielen, Aufenthalt, Erholung und Kommunikation. Die orthogonale Struktur des Campusgeländes, ausgehend vom zentralen und historischen Gebäude, erlaubt eine gute Orientierung im Freibereich und eine gute Zuordnung der Funktionen zu den entsprechenden Gebäuden. Eine große Grünfläche mit dem Stadtbalkon an der Hangkante über Stuttgart bildet das Zentrum der Anlage. Sämtliche Freibereiche werden barrierefrei erreicht.
Die subjektiven Kriterien der Gestaltung beziehen sich auf die individuelle Erlebbarkeit der Freibereiche. Die differenziert ausgestalteten Räume im orthogonalen Gerüst kennzeichnen sich durch eine abwechslungsreiche Bepflanzung im Wechsel der Jahreszeiten und durch eine spürbare Unterscheidung in den Oberflächen und der Ausstattung. Die Identität des Ortes auf dem Geländesattel des Kräherwaldes mit dem markanten Altbau erfährt durch die Neustrukturierung eine Aufwertung und rückt das alte Haus wieder mehr in den Mittelpunkt der gesamten Anlage.
Lageplan

Lageplan

Sockelgeschoss

Sockelgeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschosse

Obergeschosse

Ansichten

Ansichten

Schnitte / Ansichten

Schnitte / Ansichten

Detail

Detail

Modell

Modell