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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Sanierung und Erweiterung Schulhaus Seedorf

Schulhaus Seedorf, Visualisierung aussen

Schulhaus Seedorf, Visualisierung aussen

2. Rang / Ankauf

Rykart Architekten AG

Architektur

Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Nydegger + Finger AG

Bauingenieurwesen

Gruner Roschi AG

TGA-Fachplanung

ErlÀuterungstext

Der Neubau wird als eigenstĂ€ndiger, kompakter Körper prĂ€zise in die Topografie eingefĂŒgt, entwickelt sich aus dem Terrain heraus und nimmt sich in der Höhe gegenĂŒber dem historischen Schulhaus zurĂŒck. Die drei Bauten bilden ein stimmiges Ensemble um die neue Mitte – den Pausenplatz.

Ein innovatives Raumkonzept mit einer grosszĂŒgigen, multifunktionalen Erschliessungstopografie, vielfĂ€ltigen Sichtbeziehungen und der NutzungsĂŒberlagerung von AufenthaltsflĂ€chen und offener Lernlandschaft schaffen ein anregendes Lern-Umfeld. Die Geschosse sind im Split Level zueinander versetzt. Durch die kurzen Verbindungen zwischen den versetzten Niveaus gehen die Bereiche fliessend ineinander ĂŒber. Durch die rĂ€umliche NĂ€he von Kindergarten zu 1./2. Klasse kann das Konzept des Cycle Ă©lĂ©mentaire ideal umgesetzt werden.

Die Materialisierung des Neubaus beschrÀnkt sich auf warmtonigen, gestockten Beton, Glas und Holz. Die gewÀhlte Materialisierung gibt der Schulerweiterung genug PrÀsenz, um in dem Ensemble mit dem verputzten Heimatstil-Schulhaus und der massiven Mehrzweckhalle bestehen zu können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der bestehende Kindergarten wird abgebrochen und an seiner Stelle ein kompaktes, zweigeschossiges neues Schulhaus erstellt, das die neuen Nutzungen unter einem Dach vereint. Durch seine zentrale Lage im Schulareal hat das GebĂ€ude nur eine beschrĂ€nkte Fernwirkung und das historische Schulhaus prĂ€gt wie bisher das Ă€ussere Ortsbild beim Dorfeingang und bleibt das wichtigste GebĂ€ude auf dem Schulareal. Das Ensemble aus dem historischen und dem neuen Schulhaus sowie der Mehrzweckhalle umschliesst dreiseitig einen zentralen Platz. Eine eingeschossige Pausenhalle fasst den Platz auf der vierten Seite Richtung Nordwesten zur StĂ€gmatte, ohne ihn abzuschliessen. Damit fliesst die Weite der Landschaft in das Zentrum der Schulanlage und der schöne Ausblick von dort bis in den Jura bleibt unverbaut. Die beiden SchulhĂ€user stehen funktional richtig in grosser NĂ€he. Damit entsteht jedoch zwischen der Mehrzweckhalle und dem neuen Schulhaus eine offene Ecke, die die Platzdefinition schwĂ€cht. Das neue Schulhaus ist dem Terrainverlauf folgend und als Reaktion auf die NĂ€he zum historischen Schulhaus in der Höhe in zwei Bereiche gegliedert. Ein markanter Kopf steht am Platz als Eingangsportal, ein auf die Traufhöhe des historischen Schulhauses abgesenkter lĂ€nglicher FlĂŒgel nĂ€hert sich diesem an.

Die Fassadenmaterialisierung in warmtonigem gestocktem Beton ermöglicht eine monolithische Erscheinung, die sich ohne Sockelausbildung aus dem Terrain erhebt. In den Fassaden betonen die langen, mit Glas und Holzpanelen ausgefachten Ausschnitte die Horizontale. Mit der Sparsamkeit des Ausdrucks und der reduzierten Formensprache wirkt das neue Schulhaus unaufdringlich und zurĂŒckhaltend. Die Eingliederung in den Bestand wird damit unterstĂŒtzt. Der Eingang interpretiert mit dem aus dem Volumen geschnittenen gedeckten Vorplatz, der grossflĂ€chigen Verglasung und mit der darĂŒber schwebenden geschosshohen Betonscheibe die MonumentalitĂ€t des Eingangs ins historische Schulhaus zeitgemĂ€ss neu. Mit der Betonscheibe und den dahinter angeordneten NebenrĂ€umen wird jedoch das Potenzial der Platzfassade (Gesicht / Aussicht) nicht ausgeschöpft und die prominente Platzierung eines Hauptraums verhindert. Vom Eingangsbereich mit der Bibliothek fĂŒhrt die sehr grosszĂŒgige, rĂ€umlich spannende, multifunktional nutzbare Erschliessungs- und Begegnungszone als zentrales Gestaltungselement und als HerzstĂŒck des Hauses zu allen im Split-Level-Prinzip angeordneten Nutzungseinheiten. Der Cycle Ă©lĂ©mentaireliegt sehr kompakt organisiert und mit direktem Bezug zu einem geschĂŒtzten, altersgerecht gestalteten Aussenbereich im Erdgeschoss. DarĂŒber finden sich der Musikraum und weitere Klassenzimmer. Die QualitĂ€t und Materialisierung der InnenrĂ€ume korrespondiert mit der Ă€usseren Erscheinung. Aus der Kombination des Sichtbetons mit Holzeinbauten entstehen gestalterisch attraktive und kindergerechte RĂ€ume.

Der zentrale Platz entwickelt sich geschickt in die Topografie gebettet zum neuen Schulhaus hin ansteigend auf verschiedenen Ebenen, die mit Sitzstufen begrenzt und mit Treppen und Rampen verbunden sind. Der heute zwischen dem historischen Schulhaus und der Bernstrasse liegende, unattraktive Pausenplatzbereich wird aufgehoben und durch einen GrĂŒnbereich ersetzt. Der gedeckte Pausenbereich liegt weit entfernt von den ZugĂ€ngen der SchulhĂ€user ungĂŒnstig peripher.

Das historische Schulhaus wird als freigestellter / freistehender SolitÀr erhalten und in seiner Wirkung durch den Neubau nicht beeintrÀchtig.

Dass das GebĂ€ude nutzungsmĂ€ssig ein vollwertiges Schulhaus bleibt, wird begrĂŒsst. Die Erstellung einer neuen Treppenanlage stellt einen unangemessenen, nicht zwingenden Eingriff in die historische Bausubstanz dar.

Die NutzungsqualitÀt der Aussen- wie der InnenrÀume ist hoch. Der zentrale Platz organisiert die Anlage. Die Wege sind kurz, die Orientierung ist einfach und die gute Auffindbarkeit der RÀume ist gewÀhrleistet. Die Nutzungszuordnung in die GebÀude und innerhalb derselben ist weitgehend stimmig. Der Cycle élémentaire ist aus betrieblicher Sicht gut umgesetzt. Der direkt zugeordnete, attraktive Aussenspielbereich und die multifunktional nutzbare Erschliessung werden positiv bewertet. Die vom zentralen Platz abgewandte Lage des Musikraums im ersten Obergeschoss wird jedoch der Bedeutung des Raumes nicht gerecht. Die Lage, die konzeptuell bedingte Mitbenutzung der Erschliessungszone als Foyer sowie die nicht gewÀhrleistete Anlieferung erschweren die ausserschulische Nutzung.
Die rĂ€umliche Gliederung des Aussenraumes wird geschĂ€tzt. Der gedeckte Pausenbereich und der AussengerĂ€teraum liegen betrieblich ungĂŒnstig.

Das kompakte GebÀudevolumen, die Optimierung von Neben- und VerkehrsflÀchen, das einfache statische System und die vertikale Stapelung der Nassbereiche lassen trotz der aufwendigen Fassadenkonstruktion ein in Bau und Betrieb wirtschaftliches GebÀude erwarten.
Der Abbruch des Kindergartens und die Neuerstellung der diesbezĂŒglichen RĂ€ume sind in der mittelfristigen Betrachtung nicht wirtschaftlich. LĂ€ngerfristig erwartbare Investitionen in das KindergartengebĂ€ude entfallen jedoch.

Das Projekt Ensemble weist ein in sich stimmiges Gesamtkonzept auf, ĂŒberzeugt durch eine prĂ€zise Hierarchisierung der AussenrĂ€ume, eine gute In-Wert-Setzung der Ă€usseren Erscheinung des bestehenden Schulhauses und eine hohe NutzungsqualitĂ€t. Die aus der Kompaktheit resultierende GedrĂ€ngtheit, die ungĂŒnstige Anordnung des Musiksaals und der massive Eingriff in die Struktur des bestehenden Schulhauses werden negativ beurteilt.
Schulhaus Seedorf, Visualisierung innen

Schulhaus Seedorf, Visualisierung innen