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Freiraumplanerisches Werkstattverfahren | 10/2016

Kaiserplatz

2. Rang

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der neue Kaiserplatz ist nicht nur ein repräsentativer Platz für die Stadt Düren, sondern auch und in erster Linie ein lebendiger öffentlicher Raum für die Nachbargemeinden. Der Entwurf reagiert auf die alltäglichen Bedürfnisse und bietet verschiedene Möglichkeiten den Raum zu nutzen. Für die gesamte Platzfläche ist ein Natursteinplattenbelag vorgesehen, der eine Kontinuität für den gesamten Raum schafft. Durch Bänke, Plattformen, Wasserspiele sowie eine temporäre Bestuhlung wurde der Kaiserplatz zu einem neuen Treffpunkt gemacht. Zur gleichen Zeit geben die Möbel und die Beleuchtungen dem Platz durch ein einheitliches Design eine neue Identität, welche eine Neuinterpretation der 50er-60er Jahre offeriert. Eine Kombination von Holz, Messing und Kupfer prägt die Ausstattungselemente, die ein harmonisches aber wiedererkennbares Bild ergeben.
Die Bänke mit ihren Armlehnen aus Messing und Eichenholz Oberflächen laden die Passanten zum Sitzen, Liegen und Verweilen ein. Eine breitere Version dieser Bänke befindet sich auf dem Teppich. Plug-In-Funktionen sind vorhanden, sodass die Besucher im Freien arbeiten können.
Das breite Dach der Bushaltestelle sowie die Chaiselongue schaffen gemeinsam einen angenehmen Ort, der nicht nur den wartenden Fahrgästen dient, sondern auch allen andere Bürger und Platznutzern, dank der Öffnung zur Straßen- und Platzseite.
Nach dem Materialkonzept, welches eine Interpretation des Erscheinungsbildes der Stadt der 50er-60er Jahre ist, sind die Lampen aus Kupfer und einem dunklem Stahl. Das Design orientiert sich an den historischen Lampen, aber mit einer eleganteren Note.
Ein Wasserspiel soll die enge geschichtliche Verknüpfung von Düren, mit der Beziehung zum Wasser symbolisieren. Dieses wird ein aktives Element bei der Gestaltung des neuen Rathausplatzes. Nicht nur, dass Wasser ein Zeuge der Geschichte der Stadt ist, es bietet auch eine einzigartige Möglichkeit einen vielseitigen Raum zu schaffen.
Das Rathausplateau hat ein großes Potenzial für die Veränderung des Platzes und seinen neuen Nutzungen. Hier bietet sich die Möglichkeit eine flexibles, temporäres Angebot zu initiieren, beispielsweise "Foodtrucks". Die Verwendung dieser verschiedenen Fahrzeuge auf der Terrasse bietet ein vielfältiges und variables Angebot. Die Fahrzeuge und temporären Ausstattungselemente auf dem Plateau rezeptieren den Denkmalschutz des Areals und bieten dennoch unterschiedliche neuartige Möglichkeiten der Raumnutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Topotek 1 gelingt es überzeugend herauszuarbeiten, welche Besonderheiten das Ensemble Rathaus und Kaiserplatz hat, und leitet daraus ab, welche Gestaltelemente und Materialien verwendet werden können, um die Identität des Ortes zu stärken, aber auch um sie neu für zeitgemäße Nutzungsanforderungen zu interpretieren. So wird die Architektur der 50er Jahre als identitätsgebender Impuls verstanden, der in der Wahl der Materialien und der Art wie diese zusammengestellt werden Ausdruck findet. Weitere Leitideen für den Entwurf sind die Begriffe Kontinuität, Aufenthalt, Zentralität, Flexibilität und Temporäres, die durch unterschiedliche Gestaltelemente auf dem Platz übersetzt werden.

Kontinuität wird erreicht durch einen niveaugleichen, bis zu den Raumkanten der umgebenden Gebäude durchgehenden Natursteinplattenbelag, der die visuelle Trennung durch die Zehnthofstraße aufhebt, so dass eine einladende nutzungsoffene Fläche entsteht. Funktional begründet bleibt im Bereich der Bushaltestellen eine Kante erhalten.

Ein "Teppich" aus farbigen Natursteinen definiert einen zentralen Bereich. Hier sind alle Elemente angeordnet, die Aufenthalt, Abwechslung und Spielgelegenheiten bieten. Eine lockere Baumgruppe unter der eine lange Chaiselongue steht, definiert den Raum zwischen Rathausentrée und der Bushaltestelle mit dem langgezogenen filigranen Kupferdach, das als Unterstand und geschützte Sitzgelegenheit dient. Zahlreiche rasterförmig angelegte Sprudeldüsen im Bereich vor der Freitreppe ermöglichen es, immer neue Wasserbilder zu erzeugen und so dem Platz eine immer wieder unterschiedliche Atmosphäre zu geben. Ein zweites Kupferdach gegenüber der Freitreppe fasst diesen Bereich von Süden. Kupferfarbene Laternen rahmen den Teppich und runden das Gesamtbild eines städtischen "Wohnzimmers" ab.

Das Rathausplateau wird mit temporären und flexiblen Nutzungen und Sitzgelegenheiten belegt. So können unterschiedliche Food Trucks das Plateau in ein Café oder Restaurant verwandeln und unterschiedliche Zielgruppen anziehen.

Die Jury lobt den Ansatz, den Stil und die Materialität des 50er Jahre Rathauses mit der neuen Platzgestaltung aufzugreifen und in eine zeitgenössische Platzgestaltung zu überführen. Die Thematik des Teppichs als zentraler Ort ist eine gelungene Reaktion auf die neue Eingangssituation des Rathauses und bietet gleichzeitig offene Spielmöglichkeiten und besondere Sitz- und Aufenthaltsbereiche. Von der Freitreppe aus kann das Wasserspiel und das Treiben auf dem Platz beobachtet werden. Die Entscheidung, den Rasterstreifen vor dem Rathaus wegzunehmen und durch den neuen Belag zu ersetzen wird begrüßt. Auch bleibt weiterhin die Möglichkeit für verschiedenste Großveranstaltungen erhalten.

Im Detail jedoch bleiben einige Fragen offen. Sehr kritisch bewertet die Jury die durchgängige Verwendung des Materials Naturstein. Die Pflasterung des Platzes ist gestalterisch eine nachvollziehbare Entscheidung, die Jury bezweifelt jedoch, dass der Naturstein auf der Fahrbahn für die intensive Befahrung durch Busse und die auftretenden Scherkräfte geeignet ist. Auch der Übergang zum Marktplatz ist nicht eindeutig gelöst und bleibt vage.

Die Jury kritisiert die Wahl des Musters für den "Teppich". Der Vorschlag erscheint nicht schlüssig und kann nicht überzeugen. Die Anordnung unterschiedlicher Natursteinmaterialien und Plattenformate erscheint beliebig und wird der großartigen Idee einer Reminiszenz an die 50er Jahre nicht gerecht.

Die vorgeschlagene Lösung, auf dem Rathausplateau temporär gastronomische Angebote vorzusehen ist nicht stark genug. Eine starke Idee, wie das Plateau darüber hinaus zu beleben wäre, fehlt jedoch, so dass der Ansatz nicht ausreicht, um einen attraktiven Ort, der über eine temporäre Nutzung hinaus funktioniert, entstehen zu lassen.

Der Vorschlag von Topotek 1 beinhaltet viele schöne Überlegungen für den Kaiserplatz. Es zeigen sich jedoch Schwächen in der Übersetzung der konzeptionellen Haltung in die konkrete Platzgestaltung.