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Einladungswettbewerb | 12/2016

Sondergebiet im Quartier Heidestrasse

ein 1. Preis / Mit der Realisierung beauftragt

Preisgeld: 20.000 EUR

ROBERTNEUN™

Architektur

Erläuterungstext

Architektur der Stadt
Wir verstehen den Stadtblock als Großform, die in ihrer robusten Struktur gemäß der verschiedenen Seiten und unterschiedlichen Nutzungen differenziert wird und so ein hohes Maß an Vielfalt, Mischung, Differenzierung und Lebendigkeit ermöglicht.

Baukörper und Nutzung
Abweichend vom Bebauungsplan schlagen wir vor, den mittleren Querriegel entfallen zu lassen und den Flächenverlust durch a) eine Vergrösserung der EG Fläche, b) eine Verbreiterung des Bürobereichs entlang der Heidestrasse und c) eine Vergrösserung der Gebäudetiefe Wohnen auszugleichen.

Der Entfall des mittleren Querriegels ermöglicht einen nennenswerten Hofgarten, der eine Orientierungsqualität für alle Nutzungen bietet. Die Vergrösserung der EG- Fläche ist diesem Hofgarten geschuldet und ermöglicht in dem gewonnen großzügigen Hof ein durchgängiges Hofniveau.
Die Verbreiterung der Längsseiten Heidestrasse ermöglicht gängige Gebäudetiefen für Büronutzungen, die variable Nutzungsmöglichkeiten der Rand- und Mittelzonen zulassen.

Diese Abweichungen dienen zugleich einer stadträumlichen Gliederung der Großform Stadtblock. Die Längsseiten werden beidseitig über Rücksprünge gegliedert und führen so einen kleinteiligeren Maßstab und eine Möglichkeit der Identifizierung ein. Zum Dreiecksplatz hin setzen wir den Turm horizontal ab und lösen das aufgesetzte Volumen oberhalb der Traufe.

Kontext
Kontext ist die Europacity, ein großmaßstäblisches Neubauquartier von zentraler Bedeutung für die Stadtentwicklung Berlins.
Wir verstehen die Stadtblöcke in der Europacity als Großformen, die alleine aufgrund ihrer Maßstäblichkeit Großstadt wollen.
Die Großformen werden in ihrer robusten Struktur und Ausdruck gemäß der verschiedenen Seiten und unterschiedlichen Nutzungen differenziert, wodurch trotz Großform ein hohes Maß an Vielfalt, Mischung, Differenzierung und Lebendigkeit möglich wird.

Wiedererfinden
Da wir keinerlei Interesse an kontextlosen Neubauarealen haben und der kulturelle Kontext des Areals mit seinen bahntechnischen und gewerblichen Bauten in Fragmenten wie Kornspeicher, Gleisfeldern, Güterbahnhofshallen als Identifikationsträgern sichtbar ist, schlagen wir vor hier anzuknüpfen.

Die Gewerbearchitektur in ihrer Einfachheit und strukturellen Variabilität beantwortet die erforderliche Veränderbarkeit von Nutzungen, Grössen, etc. und liefert zugleich eine Vorstellung eines Charakters.
Das Baufeld hat in seiner Knotenpunktfunktion zwischen Fußgängerbrücke, Dreiecksplatz, Übergang zu Bestandsbauten und gegenüber des Stadtplatzes gelegen, das Potential Signalwirkung auszuüben.
Wir schlagen also eine Art Speichergebäude vor, das in diesem Stadium des Entwurfsprozesses dies auch ganz analog zum Ausdruck bringt.

Urbaner Sockel
Das gesamte Erdgeschoss wird mit Ausnahme eines Patios für den Einzelhandel inkl. Nebenflächen genutzt.
Durch die Vergrösserung der Fläche wird es möglich fast durchgängig zum Stadtraum kleinteilige Einheiten anzuordnen. Der großflächige Supermarkt findet im Inneren eine ideal proportionierte Fläche.
Die Blockseiten werden spezifisch differenziert: Entlang des Dreiecksplatzes bilden wir eine Arkade aus, die die Verbindung zwischen Moabit und Mitte, zwischen Brücke und Stadtplatz unterstreicht. Die Arkade erzeugt entlang des Dreiecksplatzes eine zusätzliche urbane Qualität und Plastizität.
An den anderen Blockseiten erhalten die Schaufenster Vordächer und die Hauseingänge werden zurückversetzt, so dass eine klare Erkennbarkeit gewährleistet wird.

Wohnen
Gemäß des gewünschten Wohnungsschlüssels und der hohen Anforderungen aus Schall- und Brandschutz schlagen wir spezifische Gebäudetypologien vor, die in verschiedenen Bauteilen reine und spezifische Gebäudetypen ermöglichen.

West (Wohnen L und S)
Die Typologie an der Längsseite West bietet grosse (4- Zimmer) und kleine Wohnungen(1,5- Zimmer) an und organisiert diese als Dreispänner um ein Sicherheitstreppenhaus light (s. Hamburger Modell) an.
Alle grossen Wohnungen sind durchorientiert, erhalten im Rücksprung eine lärmgeschützte Loggia und zum Hof einen Balkon. Ein Wohn- Ess- und Küchenbereich erstreckt sich von der Strassen- zur Hoffassade.

Nord (Wohnen S und Penthouses)
Im Turm werden die kleinen Wohnungen untergebracht. In den oberen Geschossen können diese vertikal zu Penthouse- Maisonette- Wohnungen zusammengeschaltet werden und erhalten so nicht nur grössere Flächen, sondern zusätzlich die Qualität einer gestapelten zweigeschossigen Wohnung.
Jede Wohnung ist mit einer Loggia ausgestattet, so dass die Tiefe der Einheiten ausgeglichen wird.
Ein Laubengang als Stadtgalerie erschliesst alle Einheiten. Im Geschoss über der Traufe wird einer dieser Laubengänge als Aussenraum ausgebildet, so dass in den Penthouses Räume hierhin orientiert werden können. Die obersten Penthouses erhalten ein Atrium als Dachterrasse.

SĂĽd (Wohnen M)
An der südlichen Querseite des Blocks werden mittlere Wohnungen (3-Zimmer ) als Zweispänner untergebracht, so dass hier herkömmliche Erschliessungen mit Anleiterung als zweitem Fluchtweg möglich sind.
Wie zuvor sind alle Wohnungen durchorientiert und erhalten zum Hof einen Balkon.

Ost (BĂĽro)
Die Büroflächen ermöglichen mit der vergrösserten Gebäudetiefe eine sinnvolle Maßabfolge, die es ermöglicht sowohl Bürotiefen mit 4,50 und 6,00m zu realisieren und die Mittelzone in verschiedenen Breiten zu bespielen.
Die Erschliessungen und die Gebäudezuschnitte lassen eine Teilung jedes Bauteils bis zu vier Einheiten zu.

Ausdruck und Materialität
Der gesamte Block wird mit einer vorgehängten Ziegelfassade zusammengebunden. Innerhalb dieses homogenen Ausdrucks variieren die Fassaden je nach Nutzung und Blockseite spezifisch und geben dem Block verschiedene Gesichter, eine Varianz und Vielfalt im Ausdruck.
Der Sockel setzt sich mit seiner horizontalen Plastizität durchgängig ab und erhält mit sichtigen Holzfenstern eine haptische Qualität. Die Fenster werden mit pulverbeschichteten Aluminiumprofilen an historische Rostschutzanstriche angelehnt, wie auch die Stahlkonstruktionen der Loggiaverglasungen, der Balkone, etc.

Beurteilung durch das Preisgericht

„ROBERTNEUN™ entwerfen ein sehr selbstbewusstes Ziegelgebäude, das die Erinnerung an die industrielle Vergangenheit des Areals wieder aufleben lässt. Der identitätsstiftende Solitär wird städtebaulich der herausragenden Lage in höchstem Maße gerecht, bietet rundum eine attraktive Erdgeschosszone und hervorragende Wohnungsgrundrisse. Ich freue mich, dass hier neben Handel und Gewerbe rund 170 Wohnungen entstehen und im gesamten Quartier Heidestraße anteilig 25% mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen gesichert sind.“

Regula LĂĽscher, Senatsbaudirektorin Berlin