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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Neubau Mehrzweckhalle

1. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Zoll Architekten Stadtplaner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

NEUBAU MEHRZWECKHALLE IN VÖHRINGEN

Annähern und Ankommen
Gefasst von der historischen Allee, dem Parkplatz und der neuen Halle entsteht ein großzügiger Platz zu dem man automatisch geleitet wird. Dieser öffnet sich Richtung Halle und führt somit ganz selbstverständlich zum Haupteingang.

Eintreten
Die Zugänge in die Halle sind funktional gegliedert und aufgeteilt. Der Hauptzugang erfolgt über den großzügigen Vorplatz, die Sportler- und Tischtenniszugänge sind in der oberen Ebene in direktem Bezug zum Parkplatz angeordnet. Die Anlieferung erfolgt über einen Tiefhof im Westen des Grundstücks.

Schauen und Genießen
Bereits beim Aussteigen aus dem Auto kann der Besucher die Aussicht auf Vöhringen und umgebende Natur genießen. Mit dem Blick über die Halle hinweg oder in die Halle hinein wird der Naturraum in seiner sinnlichen Wahrnehmung erhalten aber auch das neue Gebäude mit seinem Innenleben inszeniert. Auch aus der Halle werden diese Wechselbeziehungen durch zahlreiche Öffnungen fortgeführt.

Zusammenkommen
Um möglichst flexibel zu bleiben, kann der Gymnastikraum dem Foyer zugeschaltet werden um auch für kleinere Veranstaltung eine angenehme Raumgröße bieten zu können. Darüber hinaus können das Foyer und der Gymnastikraum auch zum Vorplatz hin geöffnet werden und dieser somit mit Außenveranstaltungen kombiniert werden.

Grundrisskonzept
In der Ebene 0 betritt man über ein großzügiges Foyer den Mehrzwecksaal. Seitlich an das Foyer ist der Gymnastikraum mit seinen Nebenräumen angegliedert. Dieser kann bei Bedarf durch eine mobile Trennwand dem Foyer zugeschaltet werden. An der Stirnseite des Saals ist die Bühne sowie deren Lagerraume angeordnet. Die Küche mit Bezug zum Saal und zum Foyer sowie die Besuchertoiletten befinden sich in unmittelbarer Nähe des Saals. Alle für den Sportbetrieb notwendigen Räume, wie Umkleiden, Geräteräume, Sportler WC´s, etc. befinden sich im rückwertigen Bereich der Mehrzweckhalle, die in das vorhandene Gelände eingebettet sind.

In der Ebene +1 befinden sich der Sportler Zugang sowie der Zugang zu den Tischtennisvereinsräumen. Die Zuschauertribüne wird vom Foyer aus über eine Treppe oder Aufzug erreicht. Ein direkter Zugang von den beiden oberen Eingängen auf die Tribüne ist ebenso möglich. Über einen Luftraum hat meine eine Blickbeziehung in das darunter liegende Foyer.

MATERIALITÄT, KONSTRUKTION UND ENERGIEKONZEPT

Materialität- und Konstruktionsbeschreibung
Das Dachtragwerk der Sporthalle wird als Stahl-Holzkonstruktion mit ca. 1,1m hohen Brettschichtholzbindern ausgeführt, die im Abstand von ca. 2.65m angeordnet werden. Die Auflagerung erfolgt der Holzbinder erfolgt entlang der Fassade an einem Stahlbetonlängsträger und hinter der Tribüne auf Stahlstützen. In Binderquerrichtung wird ein als Mehrfeldträger spannendes Akustiktrapezblech AK 135/310 vorgesehen, welches
auch gleichzeitig die tragende Dachschale bildet und als aussteifendes Schubfeld ausgebildet wird. Die Aussteifung der Stahl-Holzkonstruktion erfolgt über die Stahlbetondachscheiben des Bühnen- und Foyerbereiches. Die in E+1 neben der Sporthalle angeordneten Bühnenräume, sowie der Foyer- / Technikbereich mit dem Gymnastikraum werden als massive Stahlbetonbauwerke, bestehend aus Stahlbetonwänden und Stahlbetondecken, ausgeführt. Zu stützenfreien Überspannung des Gymnastik- und Foyerbereiches werden die Obergeschosswände als wandartige Träger ausgeführt, die auf den EG-Wänden und eingerückten Stützen hinter der Fassade auflagern. Die im EG neben der Sporthalle angeordneten Umkleide- und Geräteraumriegel werden als massive Stahlbetonbauwerke, bestehend aus Stahlbetonwänden und Stahlbetondecken, ausgeführt. Die Stahlbetondecke im Tribünenbereich wird entsprechend abgestuft ausgeführt. Die Hallen und die Nebenräume werden auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte auf einem verdichteten Schotterpolster mit einer umlaufenden Frostschütze als Bodenplattenversteifungsträger gegründet. Im Bereich der tragenden Hallenwände und der zweigeschossigen Massivbauten wird die Bodenplatte bereichsweise verdickt ausgeführt. Die Außenwände werden mit einer horizontalen Holzleistenschalung verkleidet. Eine Umlaufende Fassadenfuge gliedert die Ansichten. Die Halle öffnet sich über eine großzügige Pfosten-Riegel Fassade nach Norden ins Tal.
Das Hallendach ist extensiv begrünt.

Energiekonzept
Für die Bauteil-U-Werte der thermischen Gebäudehülle werden die Referenz-U-Werte nach EnEV 2016 angesetzt. Weitere Verbesserungen des Wärmeschutzes werden mit einem Luftdichtheits- und Wärmebrückenkonzept und einer Optimierung der solaren Wärmegewinne erreicht.
Durch geringfügige weitere Verbesserung der U-Werte im Bereich der Fassade, des Daches und des unteren Gebäudeabschlusses wären als Option passivhaustypische Zielwerte für den Energiebedarf realisierbar. Um die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten ist ein außenliegender Sonnenschutz bzw. eine Sonnenschutz-Verglasung mit niedrigem g-Wert angedacht. Die Ausführung wird in der
Planung mittels thermischer Simulation im Zusammenspiel mit den Fensterdurchlassgraden optimiert. Eine weitere Optimierung des sommerlichen Wärmeschutzes wird durch ein natürliches Nachtlüftungskonzept über die Lüftungsanlage erreicht.

Die Gemeinde Vöhringen verfügt über eine große forstwirtschaftlich genutzte Fläche zur Energieholzgewinnung. Es bestehen Überlegungen, die nahegelegene Mühlbachschule über eine Hackschnitzel-Heizzentrale zu versorgen. Zur Wärmeversorgung der Halle wird daher vorgeschlagen, eine gemeinsame Holz-Hackschnitzel-Heizzentrale für Mühlbachschule und Halle zu erstellen. Die Hackschnitzelversorgung ist nach Auskunft der Gemeinde über anfallendes Restholz und Straßenbegleitgrün gesichert. Die Trocknung der Hackschnitzel kann wirtschaftlich beim nahegelegenen Mühlbachhof Haberer erfolgen, der über eine Biogasanlage mit hohem Abwärmepotential verfügt. Die dadurch entstehende lokale Wertschöpfung beim Brennstoffbezug kann durch kein autarkes Wärmeerzeugungssystem für die Halle übertroffen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist als einfacher, klarer Baukörper ausgebildet, welcher sich von der Lage her an den bestehenden Höhenlinien orientiert. Das Gebäude ist gut in die bestehende Topographie eingebunden, wobei die Höhenentwicklungen an der Ostseite (Treppenanlage) sowie an der Westseite (Anlieferung) noch verbesserungswürdig erscheinen.
Zur Festallee im Osten wird ein respektvoller, angemessener Abstand eingehalten. Dies führt jedoch dazu, dass der Abstand zur nördlich angrenzenden Wohnbebauung enger ausfällt.

Der Baukörper entwickelt sich auf 2 Ebenen, wobei die obere Ebene gegenüber der unteren Ebene auf der Südseite zurücktritt.

Die zwischen Festallee und Ostseite des Gebäudes geplante Treppenanlage mutet sehr städtisch an. Eine eher landschaftsbezogene zurückhaltende Ausgestaltung wäre wünschenswert.

Insgesamt mutet die Dimension des Baukörpers im Umfeld, insbesondere nach Süden und Osten, etwas groß an.

Der Haupteingang ist zur Festallee nach Osten hin orientiert, und wendet sich somit der Gemeinde zu. Dies wird positiv bewertet. Der angrenzende Vorplatz ist angemessen und gut dimensioniert, wobei die Gestaltung dieses noch zu differenzieren wäre.

Auf der Südseite ist zu den dort angeordneten Stellplätzen ist ein 2. Zugang sowie ein separater Sportlereingang geplant. Der Sportlereingang ist direkt über eine Treppe an die auf dem unteren Niveau platzierten Umkleiden verknüpft. Der Tischtennisbereich besitzt keine, wie in der Auslobung geforderte, separate Erschließung von außen. Hier wären Lösungen im Zusammenhang mit dem 2. Besuchereingang auf der Südseite zu entwickeln, welche diese separate Erschließung ermöglicht.

Das Foyer des 2. Besuchereingangs in Zusammenhang auch mit der Organisation des Aufzugs sowie der Treppe wird als zu eng bemessen angesehen. Die Anlieferung der Küche sowie der Bühne ist an der Ostseite richtig angeordnet, auch wenn der Weg von der Anlieferung zur Küche im Gebäude relativ lang ist.

Die Verwendung einer horizontal gegliederten Holzverschalung in Kombination mit Glasflächen erzeugt eine dem Ort angemessene Anmutung. Zu hinterfragen wäre der Anteil der Glasfläche an der Nordseite des Gebäudes. Die Nordansicht, welche sich der Gemeinde zuwendet, erscheint noch etwas voluminös. Auch im Innenraum wird Holz als Wandoberfläche geplant, so dass sich eine der Aufgabe und dem Ort ebenso angemessene Materialkanon.

Das Foyer ist auf Hallenniveau mit Erschließung von der Ostseite richtig platziert und besitzt eine gut funktionierende Dimension. Eine großzügige Verknüpfung mit der Halle ist gegeben, ebenso eine vollflächige Verknüpfung mit dem angrenzenden Gymnastikraum, welcher sich ebenso zum Vorplatz hin orientiert, was durchaus kritisch zu bewerten ist.

Die Bühne an der Schmalseite der Halle ist richtig positioniert, so dass ein separater Betrieb der Hallen auch bei Nutzung der Bühne möglich ist und sich ein gut nutzbarer Zuschauerbereich ergibt.

Die Küche ist an der Nahtstelle zwischen Foyer und Halle angeordnet, so dass beide direkt angedient werden können.

Die Positionierung der Umkleiden auf dem Niveau der Hallen wird positiv bewertet.
Wünschenswert wäre eine separate Erschließung der östlichen Halle von den Umkleiden her, ohne das Foyer durchqueren zu müssen. Die Umkleiden der Küche, welche auch dem Gymnastikraum dienen sollen, sind von diesem zu weit entfernt angeordnet. Das Foyer des 2. Besuchereingangs in Zusammenhang auch mit der Organisation des Aufzugs sowie der Treppe wird als zu eng bemessen angesehen.

Es handelt sich in der Gesamtbetrachtung um einen sehr funktionalen Entwurf, welcher nur geringe Schwächen diesbezüglich aufweist. Die Arbeit stellt sowohl funktional als auch gestalterisch einen überzeugenden Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.

Insgesamt stellt die Arbeit einen durchaus wirtschaftlichen Beitrag dar, welcher sich im Mittel bewegt.