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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Mett-Zentrum

jardin métropole

1. Rang / 1. Preis / "Baubereich Bären"

Preisgeld: 35.000 EUR

HHF Architekten

Architektur

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STĂ„DTEBAU
Das Turmhaus steht in der Tradition höherer, expressiver Gebäude in Biel und markiert als Kopfbau den Auftakt zur neuen, öffentlichen Grünanlage. Das Parkband weitet sich an der Ecke Poststrasse und Gottfried-Ischer-Weg zu einem urbanen Platz, auf welchen der neue Bau als Solitär gesetzt ist. Das runde Erdgeschoss wirkt dabei als Scharnier und schafft Anknüpfungspunkte auf alle Seiten hin. Zwischen den Gebäuden entsteht an der geplanten Tramhaltestelle ein vielfältig bespielbarer Platz mit Anbindung an den dahinterliegenden, ruhigeren Grünraum. Der Zugang zu den Wohnungen und möglichen Dienstleistungsflächen erfolgt über den Platz zwischen der Poststrasse und dem Grünraum. Die Anlieferung hingegen von der Rückseite her. Die Staffelung der Gebäudekörper vermittelt zur Massstäblichkeit der umgebenden Bauten. Die zwei niedrigeren Baukörper orientieren sich am Strassenraum und der Parzellengeometrie, wobei der Turm als Markstein in die Geometrie der umliegenden, hohen Häuser eingereiht ist. Die einspringenden Gebäudeecken fassen den den Raum. Durch das Absetzten von der Brandwand der Parzelle 4493 wird keine bauliche Entwicklung vorweggenommen und eine allseitige Orientierung und Öffnung des neuen Gebäudes auf der Parzelle 4494 in den Stadtraum ermöglicht. Zu den Strassen wir allgemein ein Abstand von 3.6 m eingehalten, wobei die Gebäudeecken als Erker ausgebildet sind.

MULTIFUNKTIONALES HAUS
Das Haus ist als multifunktionales Gebäude konzipiert. Im Rahmen des Wettbewerbes wird es als reines Wohngebäude mit öffentlichem Erdgeschoss dargestellt. Die ersten zwei Obergeschosse können aber auch als durchgängige Dienstleistungsflächen mit zentraler Erschliessung verwendet werden.

HĂ„NGENDE GĂ„RTEN
Das Thema des Stadtgartens wird im Gebäude weitergeschrieben. Auf den unteren zwei
Flachdächern, werden den Bewohnern private Pflanzbeete für urban gardening zu Verfügung gestellt. Diese erfüllen gleichzeitig eine wichtige Funktion als Retentionsflächen. Jede Wohnung hat eine Loggia, einen eigenen Garten und Zugang zur gemeinsamen Dachterrasse mit Blick über die Stadt Biel. Die Loggien sind als Wintergarten ausgelegt und dienen als Lärmschutzpuffer. Wo die Schlafzimmer nicht zur ruhigen Gartenseite hin orientiert werden können, sind sie an den Wintergarten angeschlossen und können darüber lärmgeschützt belüftet werden.

FLEXIBLE STRUKTUR – SOLARFASSADE
Ein zentrales Treppenhaus erschliesst alle Wohnungen. Dieses bildet gleichzeitig den Kern für die Erdbebensicherheit. Die Fassade ist Teil der tragenden Struktur. Die Brüstungen und darüberliegenden Stützenreihen bilden einen geschosshohen Träger. Zwischen den Stützen wird ein Teil der Felder ausgefacht um die erforderliche Steifigkeit zu erreichen. Die Wände im Gebäudeinneren sind nicht tragend, um eine hohe Nutzungsflexibilität zu garantieren. Die Vertikallasten werden durch eine innere Stützenreihe nach unten geleitet. Die geschlossenen Wandteile in den umlaufenden Fensterbändern dienen der Gewinnung von Solarenergie. Das Projekt ermöglicht allen Mietern ein nachhaltiges Energieversorgungskonzept, die Fassaden sind allseitig mit Photovoltaikmodulen belegt, die das Stromnetz entlasten und einen Grossteil des
Eigenverbrauchs der Wohnungen abdecken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der geschickt entwickelten Raumskulptur gelingt es den Projektverfassern, den städtebaulich heterogenen Ort in Mett plausibel zu klären. Das aus vier Teilkörpern geformte Volumen dient als Gelenk zwischen den harten und sehr städtischen 70er Jahre Bauten und dem stark von Grünstrukturen geprägten Quartierteil mit Schule, Kirche, Friedhof und Schüss. Der niedrigste Gebäudeteil zum „jardin“ hin integrierend, der mittlere, zur Poststrasse mit gleicher Traufhöhe stark raumbildend und der zeichensetzende höchste Gebäudeteil sind in der Lage, vermittelnd zu wirken. Dennoch überzeugt das Ganze als prägnanter und eigenständiger Bau. Sowohl in der massstäblichen Präsenz als auch in der architektonischen Prägung wurde ein angemessenes Verhältnis zum ganzen Quartier Mett entwickelt.
Der zylinderförmige, richtungslose Sockelbau bindet auf dem Erdgeschossniveau die einzelnen Akteure im Zentrum von Mett zusammen. Ein paritätisches Gleichgewicht entsteht. Die Möglichkeit für verschiedene Ladennutzungen sowie eine grosszügige Eingangshalle zum Park mit dem überhohen gedeckten Bereich macht ein belebtes Zugangsgeschoss möglich. Die Differenzierung des Erdgeschosses birgt jedoch die Gefahr, dass das Gesamtvolumen, mit seinen unterschiedlich ausformulierten Obergeschossbereichen auseinander fällt.
Die Idee für die Ausgestaltung des öffentlichen Freiraumes leitet sich aus einer breit abgestützten Lektüre der Grünräume ab und etabliert daraus folgerichtig einen öffentlich nutzbaren Stadtgarten. Räumlich und funktional getrennt wird eine Erschliessungszone linear zum Garten im Einbahnregime geführt. Unterschiedliche Sequenzen und Themenfelder rhythmisieren den Garten und bilden zusammen mit dem angedachten Baumkonzept ein rigides, aber einfaches Grundgerüst für mögliche Nutzungen und Aneignungen. Ebenso klar und aus einem räumlichen Verständnis werden die Ränder und Durchwegungen in die angrenzenden Strukturen entwickelt und bilden eine wichtige räumliche Fassung (Umgürtung).
Die Strategie für die Bespieglung der zentralen Räume funktioniert nur in einem partizipativen Prozess. Hier stellt sich die Frage, inwieweit das Projekt robustes Grundgerüst ist oder lediglich idealisiertes (Nutzungs-)Wunschbild der Verfasser. Das Parkierungsregime mit einer schrägen Anordnung bedingt ein Durchfahren auf der gesamten Achse, was nicht gewünscht ist.
Das Projekt etabliert eine eigenständige Haltung für den Ort, gerade auch in der Konvergenz zwischen dem Neubau, dem Bärenplatz und dem neu etablierten Garten im Zusammenspiel mit den vorhandenen Freiraumstrukturen und Nachbarschaften.
Eine einfache Plattenstützen-Struktur mit einem ökonomischen Treppenhaus bildet das Grundgerüst für den Wohnungsbau. Pragmatische, gute Grundrisse, den Geschossentwicklungen variierend angepasst, erzeugen einen guten Mix mit unterschiedlichen attraktiven Wohnungen. Die als Loggien ausgebildeten privaten Aussenräume, kombiniert mit den drei gemeinsam genutzten Dachgärten ermöglicht ein abwechslungsreiches den Jahreszeiten entsprechendes Innen- und Aussenwohnen.