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Mehrfachbeauftragung | 10/2016

Schlosskirche Pforzheim - Neugestaltung für die Citykirche und Neugestaltung der Orgel

Teilnahme

Werkbüro für Raumfragen

Architektur

Erläuterungstext

AUFGABE
Mit der Entscheidung der Kirchengemeinde, die Schlosskirche mit ihrer Nutzungsvielfalt baulich weiterzuentwickeln, stellt sich die Gemeinde einer komplexen Herausforderung.
Die Gratwanderung zwischen einer Überanspruchung der höchst vielschichtigen Geschichte und der Erfüllung der neuen Nutzungsanforderung, zwischen Flexibilität und Spezifität, scheint uns die entscheidende Hürde bei der Bewältigung der Aufgabe zu sein.
Nicht allein funktionale Anforderung gilt es hierbei zu lösen, sondern gleichzeitig auch das Weiterbauen eines baukünstlerisch aufgeladenen Ortes, der für die Gemeinde Heimat und Begleiter im Kirchenjahr wird, ist daher das Hauptziel des vorliegenden Entwurfes.

BAUKÖRPER
Der Baukörper schmiegt sich, vergleichbar mit den Erweiterungsbauten der Kapelle und Krypten, an den Baukörper an, ohne jedoch direkt mit ihm verbunden zu sein. Die geometrische Klarheit der Bauskulptur setzt sich gleichermaßen vom Kirchbau geometrischer ab, und setzt die reihe der Erweiterungsbauten mit zeitgeistiger Klarheit fort.
Um das Angebot der Citykirche und der Gemeinde mit einem selbstbewussten und prägnanten Erscheinungsbild zu verorten, zeigt der vorliegende Entwurf einen separaten Baukörper, der die profanen Nutzungen (WC, Technik) aufnimmt.
Gleichzeitig soll mit dem ‚Gemeindeschaufenster‘ in einem abstrakt hausartig nmutenden Baukörper ein niederschwelliges Angebot für seelsorgerische Arbeit gezeigt werden. Er ist zugleich Vorbereitungsraum für den Kirchkaffee, der nach dem Gottesdienst in Thermoskannen im Inneren serviert werden kann.

STÄDTEBAU
Unmittelbar an dem fußläufi g stark frequentierten Weg vom Hauptbahnhof in die Fußgängerzone über den Siftshof präsentiert sich der neue Anbau. Besucher des Reuchlin-Museums können ebenso problemlos die Sanitäreinrichtungen nutzen.

AUSSENANLAGEN
Die Fläche vor der Kirche soll mit zwei Stufen derart angehoben werden, dass der Anbau vom Haupteingang barrierefrei erreichbar ist. Lediglich eine kurze Rampe wird dabei im Bereich des Anbaus notwendig.

EINGANGSBEREICH
Tritt der Besucher in den Haupteingang des Westwerkes ein, öffnet sich eine Tür in der Achse des Hauptschiffes. Die um zwei Stufen höher liegenden Seitenschiffe werden mit zwei - mittels Hublift auch für Rollstuhlfahrer erreichbaren - Podesten ergänzt.

BESTUHLUNG
Wir schlagen vor, den gesamten Kirchenbereich fl exibel zu bestuhlen. Ein separater Lagerraum entfällt. Die Stühle sollen in auf Rollen bewegbaren Transportcontainern gelagert werden. Gleichzeitig können diese beweglichen Objekte als Raumtrenner dienen, oder als Ausstellungsfläche frei im Raum aufgestellt werden. Denkbar ist auch die Nutzung als Garderobe, ebenso wie als infrarot-Heizstrahler und mobile Leuchtstele. So kann auf die unterschiedlichen Nutzungsvarianten reagiert werden.

BELEUCHTUNG
Bis auf wenige lichttechnisch fragwürdige Leuchten (z.B. Taufkapelle) sind die vorhandenen Lichtpunkte im wesentlichen gut nutzbar. Sie sollen jedoch durch Mehrfachstrahler ersetzt werden, so dass die Grabplatten in den Seitenschiffen
bei Führungen inszeniert werden können, indirekte Strahler öffnen den Raum in der Breite. Es ergeben sich dadurch verschiedene Beleuchtungsszenarien, ohne aufwendige Eingriffe an der Bausubstanz. Die Pendelleuchten werden durch stärkere ersetzt.

HEIZUNG
Im Anbau befindet sich im Dachstuhl ein Technikraum, der den Wärmetauscher für die Fernheizung aufnimmt. Im Bereich der vorhandenen Kirchenbänke wird eine Fußbodenheizung vorgeschlagen, die eine behagliche Wärme für die Kirchenbesucher abgibt und eine Grundtemperierung sicherstellt. Rechtzeitig vor Gottesdienst können dann Konvent-Heizlüfter mit Warmwasserregister zugeschaltet werden, um die gewünschte Lufttemperatur anzuheben. Im Bereich des Altars und des Ambos sollen dezentrale elektrische Infrarotheizmatten eine angenehme Temperierung sicherstellen.

ORGEL
Die Orgelempore wir beibehalten, lediglich die angehängte Solistenempore wird gekappt. Stützen und Betonplateau werden integriert und überformt. Durch die freistehende Aufstellung der Pfeifenregister sollen zukünftig Feuchtigkeitsprobleme vermieden werden. Der Blick zu den Fenstern im Westwerk wird ermöglicht.

FARBE & MATERIALITÄT
Der Anbau soll als monolithischer Baukörper mit einem rot eingefärbten Dämmbeton ausgeführt werden. Farblich ist er Teil des Ensembles, materiell setztsich das Gebäude klar erkennbar von den Rotsandsteingebäudeteilen ab.
Im Inneren wird der vorherrschende warme Sandsteinton mit vorpatiniertem Buntmetall farblich fortgeführt. Es ergibt sich eine würdevoll alternde, farblich changierende Wertigkeit. Die Stelen, die Infomaterial, Kerzen und Fürbitten sowie die Gesangsbücher aufnehmen, werden gestalterisch mit den herauswachsenden Orgelpfeifen fortgesetzt.
Die Ergänzungspodeste und der neue Boden im Bereich der jetzigen Kirchenbänke sind als Douglasie-Dielen konzipiert. So werden die Einbauten als neue Objekte erkennbar, und durch ihre handwerkliche Haptik als ein Teil der kunsthandwerklichen Beschaffenheit des Ensembles wahrgenommen.