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Offener Wettbewerb | 11/2016

Ersatzneubau Wohnsiedlungen 5 – 7

La Ruelle

6. Rang / Baufeld 5.1 / 5.2 / 6 + Baufeld 7

Adrian Streich Architekten AG

Architektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Raumanzug GmbH

Akustikplanung, Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «La Ruelle» ersetzt die bestehende Quartierstruktur mit zwei in der Höhe gestaffelten Gebäudeklammern, die rechtwinklig zur Wehntalerstrasse und zur In Böden gestellt, je zwei prägnante, gassenartige Passagen entstehen lassen. Eine dritte, kleinere Gebäudeklammer steht an der Riedenhaldenstrasse und öffnet sich in den nördlich gelegenen Landschaftsraum.
Auf den Baufeldern 5.1 und 5.2 schlagen die Verfassenden eine erste, über In Böden hinausgreifende Komposition einer U-förmiger Gebäudeklammer mit einer Gebäudezeile auf der gegenüberliegenden Strassenseite vor. Geschickt wird ein sehr schlanker, siebengeschossiger Riegel entlang der lärmbelasteten Wehntalerstrasse mit zwei symetrisch angeordneten und in der Höhe zum Quartierinnern abgestuften Gebäudeflügeln ergänzt, so dass sich bis In Böden ein durchgehender Gassenraum aufspannt. Dank einer von Gewerberäumen flankierten, erdgeschossigen Öffnung zur Wehntalerstrasse und einer platzräumlichen Artikulation zum Strassenraum von In Böden birgt dieser Raum nicht nur ein atmosphärisches Potenzial für die zukünftigen Bewohnenden der Siedlung, sondern könnte sich als belebende Bereicherung für das gesamte Quartier in die bestehenden Wegstrukturen quer zur Hangrichtung einfügen.
Mit den gemeinschaftlichen Erdgeschossnutzungen und den Hauseingängen sind diese gassenartigen Höfräume als belebte Siedlungsräume sehr gut vorstellbar. Die unterschiedliche formale Ausbildung der publikumsabgewandten und stärker durchgrünten Seite ist ebenso nachvollziehbar. Unverständlich ist die Anordnung von Parkplätzen an den Enden der Hofräume. Die klassiche Ausbildung der Vorgärten mit Heckenumrahmung ist im Kontext des Quartiers nachvollziehbar. Im Zusammenhang des eigenen Projektvorschlags mit den Antithesen – Gasse und weicher Grünraum – erscheinen sie jedoch als zusätzliches, weniger selbstverständliches Element.
Acht zweispännig und zwei dreispännig organisierte Treppenhäuser mit Tageslicht und Sicht auf den Gassenraum erschliessen grosszügige, Ost-West orientierte Wohneinheiten mit einem räumlich austarierten, durchschüssigen Wohn- und Essraum, der aus dem Treppenhaus mittig, über eine Garderobennische betreten wird: Zum öffentlichen Gassenraum orientiert sich darin eine geräumige Wohnküche, die ergänzt mit einem leicht auskragenden, raumhoch verglasten Erker wiederum einen räumlichen Bezug in die gemeinsame Siedlungsmitte aufbaut. Dem Versprechen, eine urbane räumliche Qualität zu generieren, wird damit nochmals gekonnt architektonisch Rechnung getragen. Im Osten, respektive im Westen der Wohnungen befinden sich die Wohnräume. Sie bilden zusammen mit einem halbeingezogenen, pri vaten Aussenraum ein komplementäres atmosphärisches Angebot zur Bereicherung der gelungenen Wohnungsgrundrisse. In Kombination mit der sorgfältigen Materialisierung und architektonischen Gliederung der einzelnen Hausteile verspricht der Projektvorschlag zwischen Wehntalerstrasse und In Böden eine äusserst selbstverständliche, dichte Überbauung, die nebst einer Bereicherung der bestehenden Quartiersinfrastruktur ein stimmiges genossenschaftliches Wohnungsangebot darstellt. Diesem stadträumlich und architektonisch sehr sensiblen «Zugang zur Aufgabe» steht die Wiederholung der Gebäudeklammer mit mehr oder weniger derselben Geste zwischen In Böden und der Riedenhaldenstrasse gegenüber. Der von den Verfassenden korrekt analysierten Charakterisierung dieses Stadtteils von Affoltern, der in parallelen Abschnitten zur Wehntalerstrasse aus unterschiedlichen Teilen besteht, wird hier überraschenderweise wenig Rechnung getragen.
Es bestehen Zweifel, ob durch die leicht adaptierte städtebauliche Wiederholung auf die abschnittsweise wichtige Ausdifferenzierung und Entwicklung des durchgrünten Stadtraums zur offenen Landschaft hin reagiert werden kann. Die urbane Verbindung – mittels einem zusätzlichen Gassenraum von In Böden zur Riedenhaldenstrasse – wirkt an dieser Stelle forciert. Spätestens in der zwar ausformulierten, aber städtebaulich wenig selbstverständlichen Kreuzungssituation an der Riedenhaldenstrasse und der ziellosen Weiterführung desselben Zwischenraums zur offenen Landschaft hin wird der städtebaulich und architektonisch überzeugende Ansatz entlang der Wehntalerstrasse geschwächt. Das Projekt liegt in beiden Betrachtungsschwerpunkten Betriebsund Erstellungsenergie im Mittelfeld der detailliert geprüften Varianten. Der sehr guten Kennwerte der bis zu siebengeschossigen Bebauung entlang der Wehntalerstrasse stehen die weniger effizienten Strukturen auf den restlichen Parzellen gegenüber. Einfache, robuste Materialien versprechen eine dem Kostenziel adäquate Umsetzung.
Der Projektbeitrag «La Ruelle» überzeugt mit einer souverän eigenwilligen Setzung und gekonnten architektonischen Ausarbeitung für das Teilgebiet zwischen der Wehntalerstrasse und In Böden. Die Verbindung von stadträumlicher Intervention mit der daraus resultierenden Bereicherung für die zukünftigen Wohnungen und dem Quartier als Gesamtstruktur zeugt von einer intensiven Auseinandersetzung mit der gestellten Aufgabe. Die fehlende Ausdifferenzierung der weiteren Bauparzellen hingegen führt zu einem teilweise unbefriedigenden Gesamtentwurf.