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Einstufiger, begrenzt offener, städtebaulicher Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem, offenen Bewerbungsverfahren mit Losentscheid gem. GRW 1995 | 04/2004

Olympisches Dorf Leipzig 2012

5. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Mola + Winkelmüller Architekten GmbH BDA

Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Castrum : 4

Ein selbstbewusstes neues Quartier als Stadtinsel.

Die Siedlung stellt sich als klar konturierter Stadtkörperim freien Raum dar. Das olympische Dorf ist eine Stadt-insel in einer Insellandschaft Leipzigs. Ein Anknüpfen an die vorhandenen landschaftlichen Potentiale er-scheint aussichtsreicher als das Weiterstricken der wenig ausgeprägten städtischen Strukturen der Umgeb-ung. Plateaupark und Auenpark betten das olympische Dorf ein. Bandartige Freiräume, die “Expander”, span-nen als primäre städtebauliche Strukturen die Siedlungim Umfeld ein. Sie sind intensiv nutzbare Freiräume mitklar städtisch - artifiziellem Charakter und unterschied-lichem Nutzungsschwerpunkten.Der Stadtkörper ist gegliedert durch ein gedachtes Ko-ordinatenkreuz. Es entstehen 4 Quatiere mit unter-schiedlichen Freiraumcharateren:SO - GrachtenquatierNO - TerrassenquartierSW - WaldquartierNW - Schilfquartier

Beurteilung durch das Preisgericht

Das olympische Dorf wird als „Stadtinsel“ konzipiert und konsequent um das Hafenareal gruppiert. Eingefasst wird die kompakte städtebauliche Figur durch zwei Parkbereiche, den höhergelegenen Plateaupark an der Plautstraße und den Auenpark der Schönauer Lachen. Grünspangen gliedern dieses neue Wohngebiet in vier Quartiere, denen jeweils eine eigene Identität als „Grachtenquartier“, „Bergquartier“, „Schilfquartier“ und „Waldquartier“ gegeben wird. Die internationale Zone schafft den Bezug zur städtischen Hauptachse, der Lützner Straße, in sinnfälliger Weise.

Maßstäbliche Plätze bilden angenehme Mittelpunkte der vier Quartiere und der im Schwerpunkt des olympischen Dorfes gelegene „Inselplatz“ mit Servicezentrum und Hauptmensa formt an der richtigen Stelle ein internes Zentrum des Dorfes mit Bezug zum Dunkerviertel aus. Das funktionale Erschließungssystem gewährleistet im kompakten Siedlungskörper kurze Wege, erfordert allerdings auch wegen der Integration fast der gesamten notwendigen Stellplätze einen relativ großen Flächenanteil.

Die Vernetzung des bestehenden Hafens mit dem verlängerten Karl-Heine-Kanal im Grachtenquartier besitzt besonderen Reiz und stellt eine originelle Lösung dar, wiewohl die Privatheit der Wohnungen durch den öffentlichen Bootsverkehr etwas beeinträchtigt werden könnte. Im Norden bleibt die Speicherzone entwurflich etwas abgekoppelt, lediglich der südliche „Freizeitspeicher“ wird ins olympische Dorf städtebaulich integriert.

Das Wohnungsangebot ist stark differenziert und weist aufgrund der dichten Anordnung der Einfamilien- und Reihenhausbereiche allerdings einen zu geringen privaten Freiflächenanteil aus. Die zusätzliche Bereitstellung „modularer Raumkörper“ in einigen Zwischenräumen der Baustruktur ist eine interessante Idee, deren Realisierungsfähigkeit zu prüfen bleibt. Insgesamt entsteht auf Basis der klaren städtebaulichern Blockstruktur eine Gebäudetypologie, die vielfältige Wohnungsangebote zulässt.

Durch die Ausbildung des Plateauparks bis zur Hangkante wird ein großzügiger Sicherheitsabstand zur Lindenauer Bestandsbebauung realisiert, zudem erleichtert die „Kastrumartige“, kompakte Gesamtanlage der Siedlung die Sicherheitsvorkehrungen. Das Raumprogramm wird leicht unterschritten; dieses Problem wird noch durch die ca. 15% temporärer „modularer Raumkörper“ und die notwendige Erhöhung der privaten Freiflächen in Teilbereichen der Quartiere verschärft.

Ökologische Kriterien, wie der Umgang mit Regenwasser oder mit Baumaterialien sind kaum prüfbar, da der Entwurf hierzu wesentliche Informationen vorenthält. Die wenigen Angaben zum Energiekonzept bleiben im Allgemeinen und sind weder auf System- noch auf Gebäudeebene weiter differenziert dargestellt. Die Nachnutzungsfähigkeit der temporären Baumodule bleibt offen. Neben dem Erhalt der vorhandenen Inseln im Hafenbecken und der guten Grünvernetzung bleibt aus ökologischer Sicht der geringe Eingriff in das südöstliche Biotop und die unnötige Bebauung des dortigen Flächennaturdenkmals mit einer Sondernutzung als Kritikpunkt festzuhalten.

Die klare städtebauliche Struktur und das vielfältige typologische Gebäudeangebot lassen eine wirtschaftliche Umsetzung des Entwurfes erwarten, wobei der Anteil der Erschließungsflächen relativ hoch und der Anteil privater Freiflächen zu niedrig angesetzt ist. Hier ergeben sich Optimierungspotentiale.

Die Verfasser schlagen eine funktional durchdachte städtebauliche Struktur für ein olympisches Dorf vor, das die vom Auslober gewünschte differenzierte Gebäudetypologie gut ermöglicht. Allerdings bleibt der Entwurf eine „Stadtinsel“ mit primär landschaftlicher Vernetzung zur Umgebung, ohne eine wirklich „starke“ städtebauliche Signifikanz und Identität als olympisches Dorf auszuprägen.