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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Erweiterung des Verwaltungsgebäudes des Betriebszentrums Lehrte

Perspektive des neuen Eingangs

Perspektive des neuen Eingangs

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

KBK Architekten Belz | Lutz

Architektur

g2-Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der TenneT Campus soll auf dem Grundstück des bestehenden Betriebszentrum in Lehrte entstehen. Das Gebiet wird geprägt von einer homogenen Bebauung aus den frühen Neunzigerjahren, der mögliche Bauplatz für die Erweiterung schließt im Nord-Westen an die bestehende Bebauung an und wird zu den drei freien Seiten von Hochspannungstrassen und einer Gleisanlage zum Versetzen von Trafos begrenzt.

Konzept
Der Neubau setzt als viergeschossiger linearer Körper die bauliche Grundstruktur des Standortes konsequent fort. Er bezieht die Ausrichtung seiner räumlichen Kanten sowohl in Längs- als auch in Querrichtung und in der Höhe, aus der vorgefundenen Struktur und hält angemessenen Abstand zum Bestand. Über eine leichte Aufschiebung des Baukörpers um die Mittelachse, reckt sich das Gebäude leicht über die Bezugskanten hinaus und markiert damit zur Südseite die neue Eingangssituation. Auf der Nordseite entsteht zwischen den Bauvolumen ein großer, begrünter Innenhof, der einerseits aus allen Gebäudeteilen die Ausblicke in die umliegende Landschaft erlaubt und gleichzeitig die bis dato unklare räumliche Situation im Außenbereich dreiseitig fasst. Zusätzliche 50 Arbeitsplätze würden in einem separaten 2-geschossigen Gebäude untergebracht. Der Baukörper komplettiert die Hofsituation und schließt mit zwei Verbindungsbrücken den Ring der inneren Erschließung zwischen Bestand und Neubau im ersten OG.
Ein prägender Teil des Entwurfsansatzes für den neuen Campus ist eine ideelle Netzstruktur die den narrativen Bogen zwischen Gestaltung und Tätigkeitsfeld der zukünftigen Nutzer schlägt. Als ordnendes und formgebendes Element materialisiert sich das Netz sowohl in den Außenanlagen, als auch in den halböffentlichen Flächen des Neubaus und stiftet eine unverwechselbare und eigenständige Identität.
Der neue Eingang befindet sich zukünftig zwischen dem bestehenden und dem Neubau, die Eingangsfunktionen organisieren sich linear entlang dem Zwischenraum. Die komplette eingeschossige Zwischenzone erhält ein neues Dach, dass auch den bestehenden Kantinenanbau mit überspannt. Das Tragwerk zeigt durch seine Struktur die zentralen Entwurfsidee. Aus den netzförmig angeordneten Bindern werden an ausgewählten Schnittstellen Oberlicht integriert, die den Innenraum natürlich belichten. Über Faltungen in der Dachfläche können unterschiedliche Raumhöhen realisiert und alle Anschlusshöhen aufgenommen werden.

Innenraum und Erschließung
In der Haupterschließungsachse des Erdgeschosses entsteht ein zentraler urbaner Raum auf dem Campus, der als Marktplatz und Straße Ort der Kommunikation und der spontanen Begegnung Sinnbild der offenen Kultur des neuen Komplexes wird. Gleichzeitig können alle wichtigen Funktionen wie Warten, Konferenz, Sicherheit und Poststelle, sowie die Zugänge in die Geschossebenen mit direktem räumlichen Bezug zum Empfang angeordnet werden.
Die Kantine erhält einen zusätzlichen Zugang aus dem neuen zentralen Eingangsbereich und wird damit Teil der offenen Erdgeschosszone. Über das zentrale Treppenhaus erreicht man die drei Obergeschosse mit den Bürobereichen. Von hier aus können die Geschossbereich mit Zutrittskontrollen versehen werden um fremden Zutritt zusätzlich zur Eingangskontrolle im Erdgeschoss zu kontrollieren und Abteilungen nur ausgewählten Personenkreisen zugänglich zu machen, gleichzeitig wird durch dieses Konzept eine weitgehend freie Bewegung im Haus ermöglicht.
Mit einer Raumtiefe von 16 m und einem Ausbauraster von 1,25m bieten die Geschosse größtmögliche Flexibilität für unterschiedliche Ausbau- und Nutzungsszenarien von Zellenbüros bis zur offenen Bürolandschaft. Die zentrale Anordnung der Erschließungs- und Funktionskerne hält größtmögliche Teile der belichteten Fläche frei und minimiert den geschossinternen Wegeverkehr um auch bei der Umsetzung eines offenen und flexiblen Bürokonzepts gute Bedingung für ein ruhiges Arbeitsumfeld zu bieten. Durch zusätzliche raumakustische Maßnahmen in Form von offenen Lamellendecken im Bürobereich und absorbierenden Abhangdecken in der Mittelzone sowie hochabsorbierenden Bodenbelägen wird der akustische Komfort verbessert. Das objektive und vor allem subjektive Empfinden kann zusätzlich durch den Einsatz von Stellwänden oder Trennelementen zwischen den Schreibtischen positiv beeinflusst werden.
Die Anbindung an den Bestandsbau an zentraler Stelle ermöglicht auf drei Ebenen (EG – 2.OG) den barrierefreien Übergang zwischen den Bauten. Im Erdgeschoss übernimmt der zentrale Eingangsraum die Funktion als verbindendes Element, in den Obergeschossen stellt ein zweigeschossige verglaste Brücke die Verbindung her.

Fassade
Während die Erdgeschosszone von einer nahezu entmaterialisierte Glasfassade umhüllt wird und damit einen möglichst nahtlosen und direkten Übergang zum Außenraum schafft, erhalten die Obergeschosse eine streng gerasterte, durch vertikale Aluminiumlisenen geprägte, aber dennoch großzügig verglaste Fassade. Das Gebäude erhält damit ein klar gegliedertes, schlichtes, technisches Erscheinungsbild. Die vertikalen Kühllamellen von Hochspannungstransformatoren waren hier unübersehbarer Ideengeber.
Die hochdämmende Fassade mit dreifach Verglasung wird als voll elementierte Fensterfassade vorgeschlagen. Die vertikalen Lisenenprofile nehmen die Führungsschienen für den außenliegenden Sonnenschutz auf. In die weitgehend festverglaste Fassade werden Lüftungsklappen integriert.

Konstruktion
Das konstruktive Raster der Stahlbetonskelettkonstruktion mit einem Achsabstand der Rundstützen von 6,25 m ermöglicht die flexible Raumteilung im Raster von 1,25 m ohne Beeinträchtigung der Büroflächen umzusetzen.
Die Innenstützen und die tragenden Wandscheiben der Kerne mit geringeren den Raumtiefen und Trennwandstellungen angepassten Spannweiten garantieren eine wirtschaftliche Bauweise mit Ortbetonflachdecken. Die Aussteifung des Baukörpers erfolgt über die Kern- und Nebenraumzonen und die geschlossenen Wandscheiben der Gebäudeenden.

Energie
Zugunsten einer thermischen Bauteilaktivierung wird auf eine flächige Abhängung der Decken in den Bürobereichen verzichtet. Dazu werden die massiven Decken mit eine wasserführenden Rohrmäandern ausgestattet. Über Erdsonden mit reversiblem Wärmetauscher kann im Sommer Abwärme in den Boden eingespeist werden, und im Winter als Niedertemperaturwärme wieder bereitgestellt werden. Um die Reaktionszeit des Systems bei Temperatursprüngen zu verbessern werden zusätzlich Fassadenkonvektoren vorgeschlagen. Zur Reduzierung der solaren Gewinne ist der Baukörper komplett mit einem außenliegenden Sonnenschutz ausgestattet, der dem Sonnenstand nachgeführt wird um eine optimale Tageslichtausbeute bei minimalen solaren Gewinnen zu realisieren.
Die wettergeschützten Lüftungsklappen in der Fassade können sowohl für die Fensterlüftung der fassadennahen Bürobereiche, als auch für die Nachtspülung des Gebäudes genutzt werden.

Lediglich in der Mittelzone und in Konferenz- bzw. Besprechungsräumen wird über ein zentrale Lüftungsanlage der hygienische Luftwechsel sichergestellt. Ein Erdkanal sorgt im Sommer und im Winter für die Vortemperierung der angesaugten Außenluft, mittels einer effizienten Wärmerückgewinnung können energetische Verluste zusätzlich minimiert werden. Aufgrund der größeren Dynamik der Wärmelasten in den Besprechungs- und Konferenzbereichen werden für diese Bereiche thermisch aktivierte Abhangdeckensegel vorgeschlagen.
Die Warmwassererzeugung erfolgt mittels Solarthermie, für die gesamte Beleuchtung ist der Einsatz von LED mittlerweile Standard.

Außenraum
Die Gestaltung des Außenraums schließt nahtlos an die Leitidee des Netzes an und führt die inneren Strukturen in die Landschaft weiter. Die überlagerte Netzstruktur dient hier der Gliederung der Freiflächen und Verkehrsanlagen sowie der Erschließung des Geländes. Das Netz aus Erschließungswegen konzentriert sich von den Parkplätzen im Süden zu den Eingängen des Gebäudes hin und löst sich nach Norden mit den Aufenthaltsflächen in die Landschaft hin auf. Die gestaltete Topographie der teilweise aufsteigenden Rasenflächen schafft spannungsreiche Ein- und Ausblicke innerhalb des Geländes und in die umgebende Landschaft. Zugleich bietet sie geschütztere Aufenthaltsbereiche und Rückzugsbereiche z.B. der Erholung und Pausennutzung für die Mitarbeiter im Freien. Der vorhandene Baumbestand wird in diese skulpturale Landschaft integriert und durch solitäre Neupflanzungen mit Ziergehölzen ergänzt. Die Belagsflächen des Wegenetzes werden mit einer polygonal gegliederten Ortbetondecke bzw. großformatigen Betonplatten hergestellt. Cortenstahl-Wände schaffen definierte Aufenthaltsflächen mit mobilen Sitzelementen entlang der Rasenhügel.
Die Parkplätze werden je nach ihrer Nutzungsfrequenz mit Rasenfugenpflaster bzw. Schotterrasen hergestellt, um eine möglichst hohe Versickerungsleistung und klimatischen Ausgleich der Versiegelung zu erzielen. Die Geländeflächen werden mit unterschiedlichen Rasen- und Wiesenmischungen angesät, um die Struktur der Landschaft ablesbar zu machen und eine hohe ökologischen Artenvielfalt zu bieten.
Ideenteil
Im Bestandsgebäude ist durch die Gebäudetiefe die Ausbildung einer Mittelzone in einer Bürolandschaft räumlich begrenzt. Durch den Entfall einer Schreibtischreihe wird die fehlende Tiefe kompensiert. Die Denkerzellen, Kommunikationsecken oder andere Mittelzonenfunktionen können alternierend auch anstelle einer kompletten Arbeitsplatzgruppe untergebracht werden.
Die Teeküche wird räumlich ähnlich wie im Neubau zu einer kleinen Kommunikationszone mit Aufenthaltsqualität ausgeweitet. Die Platzierung am zentralen Erschließungskern reduziert auch hier den Wegeverkehr in den Flächen.
Um die Arbeitsplätze im Bestand technisch möglichst ähnlich auszustatten wie den Neubau, schlagen wir aktive Metalldeckensegel zum Kühlen und Heizen vor, die zugunsten von lichter Raumhöhe mit geringerer Abhanghöhe auskommen als konventionelle Abhangdecken. Die zusätzliche Lichte Raumhöhe käme vor allem bei einem offenen Bürokonzept erheblich der Raumqualität zu gute. Ebenso wie der Neubau muss der Bestand zur Realisierung einer Bürolandschaft (so noch nicht vorhanden) mit einem Hohlraumboden ausgestattet werden. Zur Unterstützung der natürlichen Fensterlüftung kann über Luftauslässe auf den Deckensegeln, die zugleich auch raumakustisch wirksam sind, mechanisch Belüftet werden. Über einen Abhangdeckenkoffer in der Mittel-/Flurzone, der ebenfalls Schallabsorbieren ausgeführt wird, kann die Luft abgesaugt werden. Das Bestandsgebäude verfügt ebenso wie der Neubau bereits über einen außenliegenden Sonnenschutz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser schlagen einen 4-geschossigen linearen Baukörper im Osten des Verwaltungsgebäudes V1 vor, der den eingeschossigen Kantinenbau einfasst und seine Länge nach Norden entwickelt. Das so entstehende Gebäudeensemble wird als harmonisch und angemessen empfunden. Der Neubau orientiert sich in Körnung und Höhenentwicklung an den Bestandsbauten. Die Verfasser schlagen ein gelungenes, übergeordnetes Freiraumkonzept – eine Art Netzstruktur – vor. Der neue Haupteingang befindet sich in dem neu gestalteten eingeschossigen Kantinengebäude zwischen Bestands- und Neubau. Kritisch wird die Positionierung am östlichen Ende gesehen, da sich der Eingang unmittelbar gegenüber des Strommastes befindet, ebenso wie der stadträumliche Versatz des Neubaus in den Obergeschossen. In Verlängerung des Haupteingangs wird eine qualitativ ansprechende Raumachse entwickelt, die bis hinaus in den neu geschaffenen Innenhof führt. Die zentralen Bereiche – Empfang, Kantine, Konferenz und vertikale Erschließung des Neubaus – können übersichtlich und auf kurzen Wegen erreicht werden. Der Zugang zum Bestandstreppenhaus des Gebäudes V1 hingegen wirkt etwas umständlich (entweder durch die Kantine oder über einen neu angelegten Flur zwischen Küche und Innenhof). In Verlängerung des Haupteingangs wird eine qualitativ ansprechende Raumachse entwickelt, die bis hinaus in den neu geschaffenen Innenhof führt. Die zentralen Bereiche – Empfang, Kantine, Konferenz und vertikale Erschließung des Neubaus – können übersichtlich und auf kurzen Wegen erreicht werden. Der Zugang zum Bestandstreppenhaus des Gebäudes V1 hingegen wirkt etwas umständlich (entweder durch die Kantine oder über einen neu angelegten Flur zwischen Küche und Innenhof). Das Energie- und Klimakonzept ist kurz beschrieben. Die vorgeschlagenen Maßnahmen, wie Erdsonden, Wärmepumpen, Erdkanal, Bauteilaktivierung und Lüftungsklappen sind plausibel. Die Soll-Raumprogrammflächen wurden mit einer geringen Abweichung von unter 3% nachgewiesen. Das Verhältnis von Bruttogrundfläche zu Verkehrs- und Konstruktionsflächen liegt im wirtschaftlich günstigen Bereich. Die Arbeit lässt sich innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens realisieren. Die Arbeit zeichnet sich durch einen sensiblen Umgang mit dem Standort aus. Eine relativ schlichte Erweiterung, die im Inneren und im Zusammenspiel mit dem Bestand eine hohe räumliche Qualität entwickelt.
g2-Landschaftsarchitekten, Lehrte Campus TenneT - Visualisierung

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Lageplan

Lageplan

g2-Landschaftsarchitekten, Lehrte Campus TenneT - Lageplan

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Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

g2-Landschaftsarchitekten, Lehrte Campus TenneT - Ansicht

g2-Landschaftsarchitekten, Lehrte Campus TenneT - Ansicht

Konstruktiver Schnitt

Konstruktiver Schnitt