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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2017

Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020

3. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gartenschau zwischen alter und neuer Landschaft

Zwischen den beiden Polen Kloster Kamp und Zechengelände spannt die Landesgartenschau Kamp-Lintfort einen Bogen von der Stadtgründung über die Bergbaugeschichte bis hin zur Zukunft der Stadt. Das Freiraumband bildet einen Querschnitt der Stadt ab, die Stadtgeschichte mit all ihren Facetten wird sichtbar und erlebbar.

Das Kloster mit dem niederrheinischen Gartenreich illustriert hier die kulturelle Leistung der barocken Gartenterrassen und die malerische, „alte“ niederrheinische Landschaft.
Den Gegensatz hierzu bildet die „neue Landschaft“ des ehemaligen Zechengeländes. Die Heinrich-Zeche war lange Zeit das wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Erst die Aufgabe der Kohleförderung ermöglicht den bisher die Stadt trennenden Keil des Zechengeländes zu einem Verbindenden Element der Stadt werden zu lassen. Die neue Landschaft auf dem Zechengelände leugnet ihre industrielle Vergangenheit nicht, verbindet beide Stadthälften und wird zum Kristallisationspunkt für die weitere Entwicklung der Stadt, einen Standort für Gewerbe, Dienstleistung und Wissenschaft sowie Wohnen im Herzen der Stadt.
Der Wandelweg entlang der Gorley ist bereits heute eine attraktive Wegeverbindung, die zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie den Pappelsee oder Sportanlagen verbindet. Mit dem neuen Endpunkt „Zechenpark“ wird der Wandelweg in der Bedeutung als zentrale Grüne Verbindung der Stadt gestärkt. Eine angemessene Ergänzung des Freizeitprogramms gewährleistet eine attraktive Wegeverbindung auch über die Gartenschau hinaus. Der historische Bogen vom Kloster, über die Fossa Eugeniana bis zum Zukunftsstandort Zechenpark wird geschlossen.

Zechenpark

Der Zechenpark und das neue Stadtquartier auf dem ehemaligen Zechengelände schließen die Lücke, die die jahrzehntelange Kohleförderung im Stadtkörper hinterlassen hat. Eine Stadtpromenade bildet einen klaren räumlichen Abschluss des Stadtquartiers zum Park. Ein begleitende Baumreihe aus Robinia pseudoacacia ‚Frisia‘ stärkt die Raumkante zum Park. Lineare Gärten orientieren sich an dem ehemaligen Gleisverlauf und lagern sich an die Promenade an. Birkenreihen und Gräserstreifen übertragen die Atmosphäre der jetzigen Gleisfläche in die Promenadengestaltung und generieren ein Raumgerüst für Aufenthaltsbereiche, Spielplätze oder Staudengärten. Das Zentrum des neuen Stadtquartiers markiert der Zechenplatz mit dem Aussichtspunkt im ehemaligen Förderturm der Zeche. Ein Baumhain aus Populus tremula definiert den Platz zwischen Förderturm und dem Krangerüst.
Das bis zu 9m hohe Landschaftsbauwerk, in dem die belasteten Böden untergebracht sind, prägt den Park. Die skulpturale Formgebung des Hügels unterstreicht seine artifizielle Entstehung und orientiert sich an mit den Stufen und Plateaus an Halden. Ein Rundweg erschließt die Aussichtsplattform auf dem Gipfel. Eine Lange Rampe gewährleistet eine barrierefreie Erschließung.
Ein Sukzessionswäldchen setzt die Bewegung des Hügels fort. Gegenüber der geraden Stadtpromenade entsteht ein bewegter, fließender Park.
Relikte aus der Zechennutzung werden aufgegriffen und in den Park integriert. Die markante Kreisform des ehemaligen Kohlesilos wird zur Aktivitätsarena mit Skateparcour, Streatballanlage aber auch Sitztribünen und einer Bühne für Aufführungen. Die zweite markante Kreisform des ehemaligen Waschplatzes wird zum Wasserspielplatz umgedeutet, eine modellierte Fläche mit „Pfützen“ und Wassersprühern.Die Wasserwelt jenseits der Bahnlinie erstreckt sich entlang der renaturierten Große Goorley. Die Becken der Kläranlagen werden erhalten und zu stimmungsvollen Wassergärten. Ebenso wird das Rückhaltebecken in die Parkgestaltung integriert. Das Umweltpädagogische Zentrum schließt mit urban gardening den Park nach Süden. Im Norden leitet der Bahnhofsplatz zum Grünzug der Goorley über.

Wandelweg

Das grüne Band des Wandelweges verbindet den Zechenpark mit dem Kloster Kamp, eine der wichtigsten grünen Verbindungen der Stadt. Eine Baumreihe aus Pyrus calleriana begleitet den Weg. Die vorhandenen Freizeitnutzungen entlang des Wandelwegs werden maßvoll ergänzt. Im Bereich des Motorikparks weitet sich die Große Gorley zu einem kleinen Uferplatz. Bachgärten und Sitzstufen inszenieren die Nähe zum Wasser. Ein Gartenband bildet einen Rundweg mit einzelnen Fitnessstationen. Der Park bettet sich gut in das gärtnerische Umfeld der Kleingärten ein. In Nachbarschaft zu den vorhandenen Sport- und Freizeiteinrichtungen wie Freibad und Tennisanlagen wird mit dem Trendsportareal eine weitere Attraktion geschaffen. Parcourelemente, Beachsoccer, Slacklining und weitere schaffen ein vielfältiges Angebot an Sportmöglichkeiten. Die Mündung des Bachlaufs in die Große Goorley wird aufgeweitet und zu einem verwunschenen Ort mit Ufergärten und spielerischen Trittsteinen.
Den Abschluss des Wandelwegs bildet die Wiese des Fossa Eugeninia. Der Verlauf des ehemaligen Grabens wird hervorgehoben und mit Wegen und einer Baumreihe aus Pyrus calleriana gefasst. Die Wiesenfläche bietet Raum für einen Hochzeitshain mit Obstgehölzen. Stufen zum Wasser und ein Holzpodest öffnen den Blick auf den weiteren Verlauf dieses historischen Kleinods.

Kloster Kamp

Der stadtseitige Zugang zum Kloster Kamp wird klar ausformuliert und an den Wandelweg angebunden. Die historischen Gartenparterres bleiben erhalten und werden einzig zur Gartenschau durch intensive Wechselflorpflanzungen punktuell ergänzt. Die offene Wiese im Bereich des Paradiesgartens führt das Thema einer aufgelockerten Streuobstwiese fort. Die markante Topographie der Hangkante bleibt erhalten, wird jedoch durch einen gefalteten Rampenweg inszeniert. Hierdurch wird eine neue Durchwegung geschaffen, die historische Gartenbereiche wie die Terrassengärten oder den Weinberg mit neuen Parkelementen wie den Blütenterrassen in Beziehung zueinander setzt. Der vorhandene Spielbereich wird aufgewertet und um einen weiteren Wiesenspielplatz ergänzt.

Gartenschau

Die Gartenschau gliedert sich in zwei eintrittspflichtige Bereiche. Die Ausstellungsthemen der beiden Bereiche spiegeln ihren unterschiedlichen Charakter wieder. So ist der Teilbereich Kloster durch die historischen Gartenanlagen mit ihren üppigen Staudenpflanzung geprägt. Dem gegenüber steht der moderne Park auf dem Zechengelände. Ein Wechselflorband erstreckt sich entlang der Stadtpromenade, empfängt und leitet den Besucher. In den späteren Baufeldern sind entlang der Promenade temporäre Themengärten wie Hausgärten oder Baumschulen angesiedelt. Der Zechenplatz wird als Standort für die Hauptgastronomie genutzt. Die weite der Parkweise und des Zechenhügels wird erhalten. Hier befinden sich nur punktuelle Ausstellungsbeiträge. Die Blumenhalle findet in der alten Werkstatthalle einen stimmungsvollen Rahmen. Die Gartenschaubühne bildet den Kopf des Zechenparks und nutzt die befestigte Fläche des späteren Bahnhofsplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

2. Die Verfasser entwickeln zwischen Kloster Kamp und ehemaligem Zechengelände eine neue Parkachse und setzen damit bestehende und hinzugewonnene Freiraumareale für Kamp-Lintfort in einen aktuellen und attraktiven Kontext. Für das Kamper Gartenreich würdigt die Jury die zurückhaltende Ausgestaltung des Paradiesgartens als Obstwiese und damit als ruhigen Vermittler zwischen den schon heute vorhandenen hochwertigen Gärten. Das weit auskragende Spielplateau wirkt dagegen an diesem Ort formal wie inhaltlich „sperrig“. Den Wandelweg und die Innenstadt über einen deutlich urban geprägten Platz an den neuen Zechenpark anzubinden, ist richtig, allerdings konterkariert das vorgeschlagene Wäldchen diesen Gedanken. Die Bezüge in die Altsiedlung sind unentschlossen. Der eigentliche Zechenpark wird mit angemessenen Mitteln in prägnante und im Wesentlichen stimmige Teilräume gegliedert: einen naturhaften, eher introvertierten Gehölzsaum entlang der Großen Goorley, eine kompakte Stadtachse im Westen und im Zentrum ein Landschaftsbauwerk, das sich mit breiten Rasenterrassen in einer einladenden Geste zur Innenstadt hin wendet. In diesem großzügig angelegten Parkraum wirken die als Aktivzonen entwickelten Montanrelikte in Dimension und Gestaltung leider als störend und deutlich einengend. Das Konzept für die Landesgartenschau verspricht angemessene Möglichkeiten mit attraktiven und alternativen Wechselwirkungen. Die Besucherlenkung vom Haupteingang West – quasi um die Ecke – auf die Garten- und Ausstellungsachse und drei Längsteilungen des Hauptplatzes sind dagegen nicht schlüssig. Der Auslober merkt an, dass die vorgeschlagene Entwässerung nicht der Auslobung entspricht – auch das vorgeschlagene Grachtensystem ist so nicht gewünscht. Im Hinblick auf die Nachnutzung und die künftige Unterhaltung wurden durch die umfangreichen Gleisgärten in der Daueranlage und die steilen Rasenböschungen am Landschaftsbauwerk eher kritisch gesehen. Insgesamt jedoch bietet die Arbeit eine Reihe gelungener und schöner Lösungsansätze für diese komplexe Aufgabe. Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben.