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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2017

Schloss-Schule Durlach - Erweiterung der Grundschule mit Ganztageseinrichtung

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

wulf architekten

Architektur

Erläuterungstext

konzeptidee

der entwurf besteht aus drei komponenten: unterrichtshaus, ganztageshaus, spielgarten.
grundschulkinder brauchen geborgenheit, abwechslung und bewegung. dies sollen die drei komponenten exemplarisch ermöglichen und unterstützen. der altbau beherbergt sämtliche unterrichtsräume, der neubau die aufenthaltsräume ausserhalb des unterrichts, und der garten animiert zu spiel und bewegung, ohne dass hierfür spezielle geräte erforderlich sind. diesen part erledigt die begehbare und raumhaltige gartenmauer.

städtebauliche einbindung

der footprint des neubaus ist denkbar gering, sodass eine maximale freifläche für den schulhof verbleibt. der blick auf das schloss bleibt frei. dieses wahrzeichen durlachs wird somit teil des öffentlichen raums an der marquardstrasse. dabei wird der strassenraum durch die mauer und die baumreihe dennoch gefasst. altbau und neubau der schule sind lediglich durch eine leichte überdachung verbunden, sodass der blick aus der marquardstrasse zum markanten teilbau des schlosses an dieser stelle weiterhin inszeniert bleibt. der neubau der schule übernimmt den massstab des altbaus, sodass beide zusammen ein klar ablesbares ensemble im städtebaulichen umfeld bilden.

das unterrichtshaus

der zu erhaltende altbau aus den 60er jahren muss aus pädagogischen und baulichen gründen umstrukturiert werden, damit zeitgemässe unterrichtsformen ermöglicht und der brandschutz gewährleistet werden können. ohne grössere eingriffe in die tragstruktur wird aus der vorhandenen mittelflurschule ein flexibel nutzbares lernhaus. durch verengungen und aufweitungen im mittelbereich sowie die anordnung von zwei schmalen lichthöfen entsteht ein neues räumliches gefüge, das unterschiedliche lernräume und lernzonen ermöglicht.
die beiden treppenräume können von allen unterrichtsräumen auf kurzem weg erreicht werden. dies ist mittels anwendung der 200m² regelung und zweitem rettungsweg als bypass möglich. der eingang liegt an der gewohnten stelle, der nahtstelle zum neubau. die verwaltung ist auf kurzem weg erreichbar. die zahlreichen fahrradstellplätze verunzieren weder den schulhof noch den öffentlichen raum, sondern liegen im souterrain des altbaus. zur erschliessung wird die vorhandene schieberampe herangezogen.

das ganztageshaus

dieses ist ebenfalls dreigeschossig wie der hauptbau und hat etwa die gleiche breite. es ist jedoch kein längsbau sondern hat einen quadratischen grundriss. auf diese weise entsteht eine einprägsame komposition als schulbauensemble. durch das verbindende dach über dem erdgeschoss, das die beiden gegenüberliegenden eingangsbereiche zu einer zusammenhängenden überdeckten pausenfreifläche vereint, wird die ensemblewirkung noch verstärkt. im erdgeschoss liegt die mensa mit verbindung zum schulhof und sichtverbindung zur marquardstrasse, während sich in den obergeschossen die betreuungsräume um einen spielbereich gruppieren.

der spielgarten

während in den gebäudenahen zonen befestigte schulhofflächen vorherrschen, wird der zentrale freibereich von einem ausgedehnten spielgarten eingenommen. hier dominieren unbefestigte und begrünte flächen und bäume sorgen für schatten. die funktion von spielgeräten wird durch eine mauer entlang des gehwegs an der marquardstrasse übernommen. es entsteht ein beschützter aber nicht abgeschotteter bewegungsraum für die kinder, der gleichzeitig zumindest optisch auch teil des öffentlichen raums am schloss ist.

architektursprache

die fassaden von neubau, saniertem altbau und gartenmauer sind aus dem gleichen material gefertigt. sie sollen aus hellem sandfarbenen backstein bestehen, der eine raue oberfläche, changierende farbigkeit und grobe verfugung aufweist. die fenster sollen vorspringende einrahmungen aus metall erhalten und sind im unterrichtshaus ordentlich streng und im ganztageshaus spielerisch frei angeordnet.

aussenanlagen

mit der anordnung der stellplätze und der positionierung der bikes im fahrradraum wird ein verkehrssicherer und adressbildender vorplatz und haupteingang zum öffentlichen raum geschaffen. die internen freiflächen der schule sind bewußt von den gepflasterten platzfläche des schlosses abgesetzt und werden entsprechend der nutzungsintensität in eine offene pausenhoffläche und einen geschützten spielgarten gegliedert. im kontrast zur vorhandenen großkronigen gehölzpflanzung der platzflächen und des straßenraumes stehen im spielgarten dicht gepflanzte kleinkronige kirschen die als baumhain einen schuleigenen freiraum definieren. der beschattete spielgarten kann wechselhaft zur klassenübergreifenden gruppennutzung – für das „grüne klassenzimmer“, kleine experimentiergärten oder für spiel- und bewegungsstationen genutzt werden. die freiflächen sind durch den flächenzuschnitt, die wegeanbindung und den guten sichtbeziehungen so gestaltet, dass sie auch außerschulisch insbesondere in den abendstunden und am wochenende als attraktiver innerstädtischer freiraum für spielaktivitäten oder chillen unter bäumen bespielt werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Charakter der mittelalterlichen Kleinstadt wird durch die Positionierung von zwei Baukörpern um eine malerischen Situation bereichert: der alte Straßenverlauf der Marstallstraße wird aufgenommen, ein in den Straßenraum gerückter dreigeschossiger massiver Turm und das Bestandsgebäude bilden ein Miteinander und einen schönen Vorplatz, an dem der Schuleingang seine auffindbare Adresse erhält. Beide Gebäude werden durch einen Sockel, der das Erdgeschossniveau des Bestandsgebäudes aufnimmt miteinander verbunden. Die Höhe wird durch eine Mauer aufgegriffen, die den
Pausenhof im Norden großzügig räumlich fasst, eindeutig begrenzt und auch die Bestandsbäume einbindet. Es wird allerdings angezweifelt, ob die Bäume mit dieser Einfassung überleben können. Ebenso werden zwei Bäume der existenten Baumreihe durch das vorgezogene Turmgebäude gefährdet. Eine gemeinsame anspruchsvolle Fassadengestaltung fasst beide Bauten zu einem Ensemble zusammen.
Die Adressbildung, die durch die Baukörperstellung kreierte Grundatmosphäre, aber auch der entstehende, großzügige Freibereich im Norden werden sehr positiv bewertet.
Auch der Respekt, der der Karlsburg entgegengebracht wird, wird gewürdigt: die Distanz zur Karlsburg ist ausreichend, das Portal des Prinzessenbaus bleibt sichtbar. Ein Baumhain als neues prägendes Element des Schulhofes wird dagegen kontrovers diskutiert - durch die Vielzahl der Baumstämme wird die Großzügigkeit und flexible Nutzung des gewonnenen Raumes in Frage gestellt.
Ganztageshaus und Bestandsgebäude sind nur im Erdgeschoss durch ein Vordach miteinander verbunden - beide Gebäude funktionieren unabhängig voneinander.
Obwohl das auch neue Möglichkeiten – wie externe Nutzung – eröffnet, wird die Separierung des Ganztageshaus vom Unterrichtshaus kritisiert: sie entspricht nicht den Vorstellungen eines integrierten Schulalltags. In das Bestandsgebäude ist stark eingegriffen, selbst die Tragstruktur wird verändert. Zwar schafft die Verlegung der mittig gelegenen Treppe neue Freiräume im Bereich der Erschließung, diese werden aber stark strapaziert durch eine Auflösung der bisher klaren Raumzonen. Diese Veränderungen im Bestandsgebäude - Nischen, die als Inputräume dienen sollen - sind als Lernräume schwer nutz- und überschaubar. Zwei neue Treppenbaukörper gliedern den bisher industriell erscheinenden Bestandsbau angenehm, allerdings fehlt ein Rettungswegekonzept, im Neubau fehlt der erste Rettungsweg. Die Verlagerung des Lehrbereiches und der Verwaltung ins Untergeschoss wird ebenso stark kritisiert.
Die bauliche Kompaktheit begünstigt die Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb - eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes wird vor allem aufgrund der starken Eingriffe in die Tragstruktur des Bestandsgebäudes und aufgrund der aufwendigen Fassaden trotzdem angezweifelt. Das reine Konzept der mechanischen Abluft birgt Gefahren für den Temperaturkomfort im Winter.
Der beeindruckende Beitrag der Arbeit liegt in seiner städtebaulichen Konzeption, im maßstäblichen, differenzierten Umgang mit dem Stadtraum und dem Denkmal – dem stehen allerdings starke funktionale Mängel entgegen.
Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Modell

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