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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Schloßplatz Bad Rodach

Perspektive Schlossplatz mit Neubau

Perspektive Schlossplatz mit Neubau

Anerkennung / Realisierungsteil Neugestaltung Schloßplatz

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Ein neuer Stadtplatz in historischer Kulisse
Im Rahmen der Altstadtsanierung wurde seitens der Stadt Bad Rodach bereits viel unternommen, um das bauliche Umfeld innerhalb des historischen Stadtkerns aufzuwerten. Mit der Neuorganisation des Schlossplatzumfeldes wird nun der folgerichtige Schritt in die nördliche Altstadt unternommen, um auch dort neue Impulse für das Stadtquartier zu setzen und das historisch gewachsene Stadtbild zu komplettieren. In direkter Nachbarschaft zur sichtbaren Stadtummauerung und wertvollen, denkmalgeschützten Bausubstanz ist die Historie des Ortes noch deutlich spürbar. Anschließend an die sanierte Stadtmauer und die parkartig gestalteten ehemaligen Wallanlagen ergibt sich die Möglichkeit, der Freiraumvernetzung einen weiteren wichtigen Baustein hinzuzufügen. Geschaffen wird eine fußläufige Wegeverbindung vom historischen Zentrum um den Marktplatz über die Herrengasse bis zum Grüngürtel entlang der ehemaligen Stadtbefestigung. Mit dem Wegfall des ehemaligen Schulgebäudes und der zugehörigen Pausenflächen ergibt sich die Chance, den historischen Gebäudebestand wieder zu einem erlebbaren städtebaulichen Gesamtbild zusammenzuführen. Das Areal um das historische Ensemble aus Gerold-Strobel-Halle, Amtsgericht, Jagdschloss, Amtskastenhaus, Rückertschule und Draesekehaus, mit wichtigen und intensiv frequentierten Nutzungen, bietet das Potenzial für einen belebten Stadtplatz. Der optionale Neubau ergänzt behutsam den Gebäudebestand und schließt räumlich die östliche Platzkante. Das zum Platz orientierte Gebäude sorgt mit einem Café und Außenbestuhlung für eine neue Belebung des Ortes. Im Falle der Nichtrealisierung des Neubaus besetzt ein Baumhain aus Tilia cordata die östliche Platzkante. Somit entsteht ein wichtiger Ort des öffentlichen Lebens in historischer Kulisse.

Multifunktionaler Platz und intensiver Gartensaum
Die Platzform wird komplettiert, so dass alle wichtigen Gebäudefronten Teil des Platzgefüges werden. Der Platz wird nach Norden erweitert und schließt das Draesekehaus als selbstverständlichen Teil des Gesamtensembles mit ein. Der Neubau stärkt die bauliche Rahmung. Die Platzfläche wird zu einer großzügigen, nutzungsoffenen Fläche zusammengefasst. Er vereint unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten und schafft Raum für temporäre Veranstaltungen und Feste. Eine einheitliche Fläche aus ungerichtetem Kleinsteinpflaster aus dunklem Naturstein schafft einen ruhigen, homogenen Teppich. Unterstützend zeichnet ein 25 cm schmales Plattenband aus Naturstein die Platzform nach und schafft eine subtile Rahmung. Diese führt das Leitstreifenprinzip aus der Herrengasse fort. Die Platzfläche ist nach Süden um ca. 3 % geneigt. Der nördliche Höhenversprung entlang des Draesekehauses wird durch ein 90 cm hohes Podest abgefangen. Filigrane Stützmauern aus Stahl stehen in bewusstem Kontrast zum robusten Mauerwerk der Stadtmauer. Ein platzseitig vorgelagertes Sitzelement nutzt den Höhenversprung. Das Podest wird zu einem leicht erhöhten Balkon an der Stadtmauer mit Spielbereich und Staudengarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Anlage des Gartensaums gelingt den Verfassern die Ausbildung eines differenzierten, vielgestaltigen Grünraums, der die Stadtmauer in Wert setzt und hohe Aufenthaltsqualität verspricht. Die Spielplätze sind sinnfällig an den Zugängen positioniert und zeigen Aufforderungscharakter. Besonders gelungen ist der Spielparcours, der den Verlauf der Stadtmauer nachzeichnet ohne zu rekonstruieren.

Weich gefasst vom Gartenband entwickelt sich die weite, steinerne Platzfläche, die eine große Nutzungsflexibilität zulässt und mit den drei frei geformten Holzdecks an den Bestandslinden interessant akzentuiert wird. Die Freistellung des Draesekehauses und seine unmittelbare Präsenz am Platz werden in architektonischer und stadträumlicher Hinsicht zunächst positiv bewertet, allerdings verliert das Haus dadurch seine private Anmutung und die dazugehörenden privaten Gartenflächen. Auch stellt sich der zusammenhängend befestigte Bereich vom Schlossplatz bis zum Draesekehaus als zu großflächig dar.
Die Anordnung des Neubaus an der Herrengasse wird als grundsätzlich richtig befunden. Auch das angedachte Café liegt gut im Platz und in Rufweite zum nördlichen Spielplatz. Typologisch und architektonisch kann das Gebäude jedoch nicht überzeugen, da es auf dem Platz als Fremdkörper wirkt.
Die klare Ordnung und Gliederung der Teilräume ermöglicht eine sukzessive und flexible Umsetzung und wird aus wirtschaftlicher Sicht positiv bewertet.
Insgesamt bieten die Verfasser einen sensibel entwickelten Entwurf mit hohem gestalterischen Durcharbeitungsgrad, wobei die eigentliche Platzfläche im örtlichen Kontext zu städtisch wirkt.
Lageplan mit Neubau

Lageplan mit Neubau

Schnitt Schlossplatz mit Neubau

Schnitt Schlossplatz mit Neubau

Isometrie

Isometrie