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Offener Wettbewerb | 02/2017

Neubau Innovationspark Biel/ Bienne

Rendering

Rendering

LIFESPAN

2. Preis

wulf architekten

Architektur

Dr. Pedro Peña

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur und Städtebau

Die städtebauliche Setzung folgt dem Masterplan und ist geprägt durch die volle Ausnutzung, die das Programm fordert. Das Volumen wird im Fussabdruck durch die Mantellinien und in der Höhe durch die Übernahme der Traufhöhe des Bildungsgebäudes gebildet. Die Übernahme der Höhe ist zwar folgerichtig, führt aber aufgrund des zur Aarbergerstrasse abfallenden Geländes zu einer Höhenüberschreitung der zulässigen Gebäudehöhe von 18.50 m. Haupteingang und Terrasse sind präzise und selbstverständlich auf den neuen Platz, der durch den Neubau der Fachhochschule und dem Innocampus Gebäude gebildet wird, ausgerichtet.


Erscheinungsbild und Ausdruck

Die architektonische Umsetzung des einfachen und klaren Volumens wird durch den industriellen Charakter, der auch durch die langgezogenen liegenden Fenster betont wird, die archaische Materialisierung, die sichtbare statische Durchbildung und die angestrebte Transparenz geprägt. Eine an sich überzeugende Sprache für die gestellte Aufgabe. Die konsequente Umsetzung der Struktur und der einfachen Materialisierung in unbehandeltem Stahlbeton, der Industrieverglasung und der Holzrollläden unterstützen diesen Ausdruck, führen aber zu funktionalen wie konstruktiven Mängeln. So sind die sichtbaren Stützen in der Aussenfassade weder bauphysikalisch noch energetisch gelöst und die Materialisierung im Inneren setzt akustische Massnahmen voraus. Durch die nicht dargestellte vertikal notwendige Gliederung des Sonnenschutzes, wie auch den entsprechenden Schienen und Halterungen, wird der in der Visualisierung und den Fassaden gezeigte architektonische Ausdruck verklärt.


Nutzungsanordnung, Funktionalität und betriebliche Organisation

Die Nutzungsanordnung ist konsequent durchgebildet und folgt den Prinzipien der architektonisch-strukturellen Ausprägung. Mit Ausnahme des Erdgeschosses bilden tageslichtorientierte Nutzungen einen Ring um den hochinstallierten Kern. Dies führt zur notwendigen Stapelung der Labore im Kernbereich des Gebäudes und damit zu funktionalen Mängeln bei der geforderten Raumhöhe dieser Nutzungen. Das Erdgeschoss ist als transparente Adressbildung publikumsorientiert durchgestaltet. Alle öffentlichen Nutzungen wie Bistro, Auditorium, Ausstellungshalle sind konsequent hier
angeordnet. Die Anbindung der Küche an die Gastrofläche ist allerdings funktional ungünstig, und den Treppenhäusern mangelt ein direkter Ausgang in das Freie. Der Waren- und Personenverkehr ist nicht systematisch getrennt. Die Werkhalle kann, infolge der Lage der Stützen, nicht durchgängig mit einem Portalkran bedient werden. Obwohl das 1. Untergeschoss durch die Projektverfasser in den Sektor 7 ausgeweitet wird, können lediglich 61 Parkplätze in der geforderten Komfortstufe B angeboten werden.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Die einfache und konsequent durchgebildete Tragstruktur mit einem Stützenraster von ca. 7.9 x 11m lässt eine hohe Nutzungsflexibilität zu und ist der Aufgabe angemessen. Die Kräfte werden direkt abgetragen, was zu einer wirtschaftlichen Lösung beiträgt. Dieser Ansatz funktioniert aber nur, solange kein Systemwechsel zur Umlenkung der Lasten nötig ist. Die verlangte 24 m breite, stützenfreie Werkhalle kann in diesem Konzept nicht einfach umgesetzt werden. Die resultierenden statisch notwendigen Konstruktionshöhen würden das Problem der an sich schon knappen lichten Raumhöhen der darüber liegenden Geschosse weiter verschärfen. Der enge Konstruktionsraster von ca. 0.7 m und die konsequente Systemtrennung von Rohbau/Tragstruktur, Ausbau und Technik unterstützen die Flexibilität und versprechen eine nachhaltige Lösung. Die dreifach isolierte Vollglasfassade ist zwar energetisch wirkungsvoll aber ökologisch nicht optimal. Die durch den neutralen Kostenplaner errechneten ca. CHF 49,3 Mio. Anlagekosten entsprechen dem Durchschnitt der rangierten Projekte, liegt aber wesentlich über dem Kostenziel des Aufraggebers.


Gesamteindruck

Die Arbeit überzeugt insgesamt durch die Interpretation der Aufgabenstellung, mit konsequenter gestalterischer Absicht und Materialwahl. Der architektonische Ausdruck unterstützt den pragmatischen gestalterischen Ansatz durch die Transparenz und durch die sichtbare Tragstruktur. Die grossen Spannweiten und der tektonische Aufbau prägen das Gebäude in seinem industriellen Charakter aber mit einer den Proportionen geschuldeten Eleganz. Die zu konsequente Durchbildung, die diesen gestalterischen Prinzipien folgt, führt jedoch zu funktionalen, architektonischen und betrieblichen Mängeln.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Rendering Innenraum

Rendering Innenraum