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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Universitätsklinikum Köln Baufeld West

Anerkennung

Preisgeld: 14.583 EUR

Prof. Jörg Friedrich | Studio PFP GmbH Hamburg

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Horz + Ladewig

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

HHP Süd

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebaulich wird das umfangreiche Klinikraumprogramm gegliedert in einen dreigeschossigen , den Strassenverlauf der Kerpener Strasse nachzeichnenden und den Traufhöhenmasstab der Umgebung aufnehmenden Sockelbau. Hier sind die allgemeinen Funktionsbereiche und die durchgehenden OP Bereichen , die vom Bestand sich im 2.OG über den ersten bis hin zum späteren zweiten BA zusammenschliessen und erweitern lassen, angeordnet mit den beiden neuen Eingangsbereichen und der Notaufnahme. Diese strassenbegleitende Bebauung wird überlagert von den drei darüber positionierten urbanen Baukörpern mit den Stationsbereichen - zwei im ersten BA und einer im zweiten BA, welche den städtebaulichen Blockmassstab aus der Klinikumgebung aufnehmen in ihrer Dreierteilung.

Erster und zweiter Bauabschnitt werden als ein zusammenwachsender Gesamtkomplex konzipiert. Dabei zeichnen der erste und der zweite BA städtebaulich den schrägen Strassenverlauf der Kerpener Strasse nach, um mit dem Gesamtkomplex einen klar erkennbaren quartiersprägenden Strassen- und Stadtraum zu schaffen. Die Stationsbereiche darüber schaffen in ihrer Rechtwinkligkeit die Verbindung im stadträumlichen Zusammenhang mit der übergeordneten Universitätsklinikstruktur.

Vernetzung der öffentlichen Wege als Entwurfsprinzip
Im rückwärtigen Bereich wird der "Studentenweg" entlang der dreigeschossigen Sockelzone aus dem Klinikbereich bis hin zum Nebeneingang am Lindenthalgürtel als attraktiver baumbestandener städtischer Raum weitergeführt, wir vernetzen auf diese Weise das gesamte Klinikareal mit der städtischen Nachbarschaft. Öffentliche, durchlässige Eingangshallen verknüpfen den Studentenweg und damit den gesamten Klinikbereich im ersten und zweiten Bauabschnitt zusätzlich mit der Kerpener Strasse: Die Vernetzung der öffentlichen Räume mit dem Neubau wird Prinzip des Entwurfes.
Städtebaulich werden alle weiteren Überlegungen aus der Machbarkeitsstudie in das Entwurfskonzept integriert: Die Zufahrt zur TG im Bestand bleibt von der Kerpener Strasse aus erhalten; die Verlagerung der Zufahrt zur Notaufnahme im ersten Bauabschnitt wird ebenso ermöglicht wie die Zufahrt zur TG im zweiten BA; ein zweiter Eingang erfolgt in die Halle des zweiten BA ebenfalls von der Kerpener Strasse her und über einen zusätzlichen Nebeneingang im Kopfbau vom Lindenthalgürtel aus in den 2. BA. Die städtebauliche Magistrale aus dem Bestand wird in beiden Neubauabschnitten weitergeführt, um das interne Strukturprinzip aus dem Bestand im Neubau in beiden Bauabschnitten fortzusetzen.

Die Massnahmen im Einzelnen: Masstäblichkeit als Entwurfsprinzip
Über die zentralen , angenehm auch für Kinder masstäblich proportionierten dreigeschossigen Eingangshallen im ersten und zweiten BA, mit ihren warmen Holztönen in den Wandverkleidungen, werden im EG nach der Anmeldung die Ambulanzen der Kinderklinik und Geburtshilfe mit ihren überschaubaren Wartebereichen, mit Tageslichtbezug erschlossen, sowie die Pränatalstationen und der Kreissaal im ersten OG. Charakteristisch für die Eingangshallen im ersten und zweiten BA ist eine aus dem Wohnen- einer auch für Kinder vertrauten Architekturerfahrung - abgeleitete Masstäblichkeit. Eine Universitätsklinik wird in eine aus überschaubaren Raumsequenzen zusammengesetzte Wohnstadt, überschaubar und masstäblich auch in den inneren Ablaufgliederungen , sie wird überformt, aufgrund der grossen Programmfläche - im Stadtraum zu einem städtischen Körper, der die unterschiedlichen Masstäblichkeiten von Kerpener Strasse und Uniklinikumbestand zusammen bringt, im Stadtraum , nach aussen, eine Spannung, die allein der Programmfülle und den begrenzten Grundstücksflächen geschuldet ist . Über den Ambulanzen und Kreißsälen liegen die zusammenhängenden OP Bereiche, die den Bestand mit dem ersten und zweiten BA auf einer gemeinsamen Ebene zusammenbinden, mit Tageslicht in den OPs.
Direkte Zugänge und Lifte führen Patienten und Besucher aus der Halle unmittelbar hinauf in die Stationen, ohne dass sie die interne Magistrale betreten müssen. Die Notaufnahme liegt im UG , mit direktem Zugang hinauf in die OP Zone; und zum Heliport.

Neuer grüner Stadtpark auf dem Dach: Ein Garten für alle
Die Stationsbereiche über dem Sockel liegen an einem neuen innerstädtischen, krankenhausöffentlichen "Roofparkgarden"; hier wird ein städtischer Grünraum als neue Erholungsqualität für die Patienten in den Stationen angeboten und für das Personal; die neue innerstädtische durchgrünte Gartenfläche auf dem Sockeldach verbessert zudem für die umgebende Wohnbebauung das Mikroklima.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit prägt durch einen dreigeschossigen Sockel als städtebauliches Bindeglied zur Umgebung den Campus der Uniklinik Köln im Verlauf der Kerpener Straße mit einer klaren urbanen überzeugenden Haltung. Mit drei sieben- bis zehngeschossigen, gleichformatigen, differenziert angeordneten Aufbauten für die Bettenstationen im Ensemble werden die Anforderungen an die beiden Bauabschnitte prägnant und klar erfüllt. Der dreigeschossige Kopf als Solitär zum Gürtel in der Flucht der Nachbarschaft formt die Ecke und bietet eben auch Zugang zum Inneren des Campus mit Studentenweg und hat die hierfür notwendige Klarheit und Offenheit.
Kritisch scheint in der Baumassenverteilung des neungeschossigen Stationsgebäudes im 2.BA mit seiner Nähe zur Kerpener Straße und insbesondere der gegenüberliegenden Wohnbebauung. Man fragt sich dabei, warum der Bereich im Übergang zum Bettenhaus durch eine Siebengeschossigkeit geprägt wird. Hier scheint der Entwurf in Bezug zu seiner Umgebung noch etwas ungewichtig, wogegen der große Bereich der Dreigeschossigkeit zum Gürtel angemessen und wohltuend wirkt.
Der im 1.BA zentral gelegene Haupteingang als großzügige Passage mit gleichmäßiger Wirkung nach außen zur Kerpener Straße wie innen mit dem Studentenweg ist durch die Geschosse als reizvoller differenzierter Raum angelegt und findet sich letztendlich im Brückenbauwerk zwischen den Stationen wieder. Das einfache Wegekreuz aus fortgesetzter Magistrale und Passage mit daran angeordneter Erschließung bewirkt eine selbstverständliche Orientierung für Besucher, Patient und Personal, möglicherweise mit zu wenig Aufenthaltsqualität.
Die Struktur der Stationsgeschosse jeweils um einen Innenhof ist großzügig und lässt gute attraktive Situationen für die Zimmer und Aufenthaltsbereiche entstehen, führt aber auch zu hohem Erschließungsaufwand und langen Wegen. Die Qualität dieser Höfe mit ihren Belichtungsqualitäten für den Sockel führen jedoch zu einem relativ voluminösen Entwurf im Hinblick auf die städtebauliche Verträglichkeit in dieser differenzieren Umgebung.
Die aufgehenden Bauteile entwickeln sich richtigerweise ohne Gliederung durch eine Fuge aus dem Sockel, die Fassaden der Stationsgeschosse sind dabei wohltuend und angemessen strukturiert und lassen eine gute Nutzungs- und Aufenthaltsqualität für die vielfältigen dahinterliegenden Nutzungen erwarten.
Die Fassadenarchitektur des Sockels dagegen wirkt großstädtisch, spiegelt aber weder das Umfeld noch die dahinterliegenden Nutzungen wieder. Die Gliederung von EG und 1. und 2.OG in 2 Bereiche ist dabei nicht stimmig und wirkt kulissenhaft. Für den Sockel positiv anzumerken ist, dass die TG Einfahrt komplett im 1.BA realisiert wird und damit baulich eingebunden gelöst ist. Die richtigerweise ausgebildete Fuge zum Bestand Bettenhaus / OP-Bereich löst nicht die Probleme der Anfahrbarkeit der Notaufnahme während der Bauphase. Die Anschlüsse bzw. Brandwände des 1.BAs gliedern sich durch zwischenliegende Höfe gut und lassen befriedigende Zwischenzustände erwarten.
Der Entwurf lässt viele funktionale Schwächen erkennen. Die Liegendanfahrt ist, wie abgebildet, nicht nutzbar, ebenso sind die Geschosse oberhalb des 2.OGs nicht ans AWT-System angebunden. In den Stationsebenen sind Umstrukturierungen notwendig, da die Stationen über sehr viele Zugänge verfügen, die fürs Pflegepersonal nicht kontrollierbar sind. Auch können die bettenführenden Stationen vom 1.BA nicht an denen des 2.BAs angebunden werden. Neben der nicht ausreichenden Belichtung des 1.UGs ist auch die Trennung der Kindernotaufnahme und Kinderradiologie über mehr als eine Ebene nicht den Anforderungen entsprechend. Die Wirtschaftlichkeit des Neubaus bewegt sich oberhalb des Richtwerts.

Insgesamt eine gute Arbeit mit lösbaren funktionalen Schwächen, die in ihrer volumetrischen Ausformung gute Ansätze hat, aber eben nicht konsequent und stimmig im Hinblick auf die Umgebung umsetzen kann und daher nicht vollumfänglich überzeugt.
L+ | Lageplan städtebauliche Übersicht

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