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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Neubau Kardinal-Döpfner-Haus

ein 3. Preis

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Hausladen GmbH

Energieplanung, TGA-Fachplanung

Ingenieurbüro Anwander - Arbeitssicherheit & Brandschutz

Brandschutzplanung

PONNIE Images

Visualisierung

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

ÖFFNUNG UND VERBINDUNG

Das Kardinal-Döpfner-Haus, die ehemalige fürstbischöfliche Residenz prägt seit Jahrhunderten das Bild des Dombergs in Freising. Verschiedene Umbauten, in acht nachweisbaren Bauphasen vom Spätmittelalter bis heute, sind in der Gebäudestruktur und verschieden Zeitschichten ablesbar. Mit der Umwandlung in ein Studienkolleg und den Anbau des Gästehauses durch den Architekten Gabriel von Seidl wurde die Silhouette auf dem Domberg grundlegend verändert und die Abwicklung nach Süden fast verdoppelt. Heute erinnern der Turm des Nachfolgerbaus und das Volumen des Gästehauses an diese Struktur. Durch den Abbruch des bestehenden Gästehauses bietet sich die Chance die historische Silhouette des Dombergs wiederzubeleben und Diözesanmuseum – Kardinal-Döpfner-Haus – und Dom über angemessene Freiflächen und selbstverständliche attraktive Wegebeziehungen zu verbinden. Durch das Zusammenspiel aus Alt und Neu entsteht ein anregender Ort der Begegnung, der Bildungsarbeit und des Austausches als zentraler Veranstaltungsort auf dem Domberg.


ENTWURFSANSATZ

Mit dem Umbau des Kardinal-Döpfner-Hauses können die Potentiale des Standorts auf dem Domberg zur Konzeption und Errichtung eines offenen und zeitgemäßen Bildungszentrums mit dem Fokus auf ein nachhaltiges und qualitativ hochwertiges Bildungsprogramm genutzt werden. Altbau – Gästehaus – Loggia und Turm bilden ein neues Ensemble auf dem Domberg. Sie sind über eine Platzfläche, den Stadtbalkon miteinander verbunden, einem Raum, der alle Funktionsbereiche miteinander verbindet, Freiflächen neu definiert und deren Qualität deutlich aufwertet Durch das Zurücksetzen des Gästehauses gegenüber dem Altbau wird dessen Volumen wieder erlebbar. Der Turm und die Loggia werden als selbstbewusstes Zeichen einer neuen Zeitschicht interpretiert. Die besondere Qualität des Ortes sind die spürbaren noch vorhandenen Zeitschichten der historischen Bausubstanz und Aussicht über die Landschaft und die Stadt. Diese Qualitäten werden mit dem Entwurf herausgearbeitet und gestärkt. Den Besuchern steht ein vielfältiges Angebot an Tagungsflächen zur Verfügung die ja nach Lage im Gebäude eine besondere Atmosphäre bieten. Im Altbau ist dies die historische Bausubstanz und der Ausblick in die Landschaft. Im Neubau kann zudem eine flexible Raumaufteilung sowie modernste Veranstaltungstechnik angeboten werden. Durch die Verbindung der Platzräume präsentiert sich das neue Kardinal-Döpfner- Haus offen und einladend und bietet Gästen und Besuchern verschiedene Aufenthaltsangebote. Das differenzierte Raumangebot lässt sich der sich auf vielfältige Weise bespielen.

ERSCHLIESSUNG
Die Ensemble des Kardinal-Döpfner-Hauses wird über Platz- und Hofflächen mit der Umgebung verbunden. Die Rezeption am Stadtbalkon dient als Informations-und Treffpunkt für Gäste und Besucher des Hauses und verbindet den Tagungsbereich im Altbau und das Gästehaus im Neubau. Die Rezeption kann von Osten über den Domhof und von Westen über den Platz am Diözesanmuseum erreicht werden. Ein zentrales Treppenhaus mit Aufzügen dient im Westflügel der Vertikalerschließung des Konferenzbereiches und des Speisesaals und verbindet Altbau - Loggia und Turm. Ein weiterer Aufzug dient der barrierefreien Erschließung der Verwaltung im 2. und 4.OG.

KARDINAL-DÖPFNER-HAUS_ ALTBAU
Trotz der vielfachen Umgestaltung der ehemaligen Residenz sind zahlreiche historische Elemente erhalten die ein Spiegel der Geschichte des Ensembles sind. Das Konzept sieht vor, diese Elemente zu erhalten und dem Altbau vor allem in der Wirkung nach außen keine neue Zeitschicht hinzuzufügen. Bei der Disposition der Flächen steht der Erhalt oder die Wiederherstellung des Denkmals im Vordergrund. Daher werden im Altbau Nutzungen untergebracht, die der bestehenden Raumstruktur angepasst sind. Dies sind Tagungsräume, Speisesäle, Apartments für die hochstehende Würdenträger sowie die Verwaltungsflächen. Historische Raumabfolgen wie die Fürstenzimmer, der ehemalige Bereich der Hofkammer, sowie der Steinerne Saal werden wiederhergestellt oder erlebbar gemacht. Der sensible Umgang mit der Substanz und die angemessene Nutzung unterstützen die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Konzepts.

ÜBERDACHUNG HOF
Die Überdachung des Hofbereiches ist eine Option, die die Nutzbarkeit des Hoffläche für Veranstaltungen und den Tagungsbetrieb verbessert. Eine denkmalgerechte Lösung ist in den Entwurf integrierbar, jedoch nicht unabdingbar für einen funktionalen Betrieb des KDH.

TAGUNGSBEREICH ALTBAU
Im EG und 2.OG des Südflügels befinden sich die Bereiche von höchster denkmalpflegerischer Bedeutung. Der störende Flur vor dem Veit-Adam-Saal und dem Kapitelzimmer wird zurückgebaut um die Gewölbebogen freizulegen. Der neue transparente Raumabschluss reagiert auf die bauliche Struktur der Räume. Er kann ganz geöffnet werden um einzelne Räume in ihrer ursprünglichen Größe erlebbar zu machen. Der vorgelagerte Foyerbereich dient Ausstellungen und Tagungspausen. Im Westflügel befinden sich Rückzugsräume. Der Steinerne Saal wird durch den Rückbau der Decke in seinem Volumen wiederhergestellt. Er kann als Aula, für Ausstellungen und Empfänge genutzt werden. Der Rote Saal bietet sich als Backstagebereich, Probensaal oder eigenständiger Konferenzraum an. Die Fassade soll trotz der Wiederherstellung des Saales erhalten bleiben um die Proportion der Fassade nicht zu stören. Diese Haltung deckt sich mit der Einschätzung des Leitbildes der Denkmalpflege. Garderoben und WCs befinden sich im EG und 2. OG.

GASTRONOMIE ALTBAU
Für die gastronomische Versorgung des KDH bieten sich zwei Flächen an. Der kleine Speisesaal im EG steht in Verbindung zu Rezeption und Außenbereich auf dem „KDH Balkon“. Der denkmalgeschützte Speisesaal im 2. OG bleibt in seiner Struktur erhalten. Durch die Öffnung der Fassade nach Süden haben die Besucher auch hier einen Blick in die Landschaft. Die Versorgung des Restaurants erfolgt mit einem Aufzug der direkt an die Ausgabebereich anbindet. Der Raum ist durch die Theke den „langen Tisch“ in zwei Bereiche zoniert. Arkardencafé und Korbiniansklause werden erhalten und können barrierefrei erschlossen werden.

KAPELLEN
Martinskapelle und Marienkapelle stellen unterschiedliche Angebote für Gebet und Meditation dar, Sie bleiben in Ihrer Form erhalten.

FÜRSTENGANG
Die Fürstenzimmer sollen als Enfilade erhalten bleiben und die Verbindung zum Fürstengang wiederherstellen. Daher wird hier die Unterbringung der Apartments zur Unterbringung der Kardinäle oder anderer hohen Würdenträgern vorgeschlagen. Da diese Räume nicht ständig genutzt werden, können sie der Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht werden. Der Schlaf und Stauraum wird Form eines Möbels geschaffen, das als „Raum im Raum Objekt“ in den dafür vorgesehen Räumen platziert und bei Nutzung als Schlafraum geöffnet wird.

VERWALTUNGSBEREICH ALTBAU
Im EG sind die Domkirchenstiftung und die Poststelle vorgesehen Fort-und Weiterbildung Freising EOM im 2. OG. Die weiteren Verwaltungsflächen der Stiftung Bildungszentrum und des Tagungs- und Beherbergungsbereichs befinden sich kompakt im 4. OG.

FASSADENKONZEPT
Die Fassaden des Altbaus sollen auch im Innenhof in Abstimmung mit der Denkmalpflege erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden. Insgesamt wird angestrebt, eine klarere und farblich ruhigere Lösung zu finden. Die Fenster werden in denkmalgerechter Form an heutige energetische Anforderungen angepasst. Die wieder sichtbare Westfassade wird rekonstruiert. NEUBAU GÄSTEHAUS Das Gästehaus ist aus der Struktur des Bestandes entwickelt. Das Atrium ist Zentrum des Gästehauses, hier befinden sich Aufenthalts- und Treffpunkte für die Gäste und Ihre Besucher. Die Zimmer sind wichtige Orte des Rückzugs. Sitznischen an den Fenstern und die Badeinbauten zitieren die Ausstattung mittelalterlicher Mönchszellen und schaffen einen Bezug zu diesem besonderen Ort. Dusche und WC sind für die Nutzung durch zwei Personen getrennt. Auf jeder Etage sind zusammenschaltbare Familienzimmer und ein behindertengerechtes Zimmer vorgesehen. Gäste können das Haus auch über einen Eingang betreten, der neben dem kleinen Café mit Terrasse am Museumsplatz liegt. In dieser Ebene befinden sich auch die Küche, Hauswirtschaftsflächen und Büros.

DOMTREPPEN
Die Domtreppen führen die Besucher vom Museumsplatz zum Kardinal Döpfner-Haus. Breite Sitzstufen laden zum verweilen ein. Sie können als Bühne für die Domtreppenkonzerte genutzt werden, die das Angebot des Theatersommers und sonstiger Veranstaltungen auf dem Domberg ergänzen können.

NEUBAU TAGUNGSBEREICH _ LOGGIA UND TURM
Auch der Tagungsbereich hat einen Zugang direkt von dem Museumsplatz. Die „KD-Loggia“ bildet den Auftakt zum Turm. Die Loggia kann als Aula für große Veranstaltungen genutzt werden, oder in kleinere Tagungsräume aufgeteilt werden. Das flexible Raumkonzept im Neubau erweitert das Angebot der historischen Tagungsflächen im Altbau um den Ansprüchen unterschiedlicher Arten und Größen von Tagungen, Kursen und Seminaren gerecht zu werden. Loggia und Turm zitieren architektonisch prägende Elemente des Seidlbaus. Die großzügige Treppe im Westflügel ist das Bindeglied zwischen Alt und Neu. Auf der Galeriefläche der Loggia stehen Garderoben und WCs für die Tagungsflächen zur Verfügung. Die besondere Qualität des Ortes wird vor allem in den Turmzimmern erlebbar.

MATERIALKONZEPT _FASSADE
Im Dialog von Alt und Neu wird eine anregende Bildungshaus-Atmosphäre geschaffen. Die Basis für das Thema Öffnung und Gastfreundschaft wird durch den städtebaulichen Ansatz gebildet und die räumliche Struktur und Atmosphäre unterstützt. Die Planung berücksichtigt die bestehende, historische Bausubstanz und entwickelt im Neubau eine nachhaltige und zeitlose Architektur. Über Material, Maßstab, Öffnungsanteile und farbliche Fassung des Neubaus wird ein Bezug zu dem Altbau und zu der reich gegliederten Architektursprache des umgebenden Bestandes hergestellt. Die Plastizität der Fassade erinnert an die 3-dimensionale Ausformung barocker Schmuckelemente.


FREIANLANGEN

Das Konzept gliedert das Areal durch die Städtebauliche Setzung in klar ablesbare Freiraumtypologien. Zum Schlossberg entsteht ein großer Aussichtbalkon mit Bezug in die umgebende Landschaft und die Alpen. Ein leicht erhöhter Baumhain aus blühenden Zierkirschen verleiht dem Ort einen kontemplativen Charakter. Die Kante dient gleichzeitig zum Sitzen. Unter dem Baumhain bespielt freies Mobiliar die Fläche und bietet jedem Besucher seinen Lieblingsplatz. Der große Balkon verbindet sich selbstverständlich mit der östlich gelegenen Bestandsterrasse und führt die Außenanlagen als Gesamtkonzeption sinnig fort. Vom Balkon führt eine große Freitreppe zum tieferliegenden Platz am Diözesanmuseum. Hier gliedern repräsentative Heckengärten subtil die Fläche des Platzes in unterschiedlichen Funktionsbereiche wie Anlieferung, Zugang Museum und leiten zur südlichen Aussichtterrasse bei den Seminarräumen über. Im nördlichen Heckengarten ist ein „Hortus conclusus“ situiert, der als Rückzugsort das Angebot an nutzbaren Freiräumen erweitert. In direkter Nähe gliedert sich im Neubau ein Café an. Auf dem tieferliegenden Austrittsbereich der Seminarräume wird die Gestaltung der Rosenbeete fortgeführt. Die Raumaufteilung bietet auch Platz für die Arbeit im Freien.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser schafft mit seinem Vorschlag einen hervorragenden Beitrag zur Lösung dieser städtebaulich anspruchsvollen Aufgabe. Drei Gebäude liegen künftig an einem großzügig dimensionierten Stadtbalkon und entwickeln schön und gut proportionierte Außenräume. Dabei springt das Gästehaus nach Norden zurück und das Turmhaus bildet den räumlichen Abschluss und Übergang nach Westen zum Vorplatz des Museums. Die Seminarräume im Sockel nach Süden sind hervorragen platziert.