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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2017

Feuerwehr + Bauhof

Anerkennung

Preisgeld: 8.500 EUR

architekten dhs - Markus Haug

Architektur

Heiko Brucker, Freier Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept und städtebauliche Integration

Das Entwurfskonzept der beiden Nutzungen Feuerwache und Bauhof ist deutlich zu erkennen. Es gibt einen langen zweigeschossigen Hauptbaukörper, einen eingeschossigen Nebenbaukörper und den Übungsturm.

Zusammen bilden die 3 Baukörper eine klare Einheit, die sich wie selbstverständlich in das Grundstück integriert und klare Raumkanten schafft.

Im Hauptbaukörper sind sämtliche Nutzungen der Feuerwehr untergebracht. Außerdem liegen dort alle Bereiche des Bauhofes bis auf die Fahrzeuge. Des Weiteren befinden sich dort sämtliche gemeinsam genutzte Bereiche.

Im hinteren Baukörper sind die Fahrzeuge und das Lager des Bauhofes untergebracht.

Die Gebäude bilden den städtebaulichen Abschluss am Ortsrand von Neuhausen. Der Radweg entlang der Nordseite des Grundstückes wird begradigt und im Zuge der Baumaßnahme neu gestaltet.

Erschließung und Nutzungsverteilung

Die neue Feuerwache und der Bauhof liegen direkt an zwei neu geplanten Erschließungsstraßen. Obwohl die Feuerwache und der Bauhof in einem gemeinsamen Baukörper untergebracht sind, sind die Nutzungen innen und außen klar getrennt und funktionieren komplett unabhängig voneinander.

Der wichtigste Zugang dient den anrückenden Feuerwehrleuten. Die Mitarbeiter-Parkplätze liegen direkt an der geplanten neuen Straße. Von den Parkplätzen aus führt der direkte und kürzeste Weg über die Alarmumkleide direkt in die Fahrzeughalle. Alle Fahrzeuge, Anhänger und Abrollbehälter sowie die Einsatzzentrale orientieren sich zu einem großen und breiten Alarmhof hin, der mit zwei geplanten Alarmausfahrten direkt auf die neu geplante Erschließungsstraße führt. Es gibt dabei keine Überschneidungen oder Überkreuzungen.

Vor der Einsatzzentrale liegen noch 5 weitere Stellplätze für die Einsatzleitung und Besucher.

Der Bauhof wird auf der Ostseite des Grundstückes erschlossen. Dort liegen die Mitarbeiterstellplätze gleich am Anfang der Bauhof-Freiflächen. Die Stellplätze gleichen durch ihre Lage im Gefälle die Höhe von der Einfahrt an der geplanten Straße bis zum Hof hin aus. Die Freilagerflächen des Bauhofes liegen entlang der Werkshofstraße bis hin zu den Aufstellflächen der Großfahrzeuge und der Umschlag- und Lagerfläche, welche zwischen den beiden Baukörpern liegt. Zwischen den Stellplätzen und Lagerflächen befindet sich die Tankstelle, die so problemlos von sämtlichen Feuerwehr- und Bauhoffahrzeugen angefahren werden kann.


Topografie

Die Erdgeschossfußbodenhöhe wird auf 359.00m ü. NN. festgelegt und liegt somit zirka im Mittel der bestehenden Grundstückshöhen. Das Gebäude und die angrenzenden Außenbereiche sind eine durchgehende Ebene. Über leichte Steigungen und Rampen in den Ein- und Ausfahrten können sämtliche Höhen ausgeglichen werden. Die Fahrzeughalle des Bauhofes kann als baulicher Rücken des Konzeptes den Geländeverlauf am Radweg ausgleichen.
Funktionsbereiche

Die Funktionsbereiche von Feuerwache und Bauhof innerhalb des Gebäudes sind klar gegliedert und ablesbar.

Hinter der Fahrzeughalle der Feuerwehr liegen die Bereiche der Einsatzabwicklung, Schlauchpflege, Werkstätten und Lager klar voneinander getrennt und doch eng miteinander verknüpft. Die Einsatzleitung sitzt in der Mitte der Fahrzeughallen mit komplettem Rundumblick auf die einzelnen Bereiche und den Alarmhof.

Über das Foyer erreicht man das Obergeschoss. Auch dort sind die Funktionsbereiche Büros, Ruheräume und Freiwillige Feuerwehr klar strukturiert. Eine große Dachterrasse mit Blick auf die umliegenden Weinberge wertet diese Nutzungen auf. Vom Bereitschaftsraum führen die Rutschstangen direkt in den Bereich der Einsatzabwicklung. Den Büros sind eine Teeküche und ein offen gestalteter Pausenbereich zugeordnet.

Die Freiwillige Feuerwehr mit Florianstube und Jugendraum im Obergeschoss ist durch den Zugang im Treppenhaus 2 getrennt von den anderen Nutzungen zu erschließen.

Im Erdgeschoss des Bauhofes befinden sich sämtliche Werkstätten, Umkleidebereiche und ein großer Aufenthaltsraum. Die Werkstätten sind so strukturiert, dass diese auch vom Hof her überall gut bedient werden können.

Über das Foyer erreicht man im Obergeschoss die Büros des Bauhofes.

Im Obergeschoss sind zwischen den beiden Hauptzonen Feuerwache und Bauhof alle Synergien, sprich alle gemeinsam genutzten Bereiche angeordnet. Sämtliche Schulungsräume sind flexibel nutzbar. Teeküche und Lagerräume sind zentral angeordnet.


Freiflächenkonzept

Sämtliche Freiflächen der neuen Feuerwache werden so angeordnet, dass enge funktionale Verknüpfungen zum Gebäudeinneren sowie kurze Wege im Alarmfall entstehen.

Der Übungshof liegt hinter dem Hauptgebäude und wird durch den prägnanten, fast 26 m hohen Übungsturm räumlich gefasst. Der Übungshof und die Alarmhöfe sind außer über die neuen Straßen auch direkt über die Durchfahrten der Schlauchpflege oder der Stellplätze 1.2 und 1.20 miteinander verbunden.

Der große Umschlagshof des Bauhofes zwischen den beiden Gebäuden ist das Zentrum für BauhofFahrzeuge, Werkstätten und Lagerflächen und verbindet diese miteinander.


Konstruktion und Erscheinungsbild

Das Gebäude soll sich nachhaltig, wie selbstverständlich und dennoch prägnant in die Umgebung einfügen. Die tragende Konstruktion ist aus Stahlbeton. Das konstruktive Raster der Fahrzeughalle beträgt 4,50 m x 12,5 m, die lichte Raumhöhe beträgt 6,25 m.

Durch die große Raumhöhe in der Fahrzeughalle kann das Gebäude im hinteren Bereich zweigeschossig werden.

Die Außenwände bestehen aus großen Betonfertigteilen mit Außenschale, Innenschale und hocheffizienter Kerndämmung. Der tragende Kernbeton wird vor Ort betoniert.

Die fertige Fassade wird geprägt durch eine natürlich rötlich eingefärbte Sichtbeton-Außenschale wie das Fotobeispiel auf Plan 2 zeigt.

Durch das Verwenden von Fertigteilen ist eine schnelle und wirtschaftliche Bauweise gewährleistet.

Auf beiden Gebäudeseiten kragt die Dachkonstruktion um 2m über die Fassade hinaus. Alle Tore und Zugangsbereiche erhalten somit einen konstruktiven Witterungs- und Sonnenschutz.

Die hochgedämmten Flachdächer erhalten eine extensive Begrünung, außerdem gibt es Bereiche mit flach verlegten Photovoltaikpaneelen.

Der ca. 26 m hohe Übungsturm hat tragende Wände und aussteifende Podestebenen aus Stahlbeton. Die Treppen und die Übungsbalkone sind als Stahlkonstruktion geplant. Der Übungsturm bildet mit seinem naturgrauen Sichtbeton das Pendant zum eingefärbten Hauptgebäude.


Energiekonzept

Das Hauptgebäude erhält einen hohen Wärmeschutz durch einen sehr effizienten Wärmedurchgangskoeffizienten der Fassade.

Die Fenster mit einem Ug-Wert von 0,6 W/(m²·K) und die Flachdachaufbauten sind hochwärmegedämmt und ermöglichen einen geringen Energieverbrauch.

Die Fahrzeughallen hingegen werden lediglich frostfrei gehalten und erhalten somit einen niedrigeren Dämmstandard.

Wärme und Strom werden über eine angemessene Kombination von Gastherme und Blockheizkraftwerk erzeugt.

Das Gebäude erhält zwei Lüftungszentralen auf dem Flachdach. Die Abwärme des im Obergeschoss liegenden Serverraums kann zur Wärmerückgewinnung genutzt werden.

Um äußeren solaren Lasten entgegenzuwirken, kommt ein außenliegender Sonnenschutz mit Tageslichtlenkfunktion zum Einsatz. Über die Lamellenstellung werden gleichzeitig der Blendschutz und eine verbesserte Tageslichteinbringung gewährleistet. So wird die Tageslichtautonomie im Gebäude erhöht und Strom für elektrische Beleuchtung eingespart. Wo möglich, werden thermische Massen genutzt. Eine aktive Kühlung der Räume ist nicht notwendig. Sämtliche Bereiche werden außerdem mechanisch be- und entlüftet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt städtebaulich durch die Parallelstellung zweier schlanker Einzelbaukörper, die in ihrer Kubatur zurückhaltend und ruhig wirken. Die Aufteilung in Feuerwehr- und Bauhofbereich ist sinnvoll und funktioniert.

Die Erschließung des Feuerwehrbereichs teilt sich in einen rückwärtigen Zugang mit Parkplätzen für die Alarmfahrzeuge und in eine südliche Erschießung für Besucher und Nutzer des Bauhofs. Dies bringt sowohl in der Anzahl an Außentüren, als auch in der Anzahl der Treppenhäuser eine ebenso umständliche und aufwendige Erschließung der funktionalen Teilbereiche mit ihren Obergeschossen mit sich.

Im Außenbereich sind die Anforderungen an die Anschlüsse an das Geländes nicht überzeugend gelöst, da auf der Südseite unterschiedliche Niveaus der Alarmhöfe erkennbar sind und auf der Westseite ein Niveauunterschied zwischen Alarmparkplätzen und Feuerwehrzugang entsteht (unzulässige Treppe im Alarmweg).

Die baukörperlich grazile Gesamthaltung wird durch die Auslagerung von Teilflächen des Bauhofs erreicht, was eine Verschiebung des Bauhofs in die zweite Reihe hinter das Hauptgebäude mit sich bringt. Leider ist auch dies nachteilig für den Bauhof in der Erreichbarkeit einiger Funktionsflächen z.B. der Waschhalle.

Die funktionale Trennung des Bauhofs und der Feuerwehr und die Verteilung der Programmflächen sind generell gut gelöst, die Anbindung des Alarmhofs muss allerdings mit dem Höhenniveau der Straße überprüft werden. Die Einsatzzentrale liegt funktional sehr gut. Der Schlauchturm kann in der städtebaulich ansprechenden Solitärstellung funktional nicht überzeugen und sollte im räumlichen Kontext zur Schlauchpflege liegen. Die gesamte innere Erschließung mit ihren 5 Treppenhäusern ist nicht klar und sinnfällig strukturiert.

So schlicht und überzeugend wie der städtebauliche Vorschlag, sind auch die Kopffassaden des Gebäudes durchgängig zurückhaltend gestaltet. Die Südfassade ist mit ihrer unstimmigen Unterbrechung im Zugangs- und Bauhofbereich nicht nachvollziehbar und entspricht nicht dem skulpturalen Ansatz des „En-Vogue“- rot eingefärbten Sichtbetons.

Der Freibereich ordnet sich dem Entwurfskonzept unter und fügt sich schlüssig in die Parallelstruktur zur Erms mit ihren Fuß- und Radwegen ein. Dies schafft eine klare und unaufgeregte Einbindung in die Landschaft.

Sowohl Konstruktion, als auch Flächen – und Kubaturvergleich lassen eine wirtschaftliche Realisierung vermuten. Die energetischen und haustechnischen Ansätze entsprechen den geforderten und gängigen Standards.

Der Entwurf überzeugt sehr durch seine elegante Baukörperdisposition, zeigt jedoch Schwächen in der Anbindung an die Straßenniveaus und wirft insgesamt in dieser Komposition die Frage nach der Adressbildung des Bauhofs auf.