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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Kindergarten und Tagesbetreuung

ENGAWA

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Ruprecht Architekten

Architektur

Renggli AG

Projektsteuerung

Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ENGAWA situiert sich selbstbewusst über einen zweigeschossigen langen Baukörper über die gesamte Perimeterlänge entlang der Maurstrasse und schliesst die bisher offene Schulanlage zur Strasse ab. Das neue Kindergarten- und Tagesbetreuungsgebäude knüpft auf selbstverständliche Art und Weise über die bestehende Erschliessungsachse der Wigartenstrasse an und stärkt dadurch die Adressierung der Gesamtschulanlage Lätten. Die Setzung des Neubauvolumens etabliert zwei präzise und gut nutzbare Aussenräume; ein als Spiel wiese ausgebildeter Raum zur Maurstrasse und ein lärmgeschützter, kleinteiliger terrassierter Spielbereich nordöstlich zur bestehenden Schulanlage. Obwohl sich die beiden Aussenräume sehr gut in kleinere nutzungsspezifische Bereiche unterteilen lassen wird hier eine gewisse räumliche Grosszügigkeit bemängelt. Die Ausformulierung, Ausstattung und Materialisierung der Aussenräume ist schlüssig und stimmungsvoll. Die räumlich nachvollziehbare, dichte Bepflanzung entlang der Maurstrasse schränkt allerdingst die Nutzung als Spielwiese ein. Der Kletterdschungel besticht und fügt eine neuartige, dichte Aussenraumqualität in die Schulanlage ein. Der leicht erhöhte, bekieste Spielbereich setzt sich vom Niveau der Schulanlage ab, was eine gewünschte Trennung von Kindergartenbereich und Schule ergibt, die Zugänglichkeit aber erschwert. Der architektonische Ausdruck wird geprägt über die rasterartige Gliederung der sichtbaren Holzkonstruktion welche den langen und markanten Gebäudekörper in seiner Massstäblichkeit adäquat proportioniert und die vorgelagerte Laubengangschicht mit den vier aussenliegenden Treppen. Der dadurch etablierte gedeckte Vorbereich im Erdgeschoss bei den Kindergärten verstehen die Projektverfasser als identitätsstiftende Zwischenzone (Engawa in Japan), die je nach Jahreszeit und Nutzung dem Innen- oder dem Aussenraum zugeordnet werden. Die direkte Anbindung an die Aussenräume wird sehr begrüsst. Der zweigeschossigen Erscheinung folgt eine entsprechende Organisation mit den fünf Kindergartenzimmern, dem Lehrerzimmer und dem überhohen Mehrzwecksaal im Erdgeschoss sowie den zwei Kindergarten- und den Tagesbetreuungsräumen im Obergeschoss. Der Grundriss mit der mittleren Kernzone und den beiden angrenzenden Raumschichten ist einfach und intelligent strukturiert. Die These der Projektverfasser, dass das Haus explizit kein Schulhaus sein will und darum auf eine interne Erschliessung mit Korridoren verzichtet, ist aber nicht verständlich und irreführend. Vielmehr stellt der Projektbeitrag einfach dar, wie man über eine klare Raumstruktur dem Anspruch von grosser Universalität im Schulalltag gerecht werden kann. Alle Unterrichts- und Betreuungsräume werden einzeln und direkt von Aussen über einen Garderobenraum erschlossen. Die anschliessenden Kindergartenzimmer definieren sich mit den Gruppenräumen als ein zusammenhängendes Raumgefäss, welches einerseits beliebig in weitere Teilräume unterteilt werden kann und andererseits über Verbindungstüren zu den benachbarten Einheiten auch klassenübergreifenden Unterricht ermöglicht. Die in der Überarbeitung ausformulierte mittlere Kernzone bietet mit den zusätzlichen Lichthöfen und den Nischen Raum für Begegnungen zwischen den einzelnen Kindergartenräumen. Das nicht im Voraus Determinierte ist die grosse Qualität dieser Raumstruktur mit den grossen Haupträumen und den dazwischen geschalteten Garderoben- und Infrastrukturräumen. Als kritisch wird die Anlieferung der Aufwärmküche sowie deren Lage in Bezug zu den Betreuungsräumen beurteilt. Die Essensverteilung erfolgt über den engen Garderobenbereich oder den Laubengang und überzeugt nicht, eine direkte Raumanbindung wäre hier wünschenswert. Das Projekt erfüllt nach der Überarbeitung die Minergie-P-ECO-Anforderungen. Die Einfügung der mittleren Zone für die Querlüftung und Belichtung der Räume, wie auch für die Integrierung der notwendigen Steigzonen ist gut und zielführend gelöst. Bezüglich der Er - stellungskosten liegt das Projekt im mittleren Bereich und lässt eine verhältnismässig gute Wirtschaftlichkeit erwarten. In der Gesamtbeurteilung kann dem Projekt auf vielen relevanten Ebenen eine hohe Qualität attestiert werden. Die städtebauliche Setzung, der unprätentiöse architektonische Ausdruck, die klare Raumstruktur und die ökonomische und konstruktive Durchbildung überzeugen. Als kritisch werden die Anbindung der Küche zu den Betreuungsräumen und die zuweilen engen Platzverhältnisse in den Garderobenzonen, sowie die fehlende Grosszügigkeit im Aussenraum beurteilt.