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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Kindergarten und Tagesbetreuung

Campus Lätten

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Priora Generalunternehmung AG

Projektsteuerung

Raymond Vogel Landschaften AG

Landschaftsarchitektur

HBI Haerter

Bauingenieurwesen

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Akustikplanung, Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen mit ihrem Projekt eine dezidiert neue Lesart des Schulareals vor. Über die Setzung der beiden Baukörper – einem eingeschossigen, Sheddachbeckten Kindergartengebäude und einem viergeschossigen Turmhaus für die Tagesbetreuung – wird die Achse der vor der Zwickyfabrik vorbeiführenden Wigartentrasse gestärkt. Das Turmhaus besetzt als markantes Zeichen den Zugang zum Areal, und der Kindergarten schliesst die bis anhin offene Schulanlage zur Maurstrasse ab. Dass der Turm für die Tagesbetreuung die Funktion der zentralen Adresse wahrnimmt erscheint logisch, da sich hier alle Kinder aus der gesamten Schulanlage treffen. Das volumetrisch gestaffelte Gebäude des Kindergartens folgt der Geometrie der Maurstrasse, seine markante Silhouette verleiht dem Schulareal zusammen mit dem Volumen des Turms eine kräftige Adresse, welche der Schule als wichtiger öffentlicher Institution angemessen ist und der gesamten Anlage zu einer eigenständigen Identität verhilft. Der Turm scheint aus dem Volumen des Kindergartens ausgeschnitten und derart zur Seite geschoben, dass zwischen den beiden Bauten ein Eingangshof entsteht, an den die Zugänge zur Betreuung, zum Mehrzweckraum und zum Kindergarten zu liegen kommen. Leicht versetzt zum Eingangshof der bestehenden Schulanlage entsteht so eine spannungsvolle Abfolge von Enge und wechselseitig sich öffnender Weite der beiden gefassten Höfe. Campus Lätten ist das einzige Projekt, welches konsequent alle Kindergartenräume ebenerdig anordnet. Diesem Primat wird das ganze Projekt untergeordnet. Der Kindergarten wird über eine grosszügige Eingangshalle betreten, welche auch als Foyer zum angrenzenden Mehrzwecksaal genutzt werden kann. Die Kindergartenräume sind entlang einer sich verjüngenden zentralen Halle angeordnet. Vorzonen mit Garderoben fassen jeweils eine Einheit mit Gruppenraum und Klassenzimmer zusammen. Die Perspektiven zeigen karge Innenräume, welche nicht ganz mit den Beschreibungen im Detailschnitt korrespondieren. Die Tagesbetreuung besteht aus vier gleichartig aufgebauten, gestapelten Geschossen. Ein Betreuungszimmer nach Südwesten und ein grosszügiger Gruppenraum nach Nordosten besetzen zusammen mit der Infrastruktur jedes Geschoss. Die beiden Raumschichten könnten leicht asymmetrisch auf einfache Art mit mobilen Elementen getrennt werden, was eine grosse und willkommene Flexibilität darstellt. Die Organisation der Betreuung über vier Geschosse wird im Beurteilungsgremium intensiv und kontrovers diskutiert und schlussendlich als suboptimal beurteilt. Der Konsequenz des ortsbaulichen Ansatzes folgend, regen die Verfasser an, das Gartenareal um das geschützte Lehrerhaus in die Aussenraumgestaltung der Schulanlage einzubeziehen. Dies scheint ein schöner Gedanke, die Umsetzbarkeit ist aber fraglich. Vor allem aber geschieht der Vorschlag aus der Not, da der grosse Fussabdruck des Kindergartens schlichtweg zu wenig Platz für die notwendigen Aussenräume übriglässt. Die beiden Gebäude sind als Massivbau geplant. Die schön proportionierten Fassaden aus vorfabrizierten Betonelementen und stehen - den Fensterformaten verleihen den Neubauten im Zusammenspiel mit der bewegten Dachkontur eine sachliche Eleganz. Das ansteigen - de Dach über dem Mehrzweckraum bindet den Turm gekonnt in die volumetrische Gesamtkonzeption mit ein. Die massive Bauweise ist Ausgangspunkt des Energie- und Haustechnikkonzepts. Die Verfasser schlagen vor, aufgrund der grossen thermischen Speicherfähigkeit der Bauten einerseits und des grossen Luftvolumens andererseits, auf eine kontrollierte Lüftung zu verzichten. Ob die Lüftung über die vorgeschlagenen mechanischen Fensterlüfter bei heruntergelassenen Storen im Sommer aber funktioniert, wird angezweifelt, ebenso die Tauglichkeit des Lüftungskonzepts angesichts der Lärmbelastung von der Maurstrasse. Massive Dämmschichten müssen kompensieren, dass die Gebäude sehr wenig kompakt sind. Die genügende Belichtung vor allem der nordostseitig orientierten Kindergartenzimmer wird angezweifelt, hier könnten weitere Oblichter Abhilfe schaffen. Campus Lätten ist das kostengünstigste Projekt. Dies sicherlich auch, weil ein „LowTech“-Ansatz vertreten wird und zum Beispiel auf die kontrollierte Lüftung verzichtet wird. Die grosse Qualität des Projekts besteht in der Konsequenz, mit der die Verfasser sämtliche Aspekte des Entwurfs, vom Städtebau über die Organisation der Nutzungseinheiten bis in das Material- und Nachhaltigkeitskonzept sehr sorgfältig durchgearbeitet und umgesetzt haben. Schlussendlich sind aber die betrieblichen Nachteile der Organisation der Tagesbetreuung über vier Geschosse, sowie die zu kleinen Aussenräume –oder eben Resträume- für den Kindergarten eine zu grosse Hypothek.
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