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Einladungswettbewerb | 02/2017

Gemeindehaus mit Cafe an der Stellinger Kirche

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Gebäudestellung und Typologie
Das neue Gemeindehaus steht parallel zur westlichen Grundstücksgrenze, die Flucht der benachbarten Wohnhäuser der Molkenbuhrstraße aufnehmend. Das Aufnehmen dieser Flucht bedeutet ein geringfügiges Überschreiten der „Sichtachse“ auf die Kirche. Wir sind davon überzeugt –und haben dies anhand von Modellstudien untersucht-, dass dieses nur wenige Schritte spätere Freigeben der Sicht auf die Kirche keine Beeinträchtigung des Denkmals darstellen wird. Vielmehr glauben wir, dass die Zuordnung des Gemeindehauses in die Flucht der Wohngebäude wichtig ist, weil es seine dienende und dem Kirchengebäude sich unterordnende Stellung unterstreicht.
Der schlanke Baukörper mit flach geneigtem Dach entspricht dem Typus des „einfachen“ Hauses. Der Stellung des Hauses entsprechend, entsteht nun ein neuer einladender Vorplatz, der nach Westen durch das Gemeindehaus und nach Norden von der Kirche gefasst wird.

Funktionen
Auf diesen Vorplatz orientiert sich das Café mit eigenem Eingang und damit der Möglichkeit, ganz unabhängig von den Öffnungszeiten bzw. Veranstaltungen des Gemeindehauses betrieben werden zu können. Der Vorplatz soll gastronomisch genutzt und vom Café bespielt werden. Ver- und Entsorgung des Cafés erfolgen unabhängig und störungsfrei über einen eigenen Zugang im Westen.
Im Zwischenraum zwischen Kirche und Gemeindehaus führt der Eingang ins Gemeindehaus zum neuen, verbindenden Foyer, von dem aus man alle Gemeinderäume erreichen kann. Das Foyer wird geprägt von den Stützen, die das flache Dach tragen und aus dem Rhythmus der Kirche entwickelt sind. Erdgeschossig schließt an das Foyer der teilbare Gemeindesaal mit den zugehörigen Nebenfunktionen an; er öffnet sich zum ruhigen Garten nach Norden. Die Anordnung des Cafés und Gemeindesaales im Erdgeschoss ermöglicht bei Bedarf die professionelle gastronomische Versorgung des Saales durch das Café.
Über eine einläufige Treppe wird der Besucher in Richtung des Gemeindebüros (Büro und Besprechungsraum mit Vorraum/ Wartebereich) ins Obergeschoss geführt. Die übrigen Räume (Musikraum mit Abstellraum, Jugendraum, kleiner Saal) schließen sich im OG an. Sie alle öffnen sich bis unter das Dach. Dies gilt insbesondere für den großen Saal, der die komplette Haushöhe einnimmt: Einbeschrieben in die „Hauskontur“ des Saales sind erdgeschossig ein abteilbarer Saal (bzw. Tagungsraum) und der im Obergeschoss darüber liegende kleine Saal (Gruppenraum), der über eine Glaswand den Blick in den großen Saal ermöglicht.
Alle Nebenräume (WC- Anlage, barrierefreies WC mit Wickelmöglichkeit, Personal- und Abstellräume des Cafés, Abstellräume und Archiv der Gemeinde) sind im Untergeschoss untergebracht und, wie alle übrigen Ebenen, über den Aufzug barrierefrei erreichbar.
Das Obergeschoss ist bauordnungsrechtlich kein Vollgeschoss; das Haus ist demnach ein eingeschossiges Gebäude, das im Rahmen der Bedingungen des Bauvorbescheids errichtet werden kann.
Wir haben alle gewünschten Funktionen im neuen Gemeindehaus kompakt gebündelt (mit Ausnahme der Sakristei, die zwingend der Kirche zugehört). In der Kirche werden also keine Räume untergebracht; wünschenswert wäre u.E., die Trennung unterhalb der Empore rückgängig zu machen, damit die Architektur des Innenraumes der Kirche in der originalen Form (mit den beiden frei stehenden Stützen) erhalten bleibt.

Gestaltung und Materialien
Unser gestalterisches Ziel ist, einen Baukörper zu entwerfen, der sich typologisch und in seiner architektonischen Haltung ganz selbstverständlich neben die Kirche stellt. In diesem Sinne sind auch die architektonischen Elemente der Fassade gewählt: die Fenster reihen sich zu großformatigen Öffnungen, die durch runde Stützen regelmäßig und ruhig rhythmisiert werden. Diese Stützen sowie die Einfassung der Öffnungen bestehen aus hellen eingefärbten Betonfertigteilen. Die Fassade wird aus roten Ziegeln gemauert, die denen der Kirche entsprechen sollen.
Das Haus ist massiv konstruiert: Tragende Wandschale aus Mauerwerk/ Stahlbeton, mineralische Dämmung, roter Verblendstein. Alternativ zu diesem konventionellen Wandaufbau können auch Fertigteilelemente aus hochdämmendem Porenbeton Verwendung finden. Die Decken sollen (insbesondere wegen der Anforderungen Brandschutz und Schallschutz) aus Stahlbeton konstruiert werden.
Alternativ zu einem zimmermannsmäßig aus Holz konstruierten Dach können auch hier Fertigelemente aus Holz zum Einsatz kommen. Das Dach wird mit einem dunkel engobierten Tondachziegel gedeckt, die Fenster sollen aus Holz gefertigt werden.

Alle Räume werden natürlich be- und entlüftet (öffenbare Fenster). Als Wärmeschutzstandard wird von uns zunächst die aktuelle Energieeinsparverordnung zugrunde gelegt. Ein höherer Standard z.B. als Niedrigenergiehaus ist möglich mit dem entsprechenden Aufwand für die Haustechnik (kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung). Die Art der Wärmeerzeugung muss in Zusammenhang mit der Kirche untersucht und entwickelt werden.

Im Inneren wird das Gemeindehaus von hellen, natürlichen und dauerhaften Materialien geprägt sein: verputzte bzw. hell gespachtelte Wandoberflächen, helles Industrieparkett aus massiven Hochkantlamellen (Eiche oder Bambus, geölt), sowie die sichtbare Holzuntersicht der Dachkonstruktion.
Das runde farbige Fenster aus dem alten Gemeindehaus soll in der Giebelwand des Saales seinen neuen Platz finden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Querschnitt

Querschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt