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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2017

Eltingstraße – Eltingplatz

Perspektive Eltlingplatz

Perspektive Eltlingplatz

ein 3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

ARGUS Stadt und Verkehr

Verkehrsplanung, Stadtplanung / Städtebau

Hans-Hermann Krafft

Architektur

Erläuterungstext

Die strenge und dichte orthogonale Blockstruktur des Eltingviertels mit seiner besonderen historischen Bedeutung als gründerzeitliche Stadterweiterung bestimmt die konzeptionelle Grundhaltung für die neue Freiraumgestaltung ebenso, wie der Umgang mit dem Bestandsgrün des verkehrsberuhigten Bereiches aus den 70er Jahren.
Die behutsame „Öffnung“ der Freiräume und Blickbezüge stellt den stadträumlichen Zusammenhang her und ermöglicht die Integration des Eltingviertel - als Quartier mit besonderer Ausstrahlung - in das städtebauliche Umfeld.
Die Eltingstraße wird als „Rückgrat“ des Quartiers durch Mobiliar und Freihaltung der Blickachsen hervorgehoben.

Die Straßen- und Platzräume gewinnen mit dem behutsamen „Freiräumen“ an Transparenz und bieten eine bessere Orientierung. Möblierung und Vegetationselemente schaffen dagegen Milieu und Kleinmaßstäblichkeit.
Die besonderen Potentiale zweier Plätze, der Straßenräume und der vielen Gründerzeitbauten werden in ihrem räumlichen Zusammenhang durch ein einheitliches Material des Stadtbodens als zusammenhängendes Ganzes hervorgehoben. Mit sehr bewusst und sparsam gesetzten, einfachen aber vielschichtigen Gestaltungselementen werden variable Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten angeboten. Sie finden im Quartier ihren Ausdruck zu einem zeitgemäßen städtischen, vom Wohnen geprägten Freiraum, dessen Großzügigkeit und Unaufdringlichkeit ein offenes „Klima“ bieten und einladen zu Gemeinsamkeit und Aktivität, aber auch die erforderliche räumliche Distanz dem Individuellen ermöglicht. Auch Pflege und Unterhaltung wurden berücksichtigt.
Das Eltingviertel zeichnet sich städtebaulich durch sein Raster aus, in dem der Eltingplatz als grüne Oase ein ausstrahlendes Zentrum bildet. Zusammen mit dem Platz am zukünftigen Kitastandort wird er als Quartiersmittelpunkt und prägender Platzraum mit dem Straßenraum der Quartiersachse Eltingstraße in eine räumlich erlebbare Beziehung gesetzt.

Als das „Grüne Wohnzimmer“ des Eltingviertels entwickelt sich der Platz über eine nutzbare, terrassenartige Zwischenschicht unter den Platanen zur Eltingstraße und öffnet sich gleichfalls über größere, durchwegbare Pflanzflächen unter den Platanen zu allen Seiten.
Diesem Konzept liegt die heute überformte, robuste, klassische Struktur des Platzes zugrunde. Sie entspricht der zeitlosen und einfachen Platztypologie einer städtisch geprägten „grünen“ Mitte, umgeben von breiten, begrünten Platzrändern und einer zweiten inneren Erschließungsschicht. Dieses Prinzip ermöglicht hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Im Hinblick auf sich wandelnde Nutzungsansprüche können unterschiedliche attraktive Aufenthalts- und Nutzungsangebote formuliert werden.
Die gegenwärtig erschwerten Verbindungen, zu Fuß und mit dem Fahrrad, und die sehr knapp bemessenen Räume vor den Gebäudefassaden sind nun angemessen dimensioniert und bieten neben großzügigen Durchwegungsmöglichkeiten Raum für vielfältige Nutzungen.

Die imposanten Platanen am Eltingplatz erhalten entlang der Eltingstraße große bankartige, bepflanzte Möblierungselemente und werden durch vergrößerte Flächen für niedrigere Unterpflanzung als den Platz rahmende Baumreihe in Szene gesetzt.
Das zentrale, leicht modellierte Rasenfeld erscheint von einer breiten und lichten „Baumarkade“ umgeben.
Unter dem filigranen Licht- und Schattenspiel der skulptural anmutenden Platanen bietet sich dem Besucher durch die Öffnung des Raumes eine sehr hohe Verweilqualität von ganz besonderer Stimmung mit einem unverstellten Blick auf die helle Platzmitte. Der Blick auf die parkenden PKWs im Süden und Osten wird durch eine ca. 60-80 cm hohe immergrüne Bepflanzung verdeckt. Zusätzlich ermöglichen ein- bzw. zwei aus dem Geländeverlauf entwickelte Stufen ein niedrigeres Geländeniveau für der Stellplätze.
Punktuell gesetzte immergrüne Strauchgehölze setzen räumliche Akzente. Auf der sehr großzügig bemessenen Promenadenfläche unter der Baumarkade und auf der Wiese finden Anwohner, Besucher und die hier arbeitenden Menschen einen Ort um sich zu treffen oder Ruhe und Entspannung.

Im Schatten der Bäume, insbesondere an den sich öffnenden Ecken sind Sitzmöglichkeiten, Spielgeräte wie Tiere aus Stein, ein sehr einfacher Brunnen, ein Tierrelief etc. angeordnet, die Entdeckungsmöglichkeiten nicht nur für kleine und große Kinder darstellen. Der Trafokubus wird mit einer einfachen Stahlstruktur umgeben und erhält eine reliefartig gestaltete Wand gestaltete mit einem Trinkwasserspender.
Die Wiesenfläche sollte als Liege- und Sitzfläche genutzt werden können. Auch sind zusätzlich einzelne Holzliegen vorgesehen.

Die Grantfläche unter den Platanen zwischen Eltingstraße und Eltingplatz „schiebt“ sich als terrassenartiges Element mit einer verschleifenden Stufe von ca. 0 auf 8 cm aus der Schräge des Bestandgefälles leicht aus den umgebenen Pflasterflächen.
Die eingelegte Rasenfläche, mit leichten Modellierungen und die Lichtwirkung hervorhebenden Geophyten, wird mit einer breiten Stufe aus Betonwerkstein gerahmt.
In der Eltingstraße wird das Thema der vorhandenen Pflanzbeete aufgegriffen und neu interpretiert. Es wird vorgeschlagen, Module zu entwickeln, die in Abstimmung mit den Anwohnern unterschiedlich zusammengesetzt werden können. Sie bieten die Möglichkeit der Pflanzflächen, des Urban Gardening, des Sitzens und des Spielens in unterschiedlichen Kombinationen an, die im Wettbewerbsentwurf angemessen verortet, je nach Situation und Bedarf, weiter angepasst werden können. So kann auch der von Anwohnern gepflanzte Kirschbaum umgepflanzt werden und wieder seinen Platz finden. Angeordnet werden die Elemente so, dass die städtebauliche Grundstruktur erkennbar und ablesbar bleibt und die Erschließung weiterhin großzügig möglich ist.
Das Durchfahren von PKWs wird durch die Anordnung von Sitz- und Spielelementen verhindert, die den Blick nicht verstellen aber den Aufenthaltscharakter des öffentlichen Raumes bewusst aufgreifen und hervorheben. Leitbild ist hier das „Grüne Wohnzimmer“ für das Eltingviertel.

Als Bodenbelag wird ein lebendig changierendes Betonstein-Pflaster mit Natursteinvorsatz vorgeschlagen. Ein Reihenverband aus Pflastersteinen sowie die seitlich angeordneten Entwässerungsrinnen unterstreichen die Linearität der Stadträume und zonieren dezent den Raum. Der vorgeschlagene Verband aus Pflastersteinen unterschiedlicher Längen bewirkt ein lebendiges Pflasterbild. Die Straßen um den Eltingplatz sind nun ebenfalls verkehrsberuhigt.
Der Bereich des Innenhofes an der Waterloo Straße wird in seinem Grundcharakter als ruhige Wiesenfläche aufgegriffen. Es wird vorgeschlagen, die Ränder mit zusätzlichen Hecken- bzw. Strauchbändern und Bäumen unter Berücksichtigung der Himmelsrichtungen zu stärken und um den Blick aus und zu den umgebenden Gebäuden zu „filtern“.

Ein umlaufender Weg bietet eine kontemplative Rundwanderung durch abwechslungsreiche Atmosphären unterschiedlicher Licht- und Vegetationsverhältnisse mit besonderen Verweil- und Aufenthaltsqualitäten. Sonnenbeschiene Bänke, teilweise auch im Halbschatten und Schatten mit schönen Blickbezügen, laden alle zum Sitzen und Entspannen ein. Urban Gardening Kästen, aber auch Bienenkörbe etc. ermöglichen gemeinsame gärtnerische Aktivitäten. Ein großes Holzpodest zentriert den Raum und bietet Sitz-, Liege- und Spielflächen für Familien und kleinere Gruppen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Plangebiet wird wohltuend von störenden Einbauten bereinigt. Die Grundstruktur des Entwurfes bietet eine solide und klassisch funktionale Gestaltung und Nutzungsqualität, jedoch mit wenig Innovationskraft.

Der Straßenraum wird freundlich und großzügig gestaltet. Neben dem Erhalt der Bäume wurden an wohlüberlegten Positionen kommunikationsfördernde Sitz- und Pflanzelemente ergänzt; die Positionierung von Spielelementen im Straßenraum erscheint dabei aber nicht so günstig. Im Gegensatz zu dem klaren Konzept erscheint die Unterpflanzung und Möblierung unter den Platanen als gestaltgebendes Element für den Eltingplatz nicht geeignet, dem Quartier eine neue Gestaltqualität zu verleihen. Grundsätzlich wird der Eltingplatz als klassischer grüner Platzraum verstanden, der sich jedoch eher introvertiert und mit wenig nutzbarer Fläche nach außen abgrenzt.

Die Anbindung an den Zwingliplatz ist gut gelungen, die Grünfläche an der Waterloostraße wird als ruhiger, introvertierter Grünraum entwickelt und wird so den Anforderungen gerecht, allerdings mangelt es ein wenig an greifbaren Ideen.

Die im Vergleich hohen Kosten erscheinen dem gezeigten Ergebnis nicht angemessen. Der Pflegeaufwand dürfte sich aufgrund der vorgeschlagenen Unterpflanzung der Platanen im oberen Bereich bewegen.
Lageplan

Lageplan

Detail Sitzbänke / Pflanzbeete

Detail Sitzbänke / Pflanzbeete

Detail Eltlingplatz

Detail Eltlingplatz

Schnitt A | Eltlingplatz

Schnitt A | Eltlingplatz

Schnitt B | Innenhof Waterloo Straße

Schnitt B | Innenhof Waterloo Straße