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Offener Wettbewerb | 02/2017

Sanierung/Erweiterung Martin-Haffter-Schulhaus

Phoenix

1. Rang / 1. Ankauf

Isler Gysel Architekten GmbH

Architektur

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser des Projektes Phoenix erstellen einen kompakten Ersatzneubau in der südöstlichen Ecke der Parzelle, parallel zur baumbestandenen Deucherstrasse. Der grossmassstäbliche, dreigeschossige Flachbau tritt damit städtebaulich nachvollziehbar in Bezug zu Körnung und Massstab der südlichen Industriebauten. In der orthogonalen Geometrie der Schulanlage verankert, versucht der neue Solitär gleichzeitig zum Kindergarten eine Beziehung her- zustellen und einen weitläufigen Freiraum aufzuspannen, der durch verschiedene Nutzungen und Gestaltungsthe- men gegliedert wird. Die Säntisstrasse im Westen, der Giessenweg im Norden und ein Stichweg von Süden münden in den zentralen Pausenplatz, an den die nordöstliche Ecke des Schulhauses mit einem eingezogenen Haupteingang andockt. Das Schulhaus versteht sich damit trotz seiner solitären Position als Gegenüber des Kindergartens um eine neu formulierte Mitte. Dies führt zur sinnfälligen Anordnung der Parkierung entlang dem Giessenweg und dem Er- halt von Trockenplatz und Spielwiese an ihrer ursprünglichen Stelle. Die Lage des Neubaus tangiert den Altbau nicht, was den vorteilhaften Bauablauf ohne Provisorium erlaubt. Die Abwartwohnung wird als separater Baukörper städtebaulich plausibel in der nordwestlichen Ecke im Anschluss an die Einfamilienhäuser angegliedert, womit allerdings der Perimeter verletzt wird. Der kompakte Baukörper und sein modulares Raumprinzip werden statisch plausibel und konsequent über dem Ras- ter des Notspitals als „Fundament“ aufgebaut. Im Innern entfaltet sich die Idee einer öffentlichen Mitte, die durch Oberlichter und Lichthöfe mit Tageslicht versorgt wird. Im Erdgeschoss wird im Zentrum der Mehrzweckraum mit ein paar Stufen abgesenkt. Er ist seitlich von den Treppenkernen fest eingefasst und von drei Seiten über flexible Wände abschliessbar. Die Anordnung des Saals ermöglicht auch im geschlossenen Zustand den Zugang zu den an- grenzenden Räumen über grosszügige Korridore. Im offene n Zustand wird der zentrale Raum zu einer weitläufigen und vielfältig nutzbaren Spiellandschaft, die über die Ober lichter auch die vertikale Dimension des Gebäudes erfahr- bar macht. Die weiteren Nutzungen im Erdgeschoss sind sinnfällig angeordnet, einzig die gefangene Lehrervorbereitung wird betrieblich bemängelt. Über die zwei Treppenkerne werden die Obergeschosse mit den Spezial- und Regelklassen erschlossen, wobei die öffentlichen Nutzungen erneut die Mitte besetzen, mit den Multifunktionsräumen im ersten und der Bibliothek im zweiten Obergeschoss. Darum herum sind die Klassen- und Gruppenräume bzw. die Werk- und Vorbereitungsräume zu einem sehr geschickten, kompakten Raumgefüge verknüpft. Zwei Klassen- und Gruppenräume sind jeweils mit der Garderobe zu einem Cluster verbunden, der räumlich flexible Beziehungen zulässt und eine angemessene Intimität und Übersichtlichkeit im grossen Gebäude schafft. Durch die Lichtschächte werden nicht nur alle Garderoben mit Tageslicht versorgt, sondern sie ermöglichen auch vielfältige Ein- und Durch- blicke im Gebäude. Die gute Schaltbarkeit zwischen Klassen-, Gruppenräumen und Garderobe vermag den Nachteil der zu knapp dimensionierten Klassenzimmer und den zu grossen Gruppenräumen aufzufangen. Die sehr effiziente Flächennutzung wirft allerdings die Frage auf, ob das Raster des Notspitals nicht zu sehr zum Korsett wird. So scheint damit verbunden die Fläche um die Treppenhäuser für die hohe Anzahl der Schüler recht knapp bemessen und ohne Entlastungskorridore muss im Erdgeschoss das „richtige“ Treppenhaus gewählt werden, sofern im Klassengeschoss der jeweilige zentrale Raum nicht zur Zirkulation offen ist. Entsprechend dem modularen Raumprinzip ist das Gebäude als präzises System in Holz gedacht, was auf eine fun- dierte ingenieurtechnische Begleitung schliessen lässt . Die Wandachsen in Ost-West-Richtung und die Beton- Verbunddecken lösen im dreigeschossigen, gedämmten Rahmenbau die Anforderungen an Energie, Brand- und Schallschutz plausibel. Die haustechnische Versorgung der Zimmer erfolgt über dezentrale Steigzonen und Zuluft via Fassade. Der Systemholzbau prägt konsequenterweise den Ausdruck des Gebäudes mit einer ruhigen, modula- ren Fensterabwicklung, die in überzeugender Relation zum Baukörper steht. Die tektonische Schichtung der Bauteile verfeinert die Fassade und verleiht dem Bau eine wohltuende Massstäblichkeit. Das auskragende Dach hingegen suggeriert eine Pavilliontypologie, die im Verhältnis zur Dreigeschossigkeit nicht recht zu überzeugen vermag und als konstruktiver Witterungsschutz nicht ausreicht. Das Projekt lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten, wo- bei das Überbauen des Notspitals eine gewisse Unsicherheit birgt. Im Zentrum der Projektidee steht der kompakte Baukörpe r mit einem ausgeklügelten, baukastenartigen Raumgefü-ge. Die grosse Qualität liegt darin, dass trotz der Kompaktheit überraschend grosszügige Räume mit hoher Flexibilität entstehen, die aber auch von den Nutzern eine entsprechende Adaption und Kreativität verlangen. Präzise und überzeugend in der Baukonstruktion weitergedacht, vermag das Projekt die Anforderungen zu einem beeindrucken- den Ganzen zu verknüpfen.