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Beschränkter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren | 04/2017

Evangelische Kirche in Pforzheim | Innenstadtzentrum an der Stadtkirche

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

wittfoht architekten bda, Prof. Jens Wittfoht

Architektur

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Bobran Ingenieure

Bauphysik

Erläuterungstext

Die Volumetrie des Neubaus reagiert auf die unterschiedlichen städtebaulichen Rahmenbedingungen. Im Erdgeschoss folgt der Baukörper den Grundstücksgrenzen und definiert damit klare Raumkanten zur Rennfeld- und Nagoldstraße und zum Melanchthonplatz. Ab dem ersten Obergeschoss wird die Gebäudekante an der Platzseite hervorgezogen. Die Auskragung dient einerseits der Betonung des Haupteingangs, andererseits lenkt das Gebäude damit in Richtung Fußgängerbrücke. Der viergeschossige Gebäudeteil greift die Kleinmaßstäblichkeit der angrenzenden Wohnbebauung auf, während die 6-Geschossigkeit entlang der Nagold auf den Maßstab des Flussraums und der gegenüber liegenden Stadtkirche mit Glockenturm reagiert.
Zwischen Innenstadtzentrum und Stadtkirche entsteht ein durch Bodenbelag, Bepflanzung und Möblierung akzentuierter Platz als Geste der Zusammengehörigkeit. Er ist der Gelenkpunkt, an dem unterschiedliche Richtungen zusammentreffen und leitet zur Brücke über die Nagold weiter.
Der durch seine Formgebung akzentuierte Haupteingang des neuen Innenstadtzentrums liegt konsequenterweise am Melanchthonplatz. Die verglaste, Transparenz ausstrahlende Eingangssituation minimiert Schwellenängste und schafft eine Atmosphäre der Offenheit. Neben diesem gemeinsamen Zugang für alle Hausnutzer gibt es im Süden einen zusätzlichen Nebeneingang, der als separater Eingang für das Pfarramt genutzt werden kann. Bei Bedarf kann dieses auch über einen weiteren Nebeneingang an der Rennfeldstraße erreicht werden.
Ein großzügiges Foyer dient als zentraler Verteiler und erschließt die beiden Säle, die aufgrund ihrer hohen Publikumsfrequenz im Erdgeschoss liegen. Die Richtlinien bezüglich Fluchtwegen und Versammlungsstätten sind damit berücksichtigt. Die beiden Säle und das Foyer öffnen sich auf einen gemeinsamen, geschützten Außenbereich, der im Sommer für unterschiedlichste Aktivitäten genutzt werden kann. Die einzelnen Abteilungen sind entsprechend ihren Funktionszusammenhängen in den jeweiligen Obergeschossen sinnfällig angeordnet, sind separat erreichbar und verfügen über einen angemessenen Empfangsbereich.
Die ruhige Fassadengliederung macht die unterschiedlichen Funktionen nach außen ablesbar. Durch die Materialwahl – zwischen Rot- und Gelb-Tönen changierender Klinker - wird das Fassadenthema der Stadtkirche aufgegriffen, neu interpretiert und eine Anlehnung gesucht, um zusammen mit dem neu gestaltet Platz ein Gebäudeensemble zu schaffen, das einen Akzent im städtischen Gefüge setzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt ein winkelförmiges Gebäude vor. Die beiden Schenkel des Winkels weisen unterschiedliche Höhen auf. Der zur Nagold hin gewandte Gebäudeteil ist 6-
geschossig und überschreitet damit die Höhe der Kirche. Der zum Kirchplatz hin gewandte Gebäudeteil ist 4-geschossig.
Durch die Höhenentwicklung entsteht ein Gebäude das sich vor allem zur Nagold hin wendet und weniger zur bestehenden Kirche. Der Winkel bildet im Bereich der nördlichen Innenecke einen Patio aus, dessen Ausrichtung/Nutzungsqualität hinterfragt wird.
Das Raumprogramm ist geschossweise weitestgehend nach unterschiedlichen Nutzungen organisiert. Dies gelingt auf einfache und nachvollziehbare Weise.
Der Hauptzugang erfolgt an nachvollziehbarer Stelle vom Kirchplatz aus. Ein Nebeneingang zur Erschließung von Pfarramt und Kantorat ist, ebenfalls denkbar, an der Rennfeldstraße gelegen.
Der im EG gut gelegene große Saal wird direkt seitlich über das formal etwas unbefriedigende Foyer erschlossen. Der Saal öffnet sich nach außen hin zum Kirchplatz lediglich über kleine „Bullaugen“. Wie sich der Saal nach außen hin zeigt bzw. zeigen sollte, wird im Preisgericht unterschiedlich bewertet.
Um in den kleinen Saal/Café zu gelangen führt der Weg im EG vom Foyer aus etwas ungünstig an Nebenräumen wie Küche und Lager vorbei.
Insgesamt wirken die Grundrisse aufgeräumt und gut strukturiert. Die Flurbereiche könnten mit ein wenig mehr Abwechslung ausgestaltet sein.
Im 4. OG entsteht über dem zum Kirchplatz hin ausgerichteten Gebäudeflügel eine Dachterrasse, die gute Aufenthaltsqualitäten verspricht und einen echten Mehrwert darstellt.
Die Anmutung der Fassaden wird hinterfragt. Die Ausstrahlung des Gebäudes entspricht so nicht den Erwartungen. Die Auswahl der Fensterformate überzeugt nicht überall.
Der neue sog. Melanchthonplatz als ruhiger Baumhain ist sicher auf Grund seines verbindenden Charakters zwischen Kirche und neuem Zentrum ein angemessenes Freiraum-Motiv, das jedoch eine Belebung z. B durch eine Café-Nutzung sehr gut vertragen könnte.