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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2017

Generalsanierung Bildungszentrum Innenstadt Leoben

3. Rang

PLOV Architekten ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die Differenzierung des bestehenden Ensembles in eine repräsentativ zur Stadt orientierten Vorderseite und eine introvertierte zum Grünraum orientierte Rückseite wird beibehalten. Die zur Stadt orientierte Seite bleibt im Erscheinungsbild unverändert und wird Instand gesetzt. Auf der Rückseite werden die bestehenden Innenhofbauteile abgebrochen und die klare U-förmige Grundstruktur des Bestandes freigestellt. Die neue zum Freiraum terrassierte Innenhofbebauung spricht eine klare und zeitgemäße Sprache und ergänzt den denkmalgeschützten Bestand in selbstbewusster Art und Weise und schafft ein selbstverständliches Nebeneinander der Epochen. Räumlich werden Bestand und Neubau verwoben sowie Innenraum und Außenraum in enge Beziehung zueinander gesetzt.
Der Zubau aus den 1970er Jahren wird in seiner Grundstruktur erhalten und generalsaniert. Die Anbindung des Zubaus an den denkmalgeschützten Bestand erfolgt einerseits durch eine gläserne Verbindungsbrücke im 1. Obergeschoß sowie durch eine unterirdische barrierefreie Verbindung im Untergeschoss. Dadurch wird der denkmalgeschützte Altbau freigestellt und in seinem Erscheinungsbild gestärkt. Die funktionale Grundkonzeption betrachtet das Schulzentrum Leoben als Gesamtkomplex, der ein robustes und flexibles Grundgerüst für den Schulalltag von heute und von morgen darstellt.
Die Hardware des Schulbetriebes – Stammklassen und Unterrichtsräume - wird in der U-förmigen „harten Schale“ des Bestandes angeordnet und profitiert vom vorhandenen großzügigen Raumangebot und den Raumhöhen des Bestandes. Gruppenräume, Lernflächen sowie Gang- und Aufenthaltsbereiche werden zum „weichen Kern“ des Schulzentrums orientiert und erhalten starken Bezug zu den Schulterrassen und zum Freiraum.
Das Zentrum ist das pulsierende Herz des neuen Schulzentrums und beherbergt die zentralen Funktionen für beide Schulformen. Eine breite Sitzstufenanlage verbindet das Zentrum mit den schulischen Bereichen der NMS und der Volksschule. Die Bibliothek und der Medienraum sind rund um begrünte Atrien angeordnet. Lehrküche und Lehressen sind direkt zum Außenraum orientiert im nordwestlichen Bereich des Zentrums angeordnet.
Der bestehende Turnsaal wird abgebrochen. Der neu errichtete Normturnsaal (Kleinturnsaal, geeignet gem. Ö-Norm B2609) und die zugeordneten Nebenräume sind im östlichen Bereich des Zentrums am Niveau des bestehenden Untergeschosses (-1.22m) angeordnet und ermöglichen so die durchlässige und offene Konzeption des Zentrums. Der neue Kleinturnsaal (flächengleich wie der bestehende Turnsaal) bietet Raum für Sport und Veranstaltungen und ist direkt mit dem Pausen- und Essbereich sowie mit dem Außenraum verbunden. Verglaste Innenwände schaffen spannende Einblicke und Durchblicke vom Zentrum.
Die Volksschule wird über drei Geschosse im östlichen Bereich des Gebäudes organisiert. Die Erschließung der Volksschule erfolgt über das bestehende Stiegenhaus im Westen. Die Garderoben für die Volksschüler werden jeweils Geschossweise angeordnet. Die Möblierung ist möglichst leicht und flexibel konzipiert um vielfältigen Unterrichtskonfigurationen gerecht zu werden.
Die Neue Mittelschule wird über drei Geschosse im westlichen Bereich des Gebäudes angeordnet. Die Erschließung der Neuen Mittelschule erfolgt über das bestehende Stiegenhaus im Osten. Die Garderoben für die Schüler der Neuen Mittelschulen werden zentral im Untergeschoss angeordnet. Die Sonderunterrichtsräume der Neuen Mittelschule (NMS-Fachwelten) werden im Obergeschoss des Zubaus angeordnet und sind mittels Verbindungsbrücke an die Neue Mittelschule direkt angebunden. Die Möblierung der Unterrichtsräume ist möglichst leicht und flexibel konzipiert um vielfältigen Unterrichtskonfigurationen gerecht zu werden.
Die Lehrendenwelt wird zentral zwischen Volksschule und Neue Mittelschule im 1. OG angeordnet und gewährleistet so kurze Wege und Übersichtlichkeit für die Lehrer im alltäglichen Schulbetrieb. Der direkte Zugang der Lehrendenwelt zur Terrassenlandschaft schafft einen exklusiven Freiraum für die Lehrer und lädt zwischendurch zum „Verschnaufen“ im Freien ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur

Den Grundansatz des Projektes bildet das komplette Ausräumen des Hofes. Damit ergibt sich in den beiden unteren Geschoßebenen eine sehr offene, großzügige und terrassenförmig angeordnete Raumsequenz mit kleinen Höfen und Atrien. Dieses neue Raumkontinuum bildet den Schwerpunkt für alle Zentrumsfunktionen der Schulen und verbindet den Garten mit dem Schulgebäude. Diese vielfältigen neuen räumlichen Aspekte sind allerdings nur in den beiden unteren Geschossen vorhanden. Denkmalpflegerisch wird die Strukturveränderung auf der Gartenseite durchaus kritisch gesehen. Die Balance zwischen dem Aufwand und der Bedeutung derartiger Abbruchvolumen und dem Gewinn an neuen Potentialen für den Stadtraum und/oder für das schulische Geschehen ist nicht gegeben. Das Verbindungselement zwischen Altbau und dem Zubau wird durch die Überarbeitung verbessert.

Lernen und Raum

Das Projekt bietet den Schulen eine gemeinsame Mitte an, die sich im Hofgeschoss großzügig erstreckt und via Atrien eine Verklammerung mit dem Grünbereich eingeht. Diese Großzügigkeit wird in das Erdgeschoss weitergeführt und mündet in einer Gruppenraumspange mit Ausgang auf das Flachdach. Von den Schulen wird dieser Mitte mit Bibliothek, Lehrküche/essen und Veranstaltungssaal/Turnen hinsichtlich ihrer alltäglichen Praktikabilität allerdings angezweifelt – die Vermischung von Lernenden der VS und NMS wird als zu schroff erkannt, Gemeinsamkeit ist hier keine Option, sondern grundlegendes Programm. Die Anordnungen von Klassen- und Gruppenräumen werden insgesamt als wenig lesbar und übersichtlich erlebt. Auch dem Schulerhalter fehlt die neutrale Stringenz in der Logik der grundrisslichen Füllung. Der Anordnung von Nassräumen, Gruppenräumen und Garderoben (in der VS) fehlt ein einheitliches Vorgehen. Ebenso sind die Wegführungen nicht „selbstverständlich“. Die Gruppenräume im Erdgeschoss weisen schöne Bezüge zu Freiraum und Terrasse auf. Demgegenüber wäre die verstärkt dezentrale Verteilung derartiger Räume in allen Geschossen mit Klassen allerdings vorzuziehen. Die Lehrenden-Welt im OG1 wird hinsichtlich ihrer durchgedachten Form gewürdigt. Eine mögliche Verbindung zwischen West- und Ostflügel ist damit aber unterbunden. Der Möblierungsvorschlag für die einzelne Klasse wird gewürdigt.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt