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Mehrfachbeauftragung | 03/2017

Städtebauliche Neuentwicklung des Gebietes „Metzgergrün / Bissierstraße“

Perspektive Wohnhof

Perspektive Wohnhof

1. Rang

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Quartier Metzgergrün in Freiburg soll sich in den kommenden zehn Jahren deutlich verändern und zu einer zeitgemäßen Siedlung entwickeln, ohne seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. Anstelle der 27 in die Jahre gekommene Zeilengebäude aus den 1950er Jahren entsteht hier in den nächsten zehn Jahren ein gemischtes Quartier mit ca. 500 neuen Wohnungen und großzügigen Grünflächen. Die Freiburger Stadtbau GmbH hat daher eine formlose Mehrfach-beauftragung ausgeschrieben, die Dietrich | Untertrifaller im Team mit den Landschaftsarchitekten Ramboll Studio Dreiseitl gewonnen hat.

Der Entwurf organisiert die rund 500 Wohnungen in sechs Blöcken, die überschaubare Nachbarschaften schaffen. Jeder Block kombiniert drei- bis vierstöckige Zeilenbauten und Punkthäuser rund um einen begrünten Innenhof. Entlang der Straße und Bahnlinie schirmt ein viergeschossiger Gebäudewinkel, dessen Wohnungen für den Schallschutz optimiert sind, die Siedlung ab. In der Mitte des neuen Quartiers liegt ein öffentlicher Platz mit Kindergarten und Geschäften. Ein Ballspielplatz am südlichen Rand des zentralen Grünzuges verzahnt das neue Quartier mit der Nachbarschaft und ist Begegnungsort für alle Bewohner. „Diese städtebauliche Komposition aus Wohnhöfen, sozialräumlicher Mitte, hochwertigen und differenziert nutzbaren Freiräumen, neuen Vernetzungen und richtigen Wegeverbindungen hat das Potenzial, ein modellhaftes und zukunftsweisendes Quartier entstehen zu lassen,“ lobte die Jury den Entwurf.

Geförderte, frei finanzierte und Eigentumswohnungen werden gleichmäßig auf alle Baublöcke verteilt und sorgen für eine intensive soziale Durchmischung. Das nachhaltige Verkehrskonzept hält den Innenbereich der Siedlung weitgehend autofrei – geparkt wird in drei Sammelgaragen am Rand des Quartiers. Alle Straßen im Quartier sind „Spielstraßen“, die Verkehrsteilnehmer teilen sich den Straßenraum als „shared space“.

Das Metzgergrün besticht bereits heute durch seinen enorm hohen Grünanteil. Eingespannt zwischen zwei Kleingartenanlagen kommt dem Quartier auch in Zukunft eine wichtige Rolle als ökologischer Korridor zu. Ein derzeit kanalisiertes Gewässer soll erlebbar gemacht werden und mitten durchs Quartier fließen. Entlang des neuen Bachlaufs entstehen Feuchtbiotope, die auch zur Regenwasserrückhaltung genutzt werden können. Das Quartier erhält auf diese Weise eine grüne Mitte mit Sitzgelegenheiten unter Bäumen zum ungezwungen Ausruhen, Begegnen und Treffen. Der Entwurf interpretiert den ursprünglichen Charakter der Siedlung auf zeitgemäße
Weise und bietet den bisherigen und zukünftigen Bewohnern ein lebendiges Quartier mit hoher Wohnqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Inhaltlicher Leitgedanke des Konzeptes ist die Nachbarschaft. Als bauliches Motiv wird hierfür der Hof gewählt. Dieser Ansatz wird in vielfacher Hinsicht überzeugend ausgearbeitet. Die sechs unterschiedlichen Höfe bilden individuelle Räume. Sie werden jeweils additiv und doch baulich „locker“ und entwerferisch gekonnt jeweils aus Zeilen, Winkel und Solitären zusammengefügt. Es entstehen fließende Übergänge, von der Intimität der Block-Innenhöfe über Quartiersräume bis hin zu den umgebenden Stadtquartieren und Freiflächen. Das neue Wohngebiet wird zu einem unverwechselbaren Ort. Die Höfe gruppieren sich städtebaulich harmonisch um eine Quartiersmitte,
die mit einem großzügigen grünen Freiraum und einem schlanken, gut proportionierten steinernen Platz als spannende Raumfolge gestaltet wird. Der Bachlauf ist freigelegt und wird zum ökologisch und gestalterisch wertvollen Leitthema für den Freiraum. Das Gewässer wird zum räumlichen Rückrat und zum erlebbaren und Identität stiftenden Element des Quartiers. Diese städtebauliche Komposition aus Wohnhöfen, sozialräumlicher Mitte, hochwertigen und differenziert nutzbaren Freiräumen, neuen Vernetzungen und richtigen Wegeverbindungen hat das Potenzial, ein modellhaftes und zukunftsweisendes Quartier entstehen zu lassen. Gleiches gilt für das Konzept des
Wohnungsbaus. Der Wohnungsmix zeigt neben den gut durchdachten Grundrissen eine vielfältige und zugleich ökonomisch realisierbare und damit intelligent gelöste Flexibilität – sowohl für das Planen (z.B. mit den Altmietern) als auch für das Bauen. In den verschiedenen Häusern der Höfe finden sich nicht nur gemischte Wohnungstypen, sondern auch unterschiedliche Verfügungs- und Finanzierungsformen je Haus oder Parzelle. Die vorgeschlagene Parzellierung ermöglicht eine angemessen kleinteilige Mischung unterschiedlicher Zielgruppen und Trägerschaften. So wird beispielsweise vorgeschlagen, in den Zeilen den geförderten Wohnungsbau und in den Punkthäusern frei finanzierte Eigentumswohnungen zu realisieren. Die Punkthäuser in Holzbauweise
in jedem Hof akzentuieren darüber hinaus auch architektonisch die besondere Adresse und den Anspruch des Projektes auf Nachhaltigkeit im neuen Metzgergrün. Nicht zuletzt überzeugt der Entwurf auch durch eine große Durcharbeitungstiefe. Die Jury bemängelt zwar die im Vergleich geringere bauliche Ausnutzung, sie sieht dies jedoch als einen Mangel an, der heilbar erscheint, ohne das ansonsten starke Konzept zu verwässern. Der Entwurf gestaltet im Sinne der Ansprüche des Projektes Metzgergrün überzeugend die sozialen, ökologischen, und partizipativen Themen der gestellten Aufgabe – städtebaulich, freiraumgestalterisch und architektonisch. Die Arbeit wird damit auch der bisherigen Geschichte dieses Projektes in besonderer Weise gerecht.
Perspektive Straßenraum

Perspektive Straßenraum

Städtebaulicher Rahmenplan

Städtebaulicher Rahmenplan

Grundriss OG1 + Schnitt/Ansicht

Grundriss OG1 + Schnitt/Ansicht