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Offener Wettbewerb | 07/2007

Landesgartenschau Bamberg 2012

_ausstellungskonzept

_ausstellungskonzept

1. Preis

brugger landschaftsarchitekten_stadtplaner_ökologen

Landschaftsarchitektur

  • Mitarbeitende:

    Philip Schmoeger, Dipl. Ing. Philip Schmoeger Dipl. Ing. Tanja Kalter Dipl Ing. Christina Kerler , Fachplanerin M.A. Esther Pschibul

Erläuterungstext

Das Konzept ´Dimensionen einer Matrix´

Die Idee des Konzepts beruht auf der ausgedienten Funktion der ehemaligen ErbaBaumwollfabrik und beschäftigt sich mit der Gewebestruktur des Naturmaterials. Mikroskopisch vergrößert, zeigt die Baumwollmatrix ein vielschichtiges Geflecht von sich überlagernden Fasern. Dieses klare und einfache Prinzip einer Vernetzung spiegelt sich in einem übergreifenden Konzept für den Nordpark und die LGS 2012 in Bamberg wieder.

„vom Makro zum Mikro\"

Die Idee der Gewebematrix wird als zweidimensionales Geflecht dem Ausstellungsgelände eingeschrieben und dort immer feiner verwoben:
Strukturgewebe wird zum Geflecht der Wege und öffentlichen Plätze; Ausstellungs- und Kristallisationsflächen werden entlang der Wege installiert und eingeflochten. Faserstränge werden zur Inspiration für Pavillons, Gebäuden, Sitzgelegenheiten, Flächengestaltung, Brunnen und einer Freilichtbühne.

Die Matrix - Erweitertes Prinzip

In dem dynamischen Raumgefüge der Stadt Bamberg, das keiner plangenauen Durchstrukturierung folgt, findet sich eine deutliche Parallele zur eigenständigen Überlagerung und Vernetzung des Baumwollgewebes - und ist so der grundlegende Baustein des Konzepts.
Es erfolgt eine Einwebung der neuen Struktur in die vorhandene Stadtmatrix, wodurch dem Ort eine neue Identität gegeben wird. Es entsteht also ein neuer Stadtteil auf der Basis des vorhandenen Geflechts.

Ausstellungsfläche - Transformation und Kristallisation

Das Matrixgeflecht zeigt sich dem Besucher der LGS 2012 am deutlichsten in den Ausstellungsflächen, die in einer spannenden Abfolge dem Wegenetz einbeschrieben sind. Hier wird die Beliebigkeit des Freiraums aufgelöst, Identität und Orientierung geschaffen.
Eine Vielzahl an unregelmäßigen Strukturen bietet interessante Variationsmöglichkeiten für Aussteller und Betrachter.
Nach der LGS werden viele Ausstellungsflächen im Anschluss einer Transformation preisgegeben. Bedeutende Eckpfeiler der Ausstellung bleiben als Kristallisationsflächen erhalten.

Transformationsflächen behalten ihre Dimensionen und im Wesentlichen ihre innere Struktur, werden aber durch neue Inhalte formatiert: Das Repertoire reicht von üppigen Staudenflächen, großzügigen Rasenebenen über intensivfarbige Blumenwiesen bis hin zu strukturierten Zellen mit verschiedenen Gräsern.

Manche der Ausstellungsflächen transformieren sich in Bereiche, in denen sich neue Aktivitäten entwickeln können: So entsteht z.B. in der Ausstellungshalle der Blumenschau Raum für Subkultur und Kommunikation. Die angrenzenden Themengärten wechseln ihre Aufgabe und erschließen sich zum zentralen Freiraum im neu gestalteten Wohngebiet.

In den Kristallisationsflächen werden einzelne Elemente noch einmal neu mit dem Leitgedanken konfrontiert und künstlerisch herausgearbeitet; es entsteht Raum für freie Interpretation des Matrixkonzepts und schafft eine prägnante Fortführung des Themas.
Der Leitfaden - Farbspiel eines Faserstrangs

Der Leitfaden manifestiert sich als schmales Band aus eingefärbtem Leinen (aufgezogen auf einer Stahlseilkonstruktion), führt als „organisches Element\" im Kontrast zum kantigen Wegesystem durch die Ausstellung und verbindet die Empfangsebene mit der Inselspitze.
Er zeigt sich dem Betrachter als Umsetzung eines stark vergrößerten Faserstrangs, „schwebt\" als eigenwilliges Gewebeelement in drei Metern Höhe und bietet dem Auge seines Verfolgers ein optisch interessantes Spiel aus An- und Abwesenheit.

Empfangsebene: „Wasserbecken und Gewebeskulptur\"

Eine großzügig angelegte Plattform empfängt den Besucher der Landesgartenschau 2012 als repräsentative Empfangsebene, in deren Zentrum eine große dreieckige Wasserfläche dominiert.
Über ihr erhebt sich eine fragile Säule aus Stahl und Glas, die das Konzept der Faserstruktur aufnimmt und auf die Wasseroberfläche projiziert. Trittflächen und Formen artikulieren den Matrixgedanken in der Ebenen und laden zum Überscheiten der spiegelglatten Wasserfläche ein.


Birkenhain: „Erholung im Naturgeflecht\"

Der Birkenhain als Ort der Ruhe und Erholung - explizit als bewusst gestaltetes „Naturgeflecht\":Die Konzeptidee findet einfache Umsetzung in langgestreckten Sitzgelegenheiten, die in Anordnung einer Gewebematrix folgen und erschließt sich im optischen Spiel von Überlagerung und Durchdringung der schwarz-weißen Birkenstämmen auf 3500 qm.

Materialität:

Der Materialkanon wird auf wenige Baustoffe begrenzt. Asphalt definiert den 3 Meter breiten Hauptweg und lässt eine große Nutzungsvielfalt zu. Die diagonalen Wegeachsen und der Bereich vor der Bühne erhalten einen ruhigen wassergebundenen Belag. Lediglich die Empfangsebene und der zentrale Platz werden mit großformatigen Betonplatten belegt, die Offenheit und Großzügigkeit der Orte verstärken. Sitzelemente, Treppenanlagen und Mauern werden aus hellem Ortbeton erstellt.

Beleuchtung: „Inszenierung und Transparenz\"

Abends werden die Kristallisationsflächen und anderen Ausstellungsflächen, sowie Wege und öffentliche Freiräume durch einfache Lichtsäulen beleuchtet. Einzelne Elemente und Gebäude werden des nachts besonders in Szene gesetzt und von unten angestrahlt - auf dem zentralen Platz rund um den ErbaTurm erinnern Lichtbänder auf dem Boden an das Gewebekonzept. Im lichtdurchfluteten dreieckigen Wasserbecken der Empfangsebene wird das Geflecht der Trittelemente neu belebt und die illuminierte Freilichtbühne an der Inselspitze erlebt höchste Transparenz.

Wegesystem : „Gewebematrix oder Fasergeflecht?\"

Das gesamte Gelände der Landesgartenschau wird mit einer feinmaschigen Gewebematrix überschrieben, das sich immer weiter verzweigt:
Langgezogene Hauptachsen führen diagonal über die Insel und verbinden das Ufer des Main-Donau-Kanals
mit der Uferböschung des linken Regnitzarms; dazwischen lösen sich netzartig, strukturierte Flächenin feingliedrige Wegstrukturen auf.
Immer tiefer kann der Besucher in das Geflecht aus Promenaden, Wegen, Pfaden und Zwischenräumen vordringen und sich auf die Mikro- und Makrodimensionen einlassen.

Wasser: „unmittelbares Erlebnis\"

Die Halbinsel wird durch einen Rundweg erschlossen, um einen möglichst engen Kontakt zum prägenden Element „Wasser\" herzustellen. Gerade Wegeachsen durchziehen diagonal das Gelände, lassen Großzügigkeit entstehen, die in der stark verdichteten Innenstadt fehlt.
Einige dieser Wege münden in „Balkone\", welche den Bezug zum Wasser auf einer weiteren Ebene interpretieren.
Als Querungen über die Fischtreppen dienen einfache Holzbrückenkonstruktionen und an der Inselspitze führen Treppen direkt bis an die
Wassergrenze, setzen das Wasser in Szene und es kann unmittelbar erlebt werden.

Bepflanzung: „Konzentration kontra Offenheit\"

Angestrebt wird ein dauerhaftes Konzept aus Offenheit und Konzentration. So entsteht ein Spiel aus Kontrasten zwischen offenen
Landschaftsflächen und konzentrierten Gehölzflächen. Dabei reicht das pflanzliche Vokabular vom Birkenhain über Biotopgebiete bis hin zu im Raster gepflanzten Baumhallen.
Während der LGS bilden locker angeordnete Heckenelemente Raumgefüge für diverse Ausstellungsflächen. Ferner begleiten Rabatten mit Wechselbepflanzung und aufgelockerte Baumreihen den Besucher
auf den langgezogenen Wegeachsen.
Infrastruktur:

Grundsätzlich wird eine möglichst umweltschonende Erschließung der LGS angestrebt.
Der Hauptbesucherstrom erreicht das Gelände vom neuen Busterminal aus, der bereits Gestaltungsprinzipien des Landesgartenschau-Konzepts erkennen lässt. Im Anschluss werden die Besucher über einen langen Erschließungskorridor zur Haupteingang geleitet.
Wassertaxis stehen in der ErbaLände bereit und können in Anspruch genommen werden; Fahrradstellplätze sind an allen Eingängen in ausreichender Zahl vorhanden.
Zentraler Platz: „ErbaTurm - Landmarke, Aussichtsplattform und Cafe\"

Der ErbaTurm als Zentrum mitten im Geschehen der Landesgartenschau Bamberg, erhält eine neue Identität und wird zum Anziehungspunkt:
Die Ausformulierung des Daches zu einer spektakulären Aussichtsplattform lockt die Besucher zu einem Kaffee im lichtdurchfluteten Pavillon oder auch zu einem Fernblick auf die Sonnenterrasse.
Eine weitere Interpretation der Konzeptidee projiziert ein „verflochtenes\" Licht-und-Schatten-Spiel von einer nichtbegehbaren, gewebeartigen Pergola auf die Bodenfläche.

„Intensive Ausblicke - von kurzer Dauer\"

Die Materialität der ErbaBaumwollfabrik wird übernommen und auf dem Platz neu interpretiert:
Die Matrixstruktur findet Ausdruck in einem Netz aus Linien, die als Cortenstahl- und Lichtbändern in das Bodenmaterial der großzügigen Freifläche eingewoben sind.
Der Platz rund um den ErbaTurm wird Nahtstelle zwischen Campus und Wohngebiet.

Ein Besucher-Pavillon bietet neuartige, ungewohnte Ausblicke in die Umgebung - möglich gemacht, nur für die Zeit der Landesgartenschau 2012 - durch ein Gewebegeflecht aus Stahl und einem Spiel aus transparenten und nicht-transparenten Flächen.

Pyramiden: „Dimensionen in Natur\"

Auf der Pyramidenwiese vereinen sich Plastizität und Gestaltungsprinzip; die Konzeptidee findet Umsetzung in gewaltigen Formelementen mitten in der Landschaft. Dem Betrachter präsentiert sich bereits aus der Ferne eine weite grüne Ebene, die außergewöhnliche Blickwinkel freigibt:
Eine Komposition aus grünen Grasflächen unterschiedlicher Neigung, deren Grundformen aus dem Matrixgeflecht in die dritte Dimension formatiert wurden. Zwischenräume können vom Besucher auf unterschiedlichste Weise erfahren werden.

Als wichtigen ökonomischen Grundgedanke werden die Erdabtragungen der Fischtreppe wieder in die Landschaftsgestaltung integriert und zum Überdecken der Altlastenfläche sowie zum Bau der Gras-Pyramiden eingesetzt.

Inselspitze: „Bühneninszenierung und Naturschauspiel\"

Die Inselspitze, als Wendepunkt des Ausstellungsgeländes wird extravagant in Szene gesetzt:
Ausformuliert wird ein neuer städtischer Begegnungs- und Veranstaltungsort für Besucher und Bewohner der Stadt Bamberg, mit einer faszinierenden Bühnen- und Stufenlandschaft als Magnet:
Die Umsetzung der Bühnenkonstruktion verkörpert das feine Fasergeflecht der Gewebematrix, wobei ein Schauspiel aus Licht und Schatten den zart, luftigen Charakter des Kubus trägt. Weitere Kompositionselemente, dem Konzeptgedanken entnommen, manifestieren sich in einer außergewöhnlichen Stufenanlage - die den Besucher oben majestätisch in Empfang nimmt und zum Verweilen einlädt, die Aussicht in die Natur von unterschiedlichen Plateaus zu genießen.
Eine Treppe begleitet den Besucher durch das Stufenspiel zur Freilichtbühne - auf eine tiefergelegene Fläche, die sich in alle Richtungen bis zum Ufer ausdehnt und den Besucher auf breiten, weißen Stufen direkt an die Wassergrenze führt:
Der Blick wird freigegeben auf eine pure Landschaft, die sich hier in ihrer naturreinen Form inszenieren kann - „Bühne\" für eine intensive Landschaftsbegegnung.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Die Idee, eine mehrschichtige Gewebematrix über das Gelände zu legen ist ein ungewöhnlicher Ansatz. Er ermöglich bei dieser Aufgabe eine interessant Abfolge verschiedenster Raumatmosphären, die mit den offenen Wasserflächen der beiden Flussläufe eine spannende Beziehung eingehen. Offene Wiesentrapeze im Wechsel mit geometrisch strukturieren Feldern aus Stauden, Hecken, Spielecken und kleinen Plätzen schaffen für die Besucher ein ausdrucksstarkes Gesamtbild. In dieses Webmuster werden die Kleingärten mit großem Selbstverständnis integriert. Die vorgeschlagene Aussichtsplattform als Landmarke wird sehr positiv bewertet. Das flächenartige Auflösen des Bebauungsmusters im Norden ermöglicht ein großzügiges „Weiteratmen“ des Parkes an dieser wichtigen Stelle. Der neue und faszinierende Gedanke hat so viel Kraft, dass er Anlass gibt, das aktuelle Bebauungsplankonzept an diesem Punkt zu optimieren. Der Wasserlauf ist in seiner Lage und Ausformung gut gewählt und wird spielerisch in den sonst eher strengen Kontext integriert. Das vorgeschlagene Wegekonzept ist schlüssig und passt in seiner geradlinigen Ausformung gut zur Gesamtidee. Die Besucher im Jahr 2012 werden von einer neuartigen und äußerst geschickt arrangierten Gartenschau überrascht. Ein Geflecht aus Belags-, Blumen- und Lichtbändern führt die Gäste zu den 4 richtig positionierten Ausstellungsschwerpunkten. Das Thema „Matrixgeflecht“ nimmt der Verfasser auch als Entwurfsidee für die Ausstellungshalle, die Freilichtbühne und weitere Einbauten auf. Diese stark skulptural wirkenden Gebäude sind die Knoten für ein weiteres gut gelungenes Gewebe, das sich über den Park spannt. Der Verfasser schafft somit auch einen interessanten „Kunstraum“ auf dem Gelände, der künftig vielfältig inszeniert werden kann. Durch den geschickten Einsatz von kostengünstigen Materialien zählt diese Arbeit zu den wirtschaftlichen Lösungen. Ihre besondere Qualität erschließt sich dem Betrachter erst beim näheren Hinschauen und Aufspüren. Die Folge ist ein intensives und lang anhaltendes Parkerlebnis für alle Altersschichten.“
_liberoblatt

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_vogelperspektive empfangsebene

_vogelperspektive empfangsebene

_vogelperspektive erbaturm

_vogelperspektive erbaturm

_blick auf die inselspitze

_blick auf die inselspitze

_blick aus dem pavillon

_blick aus dem pavillon